Für Spieler des 5-String Banjos gibt es in deutscher Sprache wenig Literatur, im wesentlichen beschränkt es sich auf die engagierte, aber didaktisch mitunter etwas unsortierte Veröffentlichung „Beginner Banjo“ des Münchner Ausnahmebanjospielers Rüdiger Helbig aus den 1990er Jahren. Spätestens seit dem Erfolg von Filmen wie „O, Brother were art thou?“ und Bands wie „Old Crow Medicine Show“, „Avett Brothers“ und „Mumford & Sons“ ist das archaische Instrument wieder en vogue und wird auch in aktueller Popmusik immer wieder prominent eingesetzt. Mit diesem neuen Umgang hat sich auch das Verständnis zum Banjo gewandelt. Insbesondere die fünfsaitige Variante ist längst nicht mehr nur die fellbespannte Kentucky-Gitarre für erzkonservative Rednecks aus den Appalachen. Längst wurde es von urbanen Hippstern mit gepflegten Vollbart und geisteswissenschaftlichem Bildungsintergrund (wieder-)entdeckt und will gespielt werden, aber wie?
Nun ist bei Dux ist eine umfangreiche und zeitgemäße Schule für 5-string Banjo erschienen, die die lange und facettenreiche, musikalische Tradition dieses einzigartigen Instruments vorbildlich und detailliert aufarbeitet. Autor ist Sebastian Schröder, geboren 1981, von seinem jungen Alter sollte man sich aber nicht täuschen lassen. Er ist zwar musikalisch noch nicht herausragend in Erscheinung getreten, aber misst man ihn an Informationsgehalt seines Buchdebuts hat der Mann seine Hausaufgaben gemacht.
„Banjo spielen!“ ist mehr als eine einfach Spielanleitung für das Instrument. Geboten wird eine umfangreiche Sammlung von Hintergrundinformationen, Tipps und Tricks, Ratschläge zu Set Up und Verstärkung, historische Exkurse, technische Erklärungen und interessante Fotos. Herzstück sind jedoch die Spielstücke, die Schröder nahezu chronologisch in klassische Herangehensweisen unterteilt: Einfaches Akkordspiel, Seeger Picking, Two Finger Picking, Clawhammer, Bluegrass (Scruggs-Style) und weitere Stile wie Minstrel, Classic, Plektrum, Blues & Back Up.
Im Gegensatz zum eingangserwähnten Werk ist „Banjo spielen!“ didaktisch und methodisch einwandfrei aufgebaut und kann sowohl im Unterricht mit Lehrer, als auch zum Selbstunterricht eingesetzt werden. Zu letzterem läuft es bei Banjospielern ja meistens hinaus, weil Banjolehrer rar sind.
Vielleicht ist das Ringbuch passagenweise etwas textlastig ausgefallen, aber Leute, die den epischen Ausführungen nicht so viel abgewinnen können, dürfen das überblättern, im weiteren Verlauf wird man dafür mit einem Haufen sehr ordentlicher Arrangements entschädigt. Einige klassische Tunes tauchen immer wieder auf und werden exemplarisch in verschiedenen Spielweisen interpretiert. So kann man gut erkennen, was der wesentliche Unterschied ist. Der Schwierigkeitsgrad reicht von Einsteiger bis untere Mittelklasse, spieltechnische Höhepunkt sind z.B. „Foggy Mountain Breakdown“, Melodic Spielweise oder neuere Stile spielen bereits keine große Rolle mehr. Es ist eben ein Buch für Einsteiger und Umsteiger (z.B. von Gitarre), bietet einen schönen Querschnitt durch die stilistische Vielfalt und erfüllt somit wunderbar seinen Zweck. Wenn man einen Einstieg gefunden hat und mehr lernen will, gibt es dazu auf dieser Grundlage eine Vielzahl von Tab/ Noten aus den USA.
Kompliment auch wieder einmal an den DUX-Verlag für die klare, drucktechnische Aufbereitung als Ringbindung (Metalldraht). Das Um- und Durchblättern fällt leicht und es besteht auch bei intensiver Benutzung kaum Gefahr eines frühen Zerfledderns. Mit dabei eine MP3-CD mit mehr als 300 beispielhaften Spielpassagen, die dazugehörige Tracklist befindet sich auf den letzten Seiten.
Fazit: Dicke Empfehlung für deutschsprachige Banjoeinsteiger! Wenn man dieses Buch durchgearbeitet hat, kann man schon ganz viel und ist für die meisten Spielsituationen gut gerüstet.
„Banjos spielen!“ erscheint bei DUX und kostet inkl. MP3-CD 42,80 €.