Fernando Sor zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Figuren der mitteleuropäischen Gitarrenkultur. Er wurde 1778 in Barcelona geboren, schlug zuerst eine militärische Karriere ein, wurde aber bald hauptberuflicher Gitarrist und Komponist. Sor lebte und arbeitete im Laufe seines Lebens in Paris, London und Moskau. Er wirkte als Gitarrenvirtuose, verfasste abendfüllende Opern, Einzelwerke und Etüdenzyklen für klassische Gitarre, u.a. auch die Gitarrenschule „Methode pour la Guitare“ (1830). Nach einer aufregenden internationalen Karriere starb Sor 1839 in seiner Wahlheimat Paris und wurde dort auf dem Friedhof Montmartre begraben.
Sor schaffte es wie kein Zweiter, den mehrstimmigen klassischen und frühromantischen Satz auf die Gitarre zu übertragen und setzte so mit seinen Werken neue Maßstäbe. Sein Werk ist allerdings so umfassend, breitfächrig und vielseitig, dass es sich für Unbedarfte schwierig gestaltet einen adäquaten Einstieg zu finden. So komisch, wie es klingt: Es gibt gleichzeitig zu viele und zu wenige herausragende Einzelwerke. Diese Problem hat der deutsche Gitarrist und Herausgeber Martin Hegel erkannt und wirkt ihm entgegen. Er hat unter dem Titel „Sor for Guitar“ 35 einfache bis mittelschwere (Klein-)Kompositionen aus Sors Oeuvre ausgewählt und zusammengetragen. Die Sammlung setzt sich in erster Linie zusammen aus Etüden aus den legendären Werken mit den Opuszahlen 31, 35, 44, 60.
Jeder, der es mit dem Erlernen des klassischen Gitarrespiels ernst meint, kommt an Sor und seinem umfangreichen Werk nicht vorbei. „Sor for Guitar“ bietet einen wunderbaren und maßvollen Einstieg in das komplexe Werk des Gitarrengroßmeisters. Innerhalb einzelner Opuszahlen sind Etüden bereits vom Komponisten selbst nach Schwierigkeitsgrad angeordnet. Man kann deutlich erkennen, dass Sor hier nicht nur als Komponist, sondern gleichzeitig immer auch als Instrumentalpädagoge gedacht hat. Nur wenig andere Komponisten haben auf einen didaktisch sinnvollen Aufbau und gute Spielbarkeit so viel Wert gelegt und sind dabei trotzdem hochmusikalisch geblieben (allenfalls noch seine Landsleute Dionisio Aguado, Napoleon Coste, Francisco Tarrega).
Die Bearbeitungen haben einen mittleren instrumental-technischen Anspruch und sollten für etwas fortgeschrittene Spieler ab ca. dem 2-3 Studienjahr gut zu bewältigen sein. Fingersätze, Notenbild, Seitenformat und Papierqualität sind vollkommen einwandfrei und lassen keine Wünsche offen. Das Heft umfasst folgende Werke:
3 Etüden aus op. 31 (Lecons progressives)
10 Etüden aus op. 60 (Introduction à l’étude de la guitare)
7 Stücke aus op. 44 (Petites pièces progressives)
5 Etüden aus op. 35 (24 Exercices très faciles)
Valse, op. 51/1
Petite pièce facile, op. 45/1
Marche, op. 48/1
Divertissement, op. 2/1
Theme et variations, op. 45/3
5 mittelschwere Etüden
op. 35/17, op. 35/22, op. 31/23, op. 35/13, op. 6/1
Fazit: „Sor for Guitar“ ist eine gelungene Zusammenstellung für klassische Gitarristen von Anfänger bis Mittelklasse und wird seinem eigenen Anspruch in vollem Umfang gerecht. Mittlerweile wurde die Veröffentlichungsreihe durch weitere Bände ergänzt. Ebenso empfehlenswert sind u.a. „Tarrega for Guitar“, „Bach for Guitar“, „Dowland für Guitar“.
Das Notenheft umfasst 35 Einzelstücke auf 34 Seiten, erscheint bei Edition Schott und kostet gut angelegte 16 €.