Was für eine Woche und was für ein Ende sie hatte.
Vergangene Woche habe ich die letzte Vocalspur für das Jim-Croce-Album eingesungen und kurz danach den ersten kompletten Mixdurchlauf aller sechs Einzelsongs bekommen. Klingt schon ziemlich gut, aber ich brauche noch zeitlichen Abstand um die Mixe beurteilen zu können. Bin noch zu nah dran: Gerade noch Sänger, Gitarrist und Bassist, dann schlagartig Seitenwechsel und wieder Produzent, der das große Ganze einschätzen und Konsequenzen daraus ziehen soll. Mach ich irgendwann später.
Da waren mir ein paar Radtouren im Umland ganz recht. Und zwei Recordingjobs kamen auch noch dazu: Zuerst haben wir mit Doro T. den dritten Song des geplanten Albums „Iconic Songs of the 1980s in 88 bpm“ fertig gemacht. Letzte Vocals wurden eingesungen und der formelle Ablauf gestrafft, ist jetzt über eine Minute kürzer und klingt dadurch wesentlich energetischer, weil es kaum noch redundante Wiederholungen gibt. Das ist Pop.
Dann ein neuer Song mit/für Mandy Stöhr. Ein Song von Stoppok, sie singt und spielt Gitarre, ich bediene Piano und E-Bass, Jan Hees an der Schießbude. Bis auf Piano ist schon alles im Kasten und LeadVocals & Chöre erklingen wirklich engelsgleich. Das ging schnell und hat richtig gute Laune gemacht. Nachdem die Aufnahmen im Kasten waren sind wir zur Feier des Tages noch zum Mittagstisch beim Italiener um die Ecke. Wir freuten uns bei guten Essen über die gelungene Einspielung. Dann folgte das böse Erwachen.
Als ich bestens gelaunt zu unserem Wohnhaus zurückkehre, kommen mir Frau und Kinder schon aufgeregt entgegen. Panische Gesichter, großes Geschrei. Sie sagen im Wohnungsflur strömt Wasser aus der Decke, ich schnell nach oben in den dritten Stock Altbau, es rauscht aus allen Rohren, eine Nachbarin und zwei meiner Kinder versuchen die Flut mit Töpfen und Eimern einzufangen, ich wieder runter in den Keller, Haupthahn abdrehen, aber wo ist er? Im Heizungskeller? Alle Rohre sind mit „Heizung“ beschriftet, weit und breit steht nirgends „Wasser“. Ich versuche dem Lauf der Rohre zu folgen und die Position des Lecks zu schätzen, keine Chance. Ich dreh einfach alles ab, was sich abdrehen lässt. Die Wärme des Heizungskellers und die Aufregung treibt mir den Schweiß aus allen Poren. Wieder vier Stockwerke rauf in die Wohnung, läuft immer noch, das Wasser ist entgegen meiner Erwartung sehr warm und kein Abwasser. Ich sehe wie Wasser auf mein Regal mit Büchern, Noten und wertvollen Dokumenten spritzt, rette die Schachteln mit den Familienfotos und Briefen meines Urururopas aus dem 19. Jahrhundert (kein Witz). Fast rutsche ich dabei auf dem klatschnassen Boden aus, die Kinder stehen im Weg, sind verwirrt und starr vor Schreck. Ich werde panisch, spreche lauter, fange an Anweisungen zu schreien, dann endlich, lässt der Druck des Wassers nach, der Strahl wird dünner, fängt an zu tröpfeln, versiegt schließlich ganz, es ist still.
Ich bin nass von Schweiß und Spritzwasser, verschiebe Regale, wuchte Kisten und Geräte zur Seite. Der Strom war zuerst ausgefallen, weil das Wasser einen Kurzschluss auslöste, Festnetztelefon, WLAN, Fernseher und Türklingel funktionieren gerade nicht mehr. Langsam beruhigt sich die Situation, wir schicken ein paar Kinder raus, wischen grob auf, der zwischendurch per Mobiltelefon alarmierte Klemptner kommt an, kann auch nicht mehr viel machen. Unsere über uns wohnenden Nachbarn laden uns auf einen Kaffee ein. Die großen Kinder sind verzweifelt, als sie erfahren, dass wir über’s WE vielleicht keinen Fernsehen und/oder WLAN haben. Licht, Herd, Kühlschrank wäre ihnen egal gewesen, aber kein Internet ist für sie unvorstellbar. Ich versuche noch einen Witz zu machen, sage, dass wir jetzt wohl ganz schnell alles Eis aus dem Gefrierschrank aufessen müssen, bevor es uns wegschmilzt, aber keiner kann darüber lachen. Vorsichtig lege ich etwas später den FI-Schalter im Sicherungskasten um und er hält, danach hintereinander eine Einzelsicherung nach der anderen, alles bis auf Flur und Abstellkammer, alles hält, kurz vor Sonnenuntergang haben wir wieder weitestgehend Strom, auch WLAN und Fernseher gehen wieder, die Kinder jubeln, auch ich bin erleichtert, dass wir heute Abend nicht im Dunkeln sitzen müssen. Künstliches Licht, trockene Füße und zufriedene Kinder sind schon was feines.
Wände und Böden sind wasserdurchtränkt, die hölzernen Türstöcke aufgequollen, die Gipsplatten der Decke haben Risse und hängen gefährlich durch, die Tapete schlägt Blasen oder rollt sich vom Putz runter. Was für ein Mist, jetzt erstmal trocknen lassen, hoffentlich alles versichert. Schönes Wochenende.
bähhh mein Beileid – und was war nun die Ursache?
Irgendein Scheiß RohrBlechDüsenVentil, eigentlich auch egal. Vor ein paar Jahren hat’s uns schon mal erwischt, da war’s noch tückischer, wochenlanges unentdecktes einrieseln in die Wände von oben, klamm und heimlich. Es wurde feucht, roch komisch, erster Schimmel und alle meinten, lüftet halt mal richtig. Später stellte sich raus, dass hunderte Liter Wasser in der Heizungsanlage gefehlt hatten und der Hausmeister hat sich gewundert und immer fröhlich aufgefüllt. Wurde damals aufwändig mit Heizplatten getrocknet (8 Wochen) und einwandfrei saniert. Sieht heute besser aus als vorher. Das hoffe ich für die neue Problemzone auch. Immerhin ist luftig trockener Frühsommer, da kann man schön die Schotten auf lassen.
Klingt alles nicht gut!
Halte uns doch auf dem Laufenden!
Ach du liebe Zeit. Das hatte ich ja noch gar nicht gelesen!! So ein Mist aber auch!! Klingt nach viel Arbeit…..und und und..