Nemesis ist die griechische Göttin des gerechten Zorns und der ausgleichenden Gerechtigkeit. Nevesis ist eine Stoner Rock Band aus Estland. Es ist nicht klar, ob der Bandname eine Anspielung an die griechische Mythologie sein soll, aber zornig klingt die Band allemal, auf der Bühne fast schon rachsüchtig. Ich habe Nevesis zufällig in Pärnu, Estland bei einem Doppelkonzert im Kulturklub Tempel gehört. Die Band besteht aus Erki Reim (voc, guit), Bert Järvet, die zusammen auch als Songschreiber fungieren, und Kiina Vargo (guit, keys) und Ken Koemets (drums). Zusammen haben sich die vier an diesem Abend die Seele aus dem Leib gespielt und den Konzertsaal mit rauen Riffkaskaden und wütenden Gesängen torpetiert. Bereits ab dem dritten Song spielten beim Konzert Reim und Järvet mit nacktem Oberkörper, ihre schwitzigen, schneeweißen Leiber glänzten im Scheinwerferlicht. Ansagen auf estnisch, ich verstand kein Wort, aber die Show war hochenergetisch, also alles gut.
Anfang Mai 2017 erschien das zweite Lonplayeralbum „Pink Magnetic Masters“ in leicht veränderter Besetzung. Neu dazugekommen ist die Gitarristin und Keyboarderin Kiina Vargo, die als weibliche Instrumentalistin in diesem Genre zwar gleich optisch auffällt, sich aber musikalisch wunderbar in den Gesamtklang einfügt. Das Album wurde in Estland aufgenommen und man kann beim Hören erkennen, dass sich die Band viel Arbeit gemacht hat. Trotzdem ist es nachteilig für das Album, wenn man die Band zuvor live gesehen und gehört hat. An diesen beeindruckenden Wall of Sound reicht der Mix der Albumeinspielungen beim besten Willen nicht heran und das ist etwas bedauerlich. Der gerechte (?) Zorn, vor allem des Leadsängers, ist aber auch hier noch in jeder Passage unüberhörbar. Ingesamt bietet das Album einen guten Einstieg um die baltischen Stoner kennenzulernen und vielleicht kann man sie dann auch irgendwann live in unseren westlicheren Gefilden erleben. Wäre wünschenswert.
Das Album (9 Tracks, ca. 40 Min. Spielzeit) erscheint als Audio-CD im Direktvertrieb, als Download oder Stream.
Hier ein minimal animiertes Musikvideo zu dem Albumtitel „Abyss, Baby“