Über Musik als Rettung

“Doch irgendwann, es dunkelt bereits und die Straßen der Innenstadt sind schon verlassen, entdecke ich den einen, der es geschafft hat. Er gehört zu jenen, die Glück verschenken: Den Nachmittag über spielte er für Geld das übliche Mainstream-Tralala, aber nun spielt er für sich – und mich, seinen unsichtbaren Zuhörer. Der junge Mensch, vielleicht 30, hat seine Waffe gefunden, den einen Notausgang: Musik. Auf Noten entkommt er seinem Leben. Sie schweben, und er zieht hinterher. Nichts soll ihn mehr einholen, er will abhauen, und keiner folgt ihm, keiner verfolgt ihn, kein Kummer, keine Wut, keine Kugel. Wie in einem Zeichentrickfilm: Ein Schnitt, und der Hauptdarsteller verschwindet in Sphären, für deren Erleben andere sich vollsaufen oder Drogen spritzen müssen. Er nicht, er flötet sich davon. Mit einem Wimpernschlag ist er die Welt los. […] Der Mann und sein seliges Gesicht, unberührbar jetzt, verzaubert, so beneidenswert. Ach Kunst, ach die glorreichste Erfindung der Menschheit.”

Andreas Altmann: “In Mexiko”, S. 91

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