Anreise: Würzburg – Frankfurt – Dubai – Dar es Salaam – Mwanza – Shirati

Am Montagabend, den 19.08.2019 ging unsere große Reise nach Tansania, Ostafrika los. Christof Balling und Dennis Schütze (ich), also wir, nahmen einen ICE von Würzburg zum Frankfurter Flughafen und checkten ein in einen Nachtflug nach Dubai. Der riesige Airbus 380 der Airline Emirates startete kurz nach 22.00, um 6.00 Ortszeit (Deutschland 4.00) landeten wir auf dem riesigen Flughafen mitten in der Wüste der arabischen Halbinsel. Dort hatten wir 3h Aufenthalt und bekamen trotz Übermüdung schon einmal einen ersten Eindruck. Während wir am Gate saßen und auf unseren Anschlussflug warteten, zogen Reisende aus aller Herren Länder an uns vorbei: Araber, Inder, Afrikaner, you name it. Gegen 10.00 ging es weiter mit dem Flug über die arabische Wüste und den indischen Ozean.
Eine der beiden Stunden, die wir nach Dubai gewonnen hatten, büßten wir wieder ein und kamen am frühen Nachmittag in der tansanischen Küstenstadt und Metropole Dar es Salaam (Hafen des Friedens) an. Nach insgesamt fast 20h Anreise waren wir müde und erledigt, mussten uns aber noch etwas bei den Einreiseformalitäten und Gepäckband gedulden. Als wir aus dem Sicherheitsbereich heraustraten, sahen wir schon ein Schild und Jimmy, einen junger Mitarbeiter des DAHW, der uns erwartete. Mit dem Wort „Karibu!“ hieß er uns freundlich willkommen.
Jimmy fuhr uns zum anderen Terminal, dort besorgten wir uns etwas Bargeld aus dem Automaten und eine tansanische SIM-Karte für Christofs Smartphone. Danach ging es weiter, aber gar nicht weit, wie verließen das Flughafengelände, gleich auf der anderen Seite der Hauptstraße ging es in eine unasphaltierte Hoppelpiste mit kleinen Läden und Ständen links und rechts: Obst, Gemüse, Getränke, dazwischen lebendiges Federvieh in Käfigen, aufgearbeitete Halbschuhe, billiger Schmuck, USB-Stick mit Musik, alles was man so gebrauchen kann. Wir checkten ein in unsere Zimmer, verabschiedeten uns von Jimmy, machten uns kurz frisch und liefen nochmal zu Fuß die Marktstraße auf und ab. Alles easy, man fühlte sofort eine Form von afrikanischer Leichtigkeit, war aber auch komisch, weil außenrum nur schwarze Afrikaner waren und wir, die einzigen Weißen weit und breit, wurden von allen Seiten erstaunt angeschaut. Wir hatten noch kein Gefühl für Währung und Preise, erkannten die Lebensmittel nicht und wollten uns nicht gleich am ersten Tag irgendeinen Keim fangen, noch dazu waren wir hundemüde und um 19.00 wurde es schlagartig dunkel, also zurück ins Hotel.

Als wir dort den Transfer zum Flughafen am nächsten Morgen regeln wollten, trafen wir in der Lobby die schwarze Lehrerin Diana Harper aus Trinidad & Tobago. Die kluge und gebildete Frau besuchte gerade gemeinsam mit ihrem erwachsenen Sohn den Kontinent ihrer Vorfahren. Im Gespräch zeigte sie großes Interesse an unserem Projekt, es war auch das erste Mal, dass wir selbst in Tansania darüber berichteten. Vor allem die Idee in den Interviews zum Film die Kindern selbst sprechen zu lassen, kam sehr gut an. Im Anschluss tauschten wir Adressen aus und gingen in unsere Zimmer.

Um 3.45 wurden wir von unseren Smartphones geweckt und ohne Frühstück ging es los. Ich hatte am Abend zuvor noch dafür plädiert einfach zu Fuß zum nahgelegenen Flughafen zu laufen, aber mein Reisepartner hatte sich dabei unwohl gefühlt und einen Transfer organisiert. Jetzt war ich ganz froh nicht laufen zu müssen, denn es gab auf dem kurzen Weg keinerlei Beleuchtung, die „Straße“ war noch genau so holprig und voller Schlaglöcher wie am Tag zuvor und unser Gepäck war auch nicht leichter geworden. Also Taxi zum Terminal, Check-In kleiner Snack und Weiterflug um 6.00 Richtung Nordwesten.

In einer mittelgroßen Maschine ging es nach Mwanza am Victoriasee. Die Landschaft unter uns wurde im Landesinneren ein klein wenig grüner, war aber auch erkennbar dünner besiedelt. Um ca. 8.00 morgens landeten wir in Mwanza und wurden mit einem Bus über das Rollfeld zum Terminal gebracht, das wir vom Flieger aus gar nicht erkennen konnten, weil es nur ein ganz kleiner Bungalo war. Gepäckholen, alles da, nach draußen und dort erwarteten uns bereits Grace Mwasuka (DAHW), Estelle Brulhart (Sports Charity Mwanza) und ein Fahrer. Wir wurden herzlich willkommen geheißten und schon ging es zu unserem ersten offiziellen Termin. Wir besichtigten ein Sport Center im Bau, das gerade von der NGO Sports Charity Mwanza neben einer Schule errichtet wird. Man könnte meinen, dass ein Sportplatz zur Grundausstattung einer jeden Schule gehört. In Mwanza ist es jedoch schon kompliziert bis unmöglich schweres Gerät zur Planierung eines Platzes, Baustoffe und nicht zuletzt finanzielle Mittel zu bekommen. Die Errichtung von Sportstädten für Schüler, Vereine und Klubs haben sich Estelle Brulhard (Project Koordinatorin), Kaijage Rogasian (Vorsitzender & Mitbegründer) und Izack Mwanahpa (Sport Center Supervisor) zur Aufgabe gemacht und kommen damit gut voran. Wenn die Center mal errichtet sind, werden sie in die Verantwortung der Städte und Gemeinden übergeben.

Nach dem Besuch der Baustelle und eines anderen, bereits genutzten Sport Centers, kamen wir zusammen mit den anderen doch noch in den Genuss eines späten Frühstücks. Zur Auswahl standen gebackene und frittierte Teigwaren, Fischsuppe und Rindfleischsuppe. Weil ich nichts essen kann, was mich aus dem Teller anschaut, entschied ich mich für Pfannkuchen und einem Muffin aus Reis mit Tee (und Malariatablette). Mein Nachbar nahm die Fischsuppe mit ganzem Fischkopf (Viktoriabarsch) zum Frühstück. Als alle satt waren, verabschiedeten wir uns. Für uns ging es jetzt weiter per Überlandfahrt Richtung Nordwesten, Ziel Shirati, kurz vor der Grenze zu Kenia.

Die Fahrt war ein harter Ritt. Die ersten 3h fuhren wir mit dem Geländewagen auf einer einspurigen Landstraße. Ebenfalls auf der Straße unterwegs waren Schulkinder, Fußgänger, Fahrradfahrer, Mopedfahrer, Kleintransporter, Minivans, Kleinbusse, Großbusse, Hühner, Gänse, Hunde, Katzen, Ziegen, hin und wieder auch mal eine ganze Rinderherde. Links und rechts des Weges stehen und sitzen Frauen und Männer, verkaufen irgendetwas, warten auf irgendetwas oder stehen einfach nur so rum, gerne auch mal ohne Fahrzeug Kilometer weit weg von einem Ort oder einer Behausung. Andere transportieren auf abenteuerliche Weise voluminöse und sperrige Güter: gefüllte Plastikkanister, Brennholz, Zuckerrohr, Holzbretter. Ladekapazitäten, wie man sie als Mitteleuropäer gewohnt ist, werden um ein Vielfaches überstiegen und bis ins Unermessliche ausgereizt. Das Transportgut wird so hoch gestapelt und ragt so weit links und rechts heraus, dass man mitunter den Fahrzeugführer nicht mehr sehen kann. Auf ein einfaches Moped passt auch mal eine Familie mit Papa, Mama und vier kleinen Kindern (Oma im Rucksack), natürlich barfuß und ohne Helme. Frauen sitzen im vollen Festtagsornat auch gerne im klassischen Frauensitz, also quer auf der Rückbank eines Mopeds, farbenfrohes Textil flattert dahinter im Fahrtwind.

Die Menschen wohnen größtenteils in einfachsten Hütten ohne Fenster oder fließend Wasser. Alle Strecken werden normalerweise zu Fuß gelaufen, vielleicht besitzt eine Familie auch ein Fahrrad. Wenn das nicht reicht, kann man auch ein Boda Boda (Mofataxi) nehmen. An jeder größeren Kreuzung stehen junge Männer mit ihren chinesischen Mofas im Schatten und warten auf Passagiere. Autos stehen hier kaum rum, hin und wieder braust eines vorbei und hüllt die anderen Verkehrsteilnehmer in eine Staubwolke. Schulkinder tragen eine Schuluniform, weiße Hemden oder Bluse, die Mädchen grüne oder blaue Röcke, die Jungs kurze, beige Hosen. Dicke Kinder habe ich noch nicht gesehen, auch keine übergewichtigen Jugendlichen oder Erwachsenen. Trotz der zumeist einfachen Wohn- und Lebensverhältnisse sind alle ordentlich gekleidet und strahlen eine angenehme Art von Eleganz und Anmut aus. Es sind schöne Menschen.

Die letzte Stunde wurde die Straße dann zum Kiesweg, einer Piste mit losen Steinen, Hubbeln und tiefen Schlaglöchern. Rechts und links immer noch Menschen, nur eben kein Gehweg oder irgendwelchen anderen Begrenzungen oder Markierungen. Strategie unseres Fahrers und seiner beruflichen Kollegen: Anlauf nehmen, bei der Anfahrt mehrmals hupen, den Fußgänger oder Fahrradfahrer von hinten mit 90 km/h überholen und in eine mächtige Staubwolke einhüllen. Sie sagten uns, es gäbe zwei Straßen nach Shirati und unsere wäre die gute, aber ich glaube wirklich sie haben sich einen Spaß erlaubt und uns veräppelt. Jedenfalls waren wir froh als wir nach 5h Fahrt ohne Unfälle oder Verletzte an unserem Ziel angekommen sind. Geschüttelt, nicht gerührt!

Nach der Ankunft in Shirati Check-In ins einzige Hotel am Platze, wir sind gleichzeitig auch die einzigen Gäste. Zimmer beziehen, kurz frisch machen, dann weiter. Shirati besteht aus zwei staubigen, parallel verlaufenden Pisten, die wie eine Leiter mit Zwischengassen verbunden sind. Wir fahren ins Hospital und treffen Dr. Bwire Chirangi. Er empfängt uns in seinem Büro und serviert frische Wassermelone, Bananen und Gurken, dazu gibt es gekühltes Flaschenwasser, Instankaffee oder Chaitee. Er erzählt von seiner Arbeit, von den Problemen und von der Hilfe, die er von Organisationen u.a. der DAHW erhält. Man spürt sofort, dass er mit Leib und Seele dabei ist und seinen Beruf als Berufung versteht.

Das Shirati KMT Hospital ist die zentrale, medizinische Anlaufstelle für Menschen aus ca. 200km Umkreis (es kommen auch Menschen aus Kenia). Die DAHW ist ein enger Kooperationspartner des Hospitals und des Ortes Shirati und hilft mit seiner Kompetenz und Erfahrung bei der Versorgung und Betreuung von Menschen mit Beeinträchtigungen. Das von der DAHW initiierte und von unserer Reisebegleitung Grace Mwasuka betreute Projekt wird langfristig in die Hände der Stadt Shirati übergeben um so langfristig eine eigenverantwortliche Weiterführung zu ermöglichen. Organisatoren vor Ort sind Niwaely Sandy (Manager) und Tumaini Shorusaeli (Accountant).

Nach diesem inspirierenden offiziellen Start ging es zurück ins Hotel, wo wir versuchten eine einfache Internetverbindung herzustellen, eigenes WLAN hat das Hotel nicht. Das ist uns nur kurzzeitig gelungen und es war auch nur eine sehr langsame Verbindung. Im lokalen Hostel soll die Verbindung stabiler sein. Ich werde also die Blogartikel offline schreiben und zum Upload dort mein Glück versuchen. Wird schon hinhauen.

Während ich den heutigen Vormittag alleine im Hotel bin und schreibe, ist Christof bereits zur erste Schule gefahren (40Min Sandpiste einfach) und organisiert unseren Dreh. Morgen fahren wir gemeinsam hin und legen los. Wir freuen uns schon auf unsere Begegnung mit Schule und Schülern. Mehr in ca. drei Tagen.

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