Buch: „Im Land der kaputten Uhren“ von Miriam Spies

Miriam Spies, Jahrgang 1982, stammt aus Mainz und studierte Germanistik und Kulturanthropologie. 2017 erschien die interessante Bandbiografie „Das ist DAF“, an der sie zusammen mit anderen mitgeschrieben hat. Nun hat sie mit „Im Land der kaputten Uhren“ einen langwierigen Bericht über eine chaotische Rundreise in Marokko geschrieben. Es ist ein durchwachsenes Debut. Miriam Spies nennt ihre Reise einen Roadtrip, allerdings mit viel Road und wenig Trip. Sie ist von Anfang der Reise übermüdet, kränklich, erkältet, erschöpft, hungrig und pleite. Vor allem aber ist sie ahnungslos und planlos. Sie treibt und mäandert von einer marokkanischen Stadt zur nächsten, wird von Fremden im Auto mitgenommen, fährt in Überlandbussen, schläft in Pensionen, Hostels, bei Bekanntschaften und deren Familien. Sie trifft zufällig irgendwelche Freunde und Bekannte, verliert sie aber genauso unvorhergesehen wieder aus den Augen, verplempert irgendwie ihre Zeit, fährt irgendwo hin, sitzt irgendwo rum bis dort dann auch wieder genau nichts passiert. Das ist als Einstieg schon okay, aber irgendwann hätte man als Leser schon gerne mal so etwas ähnliches wie eine Handlung.

Mehrmals gibt sie sich als Bewunderin des deutschen Reisejournalisten Helge Timmerberg zu erkennen und so ist das Reiseziel Marokko leider nicht sehr originell. Hier hat Timmerberg etliche Jahre gelebt, etliche seiner Anekdoten haben hier ihren Ursprung. Die Autorin schwadroniert von New Journalism und Gonzo-Journalismus, erwähnt Kerouacs „On the Road“ und den US-amerikanischen Autor Hunter S. Thompson. Dabei vergisst sie, dass es mehr als 50 Jahre her ist, dass deren Stile neu und innovativ waren und es heutzutage nicht nur ihr, sondern auch den meisten anderen schwer fallen dürfte die Meister in ihren eigenen Genres zu übertreffen oder auch nur annähernd mitzuhalten.

Miriam Spies verfügt sehr wohl über eine besondere Beobachtungsgabe und kann grundsätzlich auch schreiben, nur geben ihre Anschauungsobjekte und Geschichten einfach nicht sehr viel her. Da wäre ein roter Faden, ein Handlungsstrang, ein tieferer Beweggrund hilfreich gewesen, so wie es Timmerberg übrigens immer hat und mag er noch so absurd sein. Auch der Buchtitel („kaputte Uhren“) spielt im Verlauf des Textes quasi keine erwähnenswerte Rolle mehr.

Letztendlich erfährt man wenig über Marokko und noch viel weniger über Miriam Spies und das ist vielleicht das enttäuschendste, wenn man die knapp 300 Seiten hinter sich hat. Man weiß weder warum sie die Reise auf sich nimmt, noch was sie sich erhofft hatte oder zu erfahren glaubte. Nach der ruhmlosen Rückkehr ist sie (und auch der Leser) einfach nur froh, dass die sinnlose Quälerei endlich vorbei ist. Auch warum sie von Beginn ihrer Reise zu wenig Geld dabei hat und sich in einem fremden, muslimischen Land am liebsten nur durchschnorren will bleibt unklar und man ist als Außenstehender immer wieder etwas peinlich berührt. Angeblich fährt Spies seit 2014 jährlich mindestens einmal nach Marokko. Wenn das, was sie niedergeschrieben hat, alles ist, was dabei rauskommt, sollte sie mal dringend das Reiseziel oder noch besser den Ansatz ändern.

Fazit: Planlos und hyperaktiv unterwegs ohne Sinn und Verstand.

Ein Gedanke zu „Buch: „Im Land der kaputten Uhren“ von Miriam Spies

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert