Buch: „Hier spielt die Musik“ von Avalon Nuovo & David Doran

Die US-Amerikanerin Avalon Nuovo (Text) und der Brite David Doran (Ilustration) haben einen aufwändigen Bildband über das klassische Orchester und seine Instrumente verfasst, der sich an Kinder ab 6 Jahren richtet.
In drei großen Kapiteln werden die Themen „Das Orchester“, „Die Musik und ihre Meister“ und „Jenseits des Konzertsaals“ behandelt. Es werden die Aufstellung des Orchesters, einzelne Instrumentengruppen und ihre Funktionsweise, Raumakustik, Notation und Rhythmik erklärt und einige ausgewählte Komponisten vorgestellt. Hier fällt besonders die anglo-amerikanische Ausrichtung der Textvorlage auf: Es sind zwar erfreulicherweise KomponistInnen wie Ethel Smyth (1858-1944), Amy Beach (1867-1944), William Grant Still (1895-1978) und Duke Ellington (1899-1974) vertreten, dafür fehlen erstaunlicherweise mitteleuropäische Musikarchitekten wie J.S. Bach, Johannes Brahms, Richard Wagner und Gustav Mahler, die ja insbesondere für die sinfonisch-orchestrale Form wegweisend waren.

Die Illustrationen wirken wie aus den 70er-Jahren (Figuren haben überlange Beine, Augen immer geschlossen) und sind mit wenigen, sehr erdigen Farben koloriert. Das wirkt etwas retro, aber auch unaufgeregt, stimmig und passend. Die Texte sind zwar schlüssig, verwendet z.T. jedoch Fachwörter wie klangliche Gesamtwirkung, Intonation und Dynamik, die Kinder im Grundschulalter vermutlich überfordern und auf Durchzug schalten lassen. Themen wie Notation, Rhythmik oder Raumakustik können natürlich auch nicht auf einer Halbseite abgehandelt werden. Und schon gar nicht kindgerecht.

Größtes Manko dieses äußerlich ansprechenden Bilder- und Lesebuchs für Kinder dürfte sein, dass es die ganze Zeit um Orchester, Instrumente, Musiker und Komponisten geht, aber kein einziger Ton erklingt (Klangbeispiele wären eine wertvolle Ergänzung gewesen). Das ist eine gedankliche Abstraktion, die die meisten Grundschüler heutzutage nicht mitmachen, so schön die dazugehörigen Illustrationen auch sein mögen. Noch dazu ist der Text winzig klein gedruckt, muss also fast zwangsläufig von Eltern oder Großeltern vorgelesen werden. Und auf einmal wird klar: Das Buch ist eigentlich für Eltern und Großeltern verfasst, die ihren Kindern und Enkel bildungsbürgerliche Musikkultur nahebringen wollen und schließt folgerichtig auch mit der direkten Aufforderung selbst ein Instrument auszuprobieren bzw. zu erlernen. Dagegen ist natürlich erstmal nichts einzuwenden. Ob das Buch selbst, so wie es ist, aber bei den Kindern gut ankommt, ist fraglich.

„Hier spielt die Musik“ hat 78 quadratische Seiten (30x30cm), erscheint bei Knesebeck und kostet 18 €.

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