Über Hochzeiten & Fehler

„Alles Tun und Planen und Testen zuvor hat ja nichts anderes zum Ziel als einen umfassenden Ausschluss des Zufalls. Das Wetter als einzig verbliebene Weltrealität. ‚Alles stimmt‘, heißt es dann immer, wenn wirklich gar nichts mehr gestimmt hat und alles künstlich war.“ (S. 50)

„‘Alles stimmte‘ – kann man wegschmeißen. Eine Hochzeit mit blauem Himmel und bunten Blumen und nicht schreienden Kindern, und die Großmutter ist sogar gekommen, das ist ja nichts. Das ist ja einfach gar nichts. Man braucht schon einen Fehler.“ (S. 54)

„Wenn wir uns noch einmal vergegenwärtigen, warum wir uns an diese Hochzeit, die vor einem Jahr stattfand, erinnern, so sind es nun mal die Fehler, die all das erinnerlich machen. […] durch solche Begebenheiten, durch Fehler, Missgeschicke und Pannen eignet sich so was doch erst eigentlich zur literarischen Beschreibung. Man findet doch erst Zugang zu Situationen, zu Menschen, zu Gedanken, zu Geschichten, wenn man einen Fehler entdeckt.“ (S. 53)

Benjamin von Stuckrad-Barre: „Alle sind so ernst geworden“ (2020)

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