Anna Schiener studierte Geschichte, Alte Sprachen und Archäologie, arbeitete als freie Autorin und lebte in der Nähe von Nürnberg. Bei dem handlichen Taschenbuch handelt es sich um eine verdichtete Biographie. Die kompakte Schrift teilt sich in dreizehn Kapitel plus Anhang: Jugend, Erste Schritte, Italienreise, deutsche Renaissance, herausragende Werke, Reformation, Kupferstich, letzte Gemälde, Kunsttheorie, Nachleben. Das Büchlein wird abgeschlossen mit einer Zeittafel, einem knappen Stammbaum der engeren Familie und Literaturangaben.
Anna Schiener hat einen klassischen, chronologischen Aufbau gewählt. Geburt 1471 in Nürnberg, Eltern, Kindheit, Jugend, Lehrzeit, Wanderjahre, Berufsleben, Familie, Ehe, Freundschaften. Dürer war ein gelehriger Handwerksbursche und ehrgeiziger Geschäftsmann, Studienreisen führten ihn durch deutsche Lande bis nach Flandern, Tirol und Venedig, wo er zum Teil mehrere Monate oder Jahre verbrachte, lernte, arbeitete und Kontakte knüpfte. Weitreichende Verbreitung, Bekanntschaft und Bedeutung erhielten seine Druckwerke durch den professionellen Vertrieb in halb Europa. Auch in seiner Heimat und Heimatstadt war Dürer geachtet und respektiert, hatte sich vom einfachen Handwerker bis in höchste gesellschaftliche Kreise emporgearbeitet.
Die Biographie des fränkischen Renaissancemeisters wird eingebettet in das gesellschaftspolitische Umfeld der Zeit. Immer wieder gibt es hochinteressante Exkurse in geschickt ausgewählte Themenfelder so z.B. Dürers Orthographie, Nürnberg um 1500, Renaissance, Holzschnitt, Kupferstich, Kreis Anekdote und Kurzbiographien etlicher Dürer nahestehender Freunde.
Die Autorin schafft es die verschiedensten Aspekte der Betrachtung zu einem stringenten, spannenden Text zu verdichten, stellt dabei immer wieder interessante Bezüge her. Leider wird keine Verbindung zu dem regional benachbarten Holzschnitzer und Bildhauer Tilman Riemenschneider (Würzburg) hergestellt. Auch der in vielen Bereichen ähnlich veranlagte Leonardo da Vinci spielt im Text keine Rolle, das ist bedauerlich, aber hätte vermutlich zu weit geführt. Erste Bezugsquelle ist übrigens im wieder „Albrecht Dürer“ von Anja Grebe (2006).
Das Büchlein ist ein idealer Startpunkt zur Annäherung an die Künstlerpersönlichkeit Dürers und sein Werk und damit absolut empfehlenswert, wie so viele andere der engagierten Reihe. Die vielen, zum Teil farbigen Abbildungen sind ebenso wie die zahlreichen Exkurse hilfreich für das Verständnis für die Übergangsepoche von Mittelalter zur Neuzeit, von Kunsthandwerk zum Individualkünstler.
Das Taschenbuch erscheint im Verlag Pustet, hat 144 Seiten und kostet 17 Euro.