Nach einer Woche Urlaub auf einem Bauernhof am beschaulichen Fuschlsee bei Salzburg brachen wir am letzten Sonntag auf zu einem Roadtrip durch Südböhmen in Tschechien. Die Reise startete in der Drei Flüsse Stadt Passau und führte nach dem Grenzübertritt entlang der Moldau von Volary und Horni Plana die östliche Stauseeseite entlang bis nach Vyssi Brod, Frymburk und Rozmberk nad Vitavou. Zu Beginn jedes Fahrtenabschnitts legte ich Smetanas Vaterland und dabei vorzugsweise den zweiten Satz „Die Moldau“ in den CD-Player und ließ es so lange laufen bis die Kinder von hinten lautstark protestierten und meine täglichen Ausführungen bzgl. lebendige Musikkultur, bürgerlicher Bildung und allerlei Vergleiche mit aktueller Kunstmusik immer früher und unwirscher abgewürgt wurden („Jajaja! Interessiert das hier irgendjemanden? Sprich mit der Hand!“ etc.). Letzten Endes lief dann doch mindestens genau so oft das Album „Random Access Memories“ von Daft Punk, das hatte dann zwar beim besten Willen nichts mit der geplanten Streckenführung zu tun, war aber ehrlich gesagt auch aus meiner Sicht eine willkommene musikalische Abwechslung. Hochkultur kann verdammt anstrengend sein und Smetana ist einfach keine gute Musik für kurvige Autofahrten auf schlechten Straßen bei sengender Hitze. Auch die Tschechen, die ich mit meiner Kulturbeflissenheit beeindrucken wollte (womit sonst?), konnten ganz offensichtlich nicht verstehen, warum wir freiwillig so seltsam wabernde Musik eingelegt hatten und schauten uns stirnrunzelnd und mitleidig hinterher. Wir fuhren dann noch nach Cesky Krumlov, Budweis („Bierchen? Ja, klar doch!“) und komplett ahnungslos nach Temelin, direkt zu auf das größte und umstrittenste Atomkraftwerk Mitteleuropas. Von da aus ganz flott nach Pisek und über Pilsen („Noch ein Bier? Wenn ich schon mal hier bin!“) zurück nach Würzburg. War eine aufregende Reise durch eine kulturell traumatisierte Region, das ist auch heute noch deutlich spürbar. Hier einige fotografische Impressionen (nicht nachbearbeitet), Teil 2 folgt morgen.
Fusion von Donau und Inn in Passau
Blick in die Gassen der Passauer Altstadt.
Segelboot auf dem Lipno Stausee.
Eskymo-Törtchen (Kokos-Sahne-Schoko) in einer kleinen Konditorei in Frymburk.
Eingezäunte Ruine im Zisterzienserkloster in Vyssi Brod.
Blick durch die Gassen auf den Turm des Schlosses in Cesky Krumlov.
..hehe schön geschrieben lustich und ja Smetana mehr davon, ach werde fast wehmütig mein Vaterland respektive mein Mutterland schön Isses da, ganz nebenbei haben die die Skoda Werke auf unsere ehelichen Äcker gebaut (meins) ganz revanchistisch …..und ja noch mehr Bier Prost aus dem Schwiegermutterland MV
@Bernhard: Habe gestern Mittag ein Pils in Pilsen getrunken und abends ein Hofbräu in Würzburg. Bierkenner werden mich jetzt hassen, aber ich konnte keinen großen Unterschied feststellen. Vielleicht lag es auch an der langen Fahrt, meiner trockenen Kehle und dem daraus resultierenden Bierdurst, der wirklich beträchtlich war. Konnte ich gestern gerade noch löschen, kam aber heute wieder (auch schon wieder gelöscht).
Wo ist MV?
cool so muss das sein!
ich steh auch auf local brews (openmindedness in drinking) , hofbrüh vom fass schmeckt gar nicht mal so schlecht, aber wenn du bei dem aus der Flasche keinen unterschied schmeckst ..hm naja..solange das nicht auf deinen musikgeschmack und deine Aura abstrahlt is gut; aber du hast dich in den Südseiten ja schon erfolgreich gegen soulfood in seziert 🙂
MV = Mecklenburg Vorpommern respektive Ostsee bei Schwiegerelters,
Meine Ma is aus Budweis, wo das beer auch nicht schlecht is.
wieviele deiner Kids waren denn auf der Reise dabei?
bzw wer musste zuhause bleiben? Andrea etwa?
Das erinnert mich an ne Story von Knud von nem Typen, der seinen Kindern alle europäischen Hauptstädte im Saab gezeigt hat. keep on rollin
Wir waren alle zusammen unterwegs, war kein Problem.
ui hat der Saab jetzt
vier Gurte auf dem Rücksitz?
Hätten deutlich mehr Bilder sein können! Warum immer so sparsam? 😉
Daß Deine Bilder nicht nachbearbeitet wurden, sieht man daran, daß das Eskymo-Törtchen mittig steht. Du weißt, das macht man nicht mehr! Hätte ich an den Rand gerückt und die Gabel daneben! 😉
„Sprich mit der Hand!“ – Soll das heißen: „mit der Hand vor dem Mund“?
Wenn Du Deine Kinder immer mit Musiktheorie traktierst, dann werden garantiert keine Musikliebhaber draus 😉
O Weh, so viele 😉
Gute Zeit wieder zurück in Wzbg!
@Gerhard: Mehr Fotos im zweiten Teil und darunter auch ein weiteres Foodfoto mit Gabel und entsprechender Aufteilung. War nicht nur schön anzusehen!
„Sprich mit der Hand!“ ist ein Zitat aus dem Film „Terminator 2“. Man hält dem Gegenüber die Handfläche senkrecht vors Gesicht, spricht den Satz und wendet gelangweilt den Kopf ab.
Bin bei der Musik- und Kulturvermittlung manchmal etwas übereifrig (Berufskrankheit), das stimmt wohl. Will dadurch anregen, aber nicht missionieren, habe ja selbst gemerkt, dass Smetata auf die Dauer dann doch zuviel des Guten war. Hatte daher auch ein Einsehen (siehe Daft Punk). Die Kinder und meine Frau sind für mich oftmals ein wichtiges Korrektiv.
In Krumlov war ich damals auch. War ziemlich schön dort und die Gegend eignet sich durchaus als Kultururlaub. Vor fast 20 Jahren wollte ich davon aber auch nichts hören. 😀 Heute würde ich den Urlaub gerne wiederholen und die Geschichten um Schlösser, Kirchen, Burgen, Städte etc.. bewusster in mich aufnehmen. So ist das wohl, wenn man jung ist 😉
Falls du nochmal irgendwann in die Gegend kommst, schaut euch mal Telč an. Das ist eine traumhaft schöne Stadt. Die Innenstadt ist auch seit 92 Unesco Weltkulturerbe 🙂
Sieht wirklich zauberhaft aus. Auch die Landschaft drum herum ist wunderschön. Ist von Krumlov aus unter 2 Stunden anzufahren. Wir waren damals 3 Wochen in der „Gegend“ und haben uns viele Städtchen angeschaut….