Album: „Taken by the dream“ von Hugo Race Fatalists

Als Fan und Musikliebhaber, selbst als neutraler Beobachter, muss man vor diesem Mann einfach den Hut ziehen. Seit 1988 hat der australische Musiker sage und schreibe über 30 Alben veröffentlicht, nahezu in jedem Jahr eines, teilweise sogar mehrere. Großer Erfolg war ihm leider, leider mit keinem einzigen davon beschieden und das ist für ihn persönlich vermutlich schon auch etwas frustrierend, weil er ja kontinuierlich auf hohem Niveau abgeliefert hat. Selbst das aktuelle Album hat einen Monat nach Veröffentlichung auf Spotify gerade mal knapp über 1000 Zugriffe pro Track und das ist echt ein Jammer. Denn Hugo Race hat die letzten drei Jahrzehnte in halbschattiger Obskurität dazu genutzt, ein eigenes, originäres Dark Mood Universum zu erschaffen. Mit weitläufigen Galaxien, Zentralgestirnen, Supernovas, Meteroitenschauern und finsteren, schwarzen Löchern.

Mit mini, low und no budgets, aber ganz viel Leidenschaft und Beharrlichkeit hat der Australier jahrelang Album um Album rausgehauen, Touren gespielt, musikalische Ideen verwirklicht. Was für eine Existenz muss das sein, wenn man immer in Bodennähe operiert, selbst im vorangeschrittenem Alter in kleinen Clubs ackern muss wie ein blutiger Neuling, immer wieder ums nackte, künstlerische Überleben kämpft, während andere schon längst ein dankbares Publikum gefunden oder bereits die Waffen gestreckt haben?

Was hat der Mann nur für eine unerschöpfliche Energie: Zuletzt das starke Album „24 Hours to Nowhere“ (2016), die irrwitzige Hommage „John Lee Hooker’s World Today“ (2017) und jetzt „Taken by the dream“ (2019), wieder ein solides in sich geschlossenes Album am düsteren Rande des bodenlosen Abgrunds. Die spröden, morbiden Songmoritaten wirken untereinander artverwandt und bilden einen Reigen dunkeltöniger Klagelieder. Zehn Abgesänge mit jammernden Gitarren und zu Tode betrübten Basslinien und Schlagzeuggrooves, dazu setzt der stramme Bassbariton des Sängers trübe Poeme in Klang.

Man könnte ihm vorwerfen, dass er mittlerweile alle Seinszustände der gepflegten musikalischen Tristesse durchdekliniert hat, aber ihm fallen immer noch ein paar neue ein und bald sind wieder genug Tracks für ein weiteres Album zusammengekommen. Und warum sollte er in seiner Situation noch etwas anders machen? Das wäre ja geradezu lächerlich. Nein, nein, mach weiter so Hugo, immer weiter. 100 Million shades of darkness. Die Sonne geht immer unter, niemals auf und das Ende ist gewiss, aber bitte, bitte: Nimm niemals die Sonnenbrille ab, halte die Augen geschlossen und träum weiter!

Fazit: Das Gesamtwerk des Hugo Race ist zum Niederknien und „Taken by a dream“ ist ein weiterer brüchiger Baustein darin. Weiter so, no matter what.

Hier das Video zum Song „Symphony“:

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