Buch: „Wenn’s keiner sagt, sag ich‘s“ – Milosz Matuschek

2018 veröffentlichte der promovierte Volljurist Milosz Matuschek unter dem Eindruck von Wirtschaftskrisen, Überwachungsskandalen und Trump-Regierung das gesellschaftskritische und fast schon prophetische Buch „Generation Chillstand“ (dtv). Zeitungsartikel von ihm erschienen u.a. bei NZZ, SZ, Welt, FAZ, Berliner Zeitung und Dlf. Im Spätsommer 2020 erschien dann in der NZZ die Kolumne „Was, wenn die Covidioten Recht haben?“ und danach änderte sich für ihn alles.

Matuschek versuchte sich als kritischer Journalist einen Reim auf Geschehnisse zumachen, recherchierte, fragte nach, studierte Statistiken und Prognosen, er bewertete die Maßnahmen fachmännisch aus juristischer Sicht, wunderte sich über die Hofberichterstattung der Medien und das Ausbleiben kritischer journalistischer Reaktionen. Er blieb dabei gründlich, sachlich, journalistisch sauber, blieb nachvollziehbar, zitierte verlässliche Quellen, formulierte freundlich, wurde nie jemals sarkastisch oder gar zynisch, bot andere Perspektiven, Veränderungsvorschläge, Lösungen aus der gesellschaftlichen Krise. Aber all das nützte nichts, innerhalb kürzester Zeit konnte er nicht mehr für oben genannten Medien veröffentlichen. Matuschek blieb weiter dran, recherchierte emsig weiter, informierte sich, knüpfte neue Kontakte zu Gleichgesinnten, netzwerkte, gründete seine Blogplattform „Freischwebende Intelligenz“ .org, arbeitete zusammen mit den Netzaktivisten Ken Jebsen und Gunnar Kaiser und: Er verschickte wöchentlich einen Newsletter mit einem aktuellen journalistischen Text. So kamen über die vergangenen zwei Jahre viele substanzielle Einzelartikel zusammen, die rein digital in verschiedene Mails und Blogartikel verteilt waren. Nun hat Matuschek daraus eine Auswahl getroffen, die besten ausgesucht und sinnvoll kompiliert.

Nach gelungenem Vorwort und Einleitung folgen vier Großkapitel mit den Überschriften: Verengtes Denken, Verengte Räume, Corona-Komplex, Weitung der Welt. Sie behandeln allesamt kritisch die gesellschafts-politische Situation der vergangenen beiden Jahre. Es geht um Themen wie: Julian Assange, Überwachungsstaat, Versagen der Medien, Krise der westlichen Demokratie, Meinungsfreiheit, Massenpsychose, Journalismus, Grundrechte und Prinzipien von Rechtsstaat und Demokratie, Propaganda, Framing, Cancelling, Pharmaindustrie, Weltwirtschaftsforum, Great Reset, Bill & Melinda Gates, geopolitische Strategien, technokratischen Putsch, Liberalismus, allgemeine Menschenrechte, Unversehrtheit des Körpers, Selbstbestimmung, Selbstverteidigung, passiven Widerstand, EZB, Staatsschulden, Bankensystem, Inflation, Bitcoin und immer und immer wieder um die Freiheit der Gesellschaft und die Freiheit des Individuums.

Alle Texte sind datiert und alle Quellen lückenlos dokumentiert. Man könnte meinen, dass einige Texte ihre einstmalige tagesaktuelle Relevanz 1-2 Jahre später verloren haben könnten, dem ist jedoch nicht so. Im Gegenteil werden in den Texten zurückliegende Geschehnisse angesprochen, die man im Verlauf der vielen irrwitzigen Wenden und Volten der Maßnahmen-Politik schon fast vergessen hat. Oder kann sich jemand noch daran erinnern, dass anfangs von Masken abgeraten wurde und erst dazu aufgefordert wurde welche zu tragen, als die Maskendeals der Politiker schön eingetütet waren. Oder dass es verboten war spazieren zu gehen oder alleine auf einer Parkbank zu sitzen oder nachts die eigene Wohnung zu verlassen. Oder dass Kinder monatelang nicht zu Schule, Sport oder Musikunterricht durften oder dass erwachsene Menschen ihre sterbenden Eltern im Altersheim oder Krankenhaus nicht mehr sehen durften oder dass die Impfstoffe nachweislich gar nicht richtig getestet wurden oder sie z.T. bereits nach kurzer Zeit gegenteilige Effekte hatten und still und leise vom Markt genommen wurden. Oder dass bis heute keine einheitlichen PCR-Tests eingesetzt werden oder dass die Inzidenzen parallel zu den erfolgten Impfungen nach oben schnellten. Oder, oder, oder.
All das und noch viel mehr kann man hier thematisch sortiert und unaufgeregt nachlesen. Es empfiehlt sich nur hin und wieder eine Pause zu machen, denn am Stück gelesen kann einem die geballte Beobachtung und berechtigte Kritik schon auch wütend machen oder maßlos enttäuschen. Bis heute gibt es ja keine Entschuldigung oder Wiedergutmachung an all die Kinder, Jugendlichen, Studenten, Familien und Senioren, die z.T. komplett grundlos diesen größtenteils menschenverachtenden und gesellschaftszersetzenden Maßnahmen ausgesetzt waren und, wie man heute weiß, ansatzlos und mit Zustimmung des Bundesverfassungsgerichts systematisch diskriminiert und aus der Gesellschaft ausgegrenzt wurden.

Angesichts der Entwicklungen um ihn herum, die er besonders aufmerksam beobachtete und versuchte einzuordnen, aber auch angesichts der Entwicklungen für ihn ganz persönlich, ist es bemerkenswert, dass Matuschek eben nicht verzweifelt und verbittert oder um sich schlägt, nein, ganz im Gegenteil, er bleibt sachlich, baut seine anhaltende Kritik auf seriöse Quellen (öffentlich-rechtliche Medien, Pressemitteilungen, RKI, STIKO, WHO, usw.), stellt rückblickend und vorausschauend offensichtliche Zusammenhänge und Verbindungen her, präsentiert Kausalketten, erschreckende Ausfälle, Beispiele von Verantwortungslosigkeit und Staatsversagen, legt den Finger in die Wunde, dass es weh tut. Immer wieder kommt es so zu erstaunlichen Aha-Effekten beim Leser, so hatte man das beim Blick auf Politik und Politiker bis dahin noch gar nicht gesehen, interessant, wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, der hat ja gar nichts an, sieht das denn keiner, warum sagt denn keiner was? Nun ja, Matuschek tut es, er traut sich, er sagt was und nie ist es unüberlegt oder einfach dahingesagt, er schreibt und argumentiert durchdacht, klug, stilvoll, zwar inhaltlich verdichtet, aber immer auch unterhaltsam und vermutlich werden die meisten Leser die Entwicklungen der letzten Jahre mit anderen Augen sehen als bisher, hoffentlich größere Zusammenhänge und drohende Gefahren erkennen.

Gut und versöhnlich letztlich auch, dass er den Leser mit den zum Teil beängstigenden Erkenntnissen nicht komplett alleine lässt. Ähnlich wie sein schweizer Kollege Daniele Ganzer bietet er im letzten Kapitel einen Ausblick darüber was man tun kann, wie man sich wappnen kann, wie man sich der systematischen Propaganda entzieht, sich schützt und frische Kraft schöpft, das wesentliche im Auge behält und dabei stark bleibt.

Fazit: Pflichtlektüre für jeden kritischen Beobachter der gesellschafts-politischen Entwicklungen der letzten Jahre. Es bleibt zu hoffen, dass Matuschek weiterhin beobachtet, schreibt und veröffentlicht und dass in diesem Sinne eine neue Art von kritischem Journalismus wiederaufersteht. Matuschek leistet mit seiner Arbeit einen herausragenden individuellen Beitrag.

Das Taschenbuch erscheint im FiftyFifty Verlag, hat 252 Seiten und kostet 20 Euro.

2 Gedanken zu „Buch: „Wenn’s keiner sagt, sag ich‘s“ – Milosz Matuschek

  1. Toller mutiger Autor. Super Rezension von dir. Kann das Buch mit diesen Fakten aber mir nicht antun. Es würde mich zusätzlich mit den ganzen Gegebenheiten noch mehr runterziehen. Passend zu der gegenwärtigen Situation war ja auch deine Zusammenfassung der Nachrichtensendung letzter Woche. Will dazu aber hier nicht mehr kommentieren. Was passiert hier – ich verstehe das nicht mehr

    • @A: Danke für den Kommentar, dachte schon das Thema interessiert keinen, aber per Email kam dann hintenrum doch unöffentliche Zustimmung, man ist eben vorsichtig geworden, wo man was sagt und das ist wirklich tragisch. „Verengte Räume – Absurde Zeiten“, da hat Matuschek schon recht mit seiner Beobachtung. Er hat sich übrigens persönlich bei mir bedankt für meine Kritik, sie erscheint auch als Kundenrezension bei Amazon.

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