Am vorgestrigen Sonntag war ich tagsüber nahe am Rhein auf der Insel Rott im Landkreis Karlsruhe und abends in Bretten-Neibsheim um Filmaufnahmen für ein geplantes Musikvideo zum Song „Bittersweet“ zu machen. Das Video soll zum Jahreswechsel als Teaser zum kommenden Album „Unsung Songs“ erscheinen auf dem dann auch die Aufnahme des Songs erscheinen wird.
Im Verlauf der Produktion des neuen Albums wurde mir klar, dass ich parallel zur Album-Veröffentlichung auch gerne Musikvideos von evtl. bis zu drei Songs machen wollte. Allerdings sind Musikvideos für mich absolutes Neuland, abgesehen von einigen einfachen Konzertmitschnitten habe ich davon bisher die Finger gelassen. Ich merke aber, dass das Format Musikvideo immer wichtiger wird um überhaupt auf Musik mit eigenem Songmaterial hinzuweisen zu können. Allein mit (regionalen) Konzerten ist das für mich einfach nicht mehr zu leisten. Außerdem bieten sich viele Möglichkeiten das eigentlich alte, aber für mich neue Format auch kreativ/künstlerisch zu nutzen. Aber ich wusste auch, alleine kriege ich das nicht hin, ich brauche Hilfe und habe mich also umgeschaut. Meine Wahl fiel letztlich auf Jens-Uwe Otte von Ape Demie Movie aus Bretten. Ich kenne ihn über Jan Hees, den Mischer meiner letzten Produktionen. Die beiden haben zusammen erst kürzlich ein sehr schönes Video zu einem Cover des Soundgarden Songs „Black Hole Sun“ produziert, das mir gut gefallen hat. Jens-Uwe hat sich beim ersten Kontakt und im weiteren Verlauf als sehr engagierter und leidenschaftlicher Filmmacher erwiesen. Es gab einige Besprechungen per Telefon und Mail, dabei wurden Termine, Skript und Locations besprochen und am Sonntag war es dann endlich soweit. Die Außenszenen haben wir an verschiedenen Stellen an der Insel Rott gefilmt. Relativ zentral war dabei eine alte, stylische Zugbrücke von ca. 1960 aus verrostetem Stahl ausgelegt mit alten Holzbohlen. Und wir haben am Sonntag erfahren, dass die Brücke ab nächster Woche komplett saniert und deswegen gesperrt wird. Also Glück gehabt. Weitere Szenen entstanden am Ufer und vor einer alten Industrieruine. Wir brauchten dafür insgesamt ca. 4h. Es war dabei sonnig, aber eisig kalt. Um 15.00 packten wir dann mit einem guten Gefühl zusammen, war anstrengend, aber sehr produktiv.
Wir fuhren direkt weiter zur Ziegelhütte in Neibsheim bei Bretten. Von Außen wenig spektakulär, eröffnete sich Innen eine andere Welt. Es erwartete uns eine Kulisse, die mich stark an den „Gasthof zum tänzelnden Pony“ aus dem ersten Teil der Ringtrilogie erinnerte. Ein Schuss Jack Sparrow („Fluch der Karibik“) und ein Hauch Auerbachs Keller (Leipzig) waren auch dabei. Die Band war inzwischen auch eingetroffen und wurde auf einem Plateau vor der Fassade einer gotischen Kapelle platziert. Jens-Uwe hatte im Vorfeld an alles gedacht und es kamen noch ca. 12 Komparsen um die Ecke, die beim Videodreh das Publikum darstellten. Sehr nette Leute aus der Region, vielen Dank an dieser Stelle. Der Innendreh lief dann auch wie geölt, zum Abschluss gab es noch ein paar schauspielerische Szenen bei denen ich endlich auch Mal meinen reichen Erfahrungsschatz aus dem Bereich des amerikanischen Method-Acting einfließen lassen konnte. Das Publikum: Begeistert! Naja, dafür waren sie ja auch da.
Wir haben dann noch zusammen gegessen und getrunken und dann sind alle wieder heim. Jens-Uwe Otte hat seinen Job sehr gut gemacht, jetzt muss das Material gesichtet werden und eine Vorauswahl getroffen werden. Ich arbeite solange an der Songreihenfolge des neuen Albums und bald kommt die Coverart dran.
Viel Aufwand, finanziell und auch sonst!
Manche Künstler stellen ein Snippet in Soundcloud zur Verfügung, vielleicht wäre das auch eine Idee.
@Gerhard: Nee, nee, die Leute sollen schon was zu sehen bekommen. Nur Musik aufzunehmen reicht heute leider nicht mehr, es muss auch was Begleitendes für’s Auge dabei sein. Nach anfänglichen Berührungsängsten verstehe ich das produzieren von einem Musikvideo inzwischen auch als interessante künstlerisch/kreative Herausforderung. Habe mit Jens-Uwe Otte auch einen sehr engagierten Partner gefunden.
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Das Video ist gut geworden, gerade bei Ralf gesehen. Das „Method acting“-Training hat sich offenbar ausgezahlt.