Süddeutsche Zeitung über „Music from Star Wars“

Helden der Woche
von Lisa Schnell

Für alles, was überlebensgroß, pompös und gigantomanisch daherkommt, gibt es den Luftballontest. Sticht man hinein und am Ende bleibt nichts als ein verschrumpelter Plastikfetzen, dann war’s wohl nur heiße Luft. Ist diese aber verzogen und trotzdem glitzert da noch was, ein Goldstückchen, im Inneren des Ballons versteckt, dann ist wohl was dahinter. Dennis Schütze aus Würzburg hat in die wohl größte Ansammlung von heißer Luft des Universums gepikst: Star Wars. Genau genommen in die Melodien, zu denen Luke Skywalker durch die Galaxien brettert oder der Ekelglibberwurm Jabba sein Wurmfett schüttelt. Bei Filmkomponist John Williams schallen sie mit orchestralem Pathos durch das Universum. Schütze und seine Band „Die Musikstudenten“ ließen die Luft raus, schrumpften unendliche Weiten auf Kammermusikformat. Nur mit Kontrabass, Klarinette, Xylofon, Glockenspiel und Schlagzeug lassen sie die Leitmotive von Star Wars erklingen. Als Tonstudio diente ihnen Schützes Wohnzimmer, Xylofon und Glockenspiel liehen sie sich von seinen Kindern.

Die monumentale Eingangssinfonie, zu der gelbe Achtzigerjahre-Lettern schief gestellt über den Bildschirm laufen, erinnert zusammengeschrumpelt eher an die Augsburger Puppenkiste. Ein Goldstück ist das noch nicht, eher Goldstaub, der da am Luftballon klebt. Zu glitzern fängt es erst an, wenn die Klarinette zur „Melodie der Macht“ anhebt. Die lang gezogenen Töne wirken fast nachdenklich, melancholisch – wer hätte gedacht, dass Star Wars solche Tiefen entfalten kann. Auf einmal scheint die Behauptung, Williams hätte sich beim Komponieren an Richard Wagner orientiert, nicht mehr ganz so größenwahnsinnig zu sein. Was Schütze schon als Kind vermutete, als er den Star Wars-Soundtrack auf Vinyl hoch und runter hörte, bestätigte sich: Hinter all dem galaktischem Pomp stecken die feinsten Melodien.

Am Donnerstag, im Kinosessel, ganz rechts außen auf einem Notplatz (die vermeintlich gesicherten Karten waren einfach weiter verkauft worden), spitzte Schütze wieder die Ohren. Wirklich Großes vernahm er nicht. Aber es war ja erst der Anfang der Trilogie.

9 Gedanken zu „Süddeutsche Zeitung über „Music from Star Wars“

  1. @Dennis: Gratulation, sprachlich brillante und hoch unterhaltsame Glosse über dein Projekt, mit genau dem richtigen Schuss Ironie, ohne das Ganze irgendwie ins Lächerliche zu ziehen. Frau Schnell hat jetzt aber wirklich mal gerafft, worum es ging bzw. geht, einen besseren Text hättest du dir kaum wünschen können!

    • @Stefan: Der Richtigkeit halber muss ich sagen, dass ich den Vergleich mit der Augsburger Puppenkisten zum ersten Mal am 8. Dez von meinem Gitarrenschüler Artur Schenk gehört habe. Ich habe ihn dann im Vorgespräch mit dem BR verwendet und Herr Schellenberger hat ihn prompt in der Radiosendung eingesetzt. Vielleicht hast du ihn da gehört oder bist selbst drauf gekommen.

      Ist jedenfalls anscheinend gar nicht so einfach im (main)fränkisch/bayerischen Kulturkreis Reduktions-/Vereinfachungs- oder Minimalismusmetaphern zu finden. Mit Augsburger Puppenkiste kann ich aber gut leben, obwohl mir Vergleiche mit Orff (ein Münchner!), Satie oder Sandy Bull lieber gewesen wären.

      Aber wie du bereits gesagt hast: sch.. drauf. ich genieße einfach mal die wohlwollende mediale Aufmerksamkeit. Lisa Schnell hat aus meiner Sicht die Grundidee des Ansatzes verstanden und einen sehr lesenswerten Artikel geschrieben. Danke schön!

  2. cOnGrAtS.
    the whole project was just a perfectly timed, very clever business move.
    use the momentum of a world-wide hype, jump on the band wagon,
    make it your own and benefit from it.

    that’s how you work it, bitches.

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