USA-Reise: Resume

Von Pfingstmontag, den 20. Juni bis zum Dienstag, den 4. Juni 2013 war ich auf musikalischer Entdeckungsreise im Mittleren Nord-Westen der USA und habe meine Erlebnisse in 20 Blog-Beiträgen dokumentiert. In den insgesamt zwei Wochen habe ich 1500 Meilen mit dem Mietwagen abgefahren, bin 17h geflogen (hin und zurück) und habe ca. 15h gebloggt. Ich habe sechs US-Bundesstaaten (IL, IN, MI, OH, WV, KY) besucht, Station in sechs größeren Städten gemacht (Chicago, Ann Arbor, Detroit, Cleveland, Huntington, Indianapolis) war in acht Konzerten, habe in sechs verschiedenen Betten geschlafen, war in vier Museen, zweimal im Kino (Great Gatsby, Hang Over 3), war jeweils bei einer Lesung und einer Stand-Up Comedy-Show und bin zweimal von der Polizei angehalten worden (1x Stoppschild missachtet, 1x zu schnell gefahren, beide Male kein Strafzettel, danke).
Die Reise war sehr aufregend und anregend für mich, es gab unzählige nicht geplante Begegnungen, ich habe mit sehr vielen, sehr freundlichen Menschen gesprochen. Der Besuch meiner alten Highschool in South Point und das Treffen mit einigen, ehemaligen Mitschülern war für mich sehr aufschlussreich und heilsam. Ich bin froh, dass alles so gut verlaufen ist, dass meine Frau mir diese Möglichkeit eingeräumt hat, dass ich wieder heil zu hause angekommen bin. Danke auch an alle Leser und Kommentatoren des Reise-Blogs. Zum Schluss noch ein Link zu Google Maps, wo ich versucht habe den genauen Streckenverlauf der Reise zu kartografieren.


Größere Kartenansicht

Anders Osborne: Three Free Amigos (EP)

Anders Osborne ist ein Singer/Songwriter/Guitarist, er ist gebürtiger Schwede und lebt nach einigen Jahren des Reisens durch Europa, Nordafrika und den Mittleren Osten seit 1985 in New Orleans, Louisiana. Ich beobachte seine musikalischer Karriere seit seinem Major-Label-Debut “Which Way To Here” (1995), habe seither jedes neues Album gekauft und bin ein grosser Fan. Vor kurzem ist die EP “Three Free Amigos” auf Alligator Records erschienen. Sein Stil klingt sehr nach New Orleans, mit viel E- & Slide Guitar über fetten, handgemachten Grooves, eigene Songs im Folk-Blues-Rock-Stil und immer sehr überzeugende Vocals. Auf den letzten Alben hat er sein Faible für lange, sessionsartige Jams im Grateful Dead-Stil entdeckt. Freue mich über jede neue Veröffentlichung von diesem musikalischen Überzeugungstäter. Hier der Titeltrack des aktuellen Albums “Three Free Amigos”.

Electric Country Soul als Download

Das neue Album „Electric Country Soul“ ist ab sofort auch als Download-Version auf iTunes, Amazon und anderen gängigen Plattformen für 9,99 Euro zu erwerben. Eine traditionelle CD-Version des Albums im edlen Digipac ist in Würzburg bei Tommis Musik Butik erhältlich oder kann (per Mail/Vorkasse) bestellt werden. Hier noch mal der Opener des Albums „Nine to Five“zum Antesten.

Home Sweet Home

Am gestrigen Dienstag bin ich wieder unversehrt in Germany gelandet. Angefangen hatte die Heimreise am Montagmorgen im Indy Hostel in Indianapolis. Dort hatte ich nach dem Frühstück noch die Bekanntschaft mit dem christlichen Fahrradmechaniker Mac aus Arkansas gemacht. Er hatte die Nacht im selben Zimmer wie ich im Stockbett gegenüber verbracht und wir unterhielten uns für eine gute Weile über das Reisen und die Begegnungen mit fremden Menschen. Es stellte sich heraus, dass wir zu diesem Thema trotz aller Unterschiede sehr ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Wir nutzen beide aus Prinzip kein Facebook, kein GPS und kein Smartphone, sondern wollen andere Menschen über persönliche Begegnungen kennenlernen. Wir wünschten uns gegenseitig viel Glück auf unseren weiteren Wegen. Weiterlesen

Indianapolis – Chicago – Wuerzburg

Gestern Abend um 21.30 war ich noch im „Sinking Ship“, einem kleinen Club um die Ecke. Dort wurde das zwei-jaehrige Bestehen der Comedyreihe im Club gefeiert. Angesagt waren fuenf verschiedene Stand-Up Comedians, der Eintritt war frei.
IMG_1229
Angefangen hat der Host Chris Weir, der im weiteren Verlauf auch die Kollegen vorstellte. Highlight des Abends war Geoff Tate, der als letzter auf die Buehne kam. Es war sehr unterhaltsam und ich glaube, ich habe – entgegen meiner Befuerchtung – sehr viele Witze, Andeutungen und Puns mitbekommen und auch verstanden. Hier ein Bild von Tate in Aktion.
IMG_1227
Um kurz nach Zwoelf war ich wieder im Hostel und bin dann gleich ins Bett. Heute bin ich um 8.00 aufgestanden, schnelles Fruehstueck und beginne jetzt gleich zu packen. Habe auf dem Herweg noch ordentlich Platz im Backpack gehabt, jetzt muss ich gut packen damit alles reinpasst. Werde um ca. 12.00 hier in Indianapolis losfahren, immer Richtung Nordwesten auf der I-65 nach Chicago. Auf dem Weg werde ich wieder eine Time Zone passieren und dadurch eine Stunde gewinnen, die Fahrt dauert ca. 3-4h. Ich fahre quer dann durch Chicago direkt zum Flughafen O’Hare wo ich bis 15.00 den Wagen abgeben muss. Danach habe ich noch ca. 3h Zeit um das Gepaeck einzuchecken, fuer Security und Boarding, sollte alles gut hinhauen.
Freue mich jetzt schon sehr auf zu Hause, vermisse meine Kinder und meine Frau. Im Flieger muss ich nur unbedingt schlafen damit der Jetlag in den folgenden Tagen nicht so heftig wird. Ich starte hier Mo-Abend ca. 18.00, fliege dann gegen die Zeit und werde Di-Morgen um ca. 10.00 in Frankfurt ankommen. Da werde ich dann in einen Zug steigen, kurz vor 13.00 am HBF Wuerburg ankommen und von dort gleich nach hause laufen. Habe am Di-Nachmittag gleich einen vollen Nachmittag Unterricht zu geben, das wird mich hoffentlich wach halten.

„Big old Jet Airliner, carry me to my home,
Big old Jet Airliner, cause it’s there that I belong.“

Motor Speedway, Eiteljorg Museum & The Sinking Ship

Heute morgen war ich um 8:00 wach und habe mich fertig gemacht. Wir hatten nachts noch lose vereinbart, dass ich am heutigen Sonntag mit meinen neuen Bekannten zum Nach-Geburtstags-Bruch in einem angesagten Cafe um die Ecke gehen wuerde, aber die lagen alle noch im Bett, als ich um 9.30 meine Arbeit am Rechner im Hostel erledigt hatte und ich hatte Hunger. Habe mich also von Joes Frau, die als einzige schon wach war, verabschiedet und bin los. Kleines Fruehstueck on the way und dann zu meinem ersten Ziel, dem „Indianapolis Motor Speedway“. Diese Rennbahn ist legendaer, seit 1911 findet hier jaehrlich das 500-Meilen-Rennen statt, zum letzten Mal erst am Sonntag vor einer Woche vor ca. 500.000 Zuschauern. Das Mega-Spektakel war Gott sein Dank vorbei als ich heute am spaeten So-Vormittag am Speedway ankam. Als erstes gab’s eine Busfahrt einmal komplett um die ovale, 2,5 Meilen lange Runde. Insgesamt ein Riesenteil mit etlichen Tribuenen und Pitstops (leider ohne Boxenluder, die hatten heute anscheinend frei). Es gibt sogar einen Golfplatz der ueber den Rennstreifen fuehrt (bei Rennen keine Spiele). Danach noch ein Filmchen in der Hall of Fame und eine Ausstellung von fast allen Siegerrennwagen seit 1911.
IMG_1170
Ich bin danach weiter nach Downtown gefahren zum Eiteljorg Museum of American Indians and Western Art, einem ganz edlen und modernen, neuen Gebaeude. Zur Zeit kann man dort die Sonderausstellung „Guitars! Roundups to Rockers“ besichtigen. Ich hatte davon in einer Unterhaltung bei der Geburstagsfeier im Hostel erfahren und es klang ganz interessant.
IMG_1175
Ich muss sagen, das war die beste Ausstellung, die ich je zu diesem Tema gesehen habe (z.B. ‚Guitar Heroes‘ 2011 im Metropolitan Museum in New York) und laesst die ‚Rock and Roll Hall of Fame‘ in Cleveland ziemlich alt aussehen. Es war chronologisch gegliedert (ab ca. 1840 bis zur Gegenwart), zu sehen gab es historisch Instrumente aus verschiedenen Sammlungen, es ging von Harfengitarren, ueber alte Gibsons und Martins, Nationals und Dobros, Larsons, Strombergs und Fenders bis zu modernen Instrumenten. Dabei wurde eine Bauart immer eng gekoppelt mit prominenten Spielern und der entsprechenden Stilistik. Zu sehen waren Original-Gitarren von Woody Guthrie, Charlie Christian, Johnny Cash, Buddy Holly, Keith Richards, Hendrix, Kurt Cobain, Vince Gill usw., es war phantastisch. Alles war sehr gut aufgebaut und mehr als ordentlich beschildert (angegeben waren alle verfuegbaren Daten inkl. Modell, Baujahr, aus welcher Sammlung). Am Ende gab es eine grosse Papierwand mit der Ueberschrift „Who is your Guitar Hero“ auf der man sich verewigen konnte („Clapton is God“ war mehrmals darunter, aber auch viel „Django“). Daneben stand – quasi als Einstiegsdroge – ein grosser Bildschirm mit Spielkonsole und „Guitar Hero“ (als ich da war, daddelten sie gerade zu „Iron Man“ von Ozzy Osborne). Als Gitarrenlehrer muss ich sagen, dass ich diese relativ aktuelle Querverbindung sehr passend finde. Im Gegensatz zu anderen Spielen hat „Guitar Hero“ tatsaechlich einige Menschen zum GItarrespielen gebracht. Ich koennte da einige Beispiele aus meiner eigenen Schuelerschaft benennen. Nach der Gitarren-Tour war ich kurz im Museums-Cafe, dort (und im Giftshop) lief dezent, aber gut hoerbar, intelligent zusammengestellte Musik von potraitierten Kuenstlern der Gitarren-Ausstellung, darunter Bob Wills, Les Paul, Buddy Holly, Clapton, Nirvana usw., das hatte wirklich Klasse.
Ich bin nach einer kleinen Staerkung noch in zwei andere Ausstellungen im Haus namentlich „Art of the American West“ und „Native American Art“, beide sehr schoen anzusehen. Bin ja kein grosser Kunstkenner, musste mich aber nicht durchquaelen (wie oftmals daheim), sondern war sehr angenehm.
Danach zurueck ins Hostel und habe gerade noch die zweite Haelfte des Fussball-Freundschaftsspiels USA : BRD gesehen. Unser B-Nationalteam (ohne Bayern- und Dortmundspieler) hat 4:2 gegen Klinsmanns Truppe verloren, nicht so schlimm, immerhin durften die Jungen mal ran. Heute Abend ist noch ein Comedy-Abend im „Sinking Ship“ um die Ecke angesagt. 9.30, no cover, ich werde dabei sein. Bis dahin packe ich langsam meine Sachen, denn morgen geht’s zuerst mit dem Auto nach Chicago und dann mit dem Flieger nach Hause.

Huntington – Indianapolis

Gestern bin ich um 7.30 aufgestanden, weil ich vor meiner Weiterfahrt noch einiges vor hatte. Mit der Uebernachtung auf der Malabar Farm und der in Huntington hatte ich schon zwei komplette Tage keinen Zugang zum Internet gehabt. Ich musste dringend meine Route checken, Reservierungen machen, Mails lesen und den Blog pflegen. Weil es hier im Days Inn zwar WiFi, aber keinen oeffentlich zugaenglichen Computer gab, wollte ich auf eine Public Library ausweichen. An der Rezeption wurde ich an die Buecherei von Barboursville verwiesen, die lag relativ nah und auf meinem Weg. Ich war um 8.55 da, um 9.00 wurde geoeffnet. Nach knapp 2h war ich fertig und bin dann weiter zur Huntington Mall. Im Jahr 1988 war das immer ein Ereignis, wenn wir alle paar Wochen mal zur Mall gefahren sind. Es ist ein Einkaufszentrum mitten in der Pampa und es gibt dort Laeden fuer alle moeglichen modischen Sachen, vor allem viel Klamotten (Mode, Sport, Schuhe usw.), einen obligatorischen Foodcourt, aber keinen erwaehnenswerten Buch-, Zeitschriften- oder Musikladen. Habe eine paar Kleinigkeiten fuer die Familie eingekauft.
Auf dem Rueckweg habe ich noch bei dem Laden „Route 60 Music“ in Barboursville angehalten von dem mir eine ehemalige Mitschuelerin beim Klassentreffen erzaehlt hatte. Leider nicht allzuviel Vintage, aber brauchbares Sortiment. Habe mir eine Gibson „Robert Johnson“ geschnappt und den „Kind-hearted Woman Blues“ vor mich hingepickt. Da kam ploetzlich ein anderer Mann, nahm eine Dobro von der Wand und spielte wortlos Slide zu meinen Gedengel dazu. Blues in A, tierische Session. Der Mann ist Jeremy Short aus Huntington, lokaler Gitarrenlehrer und Ausnahmegitarrist. Wir haben zusammen noch ein paar andere Nummern gespielt („Hey Joe“), dann hat er mich dem Ladenbesitzer Paul Callicoat vorgestellt. Der war sehr, sehr nett und hat mir seine aktuelle CD „The Wayward Truth“ und ein T-Shirt des Ladens geschenkt. Ich habe mich herzlich bedankt und gesagt, dass es so schoen waere in den USA zu reisen, weil alle so freundlich und offen sind und er meinte: „We love people, we just love people, man, I don’t care if you’re black or white or jewish or muslim.“ Ich kann das besaetigen und werde versuchen etwas von dieser Mentalitaet mit nach hause zu nehmen. Es war jetzt schon spaet geworden und ich wollte ja noch weiter, deswegen bin ich dann los, zurueck nach Huntington und ueber die Bruecke rueber nach Ohio.
IMG_1156
Ich fuhr entlang der Nordseite des Ohio Rivers Richtung Cincinatti. Hatte mich wieder fuer die ’scenic route‘ entschieden, es war wunderschoen. Um Cincinatti machte ich einen grossen Bogen und fuhr dann weiter ueber die Interstate 74 nach Indianapolis. So langsam habe ich das amerikanische Beschilderungssystem verstanden, es gab keine Probleme und ich fuhr mit kleinen Pausen durch bis zum „Indy Hostel“ in Indianapolis.
Als ich da ankam, passierte etwas Seltsames: Ich oeffnete die Tuer zum Hostel und stand – wie bei einer Surprise Party – mitten im Augen des Hurricans einer brodelnden Hausparty. Leute standen rum mit Drinks und unterhielten sich, mir wurde Essen und Trinken angeboten und Wohnzimmer spielte eine Folkband in Hawaii-Hemden Songs von Woody Guthrie.
IMG_1157
Es stellte sich heraus, dass das Hostel und der Garten an diesem Abend vermietet worden waren und es sich tatsaechlich um eine Surprise-Party handelte, allerdings nicht fuer mich, sondern fuer Joe, der heute seinen 50. Geburtstag hatte. Zur Party eingeladen hatte mich seine Frau und, weil sich viele der Gaeste nicht kannten, war es kein Problem ins Gespraech zu kommen. Eine aeltere Dame erzaehlte mir, dass spaeter noch eine andere, professionellere Folk-Formation im Garten spielen wuerde und sie erzaehlte mir die Story von einem der Songs der Band und dass sie gefuellte Peppers mitgebracht haette und die solle ich doch unbedingt probieren. Ich war ziemlich bedient von 4h Autofahrt und lud mir erstmal eine Portion Jambalaya vom Buffet auf den Pappteller inkl. Peppers (war beides super) und dann begann auch schon das Konzert im Garten. Es spielten Tim Grimm (voc/git) und seine Frau (voc/harp). Sie leben seit vielen Jahren auf einer Farm in Indiana.
IMG_1160
Tim schreibt die Songs und sie performen immer zu zweit, sehr schoen. Interessant war die Mikrophonierung. Sie stehen herum um ein einziges, empfindliches Kondensatormikrophon in das sie beide singen und musizieren. Die Gitarre selbst wurde nur minimal mit dem Pickup verstaerkt. Das ist uebrigens seit Jahrzehnten gaengige Praxis bei einigen, puristischen Bluegrass Bands: Da werden teilweise regelrechte Choreographien ausgefuehrt damit immer der Saenger oder Solist vorne dran steht (Prinzip: durch die Mitte kommen, dann seitlich ausweichen). Das Konzert war wunderbar und sehr beruehrend.
Nach dem Konzert habe ich noch mit allen moeglichen Leuten gequatscht, auch mit den beiden Musikern. Sie haben schon in Europa gespielt, wir haben Adressen ausgetauscht und evtl. ergibt sich was, wenn sie das naechste Mal da sind. Habe auch eine CD von ihnen geschenkt bekommen, leider war der Song mit der tollen Story nicht drauf. Das hat die nette Dame mit den Peppers mitbekommen und hat mir die entsprechende CD gekauft und geschenkt, vielen Dank! Unfassbar: An einem und demselben Tag haben mir drei Menschen unabhaengig voneinander CDs mit Musik geschenkt, die ihnen sehr viel bedeutet. Der Song heisst uebrigens „Perfect Getaway“ und ist auf der CD „Heart Land“.
Danach noch ein Absacker auf dem Front Porch mit dem harten Kern der Party (inkl. dem Geburtstagskind Joe). Bin dann um kurz nach 12 ins Bett, alles super, alles gut. Freue mich trotzdem langsam auf zu hause, morgen geht der Flieger.

Malabar Farm – South Point – Huntington

Gestern bin ich (wieder mal) frueh (8.20) losgefahren, diesmal von der Malabar Farm. Habe vorher dem Herbergsvater Mark noch eines seiner Gedichtheftchen abgekauft und mich von dem Pantomimen Geoffrey verabschiedet. Weiter ging’s Richtung Sueden, hatte eine ordentliche Fahrt (3,5h) vor mir und habe mich fuer kleinere Strassen entschieden, sehr ’scenic‘ wie die Amerikaner sagen. Als naechtes Ziel hatte ich den Ort eingeplant an dem ich im Jahr 1988 als Austauschschueler zur High School gegangen bin. Der Ort heisst South Point und wie der Name verraet liegt er am suedlichsten Zipfel von Ohio, direkt am Ohio River. Ich war verabredet mit Mrs. Sher, der Direktorin der Schule. Sie war an diesem Freitag extra fuer mich in die Schule gekommen, ich war etwas spaet dran, aber es war alles okay. Ich hatte schon im Vorfeld herausgefunden, dass bereits letzte Woche Graduation war, es sind hier also bereits Sommerferien, die Schueler sind zu hause und die Schule war ziemlich leer. Dazu kam noch, dass vor einigen Jahren eine neue Schule ausserhalb des Ortes errichtet wurde. Wir trafen uns also dort und Mrs. Sher zeigte mir den Neubau. Im Archiv fanden wir sogar das Yearbook der ‚Class of 1989‘, in dem ich auf einigen Fotos zu erkennen bin. Ich habe grosszuegigerweise ein Exemplar geschenkt bekommen (das Vorletzte). Danach fuhren wir Kolonne zum alten Schulgebaeude, das seit dem Umzug als viel zu grosser Office des ‚Boards of Education‘ dient. Tja, ich muss sagen, dass ich da schon etwas sentimental geworden bin. Bin noch alleine auf dem Gelaende in der prallen Hitze rumgelaufen und habe ich paar Fotos gemacht. Insbesondere vom Field, dem Sportplatz, auf dem ich damals viel Zeit verbacht habe. Bin dann kurz zum ehemaligen Haus meiner Gastfamilie, die dort seit 10 Jahren nicht mehr wohnt (konnte leider keinen Kontakt herstellen) und dann noch zu ‚Ted’s Barber Shop‘, der jetzt ‚Scott’s Barber Shop‘ heisst. Ich hatte mir dort als 16-jaehriger einen Flattop schneiden lassen, diesmal allerdings nur ein leichtes Trimming der Seiten, war nett.
Um 17.30 habe ich mich wieder mit Mrs. Sher getroffen, diesmal in Huntington in West Virginia, einer etwas groesseren Stadt auf der anderen Seite des Flusses. Sie hat mir bei einer Autofahrt (Amis laufen nicht gerne) Huntington gezeigt und danach sind wir in ihr Pravathaus auf der Suedseite der Stadt gefahren, sie hat mich ihrem Ehemann vorgestellt und wir haben uns ueber das amerikanische Bildungssystem unterhalten. Vielen Dank fuer die Gastfreundschaft!
Um 19.00 hatte ich allerdings noch ein Verabredung: Es war eine Art Mini-Klassentreffen der ‚Class of 89‘. Mein ehemaliger Klassenkamerad Todd  hatte einige Leute eingeladen und wir haben uns zum Essen im „Max & Erma“ am neugestalteten ‚Pullman Plaza’in Huntington getroffen. Wir haben zusammen das Yearbook durchgeblaettert, uns ueber die 80er-Jahre-Frisuren kaputt gelacht und von der guten und nicht so guten, alten Zeit erzaehlt. War sehr schoen, vielen Dank dafuer.
Um 21.30 sind dann alle nach Hause gefahren. Fuer mich stand um 22.15 noch ein Konzert im V Club in Huntington an. Angesagt war der local hero Rick Huckaby, der zuerst alleine eine knackige Runde eigener Countrysongs von seinem neuen Album „Pistols & Diamonds“ sang und spaeter von einem Saenger/Gitarristen (Tracy…) unterstuetzt wurde bei dem das Publikum total ausrastete, ich kannte ihn nicht, aber war gut. Auch dabei: Ein hervorragender Fiddlespieler (Huck in der Mitte).
IMG_1151
Was mich immer wieder umhaut: Wie sehr sich die Amerikaner fuer selbstgeschriebene Songs selbst in Mini-Besetzung begeistern koennen. Da sind im Publikum junge Leute (Twenty-Somethings), die begeistert mitgrooven und die Songs des brandneuen Albums auswendig und lautstark mitsingen. Fuer mich als Songschreiber schon sehr beruehrend. Danach ab ins Hotel, morgen geht’s weiter nach Indiana.

Detroit – Cleveland – Malabar Farm

Am Donnerstag bin ich frueh aufgestanden und habe das Hostel Detroit Richtung Sueden verlassen. Zuerst nach Toledo und dann weiter rum um den Lake Erie nach Cleveland, Ohio. Mein einziges Ziel in dieser Stadt war die ‚Rock and Roll Hall of Fame‘ mitten in der Stadt und direkt am See. War etwas schwierig einen Parkplatz zu finden, aber hat dann gepasst. 22$ Eintritt, ich habe mir ca. 3h Zeit dafuer genommen. Das Gebaeuden wurde extra fuer das Museum errichtet und hat 5 Levels und zur Zeit einige Extra-Austellungen (Chuck Berry, Ricky Nelson und Rolling Stones). Angefangen habe ich nach Plan im Keller mit dem 12 min. Film, danach dann viele Exponate in Glaskaesten, die gut beschildert waren. Das Ganze ist zwar so ungefaehr nach Chronologie und Regionen sortiert, aber insgesamt dann doch relative konfus, es gibt leider keine gefuehrte Tour, dafuer viele Stationen an denen Musik laeuft und die stehen oft viel zu dicht aneinander. Interessant sind die vielen Instrumente und einige der thematischen Exkurse (Alan Freed, Sun Records, Geschichte der Wiedergabegeraete von Musik seit 1890). Die eigentliche Hall of Fame geht so, ist einer Ruhmeshalle aus der alten Welt nachempfunden mit Unterschriften auf Plexiglas von alle Inductees an den Waenden und wirkt als Ehrung fuer R&R und Popkuenstler sehr konservativ. Wegen dem staendigen Gedudel und den Monitoren mit Filmchen habe ich bald Kopfweh bekommen und nach fast 3h war’s dann auch gut. Rein in die Karre und weiter Richtung Sueden.
Ich hatte von Detroit aus per Internet eine Reservierung in einem Hostel auf der Malabar Farm gebucht. Ich wusste nicht genau worum es sich dabei handelt, es war fuer mich ein guenstig gelegener Aussenposten der Hostelkette HI. Es stellte sich heraus, dass das kleine, schnuckelige Hostel mitten im Ohio State Park Malabar Farm liegt. Ich wurde empfangen von Mark, der nicht nur Herbergsvater, sondern auch Musikkritiker und Poet ist. Weil es noch relativ frueh war, wanderte ich auf seinen Tipp hin ueber eine ‚Dirt Road‘ zu dem feinen Restaurant ‚Malabar Farm Inn‘. Dort traf ich Geoffrey, den ich schon kurz im Hostel gesehen hatte und wir nahmen das Abendessen gemeinsam auf der sonnigen Terasse ein. Geoffrey ist Pantomime und Psychologe und wir hatten eine sehr unterhaltsames Gespraech. Kurz vor Sonnenuntergang wanderte ich dann zurueck zum Hostel. Dabei entsand dieses Bild.
IMG_1123
Mark, Geoffrey und ich haben dann noch auf dem ‚Front Porch‘ des Hostels ueber Gott und die Welt weitergequatscht, ich habe mich ca. 23.00 verabschiedet und bin ins Bett, weil ich am naechsten Tag frueh los wollte. Hier ein Foto vom Hostel am naechsten Morgen, leider gerade keine Gans und kein Eichhoernchen zu sehen.
IMG_1134