„Behind their success was a group of studio musicians called The ‚Wrecking Crew’.“ Mit diesen Worten beginnt der Trailer zur Filmdokumentation „The Wrecking Crew“ von Denny Tedesco, Sohn des legendären Studio Musikers Tommy Tedesco. Die portraitierte Gruppe von Studiomusikern aus Los Angeles musizierte in den 1960 Jahren bei erfolg- und einflussreichen Aufnahmen von Bands und Sängern wie The Beach Boys, The Mamas and the Papas, Sonny & Cher, Dean Martin, Nat King Cole, Frank Sinatra, Glen Campbell, Tijuana Brass und Elvis Presley.
„What the Funk Brothers did for Motown „The Wrecking Crew“ did, only bigger, for the West Coast Sound. Six years in a row in the 1960s and early 1970s, the Grammy for “Record of the Year” went to Wrecking Crew recordings. […] The film tells the story of the unsung musicians that provided the backbeat, the bottom and the swinging melody that drove many of the number one hits of the 1960’s.“ (aus dem Pressetext)
Die Originalmaterialien und Interviews wurden in einem mühevollen, langjährigen Prozess zusammengesammelt und zu einer spannenden und aufschlussreichen Dokumentation geschnitten. Den Kern bildet eine Zusammenkunft der Musiker Tommy Tedesco, Carol Kaye, Plas Johnson und Hal Blaine. Immer wieder kommen diese Veteranen einzeln oder als Gruppe zu Wort. In diversen Einzelportraits spielen die Musiker auch charakteristische Hooks oder Riffs, die sie zu herausragenden Einspielungen beigesteuert haben und erklären die Umstände ihrer Entstehung. Außerdem dabei: Brian Wilson, Dick Clark, Glen Campbell, Cher, Herb Alpert, Nancy Sinatra, Jimmy Webb, Al Casey, Earl Palmer u.a. Man erhält so einen einzigartigen Einblick in die damals üblichen Produktionsweisen in den Studios der amerikanischen Westcoast. Die Sänger wechselten von Produktion zu Produktion, aber wie in New York, Nashville oder Detroit wurde ein Großteil der Instrumentalparts von einer übersichtlichen Gruppe von hochprofessionellen Studiomusikern erstellt. Die Musiker, Produzenten und Songschreiber erzählen von ihrer anspruchsvollen Arbeitsroutine, die neben unzähligen, namenlosen Einspielungen immer wieder auch monumentale Musikproduktionen zu Ergebnis hatte. Erst nach ihrem Zerfall wurde dem losen Kollektiv von Musikhistorikern der Name „Wrecking Crew“ gegeben.
Denny Tedesco gelingt als Filmemacher das Kunststück immer wieder auch persönliche Eindrücke und Erinnerung in Bezug auf seinem verstorbenen Vater einfließen zu lassen ohne sentimental oder gefühlduselig zu werden. Er hat lange an diesem Film gearbeitet und es ist viel Arbeit hineingeflossen. Herausgekommen ist eine hochinteressante und mit Insiderinformationen gespickte Dokumentation einer außergewöhnlichen Ära der internationalen Popmusikgeschichte.
Hier noch zwei Zitate erfahrener Studiomusiker:
„My father would say there are four reasons to take a gig: For the money, for the connections, for the experience, or just for fun.“ (Denny Tedesco)
„If you wanna be successful in this business, you never say ‚No’ until you’re to busy saying ‚Yes’“ (Bones Howe)
Die komplizierte Rechtslage bzgl. diverser Lizenzierungen hätte den Film beinahe unmöglich gemacht. Mithilfe einer groß angelegten Crowdfunding Kampagne und vielen Unterstützern hat es dann doch geklappt. Seit Anfang des Jahres laufen bereits Vorführungen bei ausgewählten, amerikanischen Filmfestivals und Programmkinos. Seit Ende August steht der Film nun als DVD und Download auch in Europa zur Verfügung (2 DVD).
Hoert sich sehr interessant an.
Deine Beschreibung erinnert mich an manche Musik-Doku, die ich im CENTRAL sehen konnte und „grundehrlich“, ohne Schnoerkel und Beschoenigungen war.
Ich will ja sehen und erleben, wie das Business ist und wie das Leben als Musiker sich gestaltete. Was ihnen Musik bedeutet, welchen Wert sie ihr geben und wie das Business das Leben formte.
@Gerhard: Ich habe in den letzten Jahren sehr viele dieser musikalischen Insider-Dokus angesehen. Für mich immer wieder interessant, weil man die Hintermänner und -frauen, deren Denk- und Arbeitsweisen und ihre Geschichten kennenlernt. Diese fachlichen Informationen waren ja noch bis vor kurzem quasi unzugänglich, weil die Macher in der öffentlichen Wahrnehmung nicht vorkamen, zum Teil auch kein Interesse bestand den Arbeitsalltag von Spezialisten offenzulegen. Erst in letzter Zeit, in der sich immer mehr Menschen der historischen Bedeutung ihrer Arbeit bewusst wird, werden die Geschichten erzählt. Je mehr man darüber erfährt, desto klarer wird aber auch, dass das fleißige und talentierte Menschen waren, aber letzten Endes kochten sie auch nur mit Wasser. Die Offenlegung aller historischen Umstände bewirkt dann – zumindest bei mir – auch eine gewisse Ernüchterung. Der Mythos zerbröselt und die Aura, die man vielleicht selbst dazu phantasiert hat, reduziert sich auf Daten, Fakten, Infos. Manchmal sehne ich mich an die unaufgeklärten Zeiten zurück, sie waren mitunter inspirierender.
Das mit dem Mythisieren kann ich schon verstehen.
Egal um was es sich dreht, um Sporthelden, Kuenstler, Musiker, Wissenschaftler: Man moechte sie ganz weit oben sehen…so faellt auch etwas Glanz auf einen selbst ab, denn man tummelt sich ja auch in einem dieser besagten Gebiete oder kennt sich in ihnen besonders gut aus.
Was mich immer schnell ermuedet, ist das Schema in so manchen Filmen, dass Wegbegleiter des Portraitierten sich samt und sonders in hoechsten Toenen ueber den diesen Menschen auslassen.
Genuegt es denn nicht, einfach zu konstatieren, dass derjenige Mensch vieles zustandebringen konnte, mit Talent, Fleiss, Beziehungen und Glueck?. Muss er immer auch gleich „Genie“ sein?
certainly familiar w/ the ever so infamous
WRECKING CREW.
but why to the devil can i not find the documentary in the equally infamous iTunes store???
Der amerikanische Vertrieb hat den Film als Downloadversion unter anderem für iTunes angekündigt. Eine 2-DVD Version gibt es seit zwei Wochen bei Amazon zu bestellen. Bei iTunes konnte ich allerdingss nichts finden. Hab’s an den Verleih weitergeleitet, aber die hatten auch keine Antwort.