Ab Montag habe ich einige wunderschöne, sonnige Tage in Wien verbracht. Hinfahrt direkt ab Würzburg mit dem ICE und übernachtet wurde bei einer befreundeten Familie (Danke!). Nach der Ankunft am HBF sind wir nach einem kleinen Umweg in die U-Bahn in den zweiten Bezirk gefahren und haben uns dort zur „Schönen Perle“ durchgefragt, einer ziemlich wienerischen Gastwirtschaft, Wiedersehen mit einer weiteren Urlaubsbekanntschaft, bodenständiges Essen, danach ein paar Straßen weiter zur Unterkunft. Dort waren wir aber nur kurz, denn für den Abend waren bereits Karten im berühmten Musikverein am Karlsplatz gebucht, romantisches Soloklavier mit Leif Ove Andsnes.
Bürgerliche Konzertkultur des späten 19. Jahrhunderts in präservierter Reinstform. Internationales und wienerisches Publikum, bestuhlt bis auf die Bühne, ganz hinten die günstigen Stehplätze bei denen einige Säulen den Blick versperren. Schon alles beeindruckend, aber gleichzeitig auch atemberaubend rückwärts gewand, fast so, als hätte das 20. Jahrhundert nie stattgefunden. Hier werden etablierte Weltbilder bestätigt, Innovation, Wagnis, Fortschritt, Risiko oder Revolution erwartet wohl kaum jemand. So gesehen wiederum sehr typisch für die österreichische Hauptstadt, besonders in diesen Tagen. Zurück wieder mir der U-Bahn, es geht alles ganz flott, Wien ist in der Innenstadt kleiner als man denkt.
Am zweiten Tag (Di) zu Fuß in den ersten Bezirk. Richtung Donaukanal begegnet man im zweiten Bezirk immer wieder orthodoxen Juden, in schwarz gekleidet, mit Bart, Schläfenlocken und großem Hut. Ich fühle mich jedes Mal sehr unwohl und senke den Blick. Woran liegt das? Daran dass ich Deutscher bin? Nein, stelle ich fest, es hat damit zu tun, dass ich mich ungern in der Nähe von religiösen Fundamentalisten aufhalte, wäre bei Islamisten oder christlichen Fanatikern genauso, nur ist deren Extremismus nicht immer gleich zu erkennen.Rotenturmstraße, Stephansdom, Graben, Stippvisite zu Doblinger (Notenfachgeschäft), Kohlmarkt, Demel, Michaelerplatz, Spanische Hofreitschule, Hofburg, Naturhistorisches Museum und weiter bis zum Museumsquartier, leider war Dienstag, da sind alle Museen geschlossen.
Mittagssnack im MQDaily (günstig & gut), Burggarten, Palmenhaus, Kärntnerstraße und wieder zurück in den Zweiten, da war der Tag fast rum bzw. die Sonne untergegangen.
Abends bin ich noch mit der U-Bahn zu Matthew E. White in die „Grelle Forelle“ an der Spittelauer Lände. White kam mit einem zweiten Gitarristen, aber ohne Band, auf die Bühne. Bis auf die Randy Newman-Interpretationen kannte ich keinen einzigen Song, klang gut, aber alles ziemlich ähnlich, er singt einnehmend, aber monoton und unvariabel, nicht gut oder schön, bin trotzdem froh, dass ich da war. Habe am selben Tag Calexico verpasst, das merkte ich aber erst viel später.
Literatur: Neben den vielen, nützlichen Tipps unserer Gastgeber kamen zu Einsatz: „101 Wien – Geheimstipps und Top-Ziele“ von Iwanowski’s, „Wien“ von Marco Polo und „Wien“ von Dumont. Alle sehr empfehlenswert.
@Dennis: Wie heißen noch mal die leckeren, maden-ähnlichen Dinger auf dem 6. Bild von oben? Sehen aus wie Schupfnudeln, es scheint aber eine Süßspeise („Mehlspeise“?) zu sein…
@Stefan: Das sind die Mohnnudeln mit Apfelmus (6.90€) im MQDaily. Ja, so ähnlich wie Schupfnudeln, aber süß und in Butter geschwenkt, sehr lecker.