Buch: „Der Totgeglaubte“ von Michael Punke

DerTotgeglaubteMichael Punke ist amerikanischer Autor, hauptberuflich arbeitet er als Jurist, Politikberater und US-Botschafter bei der World Trade Organization in Genf in der Schweiz. Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde Punke als Autor des historischen Romans „The Revenant: A Novel of Revenge“, die dramatische Überlebensgeschichte des amerikanischen Pelzjägers Hugh Glass, die zum großen Teil auf wahren Begebenheiten beruht. Punke verfasste den Roman innerhalb von vier Jahren und arbeitete daran immer früh morgens vor seinen offiziellen Arbeitszeiten. Das Buch erschien im amerikanischen Original 2002 bei Carroll & Graff, hatte jedoch keinen großen kommerzieller Erfolg. Immerhin gelang es die Filmrechte zur Geschichte zu verkaufen. Der mexikanische Filmemacher und Produzent Alejandro G. Iñárritu zeigte noch vor Veröffentlichung Interesse, adaptierte die Geschichte mehrfach und verfilmte den Stoff ab Oktober 2014 innerhalb mit Leonardo di Caprio und Tom Hardy in den Hauptrollen. Die Filmarbeiten fanden unter extremen Umständen zustande und dauerten ganze neun Monate. Der Film kam im Dezember 2015 in die Kinos und erregte große Aufmerksamkeit.

Im Sommer 2015, noch einige Monate vor dem Kinostart, erschien die deutsche Übersetzung des Romans mit dem Titel „Der Totgeglaubte: Eine wahre Geschichte“ beim deutschen Reise- und Abenteuerverlag Malik. Die Romanvorlage unterscheidet sich in vielen Punkten deutlich von der spektakulären, oscarprämierten Filmadaption. Punke hat die Niederschrift des Romans akribisch vorbereitet, gründlich recherchiert und dem Leben in der Wildnis nachgespürt (Fallenstellen, Jagen etc.), davon profitiert der Text in hohem Masse. Duktus und Erzählweise wirken nüchtern und unaufgeregt, fast dokumentarisch, Lebensumstände und Handlungsverläufe erscheinen plausibel und glaubhaft, die diversen Darstellungen vom harten Überlebenskampf, Verletzungen, Wunden, Jagd, Mord und Totschlag klingen nicht erfunden oder überdramatisiert, gewinnen sogar durch den protokollhaften, sachbezogenen Schreibstil noch an Eindrücklichkeit und Faszination. Ganz anders im Film: Hier werden von Beginn an hochdramatische und nervenaufreibende Sequenzen in brutalsten, martialischsten Gewaltorgien aneinandergereiht. Es spritzt das Blut, es knacken die Knochen, Menschen und Tiere sterben wie die Fliegen. Die Geschichte wurde beträchtlich umgeschrieben um noch mehr Möglichkeiten für sensationelle Szenen zu haben. Ganze Personen (Indianersohn, misshandelte Häuptlingstochter, etc.) und Handlungsstränge (Befreiung der Indianerin, Pferderaub, Übernachtung im Pferderumpf, kaltblütige Ermordung der Verfolgten) sind im Buch nicht vorhanden, sondern frei dazu erfunden worden.

Im Gegensatz zur blutgetränkten und gewaltgesättigten Bildsprache der Verfilmung, die sich nah am Tabubruch bewegt (verstümmelte Körper, offene Kadaver, etc.), ist die Romanvorlage anspruchsvolle amerikanische Westernliteratur in einem geerdeten, dokumentarischen Stil, eine spannende und authentische Geschichte aus der Zeit als der amerikanische Westen erobert wurde. Historische Quellen werden am Ende des Buches vom Autor offengelegt und erfundene Passagen genau benannt.

Nerdinfo: Als hochrangigem Vertreter der US-amerikanischen Regierung war es dem Autor nicht gestattet, Werbung für seinen Roman zu machen oder an öffentlichen Veranstaltungen teilzunehmen, die seiner persönlichen Bereicherung dienen könnten. Es ist ihm jedoch erlaubt Tantiemen und andere Verdienste anzunehmen. Als Punkes Vertreter sprechen daher oft sein Bruder Tim und seine Frau Traci.

Das gebundene Buch erscheint bei Malik, hat 314 Seiten und kostet gebunden 20 €.

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