Ende 2015 erschien bei Dux das Spielheft „Play Guitar in Concert“ von Michael Langer und Ferdinand Neges (Hg.) mit 70 ausgewählten Kompositionen für klassische Sologitarre. Es kann als eine Fortsetzung des „Play Guitar Spielbuch“ angesehen werden, das vor einigen Jahren als begleitende Stückesammlung für die mehrbändige „Play Guitar Gitarrenschule“ erschien. Allerdings funktioniert das vorliegende Buch auch komplett eigenständig. Es handelt sich dabei nicht um eine weitere erwartbare Sammlung altbekannter Gitarrenstandards, sondern ganz überwiegend um unverbrauchte und außergewöhnliche Kleinkompositionen quer durch die Jahrhunderte, angefangen von ganz schön alt bis hin zu ziemlich aktuell. Darunter sind Stücke von Leo Brouwer, Roland Dyens, Carlo Domeniconi, Andrew York, Pat Metheny. Die Autoren haben ganz offensichtlich tief gegraben, gut recherchiert, sich bestens informiert und dabei jede Menge wohlklingende, musikalische Perlen und Schätze gefunden. Gewagtes, freches oder experimentelles ist eher nicht dabei.
Ansprechend auch die Sortierung: Die Stücke sind nicht – wie so oft üblich – nach Epochen angeordnet (ein chronologisches Inhaltsverzeichnis ist gleichwohl vorhanden), sondern nach geschätztem Schwierigkeitsgrad. Das führt dazu, dass beim Durchblättern/-spielen von vorne nach hinten eine kunterbunte Reihenfolge von Stilistiken mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander steht. Zu jeder Komposition gibt es eine angenehme Dosis musikgeschichtlicher Hintergrundinformationen und blitzsauberer und gut ausgearbeiteter Fingersätze für linke und rechte Hand. Zusätzlich enthalten ist eine hilfreiche MP3-CD (läuft z.B. am Rechner) mit Einspielungen aller 70 Spielstücke. Wenn Langer während den Aufnahmen nicht so laut geatmet und geschnauft hätte, hätte sie sogar einen brauchbaren musikalischen Wert über eine reine Arbeitfunktion hinaus, das ist etwas schade, aber nicht gravierend.
Die 70 Stücke sind allesamt sehr reizvoll und mit sensiblem Gespür herausgesucht und zusammengestellt. Unter den Stücken befinden sich auch einige Kompositionen von Langer selbst, die allerdings im Vergleich zu den anderen Miniaturen bezüglich musikalischer Substanz etwas schwach ausfallen. Komponieren ist einfach nicht Langers Stärke, wirklich sehr gelungen sind dagegen seine Arrangements von bereits bestehenden Melodien wie z.B. „He’s a Pirate“, „Manha de Carnaval“ oder „Pegao“. Hier der komplette Inhalt in der Reihenfolge nach Schwierigkeitsgrad.
La toque à Tina (Dyens)
Preludio (Politi)
Aire de Hueya (Politi)
He’s A Pirate (Badelt/arr: Langer)
Basse Danse (Attaingnant)
Is There Anybody Out There (Waters)
Studie in e-Moll (Aguado)
Lilly’s Lullaby (Langer)
Vals (Calatayud)
Allegretto (Sor)
Greensleeves (Ballet)
Ninna-Nanna (Domeniconi)
Semplice (Domeniconi)
Bourrée (Graf von Bergen)
Villanella Balletto (Caroso)
Garden Steps (York)
Les Bouffons (Morlaye)
Moderato (Mertz)
Always Look On The Bright Side Of Life(Idle/arr: Langer)
Allegretto (Giuliani)
Allegretto (Bortolazzi)
Gassenhauer (Newsidler)
Pavane Nr. 1 (Milán)
Españoleta (Sanz)
Menuett (Ausseer Tabulatur)
Andantino (op. 14) (Carcassi)
I Wish I Were Where Helen Lies (Trad.)
Canción de Cuna (Dyens)
Ach Elslein, liebstes Elslein mein (Newsidler)
Valse pour un nuage triste (Bogdanovic)
Studie für den Daumen (Aguado)
Tango (Stachak)
Pavana alla Venetiana (Dalza)
Menuett (Bach)
All In A Garden Green (Vallet)
Andante (Neuland)
Bourrée und Double (Ausseer Tabulatur)
Allegretto grazioso (Giuliani)
Scarborough Fair (Trad./arr: Sacksioni)
Studie in a-Moll (Cano)
Down By The Sally Gardens (Trad./arr: Langer)
Allegretto (Mertz)
Allegretto moderato (Sor)
Walzer (Legnani)
Vals de Concierto (Viñas)
Allegretto (Cano)
Little River (Goldewijk)
Fishing Blues (Thomas/arr: Langer)
Gavotte (Anonymus)
Andantino (Cottin)
Sarabande (Roncalli)
The Leaving Of Liverpool (Trad./arr:Langer)
Guardame las vacas (Narváez)
The Original One (Langer)
Andantino (op. 60) (Carcassi)
Manhã de Carnaval (Bonfá/arr: Langer)
Thema aus „Lucia di Lammermoor“ (Donizetti/arr: Küffner)
Maria Luisa (Sagreras) e-Moll-Studie (Tárrega)
Round Battle Galliard (Dowland)
Paloma (Yradier/arr: Tárrega)
Is This America (Metheny/arr: Langer)
Largo (Vivaldi)
River Flows In You (Yiruma/arr: Langer)
Un sueño de la muñeca (Barrios)
Pegao (Feliciano/arr:Langer)
Nova Bossa (Dyens)
Slidin’ Down The River (Wolters)
The Wedding (Ibrahim/arr: Langer)
Un Dia de Noviembre (Brouwer)
Vorbildlich die print-technische und verlegerische Arbeit im Hintergrund. Das Heft erscheint als praktische Ringbindung mit eingesteckter MP3-CD.
Fazit: Hier stimmt so ziemlich alles und die Herausgeber haben ganze Arbeit geleistet. Sehr lobenswert ist die außergewöhnliche Songauswahl abseits der altbekannten, ausgetretenen Pfade. Ein Genuss besonders für alle Gitarrenspieler, Lehrer und Schüler, die schon eine Weile dabei sind und neugierig sind auf neue, inspirierte und inspirierende Spielmaterialen. Das Spielheft „Play Guitar in Concert“ wird seinem Motto in vollem Umfang gerecht, der Untertitel lautet nämlich „Einfach und schön = einfach schön!“.
„Play Guitar in Concert“ erscheint bei DUX, hat 126 Seiten und kostet inkl. MP3-CD 26,80 €. Probeseiten sind hier einsehbar.