Noten: „Dowland for Guitar“ von Martin Hegel (Hg.)

Böse Zungen behaupten es hätte vor den Beatles in England keine ernstzunehmende Musikkultur gegeben. Das stimmt so selbstverständlich nicht, aber man muss die englische Geschichte der Kunstmusik schon sehr genau betrachten um herausragende Komponisten und Werke zu finden. Am meisten sticht der Barockmusiker Georg Friedrich Händel heraus und der war bekanntlich deutscher Immigrant. Richtet man den Blick zeitlich noch weiter zurück wird man dann aber zweifelsohne fündig. John Dowland (1563-1626) zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Komponisten und Lautenisten der Renaissance. Von ihm sind viele Lieder und ca. 100 Tabulaturen für solistische Renaissancelaute überliefert. Die Instrumentalkompositionen bestehen zum größten Teil aus epochetypischen Tänzen wie z.B. Almains, Pavanen, Galliarden und gehören heute zum festen Repertoire von Lautenisten und klassischer Gitarristen.

Der deutsche Gitarrist Martin Hegel hat unter dem Titel „Dowland for Guitar“ 24 Tabulaturen aus den bekannten Quellentexten ausgewählt und neu für Gitarre transkribiert. Die Auswahl besteht aus leichten bis mittelschweren Einzelstücken, die nach Schwierigkeitsgrad sortiert wurden. Da die Vorlagen größtenteils für 6-chörige Renaissancelaute komponiert wurden, bietet sich auf der modernen Gitarre die Anpassung der 3. Saite (G-Saite) auf F# an und entsprechend wurden alle Transkriptionen gesetzt und bzgl. Fingersätzen beziffert. Zusätzlich empfiehlt Hegel den Einsatz eines Kapodasters im dritten Bund um dem hellen Originalklang nahezukommen und ganz nebenbei das Spiel etwas zu erleichtern. Bei Angaben zu möglichen Verzierungen hält sich der Herausgeber dankenswerterweise zurück und so entsteht ein sehr übersichtliches und flüssig lesbares Notenbild.

Die Bearbeitungen haben einen mittleren instrumental-technischen Anspruch und sollten für etwas fortgeschrittene Spieler ab ca. dem 2-4 Studienjahr gut zu bewältigen sein. Fingersätze, Notenbild, Seitenformat und Papierqualität sind vollkommen einwandfrei. Unter jedem Stück ist die Provenienz akkurat verzeichnet. Das Heft umfasst folgende Werke:

Mr. Dowland’s Midnight
Orlando sleepeth
Mrs. Winter’s Jump
Mrs. Nichols’ Almain
What if a day
Tarleton’s Resurrection
Preludium
My Lord Willoughby’s Welcome Home
Fortune my foe
Come away
The King of Denmark’s Galliard
Captain Cavendish’s Galliard
Round battle Galliard
The shoemaker’s wife (A Toy)
Mrs. White’s Nothing
Mrs. Vaux Galliard
Lady Leighton’s Almain
Hasellwood’s Galliard
Lord Strang’s March
Dowland’s Galliard
Melancholy Galliard
My Landy Hunsdon’s Puffe (Allemande)
The Frog Galliard
Sir John Smith his Almain

Fazit: „Dowland for Guitar“ ist eine gelungene Zusammenstellung für klassische Gitarristen von fortgeschrittenem Anfänger bis Mittelklasse und wird seinem eigenen Anspruch in vollem Umfang gerecht. Man darf gespannt sein, welche Komponisten sich Hegel für zukünftige Projekt vornimmt. Silvius Leopold Weiss, Robert de Visée, Mauro Guliani, Ferdinando Carulli, Dionisio Aguado? Es gibt noch viel zu tun und sorgfältige editierte Herausgaben sind unter Gitarristen immer willkommen.

Das Notenheft umfasst 24 Transkriptionen auf 37 Seiten, erscheint bei Edition Schott und kostet 16,00 €.

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