Laurent Méneret (*1963) ist französischer Gitarrist und Komponist. Unter dem Titel „Facettes“ hat er im Jahr 2016 beim deutschen Schott Verlag eine Sammlung von zehn voranschreitenden Miniaturen für klassische Gitarre veröffentlicht. Im Vorwort heißt es hochtrabend: „Dieses Werk gleicht einer Reihe von 10 Portraits, Bildern, Erinnerungen, aufschlussreichen Reisen sowie verschiedenen Facetten meines Lebens…“, von „Vielfalt der Stücke“ und „abwechslungsreichen Themen und Melodien“ ist im Weiteren noch die Rede.
Wenn man die Kleinkompositionen dann durchspielt, stellt es sich etwas anders dar. Es handelt sich weitgehend um einstimmige Melodieläufe mit unterlegten Basstönen. Sie wurden in gitarrenfreundlichen Tonarten gesetzt und bewegen sich spieltechnisch in der unteren, offenen Lage. Das Notenbild ist gut lesbar und ausführlich mit präzisen Fingersätzen und fast ermüdend vielen Vortragsbezeichnungen ausgestattet. Das lässt schon auf den ersten Blick kaum noch Raum für eigene Interpretation. Soweit, so durchwachsen.
Das augen- und ohrenfällige Manko der kleinen Sammlung sind leider die Kompositionen selbst. Sie sind so schwach und flach, dass einem als Instrumentalist schon beim ersten Spieldurchgang langweilig wird und die Gedanken abschweifen. „Progressiv“ ist auch nicht der spieltechnische Aufwand, sondern das Ausmaß der kompositorischen Ideenlosigkeit. Immer dann, wenn das an sich schon substanzlose Thema aus belanglosen Akkord- und Tonleiterfragmenten vorgestellt ist, wird noch nach oben oder unten durchsequenziert, so als wollte der Komponist auch noch dem letzen Hörer vermitteln: „Heute fällt mir einfach nichts vernünftiges ein, sorry.“
Das soll die Inklangsetzung von „verschiedenen Facetten“ des Lebens von Laurent Méneret sein? Da muss er aber ein langweiliges Leben haben. Man wundert sich im Nachhinein, dass sich jemand überhaupt die Arbeit gemacht hat diese Stückchen aufwändig zu notieren, gar zu drucken. Gibt es zwischen Niederschrift und Auslieferung kein Korrektiv, irgendjemanden, der sich das mal ansieht (und -hört!) und ein inhaltliches Feedback gibt? Anscheinend nicht. Schade jedenfalls um die Mühe, vielleicht sollte man sich beim Verlag etwas genauer überlegen, in welche Publikationen man investiert. Da gibt’s doch unter Garantie bessere Werke, die auf mehr öffentliches Interesse stoßen könnten.
Das Heft umfasst die Miniaturen: Esqisses, Tensions, Danse, Mama Mambo, La guiguette St. Vincent, Étude mélodique, Martinales, Romance, Air, Sous le soleil.
Fazit: „Facettes“ ist eine Zusammenstellung ideenarmer Miniaturen für klassische Gitarre. Hier wurde mehr Wert auf Druckbild, Fingersätze und Vortragsbezeichnungen gelegt als auf kompositorische Substanz. Auch als pädagogische Literatur nicht zu empfehlen, weil Übeaufwand und klangliches Ergebnis in einem denkbar schlechten Verhältnis stehen.
Das Notenheft umfasst 18 Seiten, erscheint bei Edition Schott und kostet 14,50 €.