John Fogerty war Kopf, Sänger und Songschreiber der legendären, US-amerikanischen Band Creedence Clearwater Revival (CCR). Die Band existierte von 1967-1972 und veröffentlichte in dieser Zeit sieben Alben und etliche Singles, darunter „Suzie Q“, „Proud Mary“, „Born on the Bayou“, „Bad Moon Rising“, „Down on the Corner“, „Fortunate Son“ u.a., von denen viele zu goldenen Klassikern geworden sind. Bald nach den ersten Erfolgen gab es bereits rechtliche Probleme, die schließlich zur Auflösung der Band und jahrzehntelangen juristischen Auseinandersetzungen führten, in denen Fogerty gegen seine Bandkollegen und ehemalige Plattenfirma stritt. Erst in den 1990er Jahren setzte Fogerty seine Solokarriere fort, spielte Konzerte, veröffentlichte Alben mit neuen Songs und kollaborierte erfolgreich mit anderen Musikern.
„Mein Leben – Meine Musik“ ist die ausführliche, autobiographische Erzählung dieser Geschichte von Fogerty selbst mit einige Passagen seiner Frau Julie. Fogerty zeigt sich als fleißiger, fast pedantischer Musikarbeiter mit hoher Arbeitsmoral, der sich sein Handwerk in mühevollen Schritten mit vielen Fehltritten und Umwegen selbst beibringt und schließlich auf eigenwillige Weise perfektioniert. Das wirkt sympathisch, aber auch etwas kauzig und man kann sich durchaus vorstellen, dass Kollegen und Mitmusiker es schwer hatten Zugang zu finden oder akzeptiert zu werden. Auf der anderen Seite muss man einfach anerkennen, was Fogerty durch beharrliche Arbeit geleistet hat: In nur wenigen Jahren schreibt er erfolgreiche Songs, textet, singt, spielt Gitarre, produziert ganze Alben, macht sich Gedanken über jedes kleinste Detail vom Schlagzeugsound bis zur Covergestaltung und führt die Band CCR in kurzer Zeit mit handgemachter amerikanischer Musik zu Weltruhm in der wahrhaft schwierigen Epoche zwischen British Invasion, Motown und Disco.
Von Anfang an ist jedoch die Beziehung zur seinem Label Fantasy, vertreten von Saul Zaentz wegen nachteiliger Verträge schwer belastet. So ist Fogerty zur jährlichen Abgabe einer festgelegten Anzahl von Mastertracks verpflichtet, erhält einen vergleichsweise geringen Anteil der Gewinne und besitzt zusätzlich keine Rechte an seinen eigenen Songs. Es scheinen Vertragsbedingungen aus dem wilden Westen gewesen zu sein, die allerdings vor Gericht trotz diverser Klagen lange Zeit Bestand hatten. Das Verhältnis zu seinen Bandkollegen (einer davon sein eigener Bruder) ist aufgrund seines Arbeitseifers und Hangs zur Perfektion auch bald schwer belastet.
Immer wieder kehrt Fogerty in seiner Erzählung auf die Umstände und erfahrenen Ungerechtigkeiten zurück, die ihn jahrelang so blockiert haben, dass er keine Songs mehr schreibt, die alten Lieder nicht mehr singen will, am Ende gar keine Musik mehr macht und mehr und mehr dem Alkohol verfällt. Erst die Begegnung mit seiner zweiten Frau Julie hilft ihm seine langjährige Depression zu überwinden und seine Karriere unter eigenem Namen weiterzuverfolgen. Nach einigen mäßigen Alben in seiner dunklen Phase (ca. 1973-1994), startet er mit „Blue Moon Swamp“ (1997) neu und hat seitdem fünf weitere erfolgreiche Alben veröffentlicht.
Fazit: „Mein Leben – Meine Musik“ ist eine spannende Lektüre für CCR/Fogerty-Fans. Die rechtlichen Auseinandersetzungen werden ausführlich behandelt, hätten aber gerne kürzer ausfallen dürfen. Besonders interessant sind Fogertys Ausführungen zu anderen zeitgenössischen musikalischen Veröffentlichungen. In diesen Passagen wird klar wie musikverliebt, ja musikverrückt er in seinem Herzen ist. Auch im vorangeschrittenen Alter kann er sich noch für obskure Songs, herausragende Textstellen oder einzelne Gitarrensounds begeistern wie ein junger Teenager.
Hervorragende Übersetzung aus dem Amerikanischen von Paul Fleischmann.
Eine unfreiwillig lustige Stelle gibt’s trotzdem: „Rauschunterdrückungstonabnehmer“ für Humbucker.
Das gebundene Buch erscheint bei hannibal, hat 448 Seiten und kostet 30 Euro.