Buch: „Rick Rubin. Genie im Studio“ – Jake Brown

Die englischsprachige Originalausgabe „Rick Rubin: In the Studio“ des amerikanischen Autors Jake Brown erschien bereits 2009, nun wurde eine erweiterte, deutsche Übersetzung mit dem Titel „Rick Rubin. Genie im Studio“ veröffentlicht, die zusätzlich auch die Jahre seit 2010 behandelt.
Jake Brown hat viele Bücher über US-amerikanische Pop & Rockmusikgeschichte veröffentlicht u.a. über Bands und Solokünstler wie AC/DC, Dr. Dre, Jay-Z, Motörhead, Notorious B.I.G., 50 Cent, aber auch über übergeordnete musikalische Themen, wie die Titel „Nashville Songwriter (2014) und „Beyond the Beats“ (2018) eindrucksvoll belegen. Etliche seiner Titel enthalten den Zusatz „In the Studio“, damit soll darauf hingewiesen werden, dass es sich nicht um eine klassische Biographie, sondern um eine Werdegangs-, Werk-, und Arbeitsbiographie handelt, die das Privatleben der beschriebenen Musiker größtenteils ausspart.

„Rick Rubin. Genie im Studio“ ist in fünf große Teile gegliedert, nach einer allgemeinen Einführung zu Rubins prinzipieller Arbeitsweise folgen zusammengefasste Kapitel, aufgeteilt in die Jahrzehnte 1980er, frühe 1990er, Mitte und Ende der 1990er und 2000er. Den Arbeiten seit 2010 wurde leider kein eigenes Kapitel gewidmet, immerhin wurden sie aber erwähnt und im 2000er-Teil angehängt.

Als Leser erkennt man schnell, dass sich Brown nicht erst seit gestern mit Popmusik, Musikern und Bands befasst. Er kann auf ein beeindruckendes Fachwissen als Hörer, Liebhaber, Musikjournalist und Autor zurückgreifen und schafft es seine Erkenntnisse wohl zu strukturieren und übersichtlich niederzuschreiben. Sein chronologisch aufgebautes Produzentenportrait greift dabei auf musikhistorische Stammdaten und viele, klug eingesetzte Zitate aus Musikmagazinen und Fachpresse zurück. Dabei werde insbesondere wörtlich belegte Zitate der beteiligten Musiker, Techniker und selbstverständlich auch von Rubin selbst verwendet. Trotz dieser Collagenartigkeit ist der Text immer sinnvoll gegliedert, bleibt verständlich, wirkt nie zerrissen, sondern erscheint im Wesentlichen sehr lebendig, auch wenn sich bestimmte Strukturen bei jedem Album naturgemäß wiederholen (Kennenlernen, Songwriting, Vorproduktion, Studio, Veröffentlichung, Reaktionen, kommerzielle Erfolge, Preise).

Besondere Stärke des Buches ist der detaillierte Einblick, den man als Leser in die grundsätzliche Philosophie und auch in die praktische Arbeitsweise Rubins erhält. Bei dem ist ja das besondere, dass er sich nicht mit technischen Details aufhält, sondern das Besondere, Wesentliche, sozusagen den künstlerischen Kern sucht und in der Praxis großen Wert auf umfangreiches Songwriting, Vorproduktion und die richtige personelle Zusammensetzung im Studio legt. Wie er dabei mit den zum Teil außergewöhnlichen Künstlerpersönlichkeiten umgeht, dürfte schon eine Herausforderung für sich darstellen. Wie Rubin sie aus ihren etablierten Routinen befreit, herausfordert und zu außergewöhnlichen Leistungen animiert ist seine herausragende, persönliche Leistung. Interessant in diesem Zusammenhang ist auch, dass sich Künstler und Bands vor allem in kritischen Umbruchphasen an ihn wenden und sein Rat gefragt ist um neue Schaffens- und Karrierphasen in Form eines klassischen LP-Albums zu initiieren. Und so ist sein bisheriger Werkkatalog eine Zusammenstellung der zum überwiegenden Teil einflussreichsten Alben der letzten Jahrzehnte, um nur einige wenige (!) zu nennen:

Beastie Boys: Licensed to Ill (1986)
Slayer: Reign in Blood (1986)
Public Enemy: It takes a Nation of Millions (1988)
Red Hot Chili Peppers: Blood Sugar Sex Magik (1991)
Mick Jagger: Wandering Spirit (1993)
Tom Petty: Wild Flowers (1994)
Johnny Cash: American Recordings (1994)
AC/DC: Ballbreaker (1995)
Red Hot Chili Peppers: Californication (1999)
Rage against the Machine: Renegades (2000)
Audioslave: Audioslave (2002)
System of a Down: Steal this Album! (2002)
Jay-Z: The Black Album (2003)
Neil Diamond: 12 Songs (2005)
Dixie Chicks: Taking the Long Way (2006)
Metallica: Death Magnetic (2008)
Kid Rock: Born Free (2010)
Adele: 21 (2011)
ZZ Top: La Futura (2012)
Black Sabbath: 13 (2013)
Kanye West: Yeezus (2013)
Eminem: The Marshall Mathers LP 2 (2013)
Jake Bugg: Shangri La (2013)
Lady Gaga: Artpop (2013)
Ed Sheeran: X (2014)
James Blake: The Colour in Anything (2016)
Eminem: Revival (2017)
Carlos Santana: Africa Speaks (2019)
The Strokes: The New Abnormal (2020)

Fazit: Jeder ernsthaft Musikinteressierte ist bereits mit Rubins Werk bereits bekannt, ob er/sie es nun weiß oder nicht. Wer mehr über den Mann, seine Arbeit und den Einfluss seines Werks erfahren will, sollte dieses Buch lesen. Durch die Aktualisierung immerhin auch aktueller als die englische Vorlage. Das gebundene Buch hat 429 Seiten, erscheint bei Reclam und kostet 32€.

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