Buch: „Grundwissen Instrumentalpädagogik“ von Barbara Busch (Hg.)

InstrumentalpädagogikDie Textsammlung „Grundwissen Instrumentalpädagogik“ mit Beiträgen von insgesamt 14 Autoren erschien im März 2016 bei Breitkopf & Härtel und trägt den Untertitel „Ein Wegweiser für Studium und Beruf“. Die Herausgeberin Barbara Busch ist Professorin für Musikpädagogik und Instrumentaldidaktik an der Hochschule für Musik Würzburg.

Das Buch beginnt mit einem sehr knappen Vorwort der Herausgeberin. Gerade mal eine halbe Buchseite nimmt sich die Autorin um Zielsetzung und Zielgruppe zu erklären. Die Publikation richtet sich demzufolge an musikpädagogisch Interessierte, Studierende der Instrumentalpädagogik, Lehrende akademischer Institutionen und musikpädagogisch Berufstätige, also irgendwie alle, die auch nur im Entferntesten mit Instrumentalpädagogik zu tun haben könnten. Auf den zwei folgenden Seiten wird die Kapitelfolge des Inhaltsverzeichnisses in ganze Sätzen reformuliert, darauf folgen sieben Kapitel, die jeweils noch mehrfach in Unter- und Subkapitel unterteilt sind. Die Texte stammen von verschiedenen Einzelautoren, Barbara Busch allerdings verfasst ihre Beiträge ausschließlich zusammen mit Barbara Metzger, einer Würzburger Fachkollegin. Die Überschriften der Kapitel lauten: 1. Grundlagen der Musikpädagogik, 2. Psychologische Hintergründe, 3. Adressatinnen und Adressaten instrumentalpädagogischer Angebote, 4. Didaktik, 5. Spezifische Handlungsfelder, 6. Nachdenken über musikalische Praxis, 7. Instrumentalpädagogik im historischen Kontext.

Es handelt sich bei der Textsammlung um ein gewichtiges, knapp 500-seitiges Gewaltwerk und keinesfalls – wie im Untertitel formuliert – um einen Wegweiser für Studium und Beruf. Abgesehen vom Vorwort ist hier kein Beitrag kurz und prägnant formuliert, wie man es doch bei einem Wegweiser eigentlich erwarten würde. Die Texte sind lang(atmig) und akademisch, die Formulierungen sperrig, hölzern und unnötig kompliziert. Es werden einerseits fundamentale, allerdings auch allseits bekannte Zusammenhänge angesprochen, andererseits bleiben viel zeitgemäße Themen unangesprochen. Das fängt schon damit an, dass man sich ohne Not auf „abendländische Musikkultur“ beschränkt (was auch immer das genau sein soll), immerhin wird noch festgestellt, dass „Populäre Musik eine Bereicherung dargestellt“ hätte. Warum sie nicht behandelt wird, sondern so getan wird als würden wir noch im 19. Jahrhundert leben, bleibt unbeantwortet. Auch der mit Populärer Musik unweigerlich verbundene Einsatz von neuen, digitalen Medien wird kaum thematisiert, so als wäre noch nicht einmal das Grammophon erfunden worden, geschweige den Smartphones mit Abspiel- und Aufnahmefunktionen.

Genauso unklar, wie die Frage warum und für wen diese Publikation eigentlich konzipiert ist, so diffus ist die inhaltliche Präsentation. Es ist keine Anleitung, kein Arbeitsbuch, kein Lehrbuch, kein Erfahrungsbericht, kein Forschungsbericht (es werden so gut wie überhaupt keine neuen Forschungen zitiert oder präsentiert), es werden keine Fragen formuliert, keine Lehrmeinungen gegenübergestellt, diskutiert oder ausgehandelt. Als auch nur etwas erfahrener Instrumentallehrer bekommt man stattdessen allgemein Bekanntes und jede Menge Binsenweisheiten. Größere Überraschung, neue Erkenntnisse, Aha-Effekte? Leider Fehlanzeige.

Es drängt sich daher der Eindruck auf, dass die beteiligten Autoren mal wieder eine akademische Veröffentlichung für ihren CV (oder die eigene Eitelkeit) brauchten. Sie haben sich redlich bemüht, aber ein besonderer Erkenntnisgewinn (und darum sollte es ja gehen) ist bei dieser Textsammung bedauerlicherweise nicht auszumachen.

Die Herausgeberin muss sich zusätzlich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht hat. Ihre Aufgabe wäre es gewesen redundante Inhalte auszuklammern und bestehende Texte zu kürzen und auf das Wesentlichen zu reduzieren. Das ist leider auf ganzer Linie misslungen. Ein neues Standardwerk ist’s daher sicher nicht geworden, eher eine Ansammlung von Altbekanntem. Schade drum.

Das broschierte Taschenbuch erscheint bei Breitkopf & Härtel und kostet sportliche 34,90.

2 Gedanken zu „Buch: „Grundwissen Instrumentalpädagogik“ von Barbara Busch (Hg.)

    • @Bernhard: Naja, eine schlechte Bewertung auf Amazon habe ich schon für meine sachliche Kritik bekommen. Frage mich von wem die stammt. Verlagschef, Mitautor/In, Fachkollegin (wohl eher nicht) sympathisierender Student? Würde es zu gern wissen!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert