Beat Scherler hat in Zürich studiert, arbeitet als Instrumentalpädagoge und betätigt sich als Herausgeber von umarrangierten Popsongs. Mit seinem Vornamen wäre er prädestiniert gewesen für eine Karriere als Schlagzeuger oder wenigstens Percussionist, aber er hat sich für die klassische Gitarre entschieden und veröffentlicht in regelmäßigen Abständen instrumentale Umarbeitungen zeitgenössischer Popsongs. Die Reihe „Best of Pop & Rock for Acoustic Guitar“ erscheint seit mehr als 10 Jahren und umfasst ca. ein Dutzend Hefte mit jeweils acht Songs. 2016 wurde von Scherler ein Abkömmling dieser Reihe mit dem Zusatz „light“ veröffentlicht, es soll sich also wohl um leicht zu spielende Arrangements handeln. Außerdem steht da noch „1“, was wohl bedeutet, dass bereits weitere Bände geplant sind.
Scherlers Auswahl ist zum Zeitpunkt der Veröffentlichung meist hochaktuell, das heißt, die in den Heftchen enthaltenen Songs haben eine Chartplatzierung oder laufen rauf und runter im (Format-)Radio. Das hat den Vorteil, dass sie einem fast immer einigermaßen geläufig sind. Der Nachteil ist, dass die meisten der Songs bereits kurz nach Veröffentlichung der Noten oftmals komplett runtergenudelt oder als tagesaktuelle Popkommerzware von gestern längst ihre Aktualität verloren haben. Es kommt dazu, dass Scherler vorzugsweise Songs mit starken Vocals und gleichzeitig schwacher Melodieführung auswählt. Das ist nicht unbedingt ihm anzulasten, diese Präferenz gehört ob man will oder nicht zur popmusikalischern Ästhetik. Moderne Popsongs basieren nun mal auf Beats, Grooves, Sounds, Stimmfarbe und Songtext. Wenn man das alles aber weglässt (was bei einem Arrangement für akustische Gitarre gezwungenermaßen passiert), bleibt vom Song nicht viel mehr übrig als etablierte Harmoniefolgen und pentatonische Melodiefetzen ohne Schmiss. Die Songs werden in den gut gemeinten und ordentlich erstellten Arrangements von Scherler zum Schatten ihrer selbst und man muss die Vorlagen schon vorbehaltlos gern haben um darüber hinwegsehen zu können.
Es kommt dazu, dass Schwerler von acht Songs ganze sieben in C/Am gesetzt hat und alle im moderaten Balladenbereich angesiedelt sind. Diese erschreckend ähnlichen Parameter führen dazu, dass man zuweilen kaum erkennt, wann das eine Lied zu Ende und das nächste bereits angefangen hat. Für die Bezeichnung „light“ sind die Stücke dann auch rhythmisch zu schwer und Aufwand und Ergebnis stehen in keinem guten Verhältnis. Absurderweise sind die Begleitgitarren in den Originalsongs teilweise deutlich leichter zu spielen als Scherlers „Light“-Arrangements. Beispiele hierfür wären etwa „Applaus, Applaus“ oder „Love Yourself“. Allerdings: Wenn man die im jeweiligen Band enthaltenen Songs gern hat und in instrumentaler Form und in „Finger-Style“ auf der akustischen Gitarre spielen will, ist das Heft vermutlich eine gute Wahl. Will man die Songs dagegen nur singen und braucht dafür Text/Akkorde, tut es auch eine einfache Lyric/TAB aus dem Netz.
Die formale Aufbereitung ist nahezu vorbildlich. Jedes Arrangement erscheint in traditioneller Notenschrift mit Fingersätzen und Tabulatur, zusätzlich gibt es zu jedem Song noch ein Extrablatt mit korrektem Ablauf, kompletten Text und allen Akkordsymbolen. Die Tonarten liegen günstig (für Finger und Stimme), wurden aber angepasst und sind daher nicht immer mit dem Original mitspielbar. Das Heft enthält folgende Songs:
Applaus, Applaus (Sportfreunde Stiller)
Stay (Rihanna)
Hello (Adele)
Thinking out loud (Ed Sheeran)
Stay with me (Sam Smith)
Love Yourself (Justin Biber)
Wings (Birdy)
Hold back the River (James Bay)
„Best of Pop & Rock for Acoustic Guitar“ erscheint bei DUX, hat 130 Seiten und kostet inkl. Audio-CD 14,80 €.