Noten: „Play Guitar in Concert: Zugaben“ – Michael Langer

Zugaben sind zusätzliche, nicht im Programmheft angeführte Musikstücke, die dem angekündigten Teil bei positiven Publikumszuspruch folgen. Oft sind sie kurz und bündig und bieten stilistisch eine erfrischende und unterhaltende Facette.

Mit „Play Guitar: Zugaben“ bietet Michael Langer eine Sammlung überwiegend unverbrauchter und außergewöhnlicher Kleinkompositionen quer durch die Jahrhunderte, angefangen von ganz schön alt bis hin zu ziemlich aktuell. Darunter sind Stücke von John Dowland, J.S. Bach, Fernando Sor, Johann Strauss, Luise Walker, Francois Kleynjans und Roland Dyens. Der Autor hat ganz offensichtlich tief gegraben, gut recherchiert, sich bestens informiert und dabei jede Menge wohlklingende, musikalische Perlen und Schätze gefunden. Trotz der stilistischen Bandbreite bedienen die Kompositionen prinzipiell den typischen diatonischen Wohlklang, den Langer selbst anscheinend sehr schätzt. Gewagtes, freches oder experimentelles ist eher nicht dabei.

Ansprechend die Sortierung: Die Stücke sind nicht – wie so oft üblich – nach Epochen angeordnet (ein chronologisches Inhaltsverzeichnis ist gleichwohl vorhanden), sondern nach geschätztem Schwierigkeitsgrad. Das führt dazu, dass beim Durchblättern/-spielen von vorne nach hinten eine kunterbunte Reihenfolge von Stilistiken mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinandersteht. Zu jeder Komposition gibt es eine angenehme Dosis musikgeschichtlicher Hintergrundinformationen und gut ausgearbeiteter Fingersätze für linke und rechte Hand. Zusätzlich verfügbar sind Einspielungen aller 70 Spielstücke (Download oder Stream).

Die 70 Stücke sind allesamt reizvoll und mit sensiblem Gespür herausgesucht und zusammengestellt. Unter den Stücken befinden sich auch einige Kompositionen von Langer selbst, sehr gelungen sind seine Arrangements von bereits bestehenden Melodien wie z.B. „La Cumparsita“, „Los Suenos“ oder „Bach: Air“. Vertreten sind aber auch Bearbeitungen von David Russel („Les barricades mysérieuses“), David Qualey („Jesus, meine Freude“) oder Sérgio Assad („Girl from Ipanema“). Hier der komplette Inhalt in alphabetischer Reihenfolge.

Air BWV 1068 (Johann Sebastian Bach)
Allegretto (Johann Padovetz)
Allegretto (Jose Ferrer)
Allegretto op. 35, Nr. 22 (Fernando Sor)
Allegro op. 50, Nr. 26 (Mauro Giuliani)
Allemande (Anonym)
Almain (Robert Johnson)
Anji (Davey Graham)
Annabelle la Mirabelle (Yves Carlin)
Annen-Polka (Johann Strauss Sohn)
Aria (Silvius Leopold Weiss)
Aria di Fiorenza (Anonym)
Babybaião (Roland Dyens)
Beppo (Ralph Towner)
Blind Mary (Turlough O’Carolan)
Bookends (Paul Simon)
Bransle de Bourgogne (Adrien Le Roy)
Cacique (Attilio Bernardini)
Canario (Johannes Hieronymus von Kapsberger)
Cançion de la Hilandera (Agustín Barrios)
Candombe (Máximo Diego Pujol)
Das Leben ein Tanz (Johann Strauss Vater)
Don’t Think Twice, It’s All Right (Bob Dylan)
Fantasia del quarto tono (Luys de Narváez)
Galopp (Fernando Sor)
Gigue (Johann Georg Weichenberger)
Hupfauf (Hans Neusidler)
Im Dezember (Michael Langer)
Jesu, Joy Of Man’s Desiring (Johann Sebastian Bach)
Julia (Michael Langer)
Kemp’s Gig (Anonym)
Kleine Romanze (Luise Walker)
La bella Porteña (Juan Alais)
La Chanson du petit Poulbot (Francis Kleynjans)
La Cumparsita (Gerardo Matos Rodriguez)
Les barricades mystérieuses (François Couperin)
Les tendres plaints (Jean-Philippe Rameau)
Liebeslied (Maria Linnemann)
Liebeslied (Johann Kaspar Mertz)
Los Sueños (Astor Piazzolla)
Lullaby (Michael Langer)
Melodia de uma noite (Silvestre Fonseca)
Miniature Nr. 10 (Alain Reiher)
Now, O Now I Needs Must Part (John Dowland)
Parisien Waltz (Tatiana Stachak)
Pavane Nr. 5 (Louis Milán)
Pour une nymphe en allée (Claude Gagnon)
Pretty World (Earl Klugh)
Ricercare (Francesco da Milano)
Romanze (Francesco Molino)
Saint James Infirmary (Traditional)
Sarabande BWV 1002 (Johann Sebastian Bach)
Send In The Clowns (Stephen Sondheim)
Siciliana (Antoine Meissonier)
Simple Étude (Francis Kleynjans)
Spagnoletto (Cesare Negri)
Swallow Falls (Marc Le Gars)
Tarleton’s Resurrection (John Dowland)
The Firth Of Lorn (Gary Ryan)
The Gillyflower (Traditional)
The Girl From Ipanema (Antonio Carlos Jobim)
The Prayer (David Foster)
The Secret, The Candle And Love (Andreas Vollenweider)
The Skye Boat Song (Traditional)
This One Day (Michael Langer)
Trio (Ernst Gottlieb Baron)
Una Caricia (Eduardo Bensadon)
Vals op. 8, Nr. 4 (Joachim Pettoletti)
Villanos (Gaspar Sanz)
White As Lilies (John Dowland)

Vorbildlich die print-technische und verlegerische Arbeit im Hintergrund, das Heft erscheint als praktische Ringbindung.

Fazit: Der Herausgeber hat ganze Arbeit geleistet. Sehr lobenswert ist die außergewöhnliche Stückeauswahl abseits der altbekannten, ausgetretenen Pfade. Ein Genuss besonders für alle Gitarrenspieler, Lehrer und Schüler, die schon eine Weile dabei sind und neugierig sind auf neue, inspirierte und inspirierende Spielmaterialen. Das Spielheft „Play Guitar: Zugaben“ wird seinem Motto gerecht, allerdings eignen sich die Zugaben nicht nur für Konzerte, sondern auch als zusätzliches Repertoire für den Unterricht.

„Play Guitar in Concert: Zugaben“ erscheint bei DUX, hat 140 Seiten und kostet inkl. Audio-Materialien 27,80 €.

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