Mainpost über „Neue Deutsche Welle – Wiederbesucht“

Kaum zu glauben: Dennis Schütze spielt NDW-Hits

Von Karl-Georg Rötter

Wer kann sich nicht an sie erinnern, die Hits der Neuen Deutschen Welle, die in den 80er-Jahren durch ganz Deutschland schwappte? Allen voran „Da Da Da“ von Trio, die „99 Luftballons“ von Nena oder Falcos „Rock me Amadeus“. Acht dieser unsterblichen Liederperlen hat nun ausgerechnet der Würzburger Gitarrist, Komponist und Sänger Dennis Schütze wiederbelebt. Ein Musiker, von dem man dies wohl am allerwenigsten erwartet hätte.
„NDW – Neue Deutsche Welle Wiederbesucht Folge 1“ heißt die Songkollektion, die Ende Juli als CD und Download erschienen ist. Neben den drei genannten Stücken befinden sich in der Sammlung noch „Das Model“ von Kraftwerk, „Eisbär“ von Grauzone, „Nur geträumt“ von Nena, „Rosemarie“ von Hubert Kah und „Linda“ von den Ace Cats. Viele Hits dieser Ära sind, wie es damals so üblich war, sehr elektronisch dominiert und mit synthetischen Sounds zugekleistert.
Da durfte man schon gespannt sein, was Schütze und sein neues Studioprojekt „Du & Ich“ daraus machen würden. Mit seinen letzten CD-Produktionen hat der Singer/Songwriter aus Würzburg sich mit eigenen und Fremdkompositionen kreuz und quer durch Americana-Gefilde bewegt. Und jetzt also Neue Deutsche Welle. Kann das gut gehen? Erstmals deutsche Texte aus dem Mund von Dennis Schütze und dann noch eine Musik, die man mit ihm am wenigsten in Verbindung bringen würde?
Wie es dazu kam beschreibt Dennis Schütze ausführlich in seinem Blog, wo er über das gemeinsame Projekt „Du & Ich“ mit dem Bassisten Camilo Goitia berichtet. Sie wollten zu zweit als gleichberechtigtes Produktionsteam ohne Band, Gastmusiker und Budget jeder bei sich zu Hause Aufnahmen machen, wobei neben Kontrabass und Gitarre bevorzugt einfache Instrumente wie Ukulele, Glockenspiel, Xylophon und Melodica zum Einsatz kommen sollten. Sie entscheiden sich für die NDW, weil sie die Songs zwar aus ihrer Jugend kannten, ansonsten aber bisher kaum Berührungspunkte dazu hatten.
Wie Schütze in einem weiteren Kommentar schreibt, sei es nicht darum gegangen, sich über die NDW-Song lustig zu machen oder sie gar zu parodieren. Vielmehr wollte man sie „als Musikstil ernst nehmen, erfassen und mit einfachen Mitteln kreativ neu interpretieren“. Besonders spannend sei dabei gewesen, die NDW-Songs von den genre-definierenden Synthesizern und Drumcomputern zu befreien und mit „richtigen Instrumenten“ den musikalischen Gehalt der Lieder freizulegen, die allzu oft als albern und dilettantisch abgetan würden.
„Auftrag erfüllt“ kann man nach dem Anhören der neun Songs feststellen. Eigentlich sind’s nur acht, aber Kraftwerks „Model“ gibt’s doppelt in englischer und deutscher Version. Schütze und seinem Partner Goitia ist es gelungen die NDW-Hits von allem synthetischen Schickschnack zu befreien und ihre musikalische Essenz freizulegen. Heraus kommt dabei ein respektvoller Tribut an ein Stück deutscher Popgeschichte, der bei allem Minimalismus sehr gut funktioniert.
Da das Duo auf akademische Dekonstruktion verzichtet, behalten alle Songs ihre locker-flockige Grundstruktur. Das funktioniert bei den meisten der Titel doch bestens, und man merkt den beiden Protagonisten auch den Spaß an diesem Projekt an. Das ist viel mehr als der bekannte Versuch, etwas alt Gewordenes noch einmal aufzuwärmen.
Zum Trio-Knaller „Da Da Da“ ist zudem ein schöner Zeichentrick-Video-Clip des Ex-Unterfranken und Wahl-Cottbusers Ralf Schuster veröffentlicht worden.

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