Achim Göres (*1957) ist E-Gitarrist und Mitbetreiber eine Münchner Musikschule. Laut eigener Aussage ist er einer der „gefragtesten Live- und Studiogitarristen“ und „unterwegs in ganz Deutschland.“ Außerdem ist er „mehrfacher deutscher Meister im Rudern, Slalom-Ass und Kung-Fu-Kämpfer.“ So steht es vollkommen ironiefrei im offiziellen Pressetext. Eventuell züchtet er auch seltene Orchideen, kocht hobbymäßig auf Sterneniveau (Selbsteinschätzung) und ist ein großartiger Liebhaber, aber das ist nur eine Vermutung.
Zusammengefasst jedenfalls ideale Qualifikationen um eine Anleitung zum Erlernen der klassischen Rockgitarre zu verfassen.
2015 erschien bereits „Simply Blues Guitar“ mit Aufarbeitungen klassischer (und ein paar nicht so klassischer) Blueseinspielungen bei Schott. An dieses Konzept schließt die aktuelle Veröffentlichung „Simply Classic Rock Guitar“ nahtlos an. Diesmal werden 12 didaktisch aufgearbeitete Rocksongs der rund um die 1970er Jahre präsentiert, zwei davon stammen allerdings von Göres selbst, sind aber immerhin kompositorisch erkennbar an die Vorbilder angelehnt. Sie taugen als Unterrichtsmaterial, wenn ihre musikalische Substanz auch nicht im Ansatz an die musikhistorischen Originale heranreicht. Die zehn echten Rockgitarrenklassiker des Hefts umfassen:
„The House of the Rising Sun“ von The Animals
„I still haven’t found what I’m looking for“ von U2
„Black Night“ von Deep Purple
“Honky Tonk Woman“ von The Rolling Stones
„Hey Joe“ von Jimi Hendrix
„White Room“ von Cream
„Walk this way“ von Aerosmith
„Pinball Wizard“ von The Who
„Sultans of Swing“ von Dire Straits
„Back in Black“ von AC/DC
Göres scheint ein erfahrener Instrumentalpädagoge zu sein, denn er beweist Einfühlungsvermögen und Sachverstand bei der methodischen Aufbereitung der musikalischen Vorlagen. Die Formteile werden aufgeteilt und die wesentlichen spieltechnischen Herausforderungen en detail erklärt und in kleinen Häppchen für verschiedene Schwierigkeitsgrade präsentiert und erklärt. Im Vordergrund stehen dabei Intros, Gitarrenbegleitung und grundlegenden Riffs. Solistische Einlagen werden zwar hier und da behandelt, stehen aber nicht im Mittelpunkt der Betrachtung. Dargestellt wird in einer Kombination von klassischer Notenschrift und übersichtlicher Tabulatur (leider ohne Notenhälse, warum nur?), inkl. präziser Angaben zu Lagen, Fingersatz und Anschlagsart.
Insgesamt gesehen ist das Heft weniger eine Sammlung von Transkriptionen, stattdessen eine sehr brauchbare und repräsentativ ausgewählten Songs ausgestattete, traditionell ausgerichtete E-Gitarrenschule. Wenn man es so betrachtet, ergeben sogar die Eigenkompositionen des Autors einen didaktischen Sinn. Man hätte aber wohl durchaus authentische Einspielungen der Classic Rock-Ära finden können, die denselben Zweck erfüllten. Das bleibt zum guten Schluss leider doch ein kleiner Wermutstropfen. Wäre interessant zu erfahren, ob diese Entscheidung lizenzrechtliche Gründe hat oder aus dem anscheinend sehr gut entwickelten Selbstbewusstsein des Autors resultiert, dass seine Stückchen gleichberechtigt neben Jimi Hendrix, Eric Clapton und Mark Knopfler platziert wurden.
Fazit: Bei „Simply Classic Rock Guitar“ handelt es sich um eine E-Gitarrenschule für fortgeschrittene Anfänger, die den klassischen Rockgitarreeinspielungen der 1970 Jahre nachspüren wollen. Stückeauswahl geht in Ordnung, wenn auch mit 10 Songs etwas begrenzt und arg klassizistisch angelegt, didaktische Aufarbeitung ist einwandfrei. Eignet sich für Unterricht und Selbststudium.
Das Heft hat 150 Seiten und kostet inkl. MP3-CD mit Musik-Beispielen (eingespielt vom Autor) 23 €.