Noten: „Endless Summer“ von Ahmed El-Salamouny

EndlessSummerDer Gitarrist Ahmed El-Salamouny hat ägyptisch-deutsche Wurzeln, ist in München aufgewachsen und hat am Salzburger Mozarteum studiert. Er widmet sich schon lange und sehr intensiv der brasilianischen Musik und tritt als Konzertgitarrist, Gitarrenlehrer und Berater in Erscheinung. Er organisiert Gitarrenworkshops in Europa und Südamerika und hat seit 2001 mehrere Gitarrenschulen und Stückesammlungen veröffentlicht. Im September 2014 ist das Heft „Endless Summer“ mit insgesamt elf kleinen Kompositionen erschienen. Es trägt den Untertitel „Brazilian Guitar meets Fingerstyle“.

Im Vorwort schreibt El-Salamouny wie sehr ihn gemeinsame Konzerte mit anderen Fingerstyle-Gitarristen dazu bewegt hätten bei der vorliegenden Publikation zusätzlich zum authentischen brasilianischen Stil auch Elemente von Jazz, Folk, Rock und Blues zu verarbeiten. So ganz neu ist dieser Ansatz aber nicht, war doch gerade für den brasilianischen Bossa Nova die Fusion von etablierten Musikstilen der 1950er Jahre wie Latin, Folklore, Jazz und Blues das wesentliche, konstituierende Element.

Die elf Gitarrenkompositionen wirken typisch brasilianisch. Sie sind solide, virtuos und sehr rhythmisch konstruiert und bewegen sich im mittleren bis flotten Tempo. Fast alle Stücke stehen im 2/4-Takt, vorherrschende tonale Zentren sind E-Moll und A-Moll, alle Akkorde werden immer wieder mit harmlosen 6, maj7 und add9-Optionen erweitert. Der harmonische Fluss ist meist interessant, aber zu oft bestehen die Melodien aus naheliegenden Akkordumspielungen, es fehlt – wie so oft bei zeitgenössischen Fingerstylekompositionen – eine wirklich tragende Melodielinie. Die Stücke wirken wie auf Effekt ausgelegte, ausgefeilte Bossa-Nova-Begleitungen über bekannte Standardakkordprogressionen und sind klanglich auf der beiliegenden Audio-CD kaum voneinander zu unterscheiden, insgesamt ein netter Klangteppich mit hohem spieltechnischem Anspruch. Darüber hinaus tragen die Stücke hinaus so furchtbar banale Titel wie „Walking on Sunshine“, „The Clouds Are Calling“, „Rio“ oder „Open Sea“, auch die diversen Fotos, Zeichnungen und Gemälde (farbig/schwarz/weiß, fotorealistisch/abstrakt, groß-, klein, hoch-, querformatig) wirken willkürlich platziert und unterstreichen diesen etwas unsortierten Eindruck. Drucktechnische Darstellung in Noten und Tabulatur inkl. Fingersätze und Akkordschemata ist dagegen einwandfrei.

Fazit: „Endless Summer“ ist ein Heft für Fans und Schüler von Ahmed El-Salamouny. Wer wirklich brasilianische Gitarrenmusik spielen will, sollte sich nach wie vor an Heitor-Villa Lobos, Luiz Bonfa, Antonio Carlos Jobim, Baden Powell, die Assadfamilie etc. halten. Selbst die alten Spielhefte des deutschen Gitarristen und Instrumentalpädagogen Fred Harz („Bossa Guitar Specials 1&2“, Joachim-Trekel-Verlag) wirken wesentlich runder, ausgereifter, klingen facettenreicher und sind auch instrumentalpädagogisch vielseitiger einsetzbar.

„Endless Summer“ erscheint bei Acoustic Music Books und kostet 21,90 € (inkl. Audio- CD).

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