12.000 F.B.

Vorgestern wurde auf der Facebookseite der Würzburger Nachrichten-/Medien-Website Wuerzburgerleben freundlicherweise das Musikvideo zum Musikstudententrack “Mercy, Mercy, Mercy” gepostet. Ich hatte es ca. eine Woche zuvor auf Anfrage auf deren Server hochgeladen und zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt. Innerhalb von gerade mal 24h hat es tatsächlich mehr als 12.000 Klicks generiert und 50 User haben ein „Like“ vergeben. Weil ich kein Facebookmitglied bin, habe ich das aber nur indirekt erfahren, als erstes übrigens von einem jungen Automechaniker, der Mal vor einiger Zeit mein Gitarrenschüler war. Ich hatte am Mo meinen geliebten, roten Saab 900, der auch im Video eine kleine Nebenrolle hat, in die Werkstatt gebracht um einige Dinge an der rechten Vorderachse reparieren zu lassen (Spurstangenkopf, Tripodenstern, ABS-Sensor etc.) und als ich die Karre am Di-Vormittag abholen kam, erzählte er mir begeistert, dass genau mein Saab in einem Video auf Facebook zu sehen sei. Dass er das Auto sofort zuordnen konnte, zur Musik aber kein einziges Wort verlor, erklärt übrigens in aller gebotenen Kürze auch warum er letztendlich und folgerichtig begeisterter Schrauber und eben nicht wie mal vorübergehend angedacht Gitarrist und Musiker geworden ist, das aber nur nebenbei. Seine gutgelaunte Ansage „Das Video hat schon 12.000 Klicks“, konnte ich erst gar nicht glauben und habe mir das Display zeigen lassen müssen. Danach habe ich zur Sicherheit noch ein paar facebookaffine Freunde (Hallo Knud, hallo Jochen!) kontaktiert, um ganz sicher gehen zu können, aber es stimmte. 12.000 Leute, das ist grob überschlagen ein Zehntel der Würzburger Bevölkerung, das ist schon mal eine coole Sache, befand ich und fühlte mich irgendwie auch gleich selbst etwas cooler und wichtiger.

Für die Heimfahrt im reparierten Saab bereitete ich mich deswegen auf einen Fanansturm vor, ziemlich sicher würden ich oder das nunmehr prominente Automobil bei meiner Fahrt quer durch meine Heimatstadt erkannt werden, die Leute würden mir von links und rechts zujubeln, vermutlich würde ab der Stadtgrenze eine Polizeieskorte auf mich warten, hinter mir würde sich ein Autokorso bilden, alle würden das Thema von „Mercy, Mercy“ skandieren, vielleicht gäbe es einige gewitzte Fans, die sich Masken meiner Mitmusiker gebastelt hätten und in markanten Körperhaltungen aus dem Video am Wegesrand posieren würden. Die besten Restaurants und Hotels am Platze würden rote Teppiche ausrollen, aber ich würde lässig winkend vorbeicruisen, aus meinem Boxen hämmerte derweil der populäre Track, die Mädels würden dazu mit den Hintern wackeln und deren Mütter mit dem Kopf schütteln, mir aber insgeheim zuzwinkern und Handküsse zuwerfen, im Rathaus dann Übergabe des goldenen Schlüssels, Handshake mit den Bürgermeistern, Smalltalk und Witze mit dem bestens aufgelegten Kulturreferenten, alle wären stolz auf die neue Youtube-Celebrity ihrer Stadt. Journalisten von Rolling Stone, Jazzpodium und NMZ würden um Interviewtermine betteln, aber ich musste weiter, endlich nach Hause, in den trauten Schoss meiner Familie und raus aus dem Getümmel, ab morgen tagsüber in die umliegenden Sendehäuser und abends startet die Clubtournee, nächste Woche dann Übersee,…

Naja, war dann doch etwas anders, bzw. eigentlich wie immer, keine Glückwünsche, sondern nur Spammails im Posteingang, Briefkasten leer, keine Anrufe auf dem AB und als ich abends auf dem Sofa vor dem Fernseher auf der Gitarre klampfte und dazu zart das Thema von „Mercy, Mercy“ summte, sagte meine Tochter: „Papa, kannst du mal mit dem Gedudel aufhören, das nervt!“

12 Gedanken zu „12.000 F.B.

  1. Unerhört, wie hier meine wöchentlichen Pilgerfahrten nach Würzburg zum Anwesen unterschlagen werden. Quasi ein wiederkehrender One-Man-Flash-Mob – jawohl!
    Und das bereits seit September 2010… Bin daher Fan der ersten Stunde… und es hat gewiss nichts mit dem Unterricht zu tun, den ich zufällig in dieser Zeit besuche. 😉

    Aber im Ernst: Das Video ist mein absoluter Liebling bisher. Weiter so.

    PS: Mensch Dennis – im September sind es 5 Jahre gemeinsame Arbeit…. Verrückt wie die Zeit vergeht.

    • @Simon: Ein One-Man-Flash-Mob, das gefällt mir, sorry, dass ich das nicht erkannte habe! Und zusammen sind wir dann eine Two-Man-Song-Shock, oder was?

      Danke für’s Kompliment zum Video, ich bin auch sehr glücklich damit.

      Lass uns weiter gemeinsam an Songwriting, Arrangements und Produktionen arbeiten wie bisher, ja? Habe den künstlerischen und intellektuellen Austausch bei unseren wöchentlichen Treffs in den zurückliegenden Jahren sehr genossen. Ist eine gute Sache, let’s keep on keeping on!

  2. leider waren es keine 12000 klicks sondern 12000 views, das video lief also durch 12000 timelines. ob es wirklich so oft angeschaut wurde weiß man nicht, in agenturkreisen rechnet man von einem schnitt von knapp 1%. und 50 likes sind bei würzburg erleben auch eher peanuts (65000 fans, 50 likes, rechne es selbst aus)
    aber nimm es als kompliment, wenn das vieo bei würzburg erleben nicht so gut läuft, dann ist es ein zeichen dass es originell und nicht gefällig ist und wohl auch nie bei antenne bayern gespielt wird.

    sorry! ^_^

    • @Ines: Danke für den meinungsstarken Kommentar und willkommen auf diesem Blog. Natürlich bin ich als Künstler daran interessiert, dass ein paar Menschen meine Musik, Videos, Fotos und Texte wahrnehmen, versuche es aber – soweit möglich – sportlich und locker zu nehmen. Die übertriebene Fixiertheit auf die Anzahl von Klicks, Views, Zugriffen, Plays und was-weiß-ich-nicht habe ich in meinem Beitrag (auf meine Kosten) zu persiflieren versucht. Bin mir nach deinem Kommentar nun nicht mehr so sicher, ob mir das gut gelungen ist (Ironie war leider noch nie meine Stärke). Schau mal wieder vorbei!

    • @Bernhard: Danke für’s positive Feedback. Habe selbst auch den Eindruck, dass die Beiträge mit hohem Storyanteil sehr gut ankommen oder doch zumindest die meisten Reaktionen hervorrufen. Sie gehen mir übrigens auch am schnellsten von der Hand, vermutlich auch ein gutes Zeichen.

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