USA-Reise: Pictures, Stories, Sounds

Am gestrigen Sonntag habe ich zu einem bebilderten Vortrag über meine Reise durch die Südstaaten der USA eingeladen. Zusammen kam ein kleiner, illustrer Kreis von Familie, Freunden und Sympathisanten, die den Reisebericht auf diesem Blog verfolgt und zum Teil auch ausführlich kommentiert hatten. Nach einem kurzen Meet & Greet bei Pizza, Salat und anderen kleinen Snacks ging’s los und meine geduldigen Zuhörer haben mich knapp 200 Bilder mit dem Beamer zeigen und Geschichten dazu erzählen lassen, in der Pause erklang Musik von Zac Brown. Frankenwein und Bier aus dem Taubertal lockerte derweil die Zungen und wir haben auch nach dem Vortrag noch weiter miteinander gequatscht, obwohl sich die meisten meiner Gäste “nur” virtuell über den Blog kannten. War ein feiner, gediegener Abend, hat mir gut gefallen und war auch ein angemessener, vorläufiger Abschluss dieser großen Unternehmung. In den kommenden Tagen werde ich die Frequenz der Blogartikelveröffentlichungen wieder etwas zurückfahren. Habe das tägliche Schreiben sehr genossen, aber der Würzburger Alltag ist doch nicht so ereignisreich, dass ständig darüber berichtet werden müsste, außerdem muss ich zur Abwechslung auch mal wieder meinen diversen bezahlten Tätigkeiten nachgehen.

Music-on-net über „Pop Studies“

Von Gerald Langer

Die vorlesungsfreie Zeit nach dem Wintersemester haben die Musikstudenten genutzt, um innerhalb nur weniger Monate die Veröffentlichung ihre zweiten EP “Pop Studies” vorzubereiten. War “Take Five” mehr dem Jazz zugeneigt, klingen die Musikstudenten auf dem aktuellen Extended Player entspannt amerikanisch. Die sechs Tracks sind sorgfältig ausgewählt. Bis auf “Valerie” von Amy Winehouse und “Rolling In The Deep” von Adele war mir jedoch namentlich und melodisch erst mal kein Song geläufig. Nun bin ich aber auch kein ausgesprochener Radiohörer. Ich fahre wohl zu wenig Auto, im Gegensatz zu Dennis Schütze, der gerade über das amerikanische Straßennetz gleitet und via Airplay neue Eindrücke sammeln dürfte. Weiterlesen

USA-Reise 2015: Resume

Von Montag, den 30. März bis zum Dienstag, den 14. April 2015 war ich auf musikkultureller Entdeckungsreise in den Südstaaten der USA und habe meine Erlebnisse in 16 ausführlichen und bebilderten Blog-Beiträgen dokumentiert. In den zwei Wochen bin 22h geflogen (hin und zurück), habe ich ca. 1800 Meilen mit dem Mietwagen abgefahren und habe ca. 20h gebloggt. Ich habe vier US-Bundesstaaten (LA, MS, AL, TN) besucht, Station in sechs größeren Städten gemacht (New Orleans, Baton Rouge, Natchez, Nashville, Memphis, Lafayette), habe in sechs verschiedenen Betten und dreimal im Auto geschlafen, habe 660 Fotos gemacht und mehrere Kurzfilme gedreht, war einmal für 150 $ beim Arzt, habe ein Reh angefahren und einen Nissan Compact SUV geschrottet.

Die Reise war sehr aufregend und anregend für mich, es gab unzählige nicht geplante Begegnungen, ich habe mit sehr vielen, sehr freundlichen Menschen gesprochen. Ich bin dankbar, dass summa summarum alles gut verlaufen ist, dass meine Frau mir diese Möglichkeit eingeräumt hat, dass die Kinder das ausgehalten haben und dass ich wieder heil zu hause angekommen bin. Danke auch an alle Leser und Kommentatoren des Reise-Blogs. Zum Schluss noch ein Link zu Google Maps, wo ich versucht habe den genauen Streckenverlauf der Reise zu kartografieren.


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Simon-Philipp Vogel über “Pop Studies”

Von Simon Philipp Vogel

Ich hatte bereits im Februar auf die neue Musikproduktion der Musikstudenten verwiesen und die EP „Take Five“, die sich mit einigen Jazz-Klassikern beschäftigt, ausführlich besprochen. Bereits hier war klar, dass eine zweite EP folgen wird, die nun den Weg in die gängigen Verkaufsportale gefunden hat. „Pop Studies“ heißt das gute Stück und die „Studenten“ um Frontmann Dennis Schütze verlassen hier ihre bekannten Pfade und interpretieren Pop Songs englischsprachiger Künstler. Hierbei wagen sich die Würzburger neben Taylor Swift (Shake it off) und Jason Mraz (I’m Yours) auch an die aktuellen großen Stimmen von Amy Winehouse (Valerie) und Adele (Rolling in the Deep) heran. Weiterlesen

New Orleans – Newark – Frankfurt – Würzburg

Hatte mir gar keinen Wecker gestellt, bin aber trotzdem sehr früh aufgewacht und das war auch gut so. Konnte mich sortieren, bin nochmal alles durchgegangen, habe gepackt und nochmal umgepackt, hat alles gerade so in die Rucksäcke gepasst, dann von Hostel auschecken, Auto nochmal volltanken und ab die Post zum Flughafen. Es regnete in Strömen, bin aber gut durchgekommen und war zwei Stunden vor Abflug am Schalter. Da standen bereits ca. 25-30 Leute vor mir an und es ging nichts voran, langsam sprach sich herum, dass es Verzögerungen gäbe und zwar wegen schlechten Wetters, so schlimm war es draussen aber nun auch wieder nicht gewesen. Ich war ja erst mal nach Dallas gebucht, vielleicht tobte da ein Unwetter oder auf dem Weg dahin. Für die nächste Zeit ging erst mal gar nichts, alle 15 Min wurde vor mir ein Passagier angefertig, es war offensichtlich, dass am Schalter umgebucht wurde und alternative Routen gecheckt wurden. Ich wartete ungelogen 2h, der geplante Flieger war gar nicht gestartet, als ich endlich an der Reihe war, war klar, dass auch für mich umgebucht werden musste. Ich deutete freundlich an, dass es schon wichtig wäre, dass ich weiter komme, wollte ja eigentlich noch nach Hause nach Europa. Die Dame bot mir einen Flug nach Philadelphia und dann weiter über London nach Frankfurt an, Ankunft in Frankfurt 17:00 am Folgetag. Ich sagte, das wäre leider nicht so optimal, ob es nicht noch eine Alternative gäbe, auch wenn es knapp wäre, ich wäre ein schneller Läufer. Da suchte die kompetente Dame einen Flug, der in 30 Min nach Newark abflog, wenn es nicht klappen würde, sollte ich einfach wieder kommen, zu ihrem Kollegen meinte sie: „He’s young, we can give it a shot“. Ich war auf einen anderen Anbieter umgebucht worden (United statt AA), die waren nicht gerade begeistert, als ich in letzter Sekunde um die Ecke gerannt kam, aber ging alles gut, der Self-Check-In winkte mich durch, dann schnell Security und ich saß im Flieger nach Newark. Dort kam ich 20 Min zu spät an und hatte nur noch 15 Min. um zum Bording ans richtige Gate zu kommen. Beim Aussteigen drängelte ich mich etwas forsch durch die Reihen der Passagiere, war schnell im Terminal und rannte zum Gate. Als ich ankam, war ich wieder mal buchstäblich der allerletzte, der an Bord ging, hoffte inständig, dass in der kurzen Zeit auch mein Gepäck umgeladen werden konnte.
Dann weitere knappe 7h durch die Nacht und über den Nordatlantik, konnte etwas schlafen, aber nicht sehr gut. Weil es über Newark ein kürzerer Weg ist und der Anschluss so knapp war, hatte ich im Vergleich zu meinem ursprünglichen Zeitplanung nur ca. 35 Min Verspätung. Es sah so aus, als ob ich meine Verbindung mit fester Uhrzeit und Zugbindung noch erreichen würde. Und hier nun mal ein Hoch auf die sprichwörtliche, deutsche Effizienz. Als ich mit dem Bus im Terminal war, dauerte das automatisierte Einreisungsprozedere inkl. Passkontrolle und Fotoknips ca. 12 Sekunden, danach musste ich noch kurz beim Gepäckband warten, mein Rucksack war dabei und noch dazu ziemlich am Anfang, Zollkontrolle fiel heute anscheinend aus, ab durchs grüne Tor, war auch tatsächlich unter dem Freibetrag, und ich war draussen. Die Zeit reichte sogar noch um mir einen kleinen Frühstückssnack (Gruss an Bernhard und Gerhard an dieser Stelle) zu kaufen (und zu verzehren), dann rollte der Zug im Fernbahnhof ein. Ich rein, Zug los, mitten durch den blühenden Spessart und ins sonnendurchflutete Maintal, herrlich, warum wollte ich hier nur weg? In Würzburg raus, bin dann noch schwer beladen vom Bahnhof nach Hause gewankt, Wohnungsschlüssel passt noch (puh!), keiner da, abladen, tief einatmen, ich hab’s geschafft, ich bin wieder daheim angekommen. Home sweet home.

New Iberia – Avery Island – New Orleans

Heute bin ich sehr frueh aufgewacht und habe ein schnelles Fruehstueck in einem nahegelegenem Laden eingenommen, es hatte die ganze Nacht durchgeregnet und regnete immer noch. Ich bin frueh aufgebrochen und habe Lafayette in suedoestlicher Richtung auf der 90 verlassen, es ging gemaechlich voran, weil sehr viele Ampeln auf dem Weg lagen. Bin bis New Iberia gefahren, da ab von der 90, Richtung Sueden nach Avery Island, dort befindet sich die Tabasco Fabik, wo auch sonntags ab 9:00 eine Tour angeboten wird. Ich war so frueh dran, dass ich sogar noch 20 Min vor der Schranke warten musste. Nach meiner Einfahrt auf das Betriebsgelaende begann mit mir die erste Tour des Tages, wobei Tour etwas hochtrabend klingt, genaugenommen war es ein Firmenvideo, ein paar bebilderte Texttafeln und im Anschluss ein Besuch im angeschlossenen Werksverkauf, in Ordnung, kurz und schmerzlos. Eintritt war frei, im Laden habe ich zwei Sossen gekauft, bin aber nur nach der Beschreibung gegangen, obwohl Proben angeboten wurden, aber ich konnte um 9:30 in der Fruehe einfach noch keine scharfen Chilisossen checken.
Neben der Fabrik befinden sich auf dem Gelaende dieser sumpfigen Halbinsel auch noch die von der Eigentuemerfamilie betriebenen Jungle Gardens, ein rausgeputzter, teilweiser auch sehr urwaldiger Park. Wie in den USA ueblich laeuft man nicht durch, sondern man faehrt selbstverstaendlich mit dem Auto. Super Sache, das. Durch den vielen Regen war die sowieso schon feuchte Vegetation noch morastiger geworden, ich war froh, dass ich nicht laufen musste. Bin den Park abgefahren und habe dort sehr viele, stimmungvolle Fotos gemacht.IMG_3025Die Baeume haben alle dieses Spanish Moss in den Aesten haengen, das sieht immer gleich etwas gruselig und gothic-artig wie in einem Tim Burton-Film aus. Danach bin ich zurueck zur 90 und weiter Richtung Osten, habe noch ueberlegt, ob ich einen Stop in Houma einlege, aber ich war durch die letzten Tage so von der Fahrerei bedient, dass ich nur noch ins Hostel nach New Orleans wollte, hatte da fuer die kommende Nacht reserviert. Als ich ankam, eroeffnete man mir, dass man mein Bett anderweitig vergeben hatte und ich bekam als Ersatz ein kostenloses Upgrader und das passte wunderbar. Jetzt muss ich nicht mit sieben anderen Schnarchzapfen in einem Saal pennen, sondern schlafe gepflegt und alleine in einem Zimmer in einem grossen Doppelbett.
Habe mich kurz sortiert, ein wenig geruht, bin dann vor zum Streetcar und rein ins Frenchquarter, wollte ja noch was vom letzten Tag des French Quarter Festivals mitbekommen. Hat aber auch hier schon wieder leicht genieselt, war aber warm. Im Quarter dann die typische Stadtfestatmosphaere: Trinken, Essen, Labbern, Buehnen liegen weit verstreut, immer wenn man irgendwo ankommt ist gerade Umbau, ueberall Essensdampf, zertrene Becher, schon waehrend des Soundchecks sind die besten Plaetze vergeben etc.pp. Habe immer mehr den Eindruck, dass diese Halligalli-Praesentationsform fuer mich einfach nicht funktioniert, in meiner Heimatstadt habe ich ja genau dasselbe Problem, die Musik selbst spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, Stadionkonzerte hasse ich bekanntermassen auch wie die Pest. Ideal sind fuer mich Clubkonzerte im uebersichtlichem Rahmen, Kleinkunstbuehne, Kammerkonzert etc. Und: Es liegt nicht an meinem Alter, habe schon immer so empfunden.
Bin also hin und her und rauf und runter, alles im Regen, waren auch ein paar nette Sachen dabei, aber so richtig begeistern konnte ich mich nicht, zu viel, zu laut, zu unkozentriert. Naja, gegen 7:00 war sowieso Feierabend (nach vier Tagen Festival), am Montag geht selbst hier der Alltag wieder los. Ich bin zum Streetcar St. Charles in der Canal St und da passierte dann noch was sehr schoenes. Kurz bevor meine Bahn kam hoerte man die Musik einer Marchingband um die Ecke kommen. Es war eine Parade und sie wurde angefuehrt von einem offensichtlich frisch vermaehlten Ehepaar im etwas vorangeschrittenen Alter und direkt hinter ihnen die Brassband. Der Braeutigam wedelte mit einem weissen Tuch, die Braut mit einen weissen Schirm. Die Leute versammelten sich am Strassenrand und jubelten den beiden und der Band laut zu. Es war wunderbar anzusehen wie sie ihr Glueck mt den Fremden am Strassenrand teilten, fuer mich ein wunderbares Farewell, zum guten Schluss ist doch nochmal die herausragende Musikultur dieser Stadt aufgeblitzt, ich war versoehnt.IMG_3057Die Parade ist kurz danach in die Bourbon Street eingebogen und die Beteiligten werden sicher noch die ganze Nacht feiern. Fuer mich kam kurz danach das Streetcar und damit bin ich nach Hause gefahren. Gerade habe ich meine Sachen sortiert, morgen werde ich schnell zusammenpacken. Vormittags mit dem Mietwagen raus zum Flughafen, werde zur Sicherheit etwas frueher losfahren, Abflug gegen 12.30, wegen der Zeitverschiebung komme ich erst am Mo um 8:30 Ortszeit in Frankfurt an. War schoen hier, aber ich freue mich schon sehr auf zu Hause.

Natchez – Opelousas – Lafayette

Gestern bin ich gegen 7:30 aufgewacht, schnelles Fruehstueck im Waffel House, war okay. Danach zuegig los, hatte noch eine ordentliche Strecke vor der Brust, wieder Richtung Sueden auf dem Highway 61, erstmal bis Natchez, dann weiter bis St. Francisville und von da aus direkt nach Cajun Country, ueber ein paar Nebenstrassen rueber zur 190 und dann immer Richtung Westen. In Opelousas fuhr ich ab und legte eine Pause ein. Das Tourismusbuero hatte heute leider schon frueher Schluss gemacht, ich stand zusammen mit zwei anderen Reisenden vor verschlossenen Tueren und wir kamen ins Gespraech. Teresa und Juan stammen aus Spanien und arbeiten schon seit mehreren Jahren an einer Highschool in Baton Rouge. Wir besorgten uns was zu trinken, tauschten Erfahrungen aus und Juan skizzierte mir die gruselige Geschichte dieses Ortes. Sie luden mich sogar ein mit zu ihnen nach Baton Rouge zu kommen und dort zu uebernachten, das war sehr nett, aber ich wollte weiter Richung Sueden, es war spaet geworden, ich wollte mindestens noch bis nch Lafayette kommen und wir verabschiedeten uns. Also weiter Richtung Sueden, aber es wurde schon dunkel und hatte inzwischen angefangen zu regnen. In Lafayette fuhr ich erstmal ab und rein nach Downtown, mal sehen was da heute Abend so los war. Hauptstrasse ist Jefferson, da fuhr ich zuerst hin und sah mich um. Leider keine Livemusik, dafuer rumpelte ich in einen Bart Contest (Facial Hair Contest), ueberall junge und mittelalte Maenner mit sehr langen Baerten, teilweise onduliert, tupiert und in extreme Form gebracht, ich war dagegen glattrasiert, wurde deswegen aber nicht rausgeschmissen, trotzdem war ic irgendwie aussen vor. Also zurueck zum Wagen, wollte eigentlich noch in einen Zydeco Dance Hall (Reisefuehrer) in einem Stadtteil von dem mir ein Einheimischer dringend abgeraten hinzu gehen, egal ich trotzdem hin (‚wo gesungen wird, da lass dich nieder,…‘). War ueberhaupt kein Problem, aber der Dance Hall war geschlossen, augenscheinlich schon laenger und nicht erst seit gestern, bloed jetzt.
Aber zwei Haeuser weiter da ging was, es standen schon einige Autos auf den umliegenden Parkplaetzen und aus der Tuer leuchtete ein einladendes Licht, ich also hin un rein. Lauter nette, gutgelaunte, junge Menschen, ich fragte an der Kasse, was den heute so passieren wird und der Bouncer meinte nur lapidar: „Boom Boom Burlesque“. Aha, ich hatte das Gefuehl, ich sollte als erwachsener Mann dieser Sache mal nachgehen und herausfinden worum es sich da genau handelt. Komischerweise wurde ausgerechnet hier meine ID nicht kontrolliert.IMG_2963Die Show fand statt in einem alten agrarwirtschaftlichen Lagerschuppen namens ‚Feed & Seed‘, der grosse Innenraum war in Eigenarbeit zu einem Veranstaltungsraum mit Theke umgebaut worden, drinnen beste Stimmung, man spuerte schon die Neugier und Anspannung, keiner wusste genau was kommen wuerde. Es dauerte dann noch eine Weile, aber irgendwann ging es los und eine etwas leicht bekleidete junge Dame in Zirkusdirektoruniform uebernahm die Moderation. Geboten wurde eine Show bei der sich einige huebsche Damen, aber auch ein Mann in einer ansprechenden und durchaus kuenstlerischen Art und Weise ihrer Kleider entledigten und sich im weiteren Verlauf von ihrer besten Seite zeigten, aber keine Angst es kam nicht bis zum letzten, insgesamt eine unterhaltsame Nummernrevue mit etwas zotigen und leicht anzueglichen Elementen, burlesque eben, genau richtig fuer das bigotte Amerika und auch ich hatte einen schoenen Abend.IMG_2976Als die Show beendet war, war es schon weit nach Mitternacht. Fuer die paar Stunden nehme ich mir jetzt keine Motel mehr, dachte ich mir und habe dann auf dem Parkplatz der Tourismusbueros im Autos uebernachtet, es hat die ganze Nacht geregnet. Morgen geht’s weiter in die Swamps und dann zurueck bis nach New Orleans. Freue mich schon auf zu Hause, ist langsam gut jetzt mit dieser Herumtreiberei, kann ja nicht ewig so weitergehen.

Memphis – Highway 61 – Vicksburg

Gestern habe ich nach dem Fruehstueck im Hostel den letzten Beitrag geschrieben und bin dann zuegig los nach Suedwesten Richtung Memphis. Hat etwas gedauert bis ich endlich aus der Stadt draussen war, aber irgendwann war ich auf der Interstate und bin in gut 3h hingebrettert. Auf dem Weg habe ich Radio gehoert, etwas Country, aber ansonten viel NPR. Da kam kaum Musik, sondern vorwiegend Spoken Word Beitraege, aehnlich wie bei uns Deutschland Radio Kultur, es waren einige wilde Geschichten darunter, die ich daheim nochmal nachhoeren muss, z.B. ueber die alte Kunst des Radiospiels und Komposition der dort verwendeten Musik, ueber zwei Zwillingsschwestern, die sich beim Reden gegenseitig die Saetze vollenden und oft ohne vorherige Absprache unisono sprechen, sie singen auch und haben gerade ein Album veroeffentlicht oder einen Soundforscher aus New York City, der die musikalische Qualitaet defekter Rolltreppen in seiner Heimatsadt dokumentiert, diese urbanen Sounds klingen teilweise wie Vogelgezwitscher, Walgesang oder Meeresbrandung. Seine groesste Angst ist, dass die Rolltreppen repariert werden.IMG_2895In Memphis angekommen, bin ich runter zu Union und habe SUN-Records einen kurzen Besuch abgestattet. Ein paar Fotos und kurz in den Shop um die Luft einzuatmen, die Tour habe ich mir gespart, habe ich ja schon mal mitgemacht. Nur ein paar Strassen weiter in McLemore dann zu Stax, dort habe ich die Tour gemacht, ein Film zur Einstimmung danach eine Selfguided Tour mit viel Memorablia (alte Singels, Klamotten, Instrumente, sogar ein Auto). Am interessantesten waren fuer mich Kontroll- und Aufnahmeraum, es handelt sich dabei um die Innenraeume eines altes Kinos, die riesigen, alten und ziemlich basslastigen Kinoboxen wurden im Studiobetrieb weiterhin als Abhoere verwendet, das ist mal ungewoehnlich und ist vielleicht ein Grund fuer den besonders eigenwilligen Sound der Produktionen.IMG_2901Danach bin ich gleich weiter auf den Blues Highway 61, musste noch bisschen Strecke auf den Tacho bekommen, will am So wieder in New Orleans, am Mo geht der Flieger. Also immer gerade aus auf dem Highway, langsam daemmerte es, kaum jemand unterwegs, ueber Clarksdale und Cleveland, vorbei an Greenville und Indiola, flaches Gebiet, immer wieder stehen Felder teilweise oder komplett unter Wasser, man kann die Armut foermlich riechen, alles sehr gleichfoermig und nicht besonders einladened, habe mir diverse Bluemuseen gespart, waren eh schon geschlossen, aber auch nicht sehr vielversprechend.IMG_2924Irgendwann war es dunkel und ich immer noch weiter, bin bis Vicksburg gefahren und habe mir da ein guenstiges Motel fuer die Nacht gesucht. Morgen geht’s weiter Richtung Natchez, will noch einen Bogen durch die Swamps suedlich von Baton Rouge machen, bevor ich zurueck nach New Orleans fahre und am So den letzten Tag des French Quarter Festivals besuche.

Opry Mills – Broadway – The Producer’s Chair – 5 Spot

Gestern bin ich zum Fruehstueck rueber zum Deli ‚Noshville‘ am Broadway gefahren. Hier ein Foto von meinem delikaten Mahl (Gruss an Gerhard).IMG_2813Danach bin zurueck ins Hostel und habe dort in aller Ruhe ein paar Mails und den Blogartikel geschrieben. Dann wieder ins Auto und raus aus der Stadt nach Nordosten zur Opry Mills Mall. Dort habe ich fuer mich ein paar Klamotten und einige Mitbringsel fuer die Kinder eingekauft, ich glaube, ich habe ganz nette Sachen gefunden, aber natuerlich werde ich an dieser Stelle nicht verraten was, soll ja eine Ueberaschung sein.
Danach bin ich wieder zurueck zum Hostel, habe dort das Auto abgestellt und bin mit dem Bus nach Downtown zum Broadway gefahren. Wenigstens einmal sollte man waehrend eines Aufenthalts in Nashville dort gewesen sein und der Do-Nachmittag erschien mir die richtige Wahl, einen Konzertabend wollte ich dafuer nicht verwenden. Da war ganz schoen was los, gerade findet naemlich in Nashville auch ein grosses Treffen der Waffennarren vom NRA statt, an den Kneipen hingen Zettel mit der Aufschrift ‚NRA-Members Welcome‘, habe aber keine Bewaffneten gesehen. Erstmal runter zum Broadway, angefangen habe ich ganz von vorne an der 1st Street, dort wurde mir der Gebaeudekomplex ACME empfohlen, wo auf mehreren Ebenen Musik, Essen und Einkaufswaren angeboten warden, ausserdem kann man kostenlos auf die oberste Ebene, dort habe ich dieses Bild vom Broadway gemacht.IMG_2829

Von da aus habe ich mich langsam nach oben gearbeitet, hauptsaechlich auf der rechten Seite, weil dort die meisten Kneipen mit Livemusik sind, Eintritt frei, no cover. Es werden hier natuerlich die Countrykracher fuer ein touristischen Publikum gespielt und Bier und Tequila floss bereits in Stroehmen, obwohl es gerade mal 4:00 nachmittags war. Das musikalische Niveau der Bands ist dabei aber wirklich extraordinaer und ueber jeden Zweifel erhaben. Sehr gute Saengerinnen und Saenger, mehrstimmiger Gesang, twangende Klampfen, jaulende Steelgitarren, groovende Rhythmusgruppe, sehr guter Sound, nicht zu laut und nicht zu leise, angenehme Stimmung, bestes Entertainment, sehr traditionelle Songauswahl, aber sie koennen Anfrage so gut wie jeden Countryklassiker der letzten 80 Jahre aus dem Aermel schuetteln, das ist schon beeindruckend.
IMG_2846Habe einige Kneipen abgeklappert, bin aber immer nur 2-3 Songs geblieben, war super, habe dann wieder einen Bus genommen und war um 5:30 wieder beim Hostel, bin aber gleich mit dem Auto weiter zu Douglas Corner Café in der 8th Street. Dort fand an diesem Abend die Reihe ‚The Producer’s Chair‘ statt, die mich sehr an meine eigene Talkshow ‚My Favourite Tracks‘ erinnert hat. Vorgestellt werden hier allerdings verdienstvolle Musikproduzenten, sie sitzen in einem Sessel und werden vom Host James Rea vorgestellt und interviewt, auch das Publikum darf Fragen stellen. An diesem Abend war Produzent und Schlagzeuger Cactus Moser dran. Er musste erst kuerzlich eine schweren Schicksalschlag verkraften, hat bei einem Unfall ein Bein verloren, aber er war an diesem Abend gut gelaunt und genoss es sichtlich von seinem Werdegang als Musiker und Produzent in den 1980er und 1990er Jahren zu erzaehlen, am Schluss dann noch eine kleine Liveperformance, eine runde Sache. Der Abend wurde gefilmt, kann also sein, dass das im Netz abrufbar ist.
IMG_2872Danach bin ich schnell zum Hostel und habe zwei Jungs aus meinem Zimmer abgeholt. Weil sie ohne Auto hier sind und die Wege weit, hatte ich ihnen angeboten sie am Abend zu einem Konzert mitzunehmen und sie hatten sofort eingeschlagen. Wir sind zusammen rueber nach East Nashville zum 5 Spot, hier war ein Abend mit mehreren, lokalen Indies angekuendigt. Wir waren um kurz nach 9:00 da und zu hoeren und zu sehen bekamen wir Sam Lewis, Andrew Bryant, The Gunshy, Mick Leonardi & The Modern Saints. War insgesamt alles sehr indie und eher ruhig, die meisten kamen Solo mit Gitarre und sangen ihre eigenen, introspektiven Lieder, wieder mal keine Zugaben, ist hier anscheinend unbekannt. Danach wieder quer durch die Stadt, zurueck zum Hostel, um Mitternacht lag ich im Bett, dies war mein letzter Abend in Nashville, morgen geht es weiter nach Memphis und dann durch’s Delta nach Sueden, am Montag geht der Flieger heim.