Insta & TikTok Multimillionär

Seit diesem Quartal bin ich Instagram & TikTok-Multimillionär und habe es bis letzte Woche nicht einmal bemerkt, weil ich selbst gar nicht auf den Plattformen agiere. Mein Label Fuego schickte mir die Zahlen des dritten Quartals 2025 mit der Bemerkung „Herzlichen Glückwunsch!“ und erstmal ging ich von einem Zahlendreher aus. Aber es war kein Fehler, die Zahlen stimmen, ein einziger Track wurde in drei Monaten mehr als 80.000.000 (80 Millionen) Mal genutzt, verrechnet und bezahlt. Wow, ich bin beeindruckt und irgendwie auch wieder nicht, denn es macht erstaunlicherweise keinen wesentlichen Unterschied, ob mich 80.000.000 oder keiner hört, ich kriege es so oder so nicht mit. Heißt: kein Ruhm, kein Erfolg, keine besseren Gagen, niemand erkennt mich auf der Straße, kein Radioplay, kein Fernsehen, keine Presse, kein Film, nicht mal meine besten Kumpels kriegen es mit. Das perfekte Szenario für Künstler, die weiter ungestört in der vollkommenen Obskurität der Provinz vor sich hin (er)schaffen wollen ohne jegliche Ablenkung (Geld, Frauen, Drogen, you name it).

Es ist erfreulich und frustrierend zugleich, denn es sind bei mir nicht eigene Kompositionen kommerziell erfolgreich, die ich für besonders eigenständig und künstlerisch gelungen halte, sondern Kompositionen anderer, die noch dazu so bekannt sind, dass ziemlich klar ist, dass mein musikalischer Beitrag wohl nicht das wesentliche Auswahlkriterium der Nutzer gewesen ist. Man soll und darf ja nicht meckern, wenn denn mal was läuft, aber irgendwie hatte ich mir das früher anders, glamouröser, befriedigender vorgestellt.

80.000.000 ist ziemlich genau die Anzahl von Personen, die in der BRD leben. Die meisten Zugriffe stammen zwar tatsächlich aus den USA, aber es man kann sich leicht vorstellen, dass stattdessen alle Deutschen einen Track von mir innerhalb von drei Monaten angehört hätten. Das sind viele Menschen und 160.000.000 Ohren. Ich muss vorsichtig sein, wem ich das erzähle, denn mein engstes Umfeld denkt jetzt ich sei erfolgreicher Produzent mit Betonung auf -reich. Tatsächlich habe ich zusammengerechnet für alles (es kommen noch andere Zugriffe dazu) knapp 2000€ verdient. Nicht schlecht fürs Nixtun sage ich da, aber mein Labelchef korrigierte gleich: Da steckt, jahrzehntelange, harte Arbeit, Geld, Blut, Schweiß und Tränen drin. Und er hat ja irgendwie Recht, wenn auch vielleicht nicht ausgerechnet mit diesem Track. Er wünscht mir (und sich) natürlich noch viel mehr Zugriffe, das soll erst der Anfang sein und das wünsche ich mir (und mehr noch ihm) natürlich auch. Vielleicht kommt ja noch was dazu. Noch cooler wäre natürlich, wenn meine Musik dadurch von echten Menschen wahrgenommen wird, wenn ich mal jemand kennenlerne, dem meine Musik persönlich was bedeutet und er mir das zu erkennen gibt. Wenn Konzerte, Auftritte, Vorträge gewünscht werden, aber das ist wohl eher unwahrscheinlich.

Einstweilen spiele ich das nächste Weinfest, die nächste Hochzeit, den nächsten Tanzball, wo kaum jemand meinen Namen kennt, wo mich nach 5h auf der Bühne fremde Menschen fragen, ob ich der Posaunist gewesen wäre (bin Gitarrist, keine Posaune auf der Bühne), wo ich nachts um 1.00 Früh beim ersten Frost mein bleischweres Equipment zum Auto trage, dabei ausrutsche, mir fast den Arm breche und leise in mich reinfluche. 3h vorher stehe ich verschwitzt auf der Bühne, mir schallert Schlagzeug & E-Bass um die Ohren, dass es weh tut, fast keiner hört zu oder sieht mich und meine Musiker an. Ich schließe die Augen und stelle mir vor wie mir 80.000.000 Menschen aufmerksam zuhören bis der letzte Ton meines epischen Gitarrensolos still und sanft ins Universum verklungen ist und zusammen sind wir einfach nur glücklich, dass es so was wunderbar magisches wie Musik gibt, das die Menschheit verbindet und eint.

Autumn falls, Springtime breaks (KW43/2025)

Die Arbeiten am aktuellen und vielleicht letzten Albumprojekt „Early Years“ mit alten und uralten Songs aus eigener Feder kommen voran. Nach einer unfreiwilligen, langen Pause über den Sommer geht es gerade Schlag auf Schlag. Zu den bereits erstellten 12 Vorproduktionen wurden diese und letzte Woche jeweils Schlagzeug und Percussion eingespielt, fast täglich kamen neue Drumstracks von Jan Hees reingetrudelt, wurden ins Projekt importiert und dazu vorläufige Bässe programmier. Mit den bereits vorhandenen Harmonieinstrumenten Piano oder Gitarre ist die Produktion schon ziemlich gut zu erkennen und eröffnet neue Perspektiven und Einblicke, d.h. macht klar wohin die gestalterische Reise bzgl. Instrumentierung und Arrangement weitergeht. Ich arbeite sozusagen immer zusammen mit meinem Alter Ego aus der Vergangenheit, lasse mich inspirieren, ergänze, füge hinzu, eine solide und bewährte Zusammenarbeit!

Der Fotograf Knud Dobberke hat dazu in seinem Archiv aufgeräumt und zwei alte Farbfotografien von mir aus dem Jahr 2000 entdeckt und mir zukommen lassen. Ich stehe in blaues Licht gehüllt mit einer Akustikgitarre in einem alten Eisenbahnschuppen. Wahrscheinlich werden diese beiden Aufnahmen das Cover des kommenden Albums bilden. Passt einfach zu gut und eine aktuelle Aufnahme wäre nicht richtig zum Thema.

Gestern wurden bereits einige programmierte Bässe echt eingespielt, bis Anfang nächster Woche sollte das abgeschlossen sein, dann geht’s an die Gesänge, erst Lead, dann die Backgrounds, zum Abschluss noch ein paar Solos und Texturen, insgesamt viel Arbeit bei 12 Songs, aber könnte schnell gehen, habe Zeit und große Lust!

Plane eine Veröffentlichung im Frühjahr 2026, Albumtitel „25/52“.

Lieder, Songs, Tracks (10/2025)

Lieder, Songs & Tracks, an denen ich gerade übe, arbeite, schraube:

Markus Westendorf: Sommer in der Stadt

Grisu Biernat: Simple Twist of Fate

Roland Völker: Marche pour la cérémonie des Turcs (Jean Baptiste Lully)

Philipp Junge: Album (10 Tracks)

Dennis Schütze: Crossroads
Dennis Schütze: Devil on my Trail
Dennis Schütze: This ain’t Eden
Dennis Schütze: That’s exactly what I mean
Dennis Schütze: Hard Time Living then
Dennis Schütze: I hate him for that
Dennis Schütze: I’ve bee down before
Dennis Schütze: One of those nights again
Dennis Schütze: Please, Baby
Dennis Schütze: Postcard from France
Dennis Schütze: Sun come up
Dennis Schütze: Weakness of your Smile