Von Montag, den 30. März bis zum Dienstag, den 14. April 2015 war ich auf musikkultureller Entdeckungsreise in den Südstaaten der USA und habe meine Erlebnisse in 16 ausführlichen und bebilderten Blog-Beiträgen dokumentiert. In den zwei Wochen bin 22h geflogen (hin und zurück), habe ich ca. 1800 Meilen mit dem Mietwagen abgefahren und habe ca. 20h gebloggt. Ich habe vier US-Bundesstaaten (LA, MS, AL, TN) besucht, Station in sechs größeren Städten gemacht (New Orleans, Baton Rouge, Natchez, Nashville, Memphis, Lafayette), habe in sechs verschiedenen Betten und dreimal im Auto geschlafen, habe 660 Fotos gemacht und mehrere Kurzfilme gedreht, war einmal für 150 $ beim Arzt, habe ein Reh angefahren und einen Nissan Compact SUV geschrottet.
Die Reise war sehr aufregend und anregend für mich, es gab unzählige nicht geplante Begegnungen, ich habe mit sehr vielen, sehr freundlichen Menschen gesprochen. Ich bin dankbar, dass summa summarum alles gut verlaufen ist, dass meine Frau mir diese Möglichkeit eingeräumt hat, dass die Kinder das ausgehalten haben und dass ich wieder heil zu hause angekommen bin. Danke auch an alle Leser und Kommentatoren des Reise-Blogs. Zum Schluss noch ein Link zu Google Maps, wo ich versucht habe den genauen Streckenverlauf der Reise zu kartografieren.
Ich hatte bereits im Februar auf die neue Musikproduktion der Musikstudenten verwiesen und die EP „Take Five“, die sich mit einigen Jazz-Klassikern beschäftigt, ausführlich besprochen. Bereits hier war klar, dass eine zweite EP folgen wird, die nun den Weg in die gängigen Verkaufsportale gefunden hat. „Pop Studies“ heißt das gute Stück und die „Studenten“ um Frontmann Dennis Schütze verlassen hier ihre bekannten Pfade und interpretieren Pop Songs englischsprachiger Künstler. Hierbei wagen sich die Würzburger neben Taylor Swift (Shake it off) und Jason Mraz (I’m Yours) auch an die aktuellen großen Stimmen von Amy Winehouse (Valerie) und Adele (Rolling in the Deep) heran. Weiterlesen →
Hatte mir gar keinen Wecker gestellt, bin aber trotzdem sehr früh aufgewacht und das war auch gut so. Konnte mich sortieren, bin nochmal alles durchgegangen, habe gepackt und nochmal umgepackt, hat alles gerade so in die Rucksäcke gepasst, dann von Hostel auschecken, Auto nochmal volltanken und ab die Post zum Flughafen. Es regnete in Strömen, bin aber gut durchgekommen und war zwei Stunden vor Abflug am Schalter. Da standen bereits ca. 25-30 Leute vor mir an und es ging nichts voran, langsam sprach sich herum, dass es Verzögerungen gäbe und zwar wegen schlechten Wetters, so schlimm war es draussen aber nun auch wieder nicht gewesen. Ich war ja erst mal nach Dallas gebucht, vielleicht tobte da ein Unwetter oder auf dem Weg dahin. Für die nächste Zeit ging erst mal gar nichts, alle 15 Min wurde vor mir ein Passagier angefertig, es war offensichtlich, dass am Schalter umgebucht wurde und alternative Routen gecheckt wurden. Ich wartete ungelogen 2h, der geplante Flieger war gar nicht gestartet, als ich endlich an der Reihe war, war klar, dass auch für mich umgebucht werden musste. Ich deutete freundlich an, dass es schon wichtig wäre, dass ich weiter komme, wollte ja eigentlich noch nach Hause nach Europa. Die Dame bot mir einen Flug nach Philadelphia und dann weiter über London nach Frankfurt an, Ankunft in Frankfurt 17:00 am Folgetag. Ich sagte, das wäre leider nicht so optimal, ob es nicht noch eine Alternative gäbe, auch wenn es knapp wäre, ich wäre ein schneller Läufer. Da suchte die kompetente Dame einen Flug, der in 30 Min nach Newark abflog, wenn es nicht klappen würde, sollte ich einfach wieder kommen, zu ihrem Kollegen meinte sie: „He’s young, we can give it a shot“. Ich war auf einen anderen Anbieter umgebucht worden (United statt AA), die waren nicht gerade begeistert, als ich in letzter Sekunde um die Ecke gerannt kam, aber ging alles gut, der Self-Check-In winkte mich durch, dann schnell Security und ich saß im Flieger nach Newark. Dort kam ich 20 Min zu spät an und hatte nur noch 15 Min. um zum Bording ans richtige Gate zu kommen. Beim Aussteigen drängelte ich mich etwas forsch durch die Reihen der Passagiere, war schnell im Terminal und rannte zum Gate. Als ich ankam, war ich wieder mal buchstäblich der allerletzte, der an Bord ging, hoffte inständig, dass in der kurzen Zeit auch mein Gepäck umgeladen werden konnte.
Dann weitere knappe 7h durch die Nacht und über den Nordatlantik, konnte etwas schlafen, aber nicht sehr gut. Weil es über Newark ein kürzerer Weg ist und der Anschluss so knapp war, hatte ich im Vergleich zu meinem ursprünglichen Zeitplanung nur ca. 35 Min Verspätung. Es sah so aus, als ob ich meine Verbindung mit fester Uhrzeit und Zugbindung noch erreichen würde. Und hier nun mal ein Hoch auf die sprichwörtliche, deutsche Effizienz. Als ich mit dem Bus im Terminal war, dauerte das automatisierte Einreisungsprozedere inkl. Passkontrolle und Fotoknips ca. 12 Sekunden, danach musste ich noch kurz beim Gepäckband warten, mein Rucksack war dabei und noch dazu ziemlich am Anfang, Zollkontrolle fiel heute anscheinend aus, ab durchs grüne Tor, war auch tatsächlich unter dem Freibetrag, und ich war draussen. Die Zeit reichte sogar noch um mir einen kleinen Frühstückssnack (Gruss an Bernhard und Gerhard an dieser Stelle) zu kaufen (und zu verzehren), dann rollte der Zug im Fernbahnhof ein. Ich rein, Zug los, mitten durch den blühenden Spessart und ins sonnendurchflutete Maintal, herrlich, warum wollte ich hier nur weg? In Würzburg raus, bin dann noch schwer beladen vom Bahnhof nach Hause gewankt, Wohnungsschlüssel passt noch (puh!), keiner da, abladen, tief einatmen, ich hab’s geschafft, ich bin wieder daheim angekommen. Home sweet home.
Heute bin ich sehr frueh aufgewacht und habe ein schnelles Fruehstueck in einem nahegelegenem Laden eingenommen, es hatte die ganze Nacht durchgeregnet und regnete immer noch. Ich bin frueh aufgebrochen und habe Lafayette in suedoestlicher Richtung auf der 90 verlassen, es ging gemaechlich voran, weil sehr viele Ampeln auf dem Weg lagen. Bin bis New Iberia gefahren, da ab von der 90, Richtung Sueden nach Avery Island, dort befindet sich die Tabasco Fabik, wo auch sonntags ab 9:00 eine Tour angeboten wird. Ich war so frueh dran, dass ich sogar noch 20 Min vor der Schranke warten musste. Nach meiner Einfahrt auf das Betriebsgelaende begann mit mir die erste Tour des Tages, wobei Tour etwas hochtrabend klingt, genaugenommen war es ein Firmenvideo, ein paar bebilderte Texttafeln und im Anschluss ein Besuch im angeschlossenen Werksverkauf, in Ordnung, kurz und schmerzlos. Eintritt war frei, im Laden habe ich zwei Sossen gekauft, bin aber nur nach der Beschreibung gegangen, obwohl Proben angeboten wurden, aber ich konnte um 9:30 in der Fruehe einfach noch keine scharfen Chilisossen checken.
Neben der Fabrik befinden sich auf dem Gelaende dieser sumpfigen Halbinsel auch noch die von der Eigentuemerfamilie betriebenen Jungle Gardens, ein rausgeputzter, teilweiser auch sehr urwaldiger Park. Wie in den USA ueblich laeuft man nicht durch, sondern man faehrt selbstverstaendlich mit dem Auto. Super Sache, das. Durch den vielen Regen war die sowieso schon feuchte Vegetation noch morastiger geworden, ich war froh, dass ich nicht laufen musste. Bin den Park abgefahren und habe dort sehr viele, stimmungvolle Fotos gemacht.Die Baeume haben alle dieses Spanish Moss in den Aesten haengen, das sieht immer gleich etwas gruselig und gothic-artig wie in einem Tim Burton-Film aus. Danach bin ich zurueck zur 90 und weiter Richtung Osten, habe noch ueberlegt, ob ich einen Stop in Houma einlege, aber ich war durch die letzten Tage so von der Fahrerei bedient, dass ich nur noch ins Hostel nach New Orleans wollte, hatte da fuer die kommende Nacht reserviert. Als ich ankam, eroeffnete man mir, dass man mein Bett anderweitig vergeben hatte und ich bekam als Ersatz ein kostenloses Upgrader und das passte wunderbar. Jetzt muss ich nicht mit sieben anderen Schnarchzapfen in einem Saal pennen, sondern schlafe gepflegt und alleine in einem Zimmer in einem grossen Doppelbett.
Habe mich kurz sortiert, ein wenig geruht, bin dann vor zum Streetcar und rein ins Frenchquarter, wollte ja noch was vom letzten Tag des French Quarter Festivals mitbekommen. Hat aber auch hier schon wieder leicht genieselt, war aber warm. Im Quarter dann die typische Stadtfestatmosphaere: Trinken, Essen, Labbern, Buehnen liegen weit verstreut, immer wenn man irgendwo ankommt ist gerade Umbau, ueberall Essensdampf, zertrene Becher, schon waehrend des Soundchecks sind die besten Plaetze vergeben etc.pp. Habe immer mehr den Eindruck, dass diese Halligalli-Praesentationsform fuer mich einfach nicht funktioniert, in meiner Heimatstadt habe ich ja genau dasselbe Problem, die Musik selbst spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, Stadionkonzerte hasse ich bekanntermassen auch wie die Pest. Ideal sind fuer mich Clubkonzerte im uebersichtlichem Rahmen, Kleinkunstbuehne, Kammerkonzert etc. Und: Es liegt nicht an meinem Alter, habe schon immer so empfunden.
Bin also hin und her und rauf und runter, alles im Regen, waren auch ein paar nette Sachen dabei, aber so richtig begeistern konnte ich mich nicht, zu viel, zu laut, zu unkozentriert. Naja, gegen 7:00 war sowieso Feierabend (nach vier Tagen Festival), am Montag geht selbst hier der Alltag wieder los. Ich bin zum Streetcar St. Charles in der Canal St und da passierte dann noch was sehr schoenes. Kurz bevor meine Bahn kam hoerte man die Musik einer Marchingband um die Ecke kommen. Es war eine Parade und sie wurde angefuehrt von einem offensichtlich frisch vermaehlten Ehepaar im etwas vorangeschrittenen Alter und direkt hinter ihnen die Brassband. Der Braeutigam wedelte mit einem weissen Tuch, die Braut mit einen weissen Schirm. Die Leute versammelten sich am Strassenrand und jubelten den beiden und der Band laut zu. Es war wunderbar anzusehen wie sie ihr Glueck mt den Fremden am Strassenrand teilten, fuer mich ein wunderbares Farewell, zum guten Schluss ist doch nochmal die herausragende Musikultur dieser Stadt aufgeblitzt, ich war versoehnt.Die Parade ist kurz danach in die Bourbon Street eingebogen und die Beteiligten werden sicher noch die ganze Nacht feiern. Fuer mich kam kurz danach das Streetcar und damit bin ich nach Hause gefahren. Gerade habe ich meine Sachen sortiert, morgen werde ich schnell zusammenpacken. Vormittags mit dem Mietwagen raus zum Flughafen, werde zur Sicherheit etwas frueher losfahren, Abflug gegen 12.30, wegen der Zeitverschiebung komme ich erst am Mo um 8:30 Ortszeit in Frankfurt an. War schoen hier, aber ich freue mich schon sehr auf zu Hause.
Gestern bin ich gegen 7:30 aufgewacht, schnelles Fruehstueck im Waffel House, war okay. Danach zuegig los, hatte noch eine ordentliche Strecke vor der Brust, wieder Richtung Sueden auf dem Highway 61, erstmal bis Natchez, dann weiter bis St. Francisville und von da aus direkt nach Cajun Country, ueber ein paar Nebenstrassen rueber zur 190 und dann immer Richtung Westen. In Opelousas fuhr ich ab und legte eine Pause ein. Das Tourismusbuero hatte heute leider schon frueher Schluss gemacht, ich stand zusammen mit zwei anderen Reisenden vor verschlossenen Tueren und wir kamen ins Gespraech. Teresa und Juan stammen aus Spanien und arbeiten schon seit mehreren Jahren an einer Highschool in Baton Rouge. Wir besorgten uns was zu trinken, tauschten Erfahrungen aus und Juan skizzierte mir die gruselige Geschichte dieses Ortes. Sie luden mich sogar ein mit zu ihnen nach Baton Rouge zu kommen und dort zu uebernachten, das war sehr nett, aber ich wollte weiter Richung Sueden, es war spaet geworden, ich wollte mindestens noch bis nch Lafayette kommen und wir verabschiedeten uns. Also weiter Richtung Sueden, aber es wurde schon dunkel und hatte inzwischen angefangen zu regnen. In Lafayette fuhr ich erstmal ab und rein nach Downtown, mal sehen was da heute Abend so los war. Hauptstrasse ist Jefferson, da fuhr ich zuerst hin und sah mich um. Leider keine Livemusik, dafuer rumpelte ich in einen Bart Contest (Facial Hair Contest), ueberall junge und mittelalte Maenner mit sehr langen Baerten, teilweise onduliert, tupiert und in extreme Form gebracht, ich war dagegen glattrasiert, wurde deswegen aber nicht rausgeschmissen, trotzdem war ic irgendwie aussen vor. Also zurueck zum Wagen, wollte eigentlich noch in einen Zydeco Dance Hall (Reisefuehrer) in einem Stadtteil von dem mir ein Einheimischer dringend abgeraten hinzu gehen, egal ich trotzdem hin (‚wo gesungen wird, da lass dich nieder,…‘). War ueberhaupt kein Problem, aber der Dance Hall war geschlossen, augenscheinlich schon laenger und nicht erst seit gestern, bloed jetzt.
Aber zwei Haeuser weiter da ging was, es standen schon einige Autos auf den umliegenden Parkplaetzen und aus der Tuer leuchtete ein einladendes Licht, ich also hin un rein. Lauter nette, gutgelaunte, junge Menschen, ich fragte an der Kasse, was den heute so passieren wird und der Bouncer meinte nur lapidar: „Boom Boom Burlesque“. Aha, ich hatte das Gefuehl, ich sollte als erwachsener Mann dieser Sache mal nachgehen und herausfinden worum es sich da genau handelt. Komischerweise wurde ausgerechnet hier meine ID nicht kontrolliert.Die Show fand statt in einem alten agrarwirtschaftlichen Lagerschuppen namens ‚Feed & Seed‘, der grosse Innenraum war in Eigenarbeit zu einem Veranstaltungsraum mit Theke umgebaut worden, drinnen beste Stimmung, man spuerte schon die Neugier und Anspannung, keiner wusste genau was kommen wuerde. Es dauerte dann noch eine Weile, aber irgendwann ging es los und eine etwas leicht bekleidete junge Dame in Zirkusdirektoruniform uebernahm die Moderation. Geboten wurde eine Show bei der sich einige huebsche Damen, aber auch ein Mann in einer ansprechenden und durchaus kuenstlerischen Art und Weise ihrer Kleider entledigten und sich im weiteren Verlauf von ihrer besten Seite zeigten, aber keine Angst es kam nicht bis zum letzten, insgesamt eine unterhaltsame Nummernrevue mit etwas zotigen und leicht anzueglichen Elementen, burlesque eben, genau richtig fuer das bigotte Amerika und auch ich hatte einen schoenen Abend.Als die Show beendet war, war es schon weit nach Mitternacht. Fuer die paar Stunden nehme ich mir jetzt keine Motel mehr, dachte ich mir und habe dann auf dem Parkplatz der Tourismusbueros im Autos uebernachtet, es hat die ganze Nacht geregnet. Morgen geht’s weiter in die Swamps und dann zurueck bis nach New Orleans. Freue mich schon auf zu Hause, ist langsam gut jetzt mit dieser Herumtreiberei, kann ja nicht ewig so weitergehen.
Gestern habe ich nach dem Fruehstueck im Hostel den letzten Beitrag geschrieben und bin dann zuegig los nach Suedwesten Richtung Memphis. Hat etwas gedauert bis ich endlich aus der Stadt draussen war, aber irgendwann war ich auf der Interstate und bin in gut 3h hingebrettert. Auf dem Weg habe ich Radio gehoert, etwas Country, aber ansonten viel NPR. Da kam kaum Musik, sondern vorwiegend Spoken Word Beitraege, aehnlich wie bei uns Deutschland Radio Kultur, es waren einige wilde Geschichten darunter, die ich daheim nochmal nachhoeren muss, z.B. ueber die alte Kunst des Radiospiels und Komposition der dort verwendeten Musik, ueber zwei Zwillingsschwestern, die sich beim Reden gegenseitig die Saetze vollenden und oft ohne vorherige Absprache unisono sprechen, sie singen auch und haben gerade ein Album veroeffentlicht oder einen Soundforscher aus New York City, der die musikalische Qualitaet defekter Rolltreppen in seiner Heimatsadt dokumentiert, diese urbanen Sounds klingen teilweise wie Vogelgezwitscher, Walgesang oder Meeresbrandung. Seine groesste Angst ist, dass die Rolltreppen repariert werden.In Memphis angekommen, bin ich runter zu Union und habe SUN-Records einen kurzen Besuch abgestattet. Ein paar Fotos und kurz in den Shop um die Luft einzuatmen, die Tour habe ich mir gespart, habe ich ja schon mal mitgemacht. Nur ein paar Strassen weiter in McLemore dann zu Stax, dort habe ich die Tour gemacht, ein Film zur Einstimmung danach eine Selfguided Tour mit viel Memorablia (alte Singels, Klamotten, Instrumente, sogar ein Auto). Am interessantesten waren fuer mich Kontroll- und Aufnahmeraum, es handelt sich dabei um die Innenraeume eines altes Kinos, die riesigen, alten und ziemlich basslastigen Kinoboxen wurden im Studiobetrieb weiterhin als Abhoere verwendet, das ist mal ungewoehnlich und ist vielleicht ein Grund fuer den besonders eigenwilligen Sound der Produktionen.Danach bin ich gleich weiter auf den Blues Highway 61, musste noch bisschen Strecke auf den Tacho bekommen, will am So wieder in New Orleans, am Mo geht der Flieger. Also immer gerade aus auf dem Highway, langsam daemmerte es, kaum jemand unterwegs, ueber Clarksdale und Cleveland, vorbei an Greenville und Indiola, flaches Gebiet, immer wieder stehen Felder teilweise oder komplett unter Wasser, man kann die Armut foermlich riechen, alles sehr gleichfoermig und nicht besonders einladened, habe mir diverse Bluemuseen gespart, waren eh schon geschlossen, aber auch nicht sehr vielversprechend.Irgendwann war es dunkel und ich immer noch weiter, bin bis Vicksburg gefahren und habe mir da ein guenstiges Motel fuer die Nacht gesucht. Morgen geht’s weiter Richtung Natchez, will noch einen Bogen durch die Swamps suedlich von Baton Rouge machen, bevor ich zurueck nach New Orleans fahre und am So den letzten Tag des French Quarter Festivals besuche.
Gestern bin ich zum Fruehstueck rueber zum Deli ‚Noshville‘ am Broadway gefahren. Hier ein Foto von meinem delikaten Mahl (Gruss an Gerhard).Danach bin zurueck ins Hostel und habe dort in aller Ruhe ein paar Mails und den Blogartikel geschrieben. Dann wieder ins Auto und raus aus der Stadt nach Nordosten zur Opry Mills Mall. Dort habe ich fuer mich ein paar Klamotten und einige Mitbringsel fuer die Kinder eingekauft, ich glaube, ich habe ganz nette Sachen gefunden, aber natuerlich werde ich an dieser Stelle nicht verraten was, soll ja eine Ueberaschung sein.
Danach bin ich wieder zurueck zum Hostel, habe dort das Auto abgestellt und bin mit dem Bus nach Downtown zum Broadway gefahren. Wenigstens einmal sollte man waehrend eines Aufenthalts in Nashville dort gewesen sein und der Do-Nachmittag erschien mir die richtige Wahl, einen Konzertabend wollte ich dafuer nicht verwenden. Da war ganz schoen was los, gerade findet naemlich in Nashville auch ein grosses Treffen der Waffennarren vom NRA statt, an den Kneipen hingen Zettel mit der Aufschrift ‚NRA-Members Welcome‘, habe aber keine Bewaffneten gesehen. Erstmal runter zum Broadway, angefangen habe ich ganz von vorne an der 1st Street, dort wurde mir der Gebaeudekomplex ACME empfohlen, wo auf mehreren Ebenen Musik, Essen und Einkaufswaren angeboten warden, ausserdem kann man kostenlos auf die oberste Ebene, dort habe ich dieses Bild vom Broadway gemacht.
Von da aus habe ich mich langsam nach oben gearbeitet, hauptsaechlich auf der rechten Seite, weil dort die meisten Kneipen mit Livemusik sind, Eintritt frei, no cover. Es werden hier natuerlich die Countrykracher fuer ein touristischen Publikum gespielt und Bier und Tequila floss bereits in Stroehmen, obwohl es gerade mal 4:00 nachmittags war. Das musikalische Niveau der Bands ist dabei aber wirklich extraordinaer und ueber jeden Zweifel erhaben. Sehr gute Saengerinnen und Saenger, mehrstimmiger Gesang, twangende Klampfen, jaulende Steelgitarren, groovende Rhythmusgruppe, sehr guter Sound, nicht zu laut und nicht zu leise, angenehme Stimmung, bestes Entertainment, sehr traditionelle Songauswahl, aber sie koennen Anfrage so gut wie jeden Countryklassiker der letzten 80 Jahre aus dem Aermel schuetteln, das ist schon beeindruckend. Habe einige Kneipen abgeklappert, bin aber immer nur 2-3 Songs geblieben, war super, habe dann wieder einen Bus genommen und war um 5:30 wieder beim Hostel, bin aber gleich mit dem Auto weiter zu Douglas Corner Café in der 8th Street. Dort fand an diesem Abend die Reihe ‚The Producer’s Chair‘ statt, die mich sehr an meine eigene Talkshow ‚My Favourite Tracks‘ erinnert hat. Vorgestellt werden hier allerdings verdienstvolle Musikproduzenten, sie sitzen in einem Sessel und werden vom Host James Rea vorgestellt und interviewt, auch das Publikum darf Fragen stellen. An diesem Abend war Produzent und Schlagzeuger Cactus Moser dran. Er musste erst kuerzlich eine schweren Schicksalschlag verkraften, hat bei einem Unfall ein Bein verloren, aber er war an diesem Abend gut gelaunt und genoss es sichtlich von seinem Werdegang als Musiker und Produzent in den 1980er und 1990er Jahren zu erzaehlen, am Schluss dann noch eine kleine Liveperformance, eine runde Sache. Der Abend wurde gefilmt, kann also sein, dass das im Netz abrufbar ist. Danach bin ich schnell zum Hostel und habe zwei Jungs aus meinem Zimmer abgeholt. Weil sie ohne Auto hier sind und die Wege weit, hatte ich ihnen angeboten sie am Abend zu einem Konzert mitzunehmen und sie hatten sofort eingeschlagen. Wir sind zusammen rueber nach East Nashville zum 5 Spot, hier war ein Abend mit mehreren, lokalen Indies angekuendigt. Wir waren um kurz nach 9:00 da und zu hoeren und zu sehen bekamen wir Sam Lewis, Andrew Bryant, The Gunshy, Mick Leonardi & The Modern Saints. War insgesamt alles sehr indie und eher ruhig, die meisten kamen Solo mit Gitarre und sangen ihre eigenen, introspektiven Lieder, wieder mal keine Zugaben, ist hier anscheinend unbekannt. Danach wieder quer durch die Stadt, zurueck zum Hostel, um Mitternacht lag ich im Bett, dies war mein letzter Abend in Nashville, morgen geht es weiter nach Memphis und dann durch’s Delta nach Sueden, am Montag geht der Flieger heim.
Gestern bin ich frueh los, kleines Fruehstueck unterwegs und rueber nach East Nashville zur Library, dort habe ich vormittags den Blogeintrag geschrieben. Danach wieder zurueck ueber die Bruecke auf die andere Flussseite in die 8th Street zu Third Man Records, dem aussergewoehnlichen Laden von Jack White. Neben viel Vinyl, Shirts und anderem Merch gibt es auch einige Skurrilitaeten zu entdecken, z.B. kann man fuer 15$ einen Song in einer Recording Booth aufnehmen, so ist auch eines der letzten Alben von Neil Young entstanden. Vinyl kann man in einer altmodischen Listening Booth probehoeren (‚Your turntable is not dead‘), echt cool. Alles sehr stylish und durchgecheckt und nicht gerade billig. Habe einiges an Vinyl angehoert, gekauft habe ich dann zwei T-Shirts und eine CD mit einem Livemitschnitt einer Konzerts von Jerry Lee Lewis, das 2011 direkt vor dem Laden aufgenommen wurde. Nicht weit entfernt war dann Carter Vintage Guitars, da bin ich natuerlich hin, grosser Laden fuer alte und uralte Gitarren und andere bundierte Instrumente. Kaum Neuware, alles einwandfrei hergerichtet, ist schon cool einfach mal eine Martin D-28 von 1958 im Topzustand von der Wand nehmen zu koennen und darauf zu spielen, Preise bis 20.000$. Irgendwann kam ein Mitarbeiter zu mir und fragte, ob ich vielleicht mal die wirklich alten, also Pre-War-Instrumente sehen wolle. Ja doch. Sie befanden sich in einem anderen Raum, Martins und Gibsons von 1935, 1938, 1944 usw, ein Wahnsinn, alles sehr gut restauriert, Preise hier bis 52.000$. Irgendwie habe ich aber gemerkt, dass es gar nicht mehr in erster Linie um Musik geht, im Vordergrund stehen Traditionspflege, Sammlertum und Investment. Habe zwar schon rumprobiert, aber konnte mich nicht mehr so sehr dafuer begeistern wie noch vor einigen Jahren. Diese sauteuren Dinger sind natuerlich nicht zum Spielen, sondern zum Bewundern da.
Danach bin ich noch weiter runter 8th Street zu Gruhn Guitars, selbe Geschichte, dort aber auch viel Neuware, mehr Auswahl, aber nicht billiger als bei uns. Hatte auch schon einen leichten Gitarren-Overkill. Kleiner Snack und dann eine kurze Pause im Hostel, habe dort die Autobiographie von Melissa Etheridge gefunden und darin rum gelesen.
Abends bin ich wieder rueber nach East Nashville zum 5 Spot, dort fand im kleinen, gemuetlichen Rahmen ein Gespraechskonzert mit dem Songwriter Don Schlitz statt. Er sang seine Songs zur eigenen Gitarrenbegleitung und erzaehlte dazwischen ueber seine Arbeit und sein Leben. Er hat ueber die Jahre echte Welthits geschrieben wie z.B. ‚The Gambler‘, ‚Deeper than a Holler‘ oder ‚When you say nothing at all‘.Es ist schon interessant welche hohe Werschaetzung Songschreiber in dieser Stadt geniessen. Im Anschluss habe ich kurz mit ihm gesprochen, ich habe erwaehnt, dass ich Songs von ihm singe und auch schon aufgenommen habe. Er war sehr freundlich, wir haben uns die Hand geschuettelt und dann bin ich weitergezogen. Wieder zurueck nach Downtown, hat sich etwas gezogen, weil einige Strassen wegen eines Unfalls gesperrt waren. Bin zum Traditionsladen Station Inn, hier wird fast ausschliesslich Bluegrass gespielt, an diesem Abend Larry Cordle & Friends, es war fantastisch, bin bis zum letzten Ton geblieben, wie immer keine Zugabe, ist hier anscheinend nicht ueblich. Danach zurueck zum Hostel und ins Bett, morgen habe ich auch wieder einiges vor.
Ich hatte eine unruhige Nacht, der Unfall und die Ungewissheit darueber wie es wohl weitergehen wuerde drueckten mir ordentlich auf’s Gemuet. Um 5:15 wachte ich auf und konnte nicht mehr schlafen, weiterfahren konnte ich auch nicht, es war immer noch stockdunkel. Also zog ich mich an und hoerte Outlaw Country bis es gegen 6:15 langsam daemmerte. Der Polizist hatte mir eine Tanke mit Fruehstuecksangebot in fussweiter Naehe empfohlen, da bin ich durch die verlassenen Strassen des kleinen Ortes hingelaufen. Der Laden war schon ganz gut gefuellt, allen war klar, dass ich ein Fremder im Staedtchen war, aber keiner sagte was, nach dem Essen bin ich wieder zurueck zum Wagen. Er war fast hell geworden und ich fuhr los raus aus Collinwood, nach Norden Richtung Nashville.Vorsichtshalber bin ich langsamer gefahren als erlaubt und habe gut aufgepasst. Weil es mittlerweile komplett hell geworden war, konnte ich im Wald am Strassenrand einige Tiere sehen: Viele Eichhoernchen, einige Fasane, einen Fuchs und wieder eine kleine Gruppe von Rehen, sie stellten diesmal aber keine Gefahr dar. Irgendwann war ich auch auf Hoehe des Campingplatzes, den ich eigentlich hatte erreichen wollen. Das waere gestern Abend noch ein ziemlich weiter Weg durch dicht bewaldetes Gebiet gewesen. Kann gut sein, dass es mich auch einfach spaeter erwischt haette, waere ziemlich unwahrscheinlich gewesen hier ohne Zwischenfall durchzukommen. Wenn ich gewusst haette was das fuer ein Problem ist, waere ich natuerlich frueher in Tupelo losgefahren. Und etwas anderes wurde mir bei der Gelegeneheit auch klar: Ich war auf dem Parkway oft der erste in der Reihe gewesen und hatte mich noch gefragt warum die anderen nicht einfach ueberholen, jetzt weiss ich warum. Das erste Auto ist sozusagen der Eisbrecher, die hinteren fahren in seiner Spurrinne und werden nicht von Wild getroffen. Konnte mich auch davon ueberzeugen, dass Wildunfaelle hier wirklich oefter passieren, am Strassenrand lagen immer wieder diverse Tierkadaver. Der Regen hatte inzwischen aufgehoert und hin und wieder kam die Sonne durch. Immer wieder durchfuhr ich Streckenabschnitte, die von herrlichen, rosa bluehenden Straeuchern gesaeumt waren, Fruehling in Tennessee.Nach ca. 2h Fahrt war der lange Natchez Trace Parkway zu Ende und muendete in den Highway 100, der direkt zu den Nashville City Limits fuehrt. Musste mich dann mal kurz orientieren und den Weg zum Flughafen finden, war aber kein grosses Problem. Abfahrt Flughafen und Einfahrt zum Rental Car Return. Die Leute da haben erstmal grosse Augen gemacht, als ich um die Ecke gebogen bin. Habe ihnen schnell die Situation erklaert und auch sie haben sich als erstes nach meinem Befinden erkundigt. Ich war mittlerweile ganz schoen angespannt, weil jetzt ja wohl rauskommen wuerde wie mit dem Schaden umgegangen wuerde. Also rueber zu Alamo im Terminal, ein nette, gnadenlos ueberschminkte Dame am Schalter checkte meine Papiere, tippte auf der Tastatur ihres Computer rum, telefonierte, checkte wieder meine Papiere, laechelte mich an und sagte: „It’s covered, you don’t have to worry about it, get yourself a replacement.“ Ich fragte nochmal nach und tatsaechlich scheint alles gut gegangen zu sein, es entstehen fuer mich anscheinend keine weiteren Kosten.
Also wieder runter, mein neuer Wagen, ein weisser Mitsubishi stand schon fuer mich bereit, umladen und ab auf den Freeway zurueck in die Stadt. Als naechstes wollte ich ins Music City Hostel einchecken, wusste aber nicht genau wo es war, irgendwo Downtown und fuhr ich erstmal dorthin (ist immer da, wo die Hochhaeuser stehen). Problem war dann nur, dass es da so voll und eng und betriebsam war, dass ich nirgends anhalten und nach dem Weg fragen konnte. Ein paar Versuche scheiterten wieder mal an den bereits geschilderten Problem: Der Gefragte hat keine Ahnung, sagt es aber nicht oder schickt einen irgendwohin in die Wueste und man weiss schon waehrend er spricht, dass es nicht stimmt etc. Da erinnerte ich mich an meinem Aufenhalt im Jahr 2004, fuhr nach Instinkt den Broadway runter, nach links bis zur Bruecke ueber den Cumberland River, weiter auf der Woodland bis zum East Bongo Café, kleiner Cappucino, ordentliche Wegbeschreibung (es stellte sich heraus, dass die Bedienung schon mal im Hostel gejobbt hatte) und das Beste: Nur eine Strasse weiter eine Aussenstelle der Nashville Libery mit kostenlosem Internet und Rechnern, dort habe ich den letzten Beitrag geschrieben und bin dann zum Hostel. Liegt doch etwas ausserhalb (18th Str.), aber mit eigenem Auto kein Problem, also habe ich eingecheckt und erstmal ausgiebig geduscht. Habe die ganze bloede Geschichte der letzten Nacht runtergewaschen und dann mit Unterstuetzung von einem musikbegeisterten Hostelmitarbeiter die naechsten drei Abend durchgeplant. Am spaeten Nachmittag war ich noch etwas laenger in einem Buchladen und um 8:00 bin ich zu einem Konzertabend mit drei Bands im Exit/In, Elliston Place, nicht weit vom Hostel. Angekuendigt waren John Carter Cash (Sohn von Johnny Cash), Raelyn Nelson Band (Sohn von Willie Nelson) und als Opener Rebecca Correia, alle spielen ca. eine Stunde, idealer Einstieg am ersten Abend in Music City USA.
Rebecca war fantastisch, wahnsinnig gute Saengerin mit eigenen Songs in reduzierter Besetzung (git/cello, piano/cello). Sie hat gerade ihr erstes Musikvideo ‚Oh Nashville‘ veroeffentlicht.
Als zweites Bandbesetzung mit Saengerin, stilistisch im Bereich Post-Neo-Punk, also wie Green Day mit leichtem Party-Country-Touch. Hat mich jetzt nicht so ueberzeugt, war aber lustig.
Und zum kroenenden Schluss noch John Carter Cash, Sohn von Johnny und June Carter. Er sieht keinem von beiden sehr aehnlich, ist schon etwas aelter, wirkt auf der Buhne manchmal unbeholfen, fast linkisch, es stand mit einer Zehnmannband auf der Buehne, wahrend des Singens breitete er die Arme aus und gestikulierte unkontrolliert, zusammen mit dem Notenpult mit den Songtexten wirkte es als wuerde er ein Orchster dirigieren und das ist auch letztenendes was er da tut. Er ist Zeremonienmeister mit einer Stimme zwischen Dr. John und Joe Cocker. Ihm ist natuerlich klar, dass er ein gewaltiges musikalisches Erbe auf seinen Schultern traegt gegen das er kaum ankommt, er wird fuer immer der Spross von zwei und der Abkoemmling weiterer bedeutender Legenden sein. Aber er kaempft nicht, er feiert, zusammen mit der Band und dem Publikum, erst spielte er ein paar eigene Songs, dann viele historische Songs, es macht Spass, er macht es gerne und man hoert und sieht ihm gerne dabei zu, es erinnerte mich in seiner ungekuenstelten Art an die besseren Soloalben von Ringo Starr. Am Schluss hat der ganze Saal ‚Will the circle be unbroken‘ gesungen und ich natuerlich mittenmang, war super. Danach zurueck ins Hostel und ab ins Bett, morgen habe ich viel vor.
Ich werde versuchen ganz ruhig und sachlich zu erzaehlen was gestern passiert ist. Der Tag begann eigentlich ganz gut, aber ziemlich frueh. Ich bin auf einen Campingplatz gefahren, der direkt an der Strecke lag, habe die Rueckbank umgeklappt und im Auto geschlafen. Weil ab 20:00 stockdunkel war, bin ich ziemlich frueh eingeschlafen und entsprechend mit Sonnenaufgang aufgewacht. War auch ein bisschen ungemuetlich im Auto. Am Horizont waren dunkle Wolken zu sehen und man hoerte es schon von weitem donnern, also nichts wie weg. Der Camp Host hatte mir noch ein Diner einige Meilen weiter empfohlen, da bin ich hin und habe mit ein paar anderen Hillbilly-Landeiern Ruehrei mit Schinken gegessen, danach gleich weiter Richtung Tupelo. Das Staedtchen verdankt seine Bedeutung dem Umstand, dass Elvis Presley hier geboren wurde und bis zu seinem 13. Lebensjahr gelebt hat, auch seine erste Gitarre hat er hier bekommen und zwar im lokalen Eisenwarenladen. Der junge Elvis wuenschte sich eigentlich eine Gewehr zum Geburstag, aber das wollte seine besorgte Mutter dann doch nicht machen, ein Fahrrad war zu teuer, also hat er eben eine Gitarre bekommen und sie danach immer in der Hand gehabt und dazu gesungen. Angeblich hat er sie auch fast jeden Tag mit in die Schule genommen und dazu gesungen. Hier hat er sie ausgesucht, der Quadratmeter an dem Elvis einmal stand und die Gitarre aussuchte ist im Laden deutlich markiert.War auch an seinem Geburtshaus, eine schwarze Einheimische im Visitor Center bezeichnete die Bauweise als ’shotgun shack‘, danach noch in einem Buchladen und am Nachmittag ein verspaeteter Mittagssnack, das Fruehstueck hatte lange satt gemacht.
Ich bin wieder auf den Natchez Trace Parkway und bin weiter gefahren, kurz abgebogen bin ich nur um meinen Fuss in einen Ort namens ‚Dennis‘ am Highway 25 zu setzen. Sogar die Kirche dort, traegt meinen Namen, war aber alles nicht sehr einladend und ich bin nach ein paar Fotos zuegig weiter gezogen.Und jetzt beginnt der krasse Teil der Geschichte. Es war inzwischen schon nach 18:00, der Himmel war den ganzen Tag grau gewesen, es hatte immer wieder geregnet, jetzt wurde es aber richtig diesig und nebelig, das machte sich besonders in den bewaldeten Abschnitten der Strecke bemerkbar. Ich wollte unbedingt noch zum anderen Campingplatz kommen um dort eine weitere Nacht im Auto zu verbringen und dann weiter nach Nashville zu fahren. Ich fuhr mit Cruise Control und hoerte dazu Outlaw Radio, hin und wieder sah ich im Unterholz Schatten. Ich ueberquerte den Tenneessee River, der an dieser Stelle unglaublich breit war, ueber ein Bruecke, deren Auffahrt so steil war, dass sie aussah als wuerde sie direkt in den Himmel fuehren. Inzwischen hatte ich den Bundesstaat Tennessee erreicht und es waren nur noch ca. 25 Meilen bis zu meinem Ziel, hinter mir fuhr schon seit einiger Zeit ein Ford Pick Up Truck. Ploetzlich sah ich mitten auf der Strasse ein paar Rehe stehen, ich hupte, bremste ab, konnte aber wegen dem Wagen hinter mir nicht vollbremsen, die Rehe sprangen in den Wald zurueck und gerade als ich dachte, ich waere an ihnen vorbei und es waere noch mal gut gegangen, gab es einen Riesenknall auf meiner Fahrerseite, mein Aussenspiegel flog davon, mich hatte ein Reh waehrend der Fahrt von der Seite am vorderen linken Kotfluegel angesprungen. Ich brachte den Wagen am Wegesrand zum stehen, der Pickup hielt hinter mir an, ich brachte gerade so die verbogene Fahrertuehr auf. Als ich auf der Strasse stand sah ich noch wie das angeschlagene Tier im Wald verschwand, es musste ordentlich einen abbekommen haben. Der Fahrer hinter mir war ein Countryboy Mitte 20, er fragte mich, ob alles okay mit mir sei und ob er mir helfen koennte. Mein Auto war noch fahrbar, hatte aber einen grossflaechigen Blechschaden, der sich vom Kotfluegel, ueber die Vordertuer bis zur hinteren Tuer erstreckte, der Spiegel baumelte an einem Kabel herunter. Der Cowboy war aus der Gegend und gar nicht gross beeindruckt, er meinte, sowas wuerde hier staendig passieren, er selbst haette schon dreimal Totalschaeden wegen Wildwechsel gehabt. In Bezug auf mich meinte er: „You’re lucky. This could’ve been much worse.“ Ich war vollkommen durch mit den Nerven, zitterte leicht und fragte was denn jetzt mit dem verletzten Tier sei und er meinte nur: „If I had a knife, I’d kill it“. Ja genau, kill it and grill it, beat it and eat it. Mir wurde kotzuebel. Das Reh war nicht mehr zu sehen.
Gemeinsam trafen wir die Entscheidung, dass ich zur naechsten Polizeidienststelle fahren sollte, die ca. 3 Meilen zurueck lag. Ich drehte um, er fuhr vollkommen entspannt weiter. In Collinwood fuhr ich ab und traf in dem Staedtchen gleich auf einen patrolierenden Polizeiwagen. Ich hielt an und erklaerte die Situation, erst jetzt bemerkte ich wie aufgewuehlt ich war, meine Haende zitterten, mir klapperten die Zaehne, ich war kurz vorm Heulen, fuehlte mich total hilflos. Der Cop war sehr freundlich, er sprach mit mir, beruhigte mich, sagte mir mehrmals, dass ich keine Schuld haette, dass ich Glueck gehabt hatte, dass sowas hier 3-4 Mal die Woche passiert. Zustaendig war aber nicht er, sondern ein State Trooper, weil der Parkway staatlicherseits betreut wird. Der Polizist informierte die Kollegen, es dauerte fast eine Stunde bis endlich jemand kam. In der Zeit begutachtete ich den Schaden und machte ein Foto.Es ging nach der langen Warterei schon wieder etwas besser, irgendwann kam dann der State Trooper und begann seine Arbeit zu erledigen, er brauchte dafuer ziemlich lange, er sass die meiste Zeit in seinem Auto und ich in meinem. Er nahm den Unfall auf, kontollierte meine Pappiere und kontaktierte dankenswerterweise auch noch den Autoverleih Alamo. Es wurde beschlossen, dass ich den Wagen am naechsten Tag zum Flughafen Nashville fahren wuerde, da wollte ich ja sowieso hin. Mittlerweile machte ich mir auch Sorgen, ob die Versicherung das uebernehmen wuerde, ich hatte natuerlich nicht dezidiert nach einer solchen Schadensart nachgefragt und eine extra Versicherung fuer Ich-weiss-nicht-mehr-was hatte ich abgelehnt.
Mittlerweile war es stockdunkel und noch nebeliger geworden und mir wurde bewusst, dass ich nicht mehr zum Campingplatz kommen wuerde. Ich hatte etwas Angst weiterzufahren und beschloss in Collinwood zu uebernachten, natuerlich gab es kein Hotel oder Motel, ich fragte den Sherriff und er erlaubte mir auf dem Parkplatz des Welcome Centers im Wagen zu uebernachten. Es regnete die ganze Nacht und ich habe sehr schlecht geschlafen.