Ferriday – Natchez Trace Parkway – Jeff Busby

In meinem Kingsize Bett im Excellent Inn habe ich gut geschlafen, bin aber trotzdem relativ frueh aufgewacht. Es ist 8:00 am Morgen des  Ostersonntag, alles ist ruhig und friedlich. In der Lobby habe ich erstmal mein Fruehstueck eingenommen, alles in Styropor und Plastik.
IMG_2649Danach habe ich den Blogeintrag geschrieben und mit der netten Frau an der Rezeption geredet. Ich wollte zu eienm Gottesdienst am liebsten auf der anderen Flussseite in Ferriday, Heimatstaedtchen von Jerry Lee Lewis. Sie empfahl mir die First Baptist Church an der Hauptstrasse, ich zog mir ein ordentliches Hemd an, packte zusammen, checkte aus, fuhr los und kam auf die Minute puenktlich zum Beginn des Gottesdienstes um 10:30. Ich wurde am Eingang per Handschlag begruesst, als ich eintratt hatten die allermeisten schon ihre Plaetze eingenommen und der Chor stellte sich gerade auf. In einer Lade an der Rueckseite der Sitzbank vor mir steckte die Holy Bible und das Hymn Book.
Wir wurden vom Chorleiter begruesst, es wurde viel gesungen und dazwischen gab es immer wieder besinnliche Ansprachen von einem Prediger in Anzug und Krawatte. Natuerlich ging es in erster Linie um Jesus und seine Auferstehung. Der Chor sang die meiste Zeit zu sehr modernen und aeusserst opulenten Playbacks, die Texte wurde gleichzeitig auf eine Leinwand projiziert, wirkte dadurch etwas artifiziell und nicht ganz so wie man es sich vielleicht vorstellt, aber die moderne Technik wird eben auch hier eingesetzt. Alle Redner hatten klitzekleine Mikros und Ohrstoepsel und waren sehr gut und deutlich zu hoeren. Im weiteren Verlauf kam dann noch eine Predigt, die auf einem Abschnitt aus dem Mattheus Evangelium (16) beruhte, darin auch die Stelle an der Jesus zu seinem Juenger Peter sagt: „Get behind me, Satan!“ Irgendwie eindrucksvoll, habe ich schon mal gehoert, muss zuhause mal nachsehen was es damit auf sich hat.
IMG_2650Um kurz vor 12:00 war die Kirche rum, draussen begann es gerade heftig zu regnen, bin noch bisschen in Ferriday rumgecruist, war aber alles etwas trostlos, ich will gar nicht wissen wie hinterwaeldlerisch das hier gewesen sein muss, als Jerry Lee Lewis hier in den 1940ern aufgewachsen ist. Habe dann noch den Weg zu seinem Elternhaus gefunden. Dort wohnt seine Schwester Frankie Jean und betreibt ein sehr improvisiertes ‚Museum‘. Sie sammelt alle moeglich Sachen, alte Fotos, Platten, Poster, Eintrittskarten und Klamotten, irgendein Konzept konnte ich nicht erkennen. Aber sie fragte mich, woher ich den kaeme und ich sagte aus Deutschland und dass mein Vater Thomas Schuetze Mitte der 1980er Jahre auch schon mal hiergewesen waere und da sagte Frankie Jean, ja, doch, an den koenne sie sich erinnern. Und ich so: Ja, genau, glaubt jeder. Dann fing sie an zu suchen, sie bittet Besucher ihr eine Karte oder ein Foto zukommen zu lassen und archiviert die dann in Ordnern, ueber die Jahre war da einiges zusammengekommen und es war in der ganzen Bude verteilt. Sie forderte mich auf mir alles anzusehen, sie haette ein Foto von meinen Vater, sie koenne sich genau daran erinnern und ich so: Ja, genau.
Irgendwann hatte ich mir alles angesehen und wollte langsam mal gehen, da fischte sie auf einmal einen etwas mitgenommenen Ordner aus irgendeinem Regal, blaetterte zielsicher durch die Seiten und zeigte mir ein Bild von meinem Vater. Ich konnte es nicht fassen, er hatte ihr nach seinem Besuch anscheinend ein Foto geschickt, sie hatte es beschriftet (TOMAS) und abgeheftet, jetzt war ich wirklich beeindruckt, die Frau hatte ein Gedaechtnis wie ein Elefant. Ich machte ein Foto vom Foto um es meinem Vater zeigen zu koennen und dann fuhr ich weiter zurueck ueber die Bruecke nach Natchez und von dort aus direkt weiter zum Start des Natchez Trace Parkway, einem sehr ruhigen, langen und uraltem Indianerpfad bzw. spaeter dann Siedlerweg, der von Natchez nach Nordosten bis nach Nashville fuehrt.
IMG_2666Ich bin gefahren bis es Dunkel war und bin untergekommen im Campingplatz Jeff Busby, dort habe ich meinen Schlafsack ausgepackt, habe die Rueckbank umgeklappt und dort die Nacht verbracht. Zum Einschlafen habe ich im Radio Outlaw Country gehoert, wie zuvor schon den ganzen Tag.

New Orleans – Laurel Plantation – Baton Rouge – Natchez

Gestern bin ich frueh aufgestanden, habe schnell gefruehstueckt und dann den Blogeintrag geschrieben. Ich wuerde das Hostel verlassen und wer weiss, wann ich wieder was schreiben kann, wenn ich einmal unterwegs bin. Habe mein Zeug gepackt, mich von den Bekanntschaften verabschiedet und ‚Auf Wiedersehen‘ gesagt, werde am Tag vor meinem Rueckfliug nochmal fuer eine Nacht hier aufschlagen.
Jetzt musste ich mit oeffentlichen Verkehrsmitteln zum Flughafen um meinen Mietwagen abzuholen. Auf dieser ca. 10 km langen Strecke kam jetzt nochmal alles zusammen was ich schon in den Tagen vorher erdulden musste. Ich wartete bereits auf das Streetcar ca. 20 min, waehrend auf der entgegengesetzten Strecke ungelogen vier Bahnen mit gut gelaunten Touristen an mir vorbeizogen. Umsteigen an der Canal Street, selbe Geschichte, diesmal konnte ich sogar sehen wie sich am Ende der Strasse die Bahnen stauten, keine fuhr aber endlich mal los, ich konnte es nicht fassen. Endlich ging es weiter, schier endlos gerade aus, immer Richtung Norden auf der Canal Street. Der Fahrer hatte mir zugesichert mir Bescheid zu geben, wenn ich zum Bushalt aussteigen muesste, hat er natuerlich vergessen, aber ich habe aufgepasst und nachgefragt und kam gerade noch raus. Bushalt war aber nicht da, sondern sieben Blocks weiter und ich meine damit nicht deutsche Gassen, sondern amerikanische Blocks, all das mit vollem Gepaeck und meinem Hinkebein. Weitere Reisende hatten sich seit dem Streetcar zu einer kleinen Karawane zusammengefunden, als wir ankamen warteten dort auch schon andere mutige Wanderer mit Reisegepaeck. Ca. 20 Min spaeter kam endlich der Bus und es dauerte weitere 20 Min bis ich beim Flughafen ankam. Warum hier nicht eine oeffentliche Direktverbindung von City zum Airport und zurueck eingerichtet wird, wuerde ich gerne jemandem fragen, aber egal, ab jetzt bin ich ja motorisiert. Gleich zu Alamo, ein paar Formalitaeten, Parkdeck und rein in den Compact SUV. Habe mich fuer einen Nissan entschieden, die Version der amerikanischen Traditionsmarke Ford erschien mir nicht reliable 😉
Vom Flughafen bin ich erstmal auf die andere Seite des Mississippi. Die Beschilderung war mal wieder total irrefuehren, wenn man nicht weiss wo Norden, Sueden, Westen und Osten ist, ist man komplett verloren. Es kommt dazu das der Highway West auch mal eine Weile Richtung Sueden oder Norden fuehren kann. Nach dem Weg sollte man besser auch nicht fragen. Erstens kennen die Leute gerade mal die umliegende Umgebung, kleinere Orte und Staedte mehr als 10km entfernt sind oft unbekannt, zweitens kann man die Anworten oft sowohl phonetisch, als auch navigatorisch kaum verstehen. Manchmal hatte ich wirklich den Eindruck, es wuerde extra fuer mich ein kleines, absurdes Theaterstueck aufgefuehrt, es war vollkommen irre, habe kein einziges Wort verstanden, nur immer mit dem Kopf genickt und nicht nachgefragt, sonst haette er vielleicht nochmal von ganz vorne begonnen. Dazu kommen Streckenangaben in Minuten Fahrzeit und Geschaefte am Wegesrand als Marker, da hat man als Ortskundiger kaum eine Chance zu folgen. Fahre also viel nach Gefuehl und Orientierungssinn (wo ist die Sonne?), und laeuft gut, seit ich nicht mehr nach dem Weg frage.
IMG_2619Bin zur Laurel Plantation gefahren und habe mich fuer die Tour gemeldet. Kostet 20$, fand ich erstmal ganz ordentlich fuer die Besichtigung eines alten Bauernhofs, aber war definitive das Eintrittsgeld wert. Die Tour war sehr informativ, vieles war vollkommen neu fuer mich. Bei Laurel handelt es sich um eine ehemals grosse Plantage, die von franzoesischstaemmigen Kreolen Anfang des 19. Jahrhundert gegruendet wurde. Es wurde vorwiegend Zuckerrohr angebaut und nebenbei noch franzoesischer Wein importiert. Zeitweise lebten bis zu 300 Sklaven in den Behausungen. Nach dem Buergerkrieg blieben die meisten auf der Plantage. Die Tour basiert auf den Erinnerungen der ehemaligen Besitzerin Laurel, die ihre Lebensgeschichte fuer ihre Kinder und Enkel aufgeschrieben hat. Heute befindet sich das Plantagenhaus im Besitz privater Investoren und wurde aufwaendig restauriert. Bin dann weitergefahren und auf dem Weg noch an einigen weiteren Plantagen vorbei gekommen. Hier das Foto von einem alten Geraeteschuppen am Wegesrand.
IMG_2629Bin dann wieder rueber ueber den Mississippi und weiter nach Baton Rouge, dort bin ich mit dem Auto in den Park um das State Capitol gefahren und habe die milde Abendsonne genossen. Im Radio lief zwei Stunden lang meine samstagliche Lieblingssendung ‚The Prairie Compagnon‘, habe ich von vorn bis hinten angehoert, obwohl es eine Wiederholung einer Liveshow von 2013 aus Lubbock, Texas war.
Es war inzwischen schon fast dunkel geworden, ich fuhr weiter und wollte mir irgendwo zwischen Baton Rouge und Natchez ein Motel suchen, die Gegend war aber so karg und verlassen, dass ich durchgebrettert bin bis Natchez. Untergekommen bin ich im Excellent Inn, alles cool hier, Parken direkt vor der Zimmertuer, so wie man’s gern hat, bin nachts nochmal durch die Strassen gecruist, war aber nicht mehr viel los, frueh ins Bett.
Heute ist Ostersonntag. Ich denke an meine Familie und wie die Kinder im Garten nach Eiern und Suessigkeiten suchen. Selbst hier ist es am Sonntagmorgen etwas weniger betriebsam als sonst. Ich werde jetzt ueber die Bruecke nach Ferriday, Louisiana fahren und dort den Gottesdienst der First Baptist Church besuchen, danach geht’s weiter Richtung Nordosten.

New Orleans Urgent Care – Frenchmen St.

Gestern morgen habe ich mich gleich nach dem Aufstehen im Hostel nach einer nahegelegenen Arztpraxis erkundigt, flottes Fruehstueck und dann bin ich los. Ging wieder etwas besser als am Horrorabend zuvor, raus entlang Felicity zum Streetcar St. Charles und vor bis zum Circel, von da aus dann noch ein paar Blocks und um die Ecke und ich war bei New Orleans Urgent Care. Am Empfang war man freundlich, aber es waren 150$ Vorauszahlung angesagt, ich habe mit Kreditkarte bezahlt, hoffe ich kann das bei meiner Kasse geltend machen. Ich sagte etwas amuesiert, dass ich in meinem Leben noch nie fuer eine aerztliche Behandlung selbst haette bezahlen muessen. Eine Frau mit Gipsbein, die das mitgehoert hatte, grinste mich an und sagte trocken: „Welcome to America!“
Im Wartezimmer sassen wirklich nur erkennbar akut kranke Menschen, zum Spass geht hier bei den Preisen sicher keiner her. Ueberall haengen Glotzen mit billigem Privatfernsehen, sogar im Behandlungszimmer. Ein Krankenpfleger nahm meine Daten auf, dann kam der Arzt und beruhigte mich, Nagelbettentzuendung ja, aber ich war frueh dran und der Nagel koennte dran bleiben. Er verschrieb mir Penezellin und wuenschte mir viel Glueck auf meiner weiteren Reise, und ob er sonst noch was fuer mich tun koennte. Ja, sagte ich, mein rechtes Ohr sei verstopft, seit ich mehrere Naechte hintereinander mit Gehoerschutz geschlafen haette. Der Arzt verabschiedete sich und den Rest erledigte dann der Krankenpfleger. Er brauchte ewig, bohrte und kratzte an meinem Ohr rum, spuelte mit einer Spritze, dann wieder bohren, dann wieder Spritzen. Irgendwann sagte er mehr zu sich selbst: „It“s like a jungle in there.“ Und ich ergaenzte spontan: „and it  makes me wonder, how I keep from going under“ (Grandmaster Flash). Wir mussten beide lachen, es ging mir wieder etwas besser.
Danach die Tour wieder zurueck, kurzer Stop bei Walgreens um die Pillen zu holen, kleiner Snack beim Mexikaner, weil schon Mittag durch war und zurueck ins Hostel. Den halben Nachmittag schrieb ich am letzten Text, ist ja auch ziemlich lang geworden. Abends fragten dann zwei Maedels, ob ich Lust haette mit in die Frenchmen Street zu fahren, sie wuerden ein Taxi nehmen, Abendessen, vielleicht ein Konzert, wer kann da nein sagen?
IMG_2588Ich bin also mit noch einem anderen Australier mitgekommen. Die Maedels waren schon einmal gemeinsam in New Orleans gewesen und kannten sich ganz gut aus, sie fuehrten uns in einen netten Laden mit sehr kultivierter Livemusik am aeussesrten Ende der Frenchmen Street. Vom Couch Surfing beim letzten Mal kannten sie Roy, der stiess einige Zeit spaeter in Begleitung von drei weiteren jungen Damen noch hinzu. Wir assen zusammen, Roy hielt den Laden am Laufen, erzaehlte lustige Geschichten, stellte Fragen, provozierte originelle Antworten, schaute aber auch immer wieder auf“s Smartphone, lud weitere Freunde und Bekannte ein, organisierte eine kostenlose Fuehrung durch’s Viertel und im Anschluss Karten fuer eine Burlesque Show. Nach dem Essen haben wir uns die Zeit bis dahin etwas auf einem Kuenstlermarkt vertrieben, war nett.
IMG_2597Ich bin noch etwas mit, habe mich aber dann bald entschieden nach Hause zu gehen, ich musste noch durch’s Quarter und ein Streetcar erwischen, hat geklappt, ca. um 23.00 war ich im Hostel und gleich danach im Bett. Beim Fruehstueck wurde mir eben erzaehlt, dass die Burlesque Show grossartig gewesen sein soll, ich haette doch mitgehen sollen.
IMG_2595Jetzt erstmal Check Out aus dem Hostel und Mietwagen am Airport abholen. Es regnet und ist etwas kuehler geworden, also ein guter Grund weiter zu ziehen. Weiss noch gar nicht, wo ich heute Abend sein werde, evtl. kommen die Reiseberichte ab jetzt etwas unregelmaessiger, kann nicht sagen, ob es in den kleinen Motels in Mississippi auch ueberall Internet und zugaengliche Rechner gibt.

Juan’s Flying Burrito – St. Charles Streetcar – Funky 544

Ich habe schon davon berichtet, dass die vergangenen Tage fuer mich rein physisch ziemlich anstrengend waren. Den ganzen Tag auf den Beinen, die feuchte Waerme, die sengende Hitze, vielleicht spielt auch noch der Jetlag und das unregelmaessige und ungewohnte Essen mit rein, gestern hatte ich jedenfalls das dringende Beduerfnis mal einen Gang runter zu schalten. Habe also – soweit das in einem Zimmer mit sieben anderen eben moeglich ist – versucht auszuschlafen und mir Zeit gelassen beim Fruehstueck (Kaffee & Oatmeal mit Fruechten aus der Dose). Dabei bin ich mit anderen Gaesten aus aller Herren Laendern ins Gespraech gekommen, alles sehr nette, neugierige und aufgeschlossene junge Menschen. Danach habe ich mich ausfuehrlich dem Blogeintrag gewidmet und ein spaetes Mittagessen im Mexikaner umme Ecke eingenommen. So sah mein ToGo-Essen aus.
IMG_2558Auf den ersten Blick vielleicht etwas steril, hat aber wirklich gut geschmeckt. Danach eine kleine Runde auf dem ueberdachten Gehsteig in der Magazine Street, vorbei an vielen kleinen, zum Teil etwas kuriosen Laeden und nochmal kurz zurueck zum Hostel um mich fuer den zweiten Teil des Tages bereit zu machen. Um meine Fuesse etwas zu schonen hatte ich mich entschlossen, St. Charles Streetcar einmal bis zur Endstation und wieder zurueck zu fahren und das habe ich dann auch getan. Ist schon sehr entspannt in einer solch alten Strassenbahn die Avenue runter zu cruisen. Fenster stehen alle offen, draussen eine segende Hitze, aber man sitzt im Schatten und der Fahrtwind blaest einem angenehm ins Gesicht und unters Hemd. Die Schienen liegen auf der Mitte der Strasse und die sandige Strecke wird auch von den Joggern der Stadt als Laufstrecke benutzt. Hier der Blick ueber die Schulter des Wagenfuehrers, ich stand und sass die meiste Zeit direkt hinter ihm.
IMG_2574Auf dem Rueckweg bin ich schon nach der ca. der Haelfte der Strecke auf Hoehe Napoleon ausgestiegen und nach Sueden Richtung Fluss gelaufen, weil ich ins legendaere Tipitina’s gehen wollte, ein Konzertsaal in einem alten Lagerhaus, wo z.B. schon Livealben von Anders Osborn u.a. entstanden sind. Ich war zu frueh dran und als dann endlich die Tueren geoeffnet wurden, wurde ich erstmal gefilzt wie ein Kleinkrimineller, dazu die obligatorische ID-Kontrolle. Selbst die gut gelaunten Damen vor mir, die aussahen wie 60, aber wahrscheinlich knapp ueber 70 waren, mussten beweisen, dass sie ueber 21 sind. Was fuer ein schlechter Witz, es ging vermutlich eher darum Machtverhaeltnisse klarzustellen. Mir wehte an der Tuer eine arktische Brise entgegen (Klimaanlage), das Ticket war auf einmal deutlich teurer als im Netz angekuendigt, meine Fuesse taten weh, es gab keine Sitzplaetze und noch mindestens 60 Min bis zum Konzertbeginn und auf einmal hatte ich keine Lust mehr mich dem auszusetzen, irgendwie passte das alles fuer mich nicht mehr zusammen. Noch bevor ich das Eintrittsgeld bezahlt hatte, ging ich einfach wieder, zurueck zu Magazine St. und von da aus Richtung Osten, aber ich hatte es uebertrieben, schon wieder zuviel gelaufen, mittlerweile hatte ich auch den Schmerz lokalisiert, ich hatte den starken Verdacht, dass es sich um eine Nagelbettentzuendung an der linken Grossen Zehe handelte, aber das half mir jetzt auch nicht weiter, ein rettender Bus fuhr mir direkt vor der Nase davon, also wieder rauf zu St. Charles, da auch wieder, ich biege um die Ecke, das Streetcar faehrt ab, ohne mich. Mann-O-Mann. Die Bahnen fahren nicht nach Plan, zwar die ganze Nacht, kommen aber ab dem Abend und insbesonders in der Nacht sehr unregelmaessig. Ich wartete also, es dauerte ca. 15-20 Min bis ich das Licht am Ende der Strecke auf mich zukommen sah, und die ganze Zeit ueber stand 100 Meter weiter ein Wagen des New Orleans Police Department, Motor an (klar), Lichter auch. Ich war mir sicher, die beobachten mich oder war ich schon paranoid und die Cops haben doch nur ihre fettigen Doughnuts verdrueckt? Keine Ahnung, irgendwann kam dann endlich das Streetcar und ich war wieder unterwegs.
Mein Fuss tat mir mittlerweile so weh, dass ich froh war einen Sitzplatz zu ergattern und ich zog den Schuh aus damit sich die Zehe etwas erholen konnte. Kurz spielte ich noch mit dem Gedanken den angebrochenen Abend noch irgendwie fortzusetzen, sollte ich mal durchfahren bis zum French Quarter und schauen was im Preservation Hall gerade so passiert? Aussteigen haette laufen bedeutet, aber weiterfahren noch mehr laufen. Die Frage beantwortete sich dann von selbst, bei meiner Station war an aufstehen, aussteigen und zu Fuss gehen nicht mal zu denken, ich blieb einfach sitzen und ueberliess mich meinem Schicksal. Am Turning Point an der Canal St. war ich wieder einigermassen zu Kraeften gekommen, ich und alle anderen Passagiere mussten dort aussteigen, mir blieb also keine Wahl. Wie ein angeschossener Cowboy in einem ranzigen Spaghetti-Western schleppte ich mich ueber die Kreuzung ins French Quarter und was mich da erwartete trotzt jeder Beschreibung: Ueberall angetrunkene Touristen mit bunten Ketten um die Haelse und Bier- und Cocktailbecher in den Haenden, aus den billigen Kneipen droehnte noch billigere Livemusik und Karaoke, Fress- und Pommesbuden, Friteusengestank, ueberquellende Muelltonnen, dazwischen besoffene Landeier, Transen, Frauen in knappen Kleidern oder gleich im Bikini, Polizisten auf Pferden, roehrende Motorraeder, immer wieder auch verdunkelte SUVs, auf dem Boden zertretene Becher, Essenreste, Erbrochenes, es war wiederlich. Ich war in der Vorhoelle des Muggertums gelandet, eine Strafe fuer alle Musiker, die fuer das schnelle Geld uninspirierte Coversongs rauf und runter leierten. Ich versuchte mir einen Weg zu Bahnen zu Preservation Hall, das erschien mir die einzige moegliche Rettung um Kraefte zu sammeln und diesen Moloch hinter mir lassen zu koennen. Nach etlichen Blocks erreichte ich endlich das Gebaeude, die vorletzte Show hatte gerade begonnen und in der Reihe standen schon wieder locker 80 Personen fuer die letzte Show um 22:00 bereit, es hatte keinen Sinn, ich wuerde an diesem Abend nicht reinkommen, ich musste wieder umkehren, zurueck und raus aus diesem Wahsinn. Aber alles sah gleich aus, ueberall Neon, alle schrien sich an, bruellten, lachten laut, aus mir unbekannten Gruenden, lachten sie ueber mich? Ich verlor den Ueberblick, die Orientierung, ich verlief mich, mein Zeh schmerzte wie verrueckt, ich hatte schon seit Stunden beim Laufen eine unnatuerliche Schonhalteung eingenommen und jetzt schmerzte mir die linke Wade, war kurz vorm krampfen, ich musste immer wieder kleine Pausen einlegen, wollte mich setzen, aber wo, und auf einmal stand ich vorm Funky 544, einem halbvollen Laden aus dem die ersten Klaenge des Abends hallten, die ich als Musik klassifizieren wuerde, also rein, ein paar Meter nach dem Eingang: Ein Barhocker, ja, endlich sitzen.
Auf der Buehne stand – entgegen meiner schlimmsten Befuerchtung – eine sympathische R&B-Band mit einer Saengerin und einem Saenger. Die Saengerin wirkte fast irreal, sah aus wie die junge Whitney Housten und war mindestens 1-2 Wochen ueber dem Termin schwanger (und mit Schwangerschaften kenne ich mich mittlerweile aus, Leute), sie sang goettlich, eine weitere Frau um Drumset, der Gitarrist und der Bassist hatten Kopfhoerer auf waehrend sie spielten, der Basser zusaetzlich ein kleines Buendel Geldscheine in der Zupfhand (cool, das muss ich nach meiner Rueckkehr auch gleich ueben, Musik machen und dabei gleichzeitig Geld zaehlen). Sie spielten Blackmusic ab ca. 1960, aber sie muggten nicht, sie interpretierten, wenn sie es nicht gefuehlt haben, haben sie es gnadenlos gut imitiert, was fuer den Betrachter dann so ziemlich auf’s selbe hinauslaeuft. Und gutes Entertainment kann man in diesem Land oft auch schon auf kleinsten Buehnen erleben. Nach dem Gig ist die Saengerin mit Sicherheit direkt und ohne weitere Umwege auf die Entbindungsstation gebracht worden, kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass bei ihrem Gehampel und Geshake nicht im weiteren Verlauf des Abends irgendwann die Fruchblase geplatzt ist.
IMG_2585Ich war voruebergehend mit dem Schicksal versoehnt, nach ca. 45 Min hatte ich wieder genuegend Kraefte gesammelt um weiterziehen zu koennen. Als ich in der Canal St. ankam, fuhr mir das St. Charles Streetcar vor der Nase weg, nee, war klar, ich konnte mich nicht mal mehr darueber aufregen, sondern habe mich einfach auf irgendeine Bank gesetzt und gewartet, war schon laengst im Ueberlebensmodus (nicht unnoetig Energie verschwenden). Irgendwann kam tatsaechlich ein weiteres Streetcar, ich an Bord, ab die Post, runter bei Felicitiy (was fuer ein Witz, ich konnte aber nicht drueber lachen) und zum Hostel geschleppt. Ich war froh, dass es dunkel war und keiner sehen konnte wie ich mich die letzten Meter gequaelt habe. Was fuer ein Albtraum, morgen muss ich zum Arzt gehen.

Algiers – French Market – Old US Mint – Gasa Gasa

Gestern konnte ich meinen Blogeintrag freundlicherweise auf dem MacBook einer Mitarbeiterin des Hostels schreiben, deswegen ging’s erst Mittags los, die Ruhe hat mir auch gut getan, die viele Lauferei hat echt an mir genagt. Erstmal ca. fuenf  Blocks Richtung Norden zu St. Charles, bei Walgreens habe ich schnell noch Sunblocker und was zu trinken gekauft, dann mit dem Streetcar Downtown von der Endstation Canal St. runter zum Fluss, von da aus nahm ich fuer schlappe 2$ die Faehre ueber den Mississippi nach Algiers („Rolling on the River“), einem alten Stadtteil (gegr. 1719) mit angeblich historischem Kern, nur viel zu erkennen war davon leider nicht mehr sehr viel, sieht eher aus wie ein geschmackvoll gestalteter suburbaner Vorort. Bin dann halt ein bisschen rumspaziert und habe in den Haeueserfronten einige dankbare Fotomotive gefunden von denen die besen wohl in einer Fotoserie gebuendelt werden, die ich irgendwann nach meiner Rueckkehr hier praesentieren werde.
IMG_2505Nach ca. 45 Min. habe ich die naechste Faehre zurueck genommen, auf dem ganzen Weg war die ordentlich verstimmte Dampforgel des Mississippidampfers „Natchez“ vom Ufer gegenueber zu hoeren.
Flussabwaerts bin ich von der Anlegestelle am sog. Moowalk entlang gelaufen und irgenwann ins suedliche French Quarter eingebogen. Vorbei an dem unter Touristen beliebten „Café du Monde“ zum French Market, wo gerade mittwochs auch der Farmers Market abgehalten wird. Mmh, da hat der gruene Markt in Wuerzburg irgendwie mehr zu bieten, aber vielleicht war ich auch zu spaet dran und das Besondere war alles schon an den Mann (und die Frau) gebracht worden. Hier ein schoenes mit Kreide hangzeichnetes Billboard einer Cocktailbar am Markt.IMG_2528Am Ende des Marktes stand dann der monumentale Bau des Old US Mint mit angeschlossenem Jazz Museum. Bloederweise hatte ich gerade den vielversprechenden Vortrag von Bruce Raeburn, dem Kurator des Hogan Jazz Archiv der lokalen Tulane University verpasst, die letzten, hochinteressanten Ausfuehrungen zum Thema Second Line Drumming habe ich gerade noch so mitbekommen. Aber kein Problem fuer euch daheim, der Vortrag wurde als Video mitgeschnitten und ist angeblich unter musicatthemint.org zu finden, eine direkte Verlinkung kriege ich gerade nicht hin. Bitte anschauen und kurzes Feedback geben!
Nach einem kurzen Blick in die Frenchmen Street und den legendaeren Plattenladen (ja Platten, aber auch CDs und Buecher) ‚Louisiana Music Factory‘, bin ich geradwegs zurueck durchs French Quarter und fiel auf einmal in ein Hungerloch. Es war 5PM und ich hatte tatsaechlich seit dem Fruehstueck nichts mehr gegessen, aber im Quarter war’s mir dann doch nicht recht, arbeitete mich also vorwaerts, stieg hungrig wie ein Baer in St. Charles Streetacar und nahm dann bei Felicity einen Happen zu mir, ah, danach ging’s schon viel besser. Kurze Pause im Hostel, nach meiner andauernden Quengelei (ja das koennen wir Deutschen!), hat das Hostelmanagement tatsaechlich einen brandneuen PC angeschafft, jetzt musste ich nur noch dafuer sorgen, dass er auch ausgepackt und installiert wurde. Der freundliche Hippie am Check In gab seinen Widerstand nach mehrfachem Nachfragen auf, schloss die neue Kiste an und setze sie auch in Gang. Waehrend ich danaben sass und aufpasste, dass er nicht von anderen von der Arbeit abgelenkt wurde, quatschten wir ueber die Musikkultur der Suedstaaten und es stellte sich heraus, dass er ein fuer amerikanische Verhaeltbnisse sehr belesener und informierter junger Mann war. Er spielt diverse Instrumente und ist mit Musikern wie dem von mir hochverehrten Anders Osborn bestens vertraut, cool das!

An diesem Abend habe ich mich aufgerafft und bin nochmal los zu einem Konzert mit gleich drei Bands im Gasa Gasa. Also zurueck zu St. Charles, ca. 10 Stationen mit dem Streetcar und weitere neuen Blocks zu Fuss und ich war da: Renommierter Club, aber erstmal keine Ahnung wer spielt. Hier das Poster zur Veranstaltung:
and-the-echo[1]An der Kasse sagt man mir es waere eher so Elektro, mit Synthiebass und eher mit ohne Gitarren (was sich dann als nicht wahr herausstellte). Okay, mal was Neues, dafuer bin ich ja hierhergekommen, ist irgendwie auch eine Forschungsreise.
Die Openerband in der Besetzung git/voc, drums, playback spielte nur ein sehr kurzes, dafuer aber inspiriertes Set mit poppigen, eigenen Songs, klang so als wenn Coldplay gute Lieder schreiben koennten und frische, coole Klaenge verwenden wuerden, kann man definitiv so stehen lassen.
Danach als Zwischenakt ein Synthie-Quartett mit Gesang, auch gut, bisschen kraftwerkmaessig, aber durchaus tanzbar, sie gaben sich auf der Buehne sehr viel Muehe damit die Idee eine Performance zu dekonstruieren, sie ignorierten das Publikum komplett, kamen dabei aber trotzdem sympathisch rueber, weiss auch nicht wie das genau funktioniert hat.
IMG_2557Hauptact dann ein Trio mit Synthie, Synthie und Gitarre und viel einfachen, aber nicht minder beeindruckenden Lichteffekten. Frau am Gesang, ansonten viel 80er, bisschen wie Depeche Mode mit Pfeffer im Hintern, kann man nicht meckern, allenfalls etwas Retro, aber an dem Abend hat’s gut gepasst.
Zu Fuss zurueck zu St. Charles, hatte Glueck, dass zu dieser spaeten Stunde relativ schnell ein Streetcar in Dunkelheit auftauchte, zurueck zu Felicity, um Mitternacht war ich im Hostel, over and out.

St. Louis Cemetery – Congo Square – St. Ann – Mississippi River

Ich bin schon seit ziemlich langer Zeit nicht mehr so lang und so weit gelaufen wie am gestrigen Tag. Nach meinem Besuch bei der Public Library in der Elk Street, wo ich den ersten Eintrag fuer den Reiseblog vorgenommen hatte, habe ich mich nach Osten Richtung Louis Armstrong Park gewand. Ein paar Blocks weiter die Basin Street runter kam ich am St. Louis Cemetery No. 1 vorbei, Eintritt nur mit Certified Guide zum Preis von schlappen 18$, das war mir dann doch zuviel, ausserdem stoerte mich gewaltig, dass selbst mit dem Gedenken der Toten noch Kasse gemacht wird. Um die Ecke und nur einige hundert Meter weiter befindet sich der St. Louis Cemetery No. 2, liegt ein klein bisschen abseits der ausgetretenen Touristenpfade, kostet gar keinen Eintritt und man braucht auch keinen nervigen Guide. Es geht sogar soweit, dass man Teile des Friedhofs mit dem Auto durchfahren darf, ich bin natuerlich gelaufen. Wegen des hohen Grundwasserspiegels werden Verstorbene in New Orleans traditionell nicht beerdigt, sondern ueberirdisch bestattet, mit der Zeit wurden die dafuer errichteten Mausoleen immer aufwaendiger und praechtiger. Im St. Louis Cemetery befinden sich einige Familienmausoleen, die teilweise noch aus dem 19. Jahrhundert stammen. Direkt neben dem Friedhof, ca. 12 m erhoeht fuehrt die Interstate 10 daran vorbei. „Bury me by the Highwayside, so my ol‘ evil spirit can catch a greyhound bus and ride.“ (Robert Johnson)
IMG_2442Danach ging’s weiter Richtung Osten, nur zwei Blocks weiter liegt der beruehmt-beruechtigte Congo Square an dem sich die Sklaven sonntags zum kulturellen Austausch treffen durften. Hier wurde gesungen, getrommelt und getanzt und es ist sowas wie die musikalische Geburtsstaette der afro-amerikanischen Musikkulturen. Heute ist es ein unscheinbarer Teil des neu-installierten Louis Armstrong Park am oberen Ende des French Quarter, die Geschichtstraechtigkeit sieht man dem Ort leider nicht mehr im Ansatz an. Ich habe mich trotzdem auf eine Bank gesetzt, bin meinen Gedanken nachgegangen und habe dann doch sicher eine Stunde an diesem besonderen Platz verbracht. Weiter Richtung Sueden, auf der anderen Strassenseite beginnt bzw. endet das Frenchquarter, das Vieux Carre, ein alter Stadtteil, der heute in erster Linie als touristisches Vergnuegungsviertel dient. Ich bin einfach die St. Ann Street runter flaniert vorbei an geschmueckten, alten Haeusern im franzoesischen Stil, je weiter ich kam desto mehr Hotels, Kneipen und Bars waren darunter.
IMG_2474Die Strasse endet am Jackson Square, dem zentralen, grossen Platz im French Quarter, schon von weitem hoert man die Klaenge der Brass Bands, die in erster Linie fuer die Touristen spielen. Es waren ausschliesslich junge Schwarze, die in in Hip Hop Klamotten in der prallen Sonne standen und traditionelle und moderne Tunes spielten. Die Ensembles bestanden aus zwei Mann an grosser Trommel / Hihat und kleiner Trommel, dann ein Sousaphon und jeweils drei Posaunen und Trompeten, Saxophone oder irgendwelche Akkordinstrumente waren nicht dabei. Ich muss schon sagen, alles was ich gehoert habe hatte ganz schoen viel Dampf und Energie. Auch wenn man davon ausgeht, dass das junge Kerle sind, die sich routiniert ein bisschen Geld auf der Strasse verdienen, war die Brass Band Tradition absolut erkennbar, das hatte nun wirklich gar nichts mit dem braesigen SPD-Senioren-Dixie-Gehupe zu tun, was man so aus deutschen Biergaerten kennt. Hier war immer das improvisierende Ensemble zu erkennen, besonders die Aufteilung von Bassdrum und kleiner Trommel auf zwei Personen macht die Rhythmik extrem variabel, teilweise fast schon polyrhythmisch. Die Saetze wurden selbstverstaendlich auswendig gespielt, waren ‚tight as a rats ass‘ und sehr gut intoniert, dabei bewahrten sie aber auch anarchisch ueberdrehte Elemente wie man sie in Europa allenfalls von Blaesergruppen vom Balkan her kennt.
IMG_2481Das Gewuehle in dem touristisch dominierten, westlichen Teil des Quarters ersparte ich mir und lief weiter Richtung Sueden zum Mississippi River, setzte mich auf eine Bank und genoss die frische Brise und den Blick ueber das Wasser aufs andere Ufer. Old Man River. Dann entlang des sog. ‚Moon Walk‘ zur Canal Station und hier merkte ich wie sehr mir meine Fuesse weh taten. Mein Schuhe waren mir etwas zu eng, normalerweise kein Problem, aber wenn man den ganzen Tag auf den Beinen ist eben schon. Rauf die Canal Street fand ich einen Footlocker und fragte, ob sie einen leichten Sportschuh haetten, so was wie den Adidas Samba vielleicht. Hatten sie nicht, aber der Verkaeufer wurde hellhoerig, ob er mir denn was anderes von der deutschen Traditionsmarke anbieten duerfte, na klar, von mir aus. Er legte mir den Stan Smith Signature Sportschuh ans Herz, passte wie angegossen, in schwarz oder weiss, mmh, dann lieber schwarz. Ich erzaehlte ihm, dass meine Heimatstadt gar nicht weit weg vom Adidas Headquarter liegen wuerde und das interessierte ihn. Er fragte mich, ob ich denn auch wuesste wofuer Adidas steht und das konnte ich selbstverstaendlich bejahen. Ich erklaerte ihm dafuer warum die Leute in Deutschland sich seit einiger Zeit lieber Adi als Adolf nennen und warum die deutsche Nationalmannschaft 1954 die Weltmeisterschaft wirklich gewonnen hatte (Schraubstollen). Er hoerte aufmerksam zu und beschoss unsere Unterhaltung mit den weisen Worten: „That’s Sneaker-History!“
Danach ein kurzer Snack und zu Fuss entlang St. Charles Street bis Felicity and runter zu Annunciation zum Hostel. Ich war platt wie eine Flunder, hatte mir einen leichten Sonnendbrand eingefangen, wollte nach einer kurzen Erholung zwar noch zu einem Konzert, konnte mich aber nicht mehr aufraffen.

 

Frankfurt – Dallas – New Orleans

Mein lieber Mann, das hat gerade nochmal hingehauen. Bei der Buchung der Tickets zum Flughafen Frankfurt hatte ich die Auswahl zwischen viel zu frueh und ganz schoen knapp, ich habe mich fuer die zweite Variante entschieden. In Wuerzburg fuhr der Zug puenktlich ab, auf der Strecke verlor er ein paar Minuten, dann bei der Ankunft am Flughafen merkte ich, dass ich noch zum Terminal 2 rueber musste und da wurde mir klar, dass das ziemlich eng werden wuerde. Bei meiner Ankunft am Check In der American Airlines wurde schon zusammengepackt: Der Check In sei bereits abgeschlossen. Ich holte kurz Luft und fragte dann ganz ruhig und freundlich, ob es vielleicht doch noch eine Moeglichkeit gaebe, ich haette auch nur Handgepaeck (was nicht ganz stimmte). Ich ueberreicht dem Verantwortlichen meinen Reisepass und siehe da: „Herr Doktor Schuetze, ich denke wir koennen da noch was arrangieren, ich muss sowieso zum Gate.“ Na wunderbar, wahrscheinlich zum ersten Mal, dass mir mein akademischer Titel einen Vorteil eingebracht hat. Im Turbo ging es zur Passkontrolle und Securitycheck, auf dem Weg dorthin wurden in Windeseile die Formalitaeten besprochen („Wer hat gepackt?“ etc.) und was soll ich sagen, ich habe als allerletzter geboardet, hinter mir fielen die Tueren ins Schloss und es ging los.
Der Flug hat sich dann ordentlich hingezogen, es waren knapp 12 Stunden nach Dallas, dort Baggage Claim, Immigration, Re-Check und zwei Stunden spaeter weiter nach New Orleans. Als ich ankam war ich schon ca. 20h unterwegs und entsprechend platt. Statt Taxi oder Shuttle, habe ich mich wieder Mal fuer das etwas langwierigere, aber guenstigere und begegnungsreichere oeffentliche Nahverkehrssystem entschieden. Ich kam ins Gespraech mit einigen anderen Passagieren, kein Wunder, ich war so ziemlich der einziger Weisse und fast schon sowas wie eine kleine Sensation. Alle waren sehr freundlich und neugierig (auch das Fahrpersonal!), sie fragten auf welcher Seite bei uns in Deutschland die Autos fahren, welche Sorte Fleisch wir essen und wie unsere Waehrung heisst. Ich gab bereitwillig Auskunft, absoluter Hoehepunkt war dann als ich einige der bunten Euroscheine auspackte, die Leute: Begeistert! Was fuer ein Hallo: „That’s your money? Looks like Monopoly to me, haha!“
Irgendwann musste ich dann um- und schliesslich auch aussteigen, eine sehr nette aeltere Jamaikanerin, die die ganze Zeit laecheld zugehoert hatte, wuenschte mir viel Glueck und Gottes Segen, vielen Dank dafuer, das koennen wir sicher alle gut gebrauchen. Ich lief danach noch eine ganze Weile durch die zusehends leerere Innenstadt Richtung Garden District zum Hostel, es war bereits 20.00 Ortszeit und nicht mehr viel los.
IMG_2405Es ging dann noch eine ganze Weile weiter durch dunkle, verlassene Strassen, es dauerte laenger als ich dachte bis ich endlich beim Hostel angekommen war. Check In und schnelles Sandwich von der naechsten Tanke, danach war ich „ready to hit the sheets“ und zwar im Achtmann(undfrauen)zimmer mit vier Etagebetten, ich habe geschlafen wie ein Baby. Kurz mal wach gegen 5:00, danach durchgeratzt bis 8:00 frueh. Dusche, lockeres Pancakefruehstueck im Hostel inkl. Erfahrungsaustausch mit einigen jungen Australiern, danach kurz sortieren und zu Fuss ab Richtung Downtown zur Public Library, wo es oeffentlichen Internetzugang gibt  (der Rechner im Hostel ist leider gerade noch defekt). Hier ein Bild vom Weg in die Stadt.
IMG_2409Es hat 27 C und ueberall stehen Palmen, ungewohnt hohe Luftfeuchtigkeit, fast schon etwas unangenehm, man kommt leicht ins Schwitzen. So, gleich ist meine Zeit am Rechner rum, morgen geht’s weiter. Meine erste offizielle Anlaufstelle ist jetzt gleich der Congo Square, ein aus musikalischer Sicht sehr besonderer Ort, check it out and stay tuned!

USA-Reise: Südstaaten

Am Montag breche ich zu einer neuen Reise in die USA auf, diesmal besuche ich die Südstaaten rund um den Bundesstaat Louisiana. Von Frankfurt fliege ich über Dallas nach New Orleans und bleibe dort bis zum Osternwochenende. Dann geht es weiter und ich fahre mit einem Leihwagen Richtung Baton Rouge, von da aus weiter Richtung Norden entlang des Great Mississippi durchs Delta nach Memphis und, wenn die Zeit ausreicht weiter nach Nashville. Von da aus geht es wieder zurück Richtung Süden, voraussichtlich über Atlanta oder Birmingham runter zum Golf von Mexiko und von da aus Biloxi und Gulfport zurück zum Big Easy. Leihwagen und ein einfache Unterkunft in New Orleans sind gebucht, alles weitere wird sich ergeben, hoffe ich jedenfalls. Habe mir schon einige Clubs, Venues und Konzertsäle rausgesucht, werde sicher mal im Preservation Hall, im Tipitina’s und im Gasa Gasa vorbei schauen, ansonsten natürlich French Quarter und was es sonst noch so zu sehen gibt, Wetter soll gut werden (tags um die 25 C°). Weiterlesen

Kochbuch: „Reisehunger“ von Nicole Stich

Druck„Reisehunger“ heißt das soeben erschienene Kochbuch von Nicole Stich. Die Foodbloggerin und Kochbuchautorin hat ein interessantes Konzept gewählt: In einer Art kulinarischen Weltreise präsentiert sie „die besten Rezepte zwischen den USA und Singapur“. Die Reise führt über acht Länder von den USA, über Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Dubai bis nach Singapur. Die Autorin hat alle Länder selbst bereist und zahlreiche landestypische Köstlichkeiten entdeckt, Restaurants und Imbisse besucht, mit Einheimischen eingekauft, gekocht und gespeist, Märkte und Läden durchwandert und viele besondere Eindrücke, Erlebnisse, Geschichten, Tipps, Tricks und natürlich besondere Rezepte mit nach Hause gebracht. Weiterlesen

Schon wieder ein neues Album der Musikstudenten: Pop Studies (2015)

MSPopStudies(small)Innerhalb nur weniger Monate schlägt die Würzburger Tanz- und Cocktailband „Die Musikstudenten“ nun bereits zum zweiten Mal zu. Nach der instrumentalen Jazz-EP „Take Five“ (Feb 2015) erscheint Anfang April die EP „Pop Studies“ mit sechs frischen Poptracks exklusiv als Downloadversion. Darauf enthalten sind eigenwillige Interpretationen der modernen Popsongs „Valerie“ (Amy Winehouse), „Rolling in the Deep“ (Adele), „I’m Yours“ (Jason Mraz), „West Coast“ (Lana Del Rey), „Count on me“ (Bruno Mars) und der Bonustrack „Shake it off“ (Taylor Swift)“, allesamt eingespielt in der Stammbesetzung Dennis Schütze (voc/git/uke), Fritz Wenzel (sax/cla/flu), Friedrich Betz (kbass) und Sven Lehmkämper (drums).

Parallel dazu erscheinen in den kommenden Monaten mehrere Musikvideos zu einigen dieser Jazz- und Poptracks. Den Anfang machte vor kurzem „Shake it off“. Better be ready!