OP: Zwölf Monate später (KW48/2019)

Old man, take a look at your life.
(Neil Young, 1972)

Nahezu auf den Tag genau vor zwölf Monaten wurde im Zuge einer OP mein gerissenes Kreuzband im rechten Knie mit einer körpereigenen Sehne ersetzt. Gemäß meines physiotherapeutischen Nachbehandlungsplans habe ich die ersten Wochen tagsüber eine post-operative 4-Punkt Orthese getragen, nachts eine Mecronschiene, zur Fortbewegung habe ich immer Krücken verwendet und das operierte Bein nur mit 20% belastet. Nach sechs Wochen begann das Aufbautraining, das von physiologischer Betreuung begleitet wurde: Zweimal die Woche Physiotherapie und zweimal die Woche Lymphdrainage. Es war atemberaubend wie sehr sich meine Muskulatur ums Knie in den sechs nahezu bewegungslosen Wochen zurückgebildet hatte. Weiterlesen

Living Room Event: Lesung mit Ralf Schuster am Freitag

Im Rahmen der Living Room Events findet am Freitag, den 22.11.2020 ab 19.00 eine Lesung von/mit dem Cottbuser Autorenfilmer, Songschreiber und Miniaturphilosophen Ralf Schuster (Multi Pop) statt. Der Eintritt ist kostenlos und einige wenige Restplätze noch frei. Bei begründetem Interesse bitte einen Kommentar zur Reservierung hinterlassen.

Zum Kennenlernen hier ein Liedtext aus seinem erst jüngst erschienenem Heftchen: „Wie wichtig ist das, was ich mitzuteilen habe?“:

Was ich berühre, wird zu Gold

[…]

Und ich dachte, oben auf dem Berg,
Da liegt eine nackte Frau,
Hinter der Wüste gibt es eine Wurst,
Und ein Bier gegen den Durst,
Dabei dachte ich doch es werde alles Gold,
Was ich berühre, was ich verspüre.

Der Blick klebt starr am Tellerrand,
Als Platzhirsch ist man gut bekannt,
Die dritte Liga der Provinzprominenz,
Hat bekanntlich viele Fans,
Doch die Elite, die ich meine,
Hat so gut wie keine.

Dabei dachte ich doch es werde alles Gold,
Was ich berühre, was ich verspüre,
Was ich mache, das ist ja so genial,
Weil ich es bin, aber leider,
Langt es nicht mal für des Kaisers neue Kleider,
Dabei dachte ich doch es werde alles Gold.

[…]

Noten: „Piano Book for Christmas Nights“ von Quadro Nuevo & Susi Weiss (Arr.)

Das Notenheft „Piano Book for Christmas Nights“ (2019), das im Namen der bayerischen Weltmusik Formation Quadro Nuevo erscheint, bietet eine Auswahl von internationalen Weihnachtliedern, die von dem Quartett auf den Alben „Weihnacht (2009), „Bethlehem“ (2013) und „Music for Christmas Nights“ (2016) eingespielt wurden. Die Pianistin Susi Weiss hat dafür eine persönliche Auswahl von weihnachtlichen Melodien aus Spanien, Polen, Russland, Frankreich, Schweden, aus den USA und von den Britischen Inseln, aus Deutschland und aus den Alpen für Soloklavier arrangiert. Weiterlesen

Noten: „Play Guitar Erste Weihnacht“ von Michael Langer (Hg.)

„Play Guitar. Erste Weihnacht“ ist eine Sammlung von 24 Weihnachtsliedern für junge Gitarristen. Sie gehört zur Reihe „Play Guitar Junior“, einer Schule für klassische Gitarre für Kinder. Der Clou an dieser Zusammenstellung ist, dass sie für Anfänger im ersten Lernjahr konzipiert wurde. Die ersten Stückchen beginnen wie die meisten deutschen Gitarrenschulen im Fünftonraum (g1-d2). Von da aus werden Stück für Stück weitere Töne dazu genommen und der Tonraum behutsam erweitert (e2, d1, g2, usw.). Weiterlesen

Album: „Puwawau“ von Chantal Acda

Video: „Tumanako“ von Chantal Acda

Chantal Acda ist eine belgische Singer/Songwriterin. Jahrelang sang und spielte sie sich durch diverse, kurzlebige Bandformationen, bevor sie mit „Let your hands be by guide“ (2013) ihr Debutalbum unter eigenem Namen vorlegte. Nach zwei weiteren Alben, an denen man eine beeindruckende musikalische Entwicklung ablesen konnte, erschien nun „Puwawau“ (2019), ihre vermutlich experimentellste Veröffentlichung.

Das Album wurde produziert von Eric Thielemanns und Acda selbst. Aufgenommen wurde in Antwerpen, Utrecht und Ghent. Zum Einsatz kommt ein dreizehnköpfiges Ensemble aus Sängern und Instrumentalisten, die außergewöhnlichen Arrangements stammen von Valgeir Sigurdsson (Björk, Feist) und Chantal Acda.

„I researched 6 different subjects connected to the human voices and as a result wrote 6 pieces of music. These were translated into music performance.“ (Chantal Acda)

Herausgekommen sind sechs umfangreiche Stimm- und Klangstudien, die jeweils bekannte musikstilistische Grenzen überschreiten, aber an keiner Stelle willkürlich zusammengestellt wirken. Die vielfältigen Farben und Klanglandschaften erinnern an nordeuropäische Folklore, zeitgenössische Kunstmusik, moderne Chorsätze, experimentelle Rockmusik. Menschliche Stimmen und insbesondere die Stimme der Hauptakteurin Chantal Acda stehen bei allen sechs Studien erkennbar im Vordergrund.

Der Albumtitel stammt aus dem Maori, der Sprache der indigenen Bevölkerung Neuseelands, und bedeutet „Hearing spirit voices under the water, reflective and instinctive“. Das Album selbst eine Kontakt- und Verbindungsaufnahme mit der eigenen Stimme und der anderer.

Als Hörer sollte man die Bereitschaft mitbringen sich auf neue Ausdrucksformen einlassen zu wollen. Dies und etwas Neugier und Abenteuerlust vorausgesetzt, wird man mit einer beeindruckenden, facettenreichen Klangwelt belohnt. Wer mehr erfahren will, sollte zu einem der angesetzten Konzerttermine gehen. Hier ist das Publikum nicht nur passive Zuhörerschaft, sondern wesentlicher Bestandteil der Klangperformance. Tourtermine sind auf der Künstlerseite zu finden.

Noten: „Acoustic Pop Guitar Solos 4“ von Michael Langer

In seiner neuesten Publikation „Acoustic Pop Guitar Solos 4“ vom April 2019 zeigt sich Michael Langer ein weiteres Mal von seiner allerbesten Seite. Nach Band 1 & 2 (2011) und Band 3 (2015) der Reihe gibt es auch diesmal wieder weitere „20 Top-Songs“ und das ist, so platt es als Slogan auch klingen mag, in diesem Fall tatsächlich keine Übertreibung. Michael Langer hat für die Zusammenstellung viele Popsongs der letzten Jahre und einige Popklassiker der letzten Jahrzehnte ausgewählt und beweist dabei ein gutes Händchen für Material, das auch noch in einer Soloversion für Gitarre gut spielbar ist und klanglich überzeugt. Weiterlesen

Foto: Impressionen vom 35. Jazzfestival, Würzburg (2019)

Am Wochenende fand im Stadtteilzentrum Grombühl in Würzburg das 35. Jazzfestival der Jazzinitiative statt. Sa und So waren ab 19.00 jeweils drei Jazzbands zu hören. Hier ein paar Impressionen:

Musikalisch eröffnet wurde das Festival von einem jungen Jazzquartett (Axis?) um die charismatische Sängerin Sarah Buchner. Sie übersetzten psychodelische Songs von Jimi Hendrix in die Sprache des modernen Jazz und das machten sie und ihre musikalischen Mitstreiter experimentierfreudig, facettenreich und sehr überzeugend. Dabei waren Sebastian Wagner (sax), Max Arsava (piano) und Jonas Sorgenfrei (drums), die Namen sollte man sich merken. Es folgten die etwas angestaubte Veteranenband Nighthawks, die einen Querschnitt durch ihr musikalisches Werk seit 2001 präsentierten. Schon okay, aber mit flächigen Playbacks vom Laptop und langatmigen modalen Klangfeldern auch einigermaßen antiquiert. Eine musikalische Entwicklung bis in die Jetztzeit war dem Konzert jedenfalls nicht zu entnehmen, Sounds der 90er und 00er Jahre.

Nighthawks

Der Samstagabend wurde beschlossen vom Leo Betzl Trio. Technojazz, hart, voller Spielfreude und überzeugend. Interessante Präsentationsform auch, weil keine Ansagen, keine Pausen zwischen den Stücken, nur szenischer Applaus. Dadurch war das 60-minütige Konzert wie ein morphender Dauertrack, der den Zuhörer in eine lang anhaltende Trance beamte. Cool.

Leo Betzl Trio

Der Sonntag startete mit Leléka, einem ukrainisch-polnisch-deutschem Quartett aus der Bundeshauptstadt. Namensgeberin Viktoria Leléka sehr überzeugend am Gesang.
Es folgte die Wolfgang Lackerschmid Connection, gut abgehangener und erfahrungsgesättigter, deutscher Vibraphonjazz in Quartettbesetzung. Viele Eigenkompositionen, ausbalancierter Sound, routinierte Arrangements, herausragende Musiker, sehr solide, fast klassisch, macht Spaß.

Wolfgang Lackerschmid Connection

Zum Abschluss mit Jazzkantine ein erfolgreiches Kollektiv der 1990er. Großer Auftritt, aber leider ist die Formation in den 90ern stehen geblieben. Alte Songs in alten Arrangements mit alter Attitüde. Die Band wirkte wie ein Coverband von sich selbst, die Performance wie die einer gut eingespielten Musicalbegleitband. Bei der Hip Hop / Jazz Combi fehlten ausgerechnet die konstituierenden Elemente Freestyle (Rap), DJ (Vinyl) und echte Impro (Jazz). Zu viel Routine, zu wenig Realness, da helfen auch keine einheitlichen Adidas-Sneaker.

Jazzkantine