Konzert: A.J. Croce @ Colos-Saal, Aschaffenburg

IMG_4328Gestern hat A.J. Croce im Colos-Saal in Aschaffenburg mit seiner Band gespielt. Er ist der Sohn des US-Amerikanischen Jim Croce und gab in dem renommierten Veranstaltungssaal sein einziges Deutschlandkonzert im Rahmen seiner aktuellen Europa-Tournee. Pünktlich um 20.00 betrat der zierliche Mann und seine musikalischen Mitstreiter die Bühne, setzte sich ans E-Piano und begann mit einer energetischen Nummer von Sam Cook. Im weiteren Verlauf sang er vorwiegend seine eigenen Songs, seine Stimme klingt angenehm rau und sein hochentwickeltes Klavierspiel ist stark vom amerikanischen Gospel und frühen R&B geprägt. Zwischendurch wechselte er immer wieder auch vom Tasteninstrument an die akustische Gitarre, an der er seine ruhigeren Songs intonierte. In dieser folkigen Besetzung spielte er an diesem Abend mit „Box #10“ auch den einzigen Song seines berühmten Vaters. Er steht offen zu seiner Herkunft, es ist ihm jedoch anzumerken, dass er sich nicht als „Sohn von“ versteht, sondern als eigenständiger Sänger, Songschreiber und Musiker überzeugen will und das gelingt ihm auf ganzer Linie.

IMG_4342Das Programm (Setlist siehe oben) bestand aus einer Mischung von Songs seiner bisher erschienenen Alben, davon viele aus dem aktuellen, mittlerweile aber auch schon wieder zwei Jahre altem Album „Twelve Tales“ (2014). Die Sammlung wurde in verschiedenen amerikanischen Aufnahmestudios mit z.T. legendären Produzenten wie Cowboy Jack Clement und Allen Toussaint aufgenommen. Hier das Video zum Song: „Right on time“

A.J. Croce ist ein sensationeller Sänger und Pianist und bleibt dabei stets angenehm zurückhaltend und bescheiden. Zwischen den Songs erzählt er Entstehungsgeschichten und dabei kann man durch manche Andeutung erkennen, dass auch nicht immer alles glatt lief in seinem Leben. Bekannt ist ja, dass er bereits im Kleinkindalter durch einen Unfalltod seinen Vater verlor. Im Alter von nur vier Jahren verlor er dann durch körperliche Gewalt eines Erwachsenen sein komplettes Sehvermögen, das er erst im Laufe vieler Jahre zumindest teilweise zurückerlangte. Es kamen aber vermutlich auch noch andere Tiefschläge hinzu, kurz erwähnt er, dass er als junger Mann unter ungünstigen Bedingungen ein „ill-fated“ Album aufnahm, das eigentlich als Debut geplant war, dann aber nie veröffentlicht wurde. Anscheinend sind bei ihm immer wieder auch große Träume geplatzt. So bedauerlich diese Erlebnisse sein mögen, so verleihen sie seinem Musikertum und Auftritt doch eine unnachahmliche Tiefe und Wahrhaftigkeit.

Ich würde mir wünschen, dass er weiterhin Songs schreibt, Alben produziert und Konzerte spielt. Vielleicht gibt’s dann irgendwann mal auch ein Album mit Jim Croce-Songs in für seinen Sohn A.J. typischen R&B/Pianovarianten. Das könnte er sich künstlerisch durchaus leisten, er hat sich musikalischen längst von seinem Vater emanzipiert und könnte sich dem hinterlassenen Familienwerk spielerisch nähern und so eine neuartige, glaubwürdige Interpretation vorlegen.

RIP: Rudy Van Gelder

Am Do, den 25. August verstarb der legendäre Aufnahmeleiter und Studioingenieur Rudy van Gelder. Seit den 1940er Jahren hatte der gelernte Augenoptiker Tonaufnahmen von lokalen Musikern erstellt. Ab 1959 arbeitete er hauptberuflich in seinem eigenen Studio in Englewood Cliffs, einer Kleinstadt bei Hackensack in New Jersey. Er erhielt u.a. regelmäßig Aufträge von Labels wie Blue Note, Prestige und Savoy und leitete legendäre Aufnahmesessions für z. B. Miles Davis („Workin’“, „Steamin’“), John Coltrane („A Love Supreme“), Sonny Rollins, Freddie Hubbard, Hank Mobley. Van Gelder gilt mit seinem umfangreichen Werk als der renommierteste Studioingenieur im Bereich Jazz und erschuf damit den mittlerweile etablierten Van Gelder-Sound. Hier die Listen der Alben und der Sessions an denen er beteiligt war.

Eines meine persönlichen Lieblingsalben von van Gelder ist „Midnight Blue“ (1963) von Kenny Burrell. Check it out!

Malbuch: „Das ist kein Mathebuch“ von Anna Weltman

DasIstKeinMathebuchIn den letzten Jahren erleben Malbücher für Erwachsene erstaunliche Auflagen. Federführend sind dabei die Malvorlagensammlungen von Johanna Basford, die Titel tragen wie z.B. „Mein verzauberter Garten“ (2013), „Mein Zauberwald“ (2015) oder „Mein phantastischer Ozean“. Von dem sensationellen Verkauferfolgen profitieren sogar Buntstifthersteller und kommen mit der Produktion kaum noch hinterher. Es sitzen also erwachsene Menschen zu hause und statt in die Glotze, den Bildschirm, den Second Screen oder das Smartphone zu starren, kolorieren sie zur Entspannung filigrane s/w-Zeichungen. Der nächste logische Schritt ist dann wohl das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und aus diesem Grundgedanken hat die US-amerikanische Mathematiklehrerin Anna Weltman (natürlich aus dem dauerkreativen Kalifornien!) das Konzept „Kritzel dich zum Mathe-Genie!“, so der Untertitel der deutschen Ausgabe, entwickelt. Nicht ganz so reißerisch ist der Untertitel im amerikanischen Original, der lautet: „A smart art activity book“ und das kommt der eigentlichen Sache schon ziemlich nah. Weiterlesen

Album & Kinderbuch: „Alles Wird Bunt“ von Johannes Stankowski & Eva-Maria Ott-Heidmann

AllesWirdBuntJohannes Stankowski ist ein deutscher Sänger, Gitarrist und Songschreiber. Nach einigen Jahren als Folkmusiker veröffentlichte er 2014 das Album „Alles wird grün“ mit selbstverfassten Kinderliedern. Das Album erschien als Package mit einem kleinen, handlichen Bilderbuch mit farbenfrohen Illustrationen der Künstlerin Eva-Maria Ott- Heidmann. Lieder und Bilderbuch kamen gut an, machten unter Kindern und Eltern schnell die Runde und wurden in Null-Komma-Nichts zum bald gar nicht mehr so geheimen Geheimtipp. Weiterlesen

Songproduktion: „Verse gegen die Wand“ von Simon-Philipp Vogel

Nach einigen Monaten Arbeits- und Findungsphase hat der Würzburger Liedermacher Simon-Philipp Vogel heute eine neue Songproduktion mit dem Titel „Verse gegen die Wand“ veröffentlicht. Diesmal handelt es sich um ein kritisches Liedermacherwerk in reduziertem, akustischen Arrangement und mit klarer Positionierung.

Ich habe produziert, Klavier gespielt, Backings eingesungen und Kontrabass und Blockflöten arrangiert. Eingespielt haben Armin Köbler (Flöten) und Camilo Goitia (KBass). Jetzt drückt auf „Play“ und schlagt die Ferse gegen den Schrank! Kommentare und Feedback aller Art sind wie immer herzlich Willkommen.

Noten: „Bad, Bad Leroy Brown“ für Chor von Oliver Gies (Arr.)

BadLeroyBrown„Bad, Bad Leroy Brown“ ist ein Song des US-amerikanischen Singer/Songwriters Jim Croce. Er erschien auf seinem zweiten Album „Life and Times“ (1973) und die Single war im Sommer 1973 für zwei Wochen auf Platz 1 der Billboard Hot 100 Chart. Nur wenige Wochen später, am 20. September, verstarb Croce unerwartet bei eines Flugesabsturzes während der Tour für das Album. Sein Song wurde in unzähligen Versionen interpretiert, herausragend darunter sicherlich das Swing-Arrangement für Big Band gesungen von Frank Sinatra aus dem Jahr 1974. Der hatte mit „Leroy Brown“ immerhin einen kleinen Hit, behielt den Song danach noch jahrelang in seinem Live-Repertoire und somit zählt er mittlerweile längst zu einem etablierten Standard vieler Big Bands, Tanzcombos und Galabands. Weiterlesen

Buch: „Die elfte Plage“ von Peter Laudenbach

DieElftePlagePeter Laudenbach ist freier Journalist und Theaterkritiker u.a. für taz, Tagesspiegel, Tipp und Süddeutsche Zeitung. 2013 erschien bei Tiamat das Büchlein „Die elfte Plage“, eine kritische Bestandsaufnahme zum Thema Berlin-Tourismus. In 16 Kapiteln und einem abschließenden Literaturverzeichnis beschreibt Laudenbach in dem handlichen und kompakten Taschenbuch die gegenwärtige Situation des Hauptstadt-Tourismus. In Anspielung an die zehn biblischen Plagen des alten Testaments wird der Berlin-Besucher bereits im plakativen Titel als elfte Plage bezeichnet. Der Untertitel „Wie Berlin-Touristen die Stadt zum Erlebnispark machen“ präzisiert die Grundhaltung noch etwas. Weiterlesen

Buch: „Jerry Lee Lewis. His Own Story“ von Rick Bragg

JLLRick Bragg ist amerikanischer Journalist und Schriftsteller. Bis 2003 arbeitete er für die New York Times. Seit 1999 veröffentlicht er neben seiner journalistischen Tätigkeit regelmäßig non-fiktionale Bücher, in denen er anhand von biographischen Einzelschicksalen, zum Teil auch anhand der eigenen Familiengeschichte, Entwicklungen in der Gesellschaft aus US-amerikanischer Perspektive beschreibt. Er wurde mit vielen Schriftstellerpreisen u.a. 1996 mit dem Pulitzer-Preis für Feature Writing ausgezeichnet. Weiterlesen

Urlaubssoundtrack 2016

Für die knapp 2000km, die ich in den Ferien im Auto zurücklegen musste, hatte ich zum gepflegten Zeitvertreib folgende CD-Alben dabei.

Lee Morgan: The Rumproller (1965)
Beastie Boys: The In Sound from Way Out! (1996)
Green Day: American Idiot (2004)
Beastie Boys: The Mix-Up (2007)
PussnBoots: No Fools, No Fun (2014)
Slash: World on Fire (2014)
Sonny Landreth: Bound by the Blues (2015)
Circles around the Sun (Neal Casal): Interludes for the Dead (2015)

Hat aber nicht ausgereicht, musste die meisten der Alben 3-4 durchhören, war aber kein Problem, wurde alles bei jedem Durchgang besser. Inzwischen ist allerdings mal ein Repertoireaustausch geboten.

Reiseführer: „Salzburger Land“ von Monika Rattey

SalzburgerLandDer Marco Polo Reiseführer „Salzburger Land“ erscheint aktuell in der 14. aktualisierten Auflage. Die Autorin Monika Rattey ist gebürtige Tirolerin und lebt seit vielen Jahren als Redakteurin in der Mozartstadt. Von allen im deutschsprachigen Raum erhältlichen Reiseführern zum Thema Salzburg / Salzburger Land / Salzkammergut ist dieses Büchlein mit rund 150 engbedruckten, farbigen Seiten im Hosentaschenformat (11x19cm) der wohl dichteste und kompakteste. Viele Fotos und Hinweise, kurze, auf’s wesentliche reduzierte Texte, wichtige Basisinformationen werden übersichtlich und nach Farben sortiert aufbereitet, für tiefschürfende, kulturgeschichtliche Exkurse sollte man lieber einen ausführlicheren Reiseführer wählen (z.B. Baedecker, Lonely Planet, Michael Müller). Weiterlesen