Seit einigen Wochen gehöre ich zu den Top 1000 Rezensenten bei Amazon. Der genaue Platz kann sich jeden Tag ändern, mein Platz hat sich in den mittleren Neunhunderten stabilisiert. Heute bin ich z.B. #949. Ich habe insgesamt 149 Rezensionen hochgeladen und dafür 431 hilfreiche Bewertungen bekommen.
Die ersten Rezensionen habe ich vor ca. zehn Jahren geschrieben. So richtig los ging es aber erst 2013 mit dem Blog als eigener Publikationsplattform. Zuerst habe ich da über Konzerte, CD-Alben, Notenausgaben und Sachbücher geschrieben. Die Rezensionen habe ich von Anfang an auf den Blog und parallel auf Amazon gestellt. Darüber habe ich dann irgendwann auch die Verlage informiert und daraufhin wurden mir Rezensionsexemplare angeboten, inzwischen kann ich bei vielen Verlagen nach eigener Interessenlage aus den Neuerscheinungen auswählen, wenn ich plane darüber zu schreiben. Dadurch hat sich das anfangs etwas eng gefasste Spektrum beträchtlich erweitert. Ich lese und schreibe über Publikationen, die ich mir womöglich nicht gekauft hätte und entdecke dabei immer wieder neue Fachgebiete für mich. Darunter z.B. Reiseführer, Kochbücher, Fotobände, musikwissenschaftliche Fachbücher, kulturgeschichtliche Sachbücher, Notenausgaben, Kinder-CDs usw.
Die Tätigkeit als Rezensent ist unbezahlt, ich bekomme dafür lediglich Freiexemplare. Das Lesen und Schreiben nimmt beträchtlich Zeit in Anspruch, ist aber auf der anderen Seite enorm bereichernd. Nicht nur bekomme ich viele Anregungen und erfahre viel Neues, auch meine Art zu Lesen hat sich dadurch verändert, ich lese gleichzeitig schneller und aufmerksamer. Weil ich anschließend darüber berichte, mache ich mir Notizen und sammle Anmerkungen, ich merke mir mehr, reflektiere stärker, arbeite alles (auch Publikationsumstände, Verlagsprogramm, Übersetzer, Fotografen) gründlich auf, ich beantworte Fragen und manchmal entstehen auf dem Blog im Anschluss an die Rezension kleine Diskussionen. Und wenn ich mich Monate oder Jahre später nur noch dunkel an ein Buch erinnern sollte, kann ich später einfach nochmal nachlesen, was ich davon gehalten habe.
Mittlerweile bin ich mit den Rezensionen allerdings etwas im Rückstand, obwohl ich viel lese und schreibe, stapeln sich hier die interessanten Bücher und ich kann mich gar nicht entscheiden, was als nächstes drankomme soll. Die Verlage freuen sich über meine Anfragen und schicken mir gerne ihre Bücher. Sie haben ja auch etwas davon, als Gegenleistung bekommen sie eine ausführliche und meist wohl gesonnene Erwähnung. Gerade eine Amazonrezension kann zum Teil enorme Wirkung entfalten und bei den obskuren Titeln bei unentschlossenen Kunden den Unterschied machen. Ein paar mittelmäßige und auch sogenannte Verrisse waren übrigens auch dabei. Die haben meistens wesentlich mehr Effekt und öffentliche Wirkung als gute bis sehr gute Rezensionen. Teilweise gab es sogar ein Nachspiel hinter den Kulissen. Ich wurde von beleidigten Lesern, Mitarbeitern, Verlagen, vereinzelt auch von gekränkten Autoren kontaktiert und gebeten meine Kritik zurückzuziehen, weil sie nicht gut für den Absatz wären. Ich frage dann immer, ob irgendeiner der Kritikpunkte in meiner Rezension falsch sei oder nicht zutrifft. Das war bisher nicht einmal der Fall. Manchmal räume ich der Gegenseite als freundliche Geste die Möglichkeit zur Gegendarstellung auf meinem Blog ein, davon wurde aber erst ein einziges Mal Gebrauch gemacht. Ich glaube, begründete Kritik darf in einer Rezension schon möglich sein. Das müssen die Macher schon aushalten, wenn sie mit einer Publikation an die Öffentlichkeit gehen.
Ich werde oft gefragt warum ich so unterschiedlich gelagerte Themen in meinen Rezensionen behandle. Die Antwort ist: Das ist, was mich interessiert und zur Zeit bewegt, deswegen will ich genau darüber auch auf dem Blog berichten. Kann sein, dass die Themen sich in Zukunft ändern, es ist sogar ziemlich wahrscheinlich. Ich lasse mich aber auch weiterhin von meinen Interessen leiten und die ändern sich ja bekanntlich hin und wieder mal. Bis Weihnachten kommen jetzt erstmal noch viele Buchrezensionen und vielleicht knacke ich dann irgendwann im neuen Jahr die Top 500. Würde mich freuen.