Buch: „Popularmusiklehre“ von Markus Lonardoni

PopularmusiklehreMarkus Lonardoni studierte an der Hochschule für Musik Stuttgart, danach studierte er Filmmusik am renommierten Berklee College of Music in Boston. Nach dem Ende seiner Studienzeit veröffentlichte er in kurzer Folge mehrere musikalische Lehrbücher bei verschiedenen Verlagen, inzwischen hat er sich anscheinend auf die Produktion von TV-Serien-Soundtracks verlegt. Das Buch „Popularmusiklehre“ erschien bereits im Jahr 1996 bei Reclam als eines von diesen typischen, kleinen, gelben Heftchen. Heute wird das Heft zusammen mit einer CD im Pappschuber, aber ansonsten unverändert ausgeliefert. Der Untertitel lautet „Pop, Rock, Jazz“ und wird ergänzt mit den Schlagworten „Harmonielehre, Komposition, Arrangement“. Das sind eine ganze Menge Themen, die sich der junge Lonardoni damals, Mitte der 1990er Jahre, vorgenommen hat und ist 20 Jahre später allemal eine Retrospektive wert. Weiterlesen

Buch: „Frauen. Geschichten.“ von Andreas Altmann

FrauenGeschichtenAndreas Altmann ist Reisebuchautor, allerdings auf höchst individuelle Art und Weise. Er wurde 1949 im erzkatholischen Wallfahrtsort Altötting in Bayern geboren, sein Vater war ein etablierter lokaler Devotionalienhändler. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von fundamentalen Katholizismus, väterlicher Unterdrückung und familiärem Missbrauch. Altmann hat diese traumatischen Erfahrungen in der autobiographischen Schrift „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ (Piper, 2011) schonungslos offengelegt und damit für einigen Wirbel gesorgt. Weiterlesen

Ist es noch Pop, wenn man es nicht kaufen kann?

In verschiedenen Medien wurde berichtet, dass der afro-amerikanische Musiker Kanye West am 14. Februar 2016 sein neues Album „The Live of Pablo“ veröffentlicht hat. Das klingt interessant, dachte ich mir, da solltest du mal reinhören. Bei Amazon kann man das Album weder als CD, noch als Download kaufen, es ist da noch nicht einmal gelistet, bei iTunes ebenfalls nicht und im stationären Ladenverkauf steht es – entgegen der ursprünglichen Ankündigung – auch nicht zur Verfügung. Kurz nach der Präsentation ließ Kanye West dazu über soziale Medien mitteilen, dass sein neues Album exklusiv durch sein eigenes, digitales Vertriebsportal Tidal erhältlich wird und zwar nicht als CD, auch nicht als Download, sondern einzig und allein als Stream. Dazu muss man allerdings Kunde/Abonnent bei Tidal sein, anders geht’s nicht. Weiterlesen

Buch: „Methoden der Erforschung populärer Musik“ von Jan Hemming

MethodenDerErforschungJan Hemming studierte Musikwissenschaft in Frankfurt und Berlin, promovierte zum Thema „Begabung und Selbstkonzept“ und ist seit 2005 Professor für systematische Musikwissenschaft an der Universität Kassel. Nach „Improkomposition“ (2013) ist „Methoden der Erforschung populärer Musik“ seine zweite umfangreiche, akademische Publikation in Buchform.

Jan Hemming hat sich für seine Schrift viel vorgenommen und das ist erstmal aller Ehren wert. Es sollen „elementare Grundlagen“ und ein „Einstieg in das Gebiet der wissenschaftlichen Beschäftigung mit populärer Musik“ vorgestellt werden. Erstmals wird ein umfassender Überblick über etablierte „Methoden der Erforschung Populärer Musik“ geboten „ohne dabei auf umfassende, theoretische Reflexion zu verzichten“ (Einleitung). Das ist ein hoher Anspruch und dem werden im Folgenden immerhin mehr als 500 Seiten eingeräumt. Weiterlesen

Noten: „Händel for Guitar“ von Martin Hegel (Hg.)

HändelForGuitarGeorg Friedrich Händel (1685-1759) ist neben Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann zweifelsohne der bedeutendste und einflussreichste Komponist des Spätbarocks. Nach Stationen in Hamburg und Italien verbrachte er ab 1712 den Rest seines Lebens – abgesehen von einigen Reisen – in London, Großbritannien. Dort feierte er seine größten musikalischen Erfolge und wird deswegen oft als deutsch-britischer Komponist bezeichnet.
Bedauerlicherweise sind in seinem umfangreichen Schaffen keine Werke für Laute überliefert. Der deutsche Gitarrist und Herausgeber Martin Hegel hat sich nun die Arbeit gemacht und 33 Transkriptionen erstellt und in dem Band „Händel for Guitar“ bei Edition Schott veröffentlicht. Nach „Bach for Guitar“ (2013), Mozart for Guitar“ (2014) und „Tarrega for Guitar“ (2014) ist das – neben anderen Veröffentlichungen – nun schon das vierte Heft, in dem Hegel eigene Transkriptionen präsentiert. Weiterlesen

Essential Pop/Rock Guitar Tracks 1950-2010

Als Gitarrist, Gitarrenlehrer und Popmusikforscher greife ich bei meiner Arbeit instinktiv auf einen Fundus von historischen Einspielungen zurück. Darunter sind musikhistorisch bedeutende und einflussreiche Aufnahmen, kommerziell besonders erfolgreiche, viele davon haben methodisch-didaktisch oder instrumentaltechnisch interessante Passagen, waren zur Entstehungszeit innovativ, manche erzielen mit geringen Mitteln erstaunliche Effekte, definieren exemplarisch eine Epoche, einen Musikstil, einen Spielstil, einen Personalstil, einen Sound. Auf der anderen Seite sind auch persönliche Lieblinge darunter, Passagen, die man einfach gerne hört, übt, spielt, interpretiert und im Unterricht an interessierte Schüler und Studenten weitergibt. Über die Jahre entwickelt sich so eine Sammlung, darin enthalten u.a. die eigene „Bag of Licks“, die melodisch/rhythmisch/harmonischen Passagen aus Intros, Hooks, Riffs, Licks etc., die man instinktiv in den Fingern hat. Es sind die musikalischen Einflüsse auf die man sich im Laufe eines Musikerlebens bezieht, die man abgehört, eigenübt hat, die man versteht, übernimmt, ins eigene Spiel integriert, dann variiert, verändert, auf den Kopf dreht, entstellt, dekonstruiert, neu erfindet usw.
Jeder Musiker, Lehrer und Forscher hat so einen mehr oder weniger individuellen musikalischen Bezugsrahmen auf dessen Grundlage er/sie arbeitet, auf dessen Basis musiziert, komponiert, produziert, unterrichtet, gelehrt und/oder geforscht wird. Man könnte auch von einem persönlichen Kanon oder Traditionsstrom (nach dem Kulturwissenschaftler Jan Assmann) sprechen. Dieser bleibt allerdings selten unverändert. Mit der Zeit wirken alte Einspielungen unmodern und überkommen, werden uninteressant, geraten in Vergessenheit, verlieren ihre Bedeutung, neue, neu- oder wiederentdeckte Einspielungen kommen hinzu, ersetzten, ergänzen und überlagern den alten Fundus. Im Laufe eines Lebens stabilisiert sich der persönliche Kanon meist immer mehr, es fällt immer schwerer Veränderungen vorzunehmen. Mit Musik- und Arbeitskollegen hat man sich meist unterbewusst auf diesbezügliche Gemeinsamkeiten geeinigt, im besten Fall gibt es eine Schnittmenge. Falls es die nicht gibt, ist eine Zusammenarbeit, eine Jamsession, eine Musikproduktion, ein gemeinsamer Artikel oft anstrengend bis unmöglich. Man geht von verschiedenen Vorstellungen aus, kommt nicht auf einen gemeinsamen Nenner, zieht einander widersprechende Schlüsse. Weiterlesen

Buch: „Cowboys & Indies“ von Gareth Murphy

CowboysIndiesGareth Murphy wuchs in einer Musikerfamilie in Dublin auf und lebt als freier Autor in Paris. Er arbeitete für verschiedene Musikfirmen und produzierte elektronische Kompilationsalben. „Cowboys & Indies“ ist sein erstes Buch. Mit dem Untertitel „The Epic History of the Record Industry“ erschien es 2014 im englischen Original. Im Herbst 2015 veröffentlichte Tiamat die deutsche Übersetzung mit unübersetztem Titel und dem Zusatz „Eine abenteuerliche Reise in Herz der Musikindustrie“.

Murphy hat sich viel vorgenommen für sein Debut, er will die mehr als hundertjährige Geschichte der westlichen Musikindustrie nachzeichnen. Er beschränkt sich dabei, ohne das irgendwo näher zu benennen oder zu erklären, ganz und gar auf die anglo-amerikanischen Anteile. Erzählt wird die Geschichte anhand einflussreicher Figuren, die er im Vorwort als ‚Record Men’ bezeichnet. Unter diesem schwer ins Deutsche zu übersetzenden Begriff fasst er so diverse Berufsstände wie Erfinder, Labelbosse, Tontechniker, Impressarios, Produzenten, Manager, Vermarkter, Vorstandsvorsitzende und Aufsichtsräte zusammen. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie – zumindest aus Sicht des Autors – wesentliche Akzente im Verlauf der Geschichte von Musikeinspielungen und deren Vermarktung gesetzt haben. Weiterlesen

Buch: „Russland Meschugge“ von Filipp Piatov

RusslandMeschuggeFilipp Piatov ist Russe, Ukrainer und Jude, hat aber einen bundesdeutschen Pass. Er wurde 1991 in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren, emigrierte kurz danach mit seinen Eltern nach Deutschland und wuchs nach vorübergehenden Zwischenstationen im beschaulichen Bad Krozingen bei Freiburg auf. Nach dem Abitur studierte er Wirtschaftswissenschaft in Frankfurt, heute schreibt er Essays und Kolumnen für „Die Welt“ und andere Zeitungen und Magazine. In seinem Buch „Russland Meschugge“ berichtet er von einer Reise nach und durch Russland, die er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Sara unternommen hat. Die Route führt von Kaliningrad, über St. Petersburg nach Moskau und von dort mit der transsibirischen Eisenbahn in mehreren Etappen über Jekaterinburg, Nowosibirsk, Irkutsk bis auf die Insel Olchon am Baikalsee, also ziemlich genau von West nach Ost. Das Reisebudget war schmal, zum größten Teil kamen die beiden via Couchsurfing bei gastfreundlichen Ortsansässigen unter, manchmal auch bei entfernten Verwandten und Freunden, notfalls auch in mehr oder weniger dubiosen Hostels. Weiterlesen

Noten: „Classic Hits für zwei Klarinetten“ von Douglas Woodfull-Harris (Hg.)

ClassicHitsBereits 1996 erschien bei Bärenreiter die Zusammenstellung „Classic Hits“ für zwei Klarinetten“ (BA 8157). Nun, fast 20 Jahre später, erscheint unter demselben Titel, aber immerhin mit einem neu gestaltetem Cover, eine ansonsten unüberarbeitete Neuauflage in der Reihe „Ready to Play“. Auch wenn der Anglizismus im Titel („Classic Hits“) und die englischsprachige Bezeichnung der Reihe („Ready to Play“) etwas anderes suggerieren, so handelt es ich bei dieser Veröffentlichung um zwar soliden, aber aus musikstilistischer Sicht erzkonservativen Stoff, man kann es leider nicht anders sagen. Weiterlesen