Noten: „Prélude ‚Silvius Leopold Weiss‘“ von Manuel M. Ponce, Johannes Klier (Hg.)

Die Herkunft dieses Préludes gab Gitarristen mehrerer Generationen Rätsel auf. Mit seiner historisch-kritischen Ausgabe bringt der Münchner Gitarrist und Musikhistoriker Johannes Klier ein knappes Jahrhundert später Licht ins Dunkel.

Populär wurde das barock anmutende Prélude durch den spanischen Jahrhundertvirtuosen und Gitarrenförderer Andrés Segovia, der es jahrelang im Repertoire hatte und auf dem Album Récital (1958) als Prelude in E Major einspielte und verewigte. Zugeschrieben hatten er selbst und die Plattenfirma es dem deutschen Barocklautenisten Silvius Leopold Weiss, nur ließ sich dafür nie ein Beweis erbringen. In Segovias Editionsreihe „Gitarren-Archiv“ (Schott) wurde das Stück bedauerlicherweise nie veröffentlicht. Im Laufe der Zeit wurde es unter Gitarristen jedoch so beliebt, dass im Jahr 1969 eine Notenausgabe mit der Transkription der Albumeinspielung, erstellt von Carl Van Feggelen, erschien. Eine zweite Transkription von Rafael Andia erschien 1982 unter dem Titel „Ouverture“. Beide Ausgaben wurden wiederum S.L. Weiss zugeschrieben, aber es gab bereits Stimmen, die berechtigte Zweifel an dieser Angabe hatten. Weiterlesen

Buch: „Der junge Doktorand“ von Jan Peter Bremer

Für seinen letzten Roman „Der amerikanische Investor“ (2011) erhielt Jan Peter Bremer diverse Literaturpreise. Sein aktueller Kurzroman „Der junge Doktorand“ (2019) gelangte im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse auf die Longlist des Deutschen Buchpreises. Es handelt sich dabei im Grunde um ein bescheidenes Kammerspiel in Prosaform. Ein alter Künstler und seine Ehefrau empfangen den lang angekündigten Besuch eines jungen Mannes, der vermeintlich über das Leben und Werks des Künstlers forschen und später schreiben will. Schnell stellt sich heraus, dass das in Wirklichkeit gar nicht der Fall ist, sondern es sich nur um einen Besuch aus Freundlichkeit handelt. Eigentliches Thema ist das Verhältnis der Figuren zueinander, insbesondere die Beziehung zwischen Herrn und Frau Greilach. Hier tun sich zum Teil Abgründe von Gehässigkeit und Peinlichkeit auf, dazwischen steht der junge Mann, der die gesamte Geschichte über wortkarg und blass bleibt und lediglich als Auslöser der Geschehnisse fungiert. Weiterlesen

OP: Zwölf Monate später (KW48/2019)

Old man, take a look at your life.
(Neil Young, 1972)

Nahezu auf den Tag genau vor zwölf Monaten wurde im Zuge einer OP mein gerissenes Kreuzband im rechten Knie mit einer körpereigenen Sehne ersetzt. Gemäß meines physiotherapeutischen Nachbehandlungsplans habe ich die ersten Wochen tagsüber eine post-operative 4-Punkt Orthese getragen, nachts eine Mecronschiene, zur Fortbewegung habe ich immer Krücken verwendet und das operierte Bein nur mit 20% belastet. Nach sechs Wochen begann das Aufbautraining, das von physiologischer Betreuung begleitet wurde: Zweimal die Woche Physiotherapie und zweimal die Woche Lymphdrainage. Es war atemberaubend wie sehr sich meine Muskulatur ums Knie in den sechs nahezu bewegungslosen Wochen zurückgebildet hatte. Weiterlesen

Living Room Event: Lesung mit Ralf Schuster am Freitag

Im Rahmen der Living Room Events findet am Freitag, den 22.11.2020 ab 19.00 eine Lesung von/mit dem Cottbuser Autorenfilmer, Songschreiber und Miniaturphilosophen Ralf Schuster (Multi Pop) statt. Der Eintritt ist kostenlos und einige wenige Restplätze noch frei. Bei begründetem Interesse bitte einen Kommentar zur Reservierung hinterlassen.

Zum Kennenlernen hier ein Liedtext aus seinem erst jüngst erschienenem Heftchen: „Wie wichtig ist das, was ich mitzuteilen habe?“:

Was ich berühre, wird zu Gold

[…]

Und ich dachte, oben auf dem Berg,
Da liegt eine nackte Frau,
Hinter der Wüste gibt es eine Wurst,
Und ein Bier gegen den Durst,
Dabei dachte ich doch es werde alles Gold,
Was ich berühre, was ich verspüre.

Der Blick klebt starr am Tellerrand,
Als Platzhirsch ist man gut bekannt,
Die dritte Liga der Provinzprominenz,
Hat bekanntlich viele Fans,
Doch die Elite, die ich meine,
Hat so gut wie keine.

Dabei dachte ich doch es werde alles Gold,
Was ich berühre, was ich verspüre,
Was ich mache, das ist ja so genial,
Weil ich es bin, aber leider,
Langt es nicht mal für des Kaisers neue Kleider,
Dabei dachte ich doch es werde alles Gold.

[…]