Dieser Tage beginnt mit der Sonnenwende der Sommer, der warme, sonnige Teil des Jahres ist da und das laufende Jahr fast schon zur Hälfte vorbei. Was ist passiert?
Im Mai erschien nach nur kurzer Produktionszeit das auch für mich selbst unterwartete EP-Album „This is“ mit fünf neuen Songs unter eigener Flagge. Es wurde nicht lang rumgedoktert, sondern eine jüngst entstandene Songkollektion in nur wenigen Wochen eingespielt, abgemischt und durchproduziert. Ziel war es dadurch eben nicht, zum Teil jahrelange Prozesse laufen zu haben und zu warten bis irgendwann ein volles Album zusammenkommt, sondern spontan durchzuziehen, ohne mittelfristigen Plan, einfach aus dem Moment heraus. Ermöglicht wird das, so traurig es auch erstmal erscheinen mag dadurch, dass ich z.Z. keine anstehenden Konzerttermine unter eigenem Namen und somit auch keine Working Band habe. Das bedeutet, dass das Erspielen der eigenen Songs bei Proben und Auftritten als läuternde Vorbereitungsphase entfällt und ich gleich mit Instrumentierung, Arrangement und Sounddesign starten kann ohne irgendwas mit anderen abstimmen zu müssen. Und weil das auch noch im eigenen Projektstudio stattfindet, gibt es quasi gar keinen Grund mehr nicht einfach anzufangen. Das ist einerseits befreiend, weil man viele Entscheidungen schnell und ohne Rücksprache treffen kann, andererseits fehlt natürlich auch das Input von anderen Kreativen, die dem Material eine unerwartete Richtung geben könnten. Ich löse das Problem in dem ich mich innerlich fast schon schizophren spalte: An einem Tag bin ich Songwriter, am nächsten Performer, dann Produzent, dann Mixer und irgendwann Vertriebler. Und am Ende frage ich mich, welcher Teil meiner gespaltenen Persönlichkeit hat hier eigentlich was gemacht? Hat immerhin den Vorteil, dass man anderen Persönlichkeitsanteilen die Schuld geben kann, wenn was nicht klappt.
Zu „LoFi Love“ ist dann noch ein improvisiertes Video in einem alten Istanbuler Hotel entstanden, das mir was bedeutet, aber keine große Wirkung entfalten konnte. So wie auch das Album: keine Rezensionen, Kritiken, kein Interesse der regionalen Medien, kaum persönliche Reaktionen, ist schon verrückt wie sich die Zeiten geändert haben. Ersatzweise glotzt man auf Zugriffszahlen bei Streamingdienstanbietern und fragt sich, welche Menschen wohl hinter den Ziffern stecken, die die eigene Musik anhören und auf irgendwelchen Playlisten absaven und immer wieder laufen lassen.
Herausragend war noch der einwöchige Trip nach Istanbul, wo ich gemeinsam mit meinen beiden Söhnen Moscheen, Museen und Basare besuchte und die ganze Vielfalt des geografischen Schnittpunkts zwischen Okzident und Orient auf uns einprasseln ließ, inkl. Besuch der Beckenschmiede Bosphorus, wo auch ein kleiner Imagefilm mit eigenem Soundtrack entstand.
Seit Mai laufen auch wieder jedes Wochenende Engagements der Diner- & Ballroomband Musikstudenten. Hochzeiten, Tanzbälle, Firmenveranstaltungen, Weinfeste, alles dabei und alles sehr ausgelassen und erfreulich. Bin nach fast zwei Jahren Pause wieder voll im Performancemode angekommen und macht noch mehr gute Laune als früher schon, weil man weiß wie wertvoll und nicht selbstverständlich diese Art von menschlicher Zusammenkunft sein kann. Übrigens auch unter den Musikern: alle sind froh sich zu sehen und zusammen zu spielen.
Nach Pfingsten noch eine 5-tägige Radtour quer durch Hessen, von Ost nach West, danach begann wieder das kreative Schrauben, Drehen und Spielen am Rechner. In Arbeit sind eine Doppelsingle eines Ray-Charles-Klassikers und ein Streaming-Soundtrack, die mir beide nicht aus dem Kopf gingen und abgearbeitet werden mussten. Erscheint im Juli.
Daneben, nach „Einsamkeit im Februar“, vier weitere, eigene Tracks des Stadtgraphikers Markus Westendorf, er selbst als Songwriter und begnadeter Sänger, Thilo Hofmann an BVocs und Fretless Bass und meine eigene Wenigkeit an Gitarre, Orgel und Beats/Drums. Da entstehen wunderschöne, alterweise Selbstbetrachtungen in Vers, Melodie & Klang, die wirklich hörenswert sind. Gerade wird an Mix und Feinschliff gearbeitet, erscheint wohl im August.
Andere laufende Projekte werden in der Zeit bis zu den Sommerferien im August fertiggestellt. Läuft gut, auch wenn ich die Schlagzahl der vergangenen Jahre in den letzten Wochen etwas zurückgefahren habe. Die Vorbereitungen für die neuerlichen Engagements inkl. Korrespondenz, Koordination und Fahrten kosten eben auch Zeit und Energie, die vom Kreativkonto abgehen, ist leider so.
Ich hoffe, es wird ein Sommer der Begegnungen und Erfahrungen. Endlich. Wieder.