Archiv für den Monat: Mai 2017
Buch: „Als Musik und Kunst dem Bildungstraum(a) erlagen“ von Norbert Schläbitz
Norbert Schläbitz ist leitender Professor des Faches Musikpädagogik an der Westfälischen-Universität Münster. Seit vielen Jahren veröffentlicht er Arbeitshefte und Schulbücher für die Fächern Deutsch (EinFach Deutsch) und Musik (O-Ton). „Als Musik und Kunst dem Bildungstraum(a) erlagen“ erscheint bei V&R unipress und trägt den Untertitel „Vom Neuhumanismus als Leitkultur, von der »Wissenschaft« der Musik und von anderen Missverständnissen“. Die umfangreiche Schrift ist nichts weniger als eine fundamentale und knallharte Systemkritik. Aus dem Blickwinkel eines progressiven Geistes- und Musikwissenschaftlers stellt Schläbitz das überlieferte, deutsche Bildungsideal in Frage und zerlegt es nach allen Regeln der argumentatorischen Kunst in seine Bestandteile. Im Zentrum der Betrachtung steht dabei der Humboldt’sche Bildungshumanismus, den er als wirkmächtige Ideologie ohne Realitätsbezug versteht, die zu Ignoranz, Arroganz und Ausgrenzung führt. Weiterlesen
Noten: „Jimmy! Der Gitarren-Chef“ von Rue Protzer
„Jimmy! Der Gitarren-Chef“ ist eine zweibändige E-Gitarrenschule für Kinder ab 6 Jahren. Verfasst wurde sie von dem Gitarristen und Instrumentalpädagogen Rue Protzer, der klassische Gitarre studierte und sich anschließend umfassend der Jazzgitarre zuwandte. In den zurückliegenden Jahren erschienen drei Instrumentalalben mit seiner Band Rue de Paris (Achtung Wortspiel!) und zuletzt ein Soloalbum unter eigenem Namen. „Jimmy!“ ist Protzers erste instrumentalpädagogische Veröffentlichung. Weiterlesen
Film: Song to Song (2017)
„Song to Song“ von Terrence Malick wird als „expiremental romantic musical drama film“ angekündigt und die Besetzungsliste könnte imposanter kaum sein: Ryan Gosling, Michael Fassbender, Natalie Portman, Cate Blanchet, Rooney Mara. Außerdem mit dabei Patti Smith, Iggy Pop, Florence Welch und Holly Hunter. Christian Bale, Haley Bennett, Benicio del Toro, Arcade Fire, Iron & Wine und Fleet Foxes wurden ebenfalls auf dem Set gesichtet, es ist aber fraglich, ob es nach dem Schnitt alle in die Endfassung geschafft haben. Der Film startete in den USA bereits im März 2017, in Deutschlang erfolgte der Kinostart am 25. Mai.
Songdemo: „My Granddad“
Mein Urgroßvater Ludwig Hermann Schütze ist Ende des 19. Jahrhunderts als junger Mann alleine nach New York ausgewandert, hat dort 13 Jahre als Vertreter der Photographischen Gesellschaft Berlin die ansässige Filiale geleitet und eine Familie gegründet. Mein Großvater Ralph Earnest Schütze wurde 1902 in Flatbush, Brooklyn, New York geboren, kehrte aber noch vor Ausbruch des ersten Weltkriegs mit Eltern und Geschwistern nach Berlin zurück und wuchs dort auf.
Mein Großvater war Vater von fünf Kinder, drei mit der ersten, zwei mit der zweiten Frau. Ende 1943, als Berlin bereits mehrfach bombardiert worden war, brachte er Mütter, Kinder und andere Teile der Familie in das weit entfernte österreichische Bergdorf Gerlos in Tirol, wo sie unter einfachsten Bedingungen, aber sicher vor Krieg, Zerstörung und Vertreibung bis 1946/47 ausharrten um danach in das zerbombte Berlin zurückzukehren.
Mein Großvater war wohl ein Lebemann, der gerne erzählte, lachte und sang. Obwohl er als Zivilist nicht direkt am Krieg beteiligt war, hat ihn der Krieg trotzdem gebrochen, in der Nachkriegszeit kam er nicht mehr zurecht. Leider habe ich ihn nicht kennengelernt. Weil er aber von großer Bedeutung für seine fünf Kinder war, habe ich viel von ihm erzählt bekommen und gelesen.
Der Song „My Granddad“ handelt von diesem leichtlebigen Mann, meinem Opa, der im entscheidenden Moment Mut und Entschlossenheit bewiesen hat. Seine Maßnahmen trugen dazu bei, dass die Mitglieder der erweiterten Familie Schütze den Krieg körperlich unversehrt überstanden haben. Deswegen musste ich dieses Lied schreiben.
Ist eigentlich nicht meine Art Songdemos vorab zu veröffentlichen, in diesem Fall musste es aber sein. Wird wohl voraussichtlich als Studioversion auf dem nächsten Dennis Schütze Album (2018) erscheinen. Hier der Songtext: Weiterlesen
Album: „John Lee Hooker’s World Today“ von Hugo Race & Michelangelo Russo
Hugo Race ist australischer Rockmusiker und Musikproduzent. Sein Werkkatalog ist beeindruckend: Seit Mitte der 1980er hat Race nahezu jedes Jahr mindestens ein eigenes Album veröffentlicht, diese auf verschiedenen Kontinenten mit Konzerttourneen promotet und nebenbei für andere produziert. Die kontinuierlichsten Bandformationen waren Hugo Race and the True Spirit, Hugo Race Fatalists und Dirtmusic. Jetzt hat Race zusammen mit Michelangelo Russo als Kollaborateur ein Tributalbum an den großen US-amerikanischen Bluesmusiker John Lee Hooker veröffentlicht, dem er den größten musikalischen Einfluss auf seine eigene Arbeit attestiert. Der Albumtitel zitiert den Hookersong „The World today“ vom Doppelalbum „Hooker ’n Heat“ (1970). Weiterlesen
Album: „Silent Light“ von Dominic Miller
Dominic Miller wurde in Argentinien geboren, wuchs in Wisconsin, USA auf und studierte Musik in London und Boston. Als Gitarrist tourte er mit diversen Bands und war Studiomusiker für The Pretenders, Phil Collins, Paul Young und Level 42. Seit 1991 arbeitet Miller als Touring- und Studiomusiker für Sting, mit dem zusammen er den Hitsong „Shape of my Heart“ schrieb. „Silent Light“ ist bereits sein viertes Soloalbum und erscheint erstmals beim renommierten deutschen Label ECM. Weiterlesen
Interview mit Dieter Kreidler, Teil 2
F: Seit den 1980er Jahren haben sich Spielniveau und Repertoire der klassischen Gitarre rasant entwickelt. Wie haben sie diese Entwicklung empfunden?
A.: Für mich als einer der ersten „akademisch“ agierenden Gitarrenprofessoren ist es ein Glücksgefühl, wie sich diese ganze „Gitarren Szene“ entfaltet hat. Hinsichtlich der ungebrochenen Begeisterung von Kindern bis zu Senioren für die Gitarre, der Literaturvielfalt, einer erfreulichen Hinwendung zum Ensemblespiel, der öffentlichen Wahrnehmung durch innovative Wettbewerbe, öffentlich geförderter Musikprojekte und der damit einhergehenden stilistisch universalen Anwendungsbreite der Gitarre, zählt heute die Gitarre zu den beliebtesten Instrumenten weltweit! Weiterlesen
Interview mit Dieter Kreidler, Teil 1
Dieter Kreidler ist klassischer Gitarrist und Instrumentalpädagoge. Von den 1970erJahren bis heute leistete er mit diversen Veröffentlichungen (z.B. „Gitarrenschule“, Schott) wertvolle Pionierarbeit für die deutsche Gitarrenpädagogik. 1975-2009 war Kreidler Professor für Gitarre an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal.
Das Interview fand in schriftlicher Form im April 2017 statt und wurde geführt von Dr. Dennis Schütze.
F: Herr Prof. Kreidler, was hat sie als junger Mensch zum Instrument Gitarre hingezogen? Und wie haben sie das Instrument erlernt? Gab es damals etwas wie eine etablierte Lehrmethode für klassische Gitarre?
A.: Meine musikalische Sozialisation fand im Elternhaus durch Hausmusik statt (Vater Mandoline, Bruder Gitarre und die Mutter hatte eine schöne und klare Sopranstimme).
So stand auch zunächst das Singen -als Ausdruck meiner Liebe zur Musik- im Vordergrund und ich erfreute a cappella sowohl meine Eltern als auch die Nachbarn (vor dem abendlichen Einschlafen) mit Volkliedern und Schlagern (Caterina Valente: „Ganz Paris träumt von der Liebe…“) Die nächsten Stationen waren die Mitgliedschaft im Düsseldorfer Knabenchor und der Besitz einer Blockflöte, die ich recht schnell autodidaktisch zu blasen verstand. Wegen des auch damals schon erschwinglichen Kaufpreises für eine kleine Höfner-Gitarre, beschloss der Familienrat, dass der kleine Dieter doch jetzt „richtigen“ Unterricht erhalten sollte. So ging ich mit großer Lust und regelmäßig zu einer Privatmusiklehrerin, die als ausgewiesene Musiklehrerin die Fächer Klavier (auch Harmonium), Blockflöte, Gitarre und Laute unterrichtete. Das gängige Schulwerk war die Walter Götze-Gitarrenschule (Schott-Music), die, wie ich später erfuhr, absolut marktbeherrschend war. Ich kam schnell voran und so konnte ich nach wenigen Monaten bereits erste Solostücke spielen und beherrschte für die einfache Liedbegleitung schon einige Akkorde. Weiterlesen
Aus allen Rohren (KW19/2017)
Was für eine Woche und was für ein Ende sie hatte.
Vergangene Woche habe ich die letzte Vocalspur für das Jim-Croce-Album eingesungen und kurz danach den ersten kompletten Mixdurchlauf aller sechs Einzelsongs bekommen. Klingt schon ziemlich gut, aber ich brauche noch zeitlichen Abstand um die Mixe beurteilen zu können. Bin noch zu nah dran: Gerade noch Sänger, Gitarrist und Bassist, dann schlagartig Seitenwechsel und wieder Produzent, der das große Ganze einschätzen und Konsequenzen daraus ziehen soll. Mach ich irgendwann später.
Da waren mir ein paar Radtouren im Umland ganz recht. Und zwei Recordingjobs kamen auch noch dazu: Zuerst haben wir mit Doro T. den dritten Song des geplanten Albums „Iconic Songs of the 1980s in 88 bpm“ fertig gemacht. Letzte Vocals wurden eingesungen und der formelle Ablauf gestrafft, ist jetzt über eine Minute kürzer und klingt dadurch wesentlich energetischer, weil es kaum noch redundante Wiederholungen gibt. Das ist Pop.
Dann ein neuer Song mit/für Mandy Stöhr. Ein Song von Stoppok, sie singt und spielt Gitarre, ich bediene Piano und E-Bass, Jan Hees an der Schießbude. Bis auf Piano ist schon alles im Kasten und LeadVocals & Chöre erklingen wirklich engelsgleich. Das ging schnell und hat richtig gute Laune gemacht. Nachdem die Aufnahmen im Kasten waren sind wir zur Feier des Tages noch zum Mittagstisch beim Italiener um die Ecke. Wir freuten uns bei guten Essen über die gelungene Einspielung. Dann folgte das böse Erwachen. Weiterlesen