Jack White: Drumming, Technique, Design, Discussion

Jack White ist Sänger, Songschreiber, Gitarrist, Produzent, Labeleigner und nicht zuletzt auch Schlagzeuger in der Band The Dead Weather. Anlässlich des soeben erschienen Albums „Dodge and Burn“ wurden vier Videos veröffentlicht in denen jeweils jedes Bandmitglied einzeln sein Instrumentarium, Spielweise und generellen Ansatz auf kunstvolle Weise darlegt.

Ganz groß natürlich schon wie Jack White in seinem Video gleich zu Beginn die Wichtigkeit der Bassdrum überbetont (aber er hat ja Recht), in seinem Fall eine 26“ Trommel, quasi die Mutter aller Basstrommeln mit Draculas Bräuten als Verzierung auf dem vorderen Fell. Dann sein sehr eigener Setup des Kits: 2×16“ Snare Drum (einmal mit einmal ohne Drähte) plus einmal hoch gestimmte Marching Drum auf der linken Seite und drei Floor Toms auf der rechten Seite, dazu ein Splash-Becken, 16“ Crash und ein 26“ (ja, 26“!) Ride. Und aus diesem 3x3x3 Setup destilliert White seinen inzwischen unverkennbar originellen Drumsound, erstmals zu hören und zu sehen auf „Another Way to Die“ (James Bond Soundtrack mit Alicia Keys). Es macht große Freude das neue Album mit diesem Wissen durchzuhören. Man kann White quasi vor dem inneren Auge trommeln sehen. Aber seht und hört selbst, here you go:

Buch: „Trauer ist eine lange Reise“ von Georg Koeniger

Trauer(Buch)Georg Koeniger ist Schauspieler und Kabarettist und hat in den vergangenen Jahren zwei Bücher über seine Outdooraktivitäten als Kletterer und Radler veröffentlicht. Im September 2012 erkrankte seine Frau – sportlich, kerngesund und Nichtraucherin – unheilbar an Lungenkrebs. Die folgenden Monate sind geprägt vom gemeinsamen Kampf mit allen Mitteln, beide haben die Hoffnung die Krankheit zu besiegen, aber es gibt auch immer mehr Rückschläge und der Krebs schreitet gnadenlos und unaufhaltsam voran. Koeniger begleitet und pflegt seine sterbende Frau bis zum bitteren Ende. Einige Zeit nach ihrem Tod geht er dann um Abschied zu nehmen auf eine Reisetour, die eigentlich sie sich vorgenommen hatte. Er fährt mit dem Fahrrad von Würzburg in knapp fünf Wochen auf dem Jakobsweg zum Wallfahrtsort Santiago de Compostela in Nordspanien. Weiterlesen

Buch: „Fake“ von Peter Köhler

FakePeter Köhler ist Journalist und Buchautor im Bereich Satire, Kulturgeschichte, Literaturkritik und Schach. Im August erschien sein Buch „Fake“ als Taschenbuch, es geht darin laut Untertitel um „die kuriosesten Fälschungen aus Kunst, Wissenschaft, Literatur und Geschichte“. Nach einem knappen, nicht sehr prägnanten Vorwort erzählt Köhler in mehr als 60 Kurzkapiteln die unzusammenhängende Geschichte von Fälschungen jeglicher Coleur und lässt dabei kein noch so wackeliges Beispiel aus. Geschichtsfälschung, Urkundenfälschung, Hitlertagebücher, Erschleichung akademischer Titel, Ideenklau in Musik und Malerei, Betrug im Sport, Heiratsschwindler, Trickbetrüger, sogar die „Würzburger Lügensteine“ haben ihren Platz. Weiterlesen

Musikstudenten: „I’m Yours“

Bereits Anfang April 2015 erschien die Musikstudenten-EP „Pop Studies“. Es wurden zu dieser Veröffentlichung wieder mehrere Musikvideos abgedreht und anschließend in fast monatlichem Turnus ins Netz gestellt. Zwei Songs der EP blieben allerdings unverfilmt, einer davon ist „I’m Your’s“ im Original von Jason Mraz. Hier nun die Gelegenheit via Soundcloud mal reinzuhören. Wir haben die Nummer mit Klarinette, Kontrabass und kleinem Drumset instrumentiert, zum Ende hin erklingt ein sechs-stimmiger Dennis-Schütze-Chor. „Open up your mind and see like me!“

Buch: „Alles ist gut“ von Helmut Krausser

AlleIstGutHelmut Krausser ist ein vielseitiger und fleißiger deutscher Schriftsteller, Dichter und Komponist. Seit 1989 verfasste er allein 13 Romane, mehrere Erzählungen, diverse Gedichtsammlungen, schrieb Bühnenwerke, Opernlibretti, Hörspiele, Tagebücher und Liedtexte. Darüber hinaus betätigt er sich als Komponist zeitgenössischer Kunstmusik und ambitionierter Schach- und Backgammonspieler. Für einige seiner literarischen Arbeiten wurde er mit renommierten Preisen ausgezeichnet. Im August 2015 erschien nun im Berlin Verlag sein neuester Roman „Alles wird gut“, der als Fortsetzung seines großen Erfolgs „Melodien“ (1993) angekündigt worden war, dessen Kenntnis aber keine Voraussetzung für die Lektüre der Neuerscheinung ist. Für diesen zweiten und abschließenden Teil hat sich Krausser mehr als 20 Jahre Zeit genommen, man kann aber wirklich nicht behaupten, dass er in der Zwischenzeit untätig gewesen wäre. Mit „Alles ist gut“ legt er einen äußerst originellen, eigenwilligen und phantasievollen Künstler-, Beziehungs- und Gesellschaftsroman vor.

Die Geschichte beschreibt einen entscheidenden Moment im Leben des verkannten Komponisten Marius Brandt. Ihm werden auf geheimnisvollen Wegen Notenblätter mit Melodiefragmenten zugespielt, die sein Interesse erwecken und die er in seine eigenen Kompositionen einarbeitet. Bei darauf folgenden Aufführungen werden damit im Konzertsaal unerwartet extreme Reaktionen auslöst, einige Hörer und auch andere Personen kommen dabei ums Leben. Neben dieser mysteriösen, äußerst spannenden Hauptgeschichte geht es nebenbei auch noch um das Verhältnis zu seiner amerikanischen Freundin June, seine ohnmächtige Position innerhalb des deutschen Musikkulturbetriebs, seine kulturpolitischen Ansichten (Zwölftonmusik, Adorno, Donaueschingen) und kompositionstechnische Arbeitsweisen der Hauptfigur Brandt. In einer Parallelhandlung wird über mehrere Jahrhunderte hinweg in der Erzählweise eines historischen Romans die voltenreiche Überlieferungsgeschichte der erwähnten Melodienaufzeichnungen erzählt. Die verschiedenen Handlungsstränge münden am Schluss in ein spektakuläres, surreales Finale. „Alles ist gut“ ist im besten Sinne ein inspirierter und inspirierender post-moderner Roman, der neben der hochamüsanten und fesselnden Geschichte einige sehr intelligente und meinungsstarke Exkurse abhandelt. Krausser zieht alle Register seines schreiberischen Könnens und brilliert mit überwältigendem Sprachwitz, geistreichem Storytelling, wohl platzierter Musikbetriebskritik und darüber hinaus mit einem tadellosen, sehr einnehmenden Stil. Kleine Leseprobe:

„Wenn man fleißig ist, kann man an einem Tag eine Minute Musik für kleines Orchester schreiben. Na, seien wir ehrlich. Wenn man richtig fleißig ist, also unter dem Einfluss von Drogen und Folterknechten steht, kann man auch zehn Minuten schaffen. Im Falle von Minimal Music wären es noch einige mehr, weil man vieles mit einem einzigen Mausklick kopieren kann. (…)“ (S. 27)

Fazit: Der Roman ist selbstbewusst, treffsicher, eigenständig, kurios, frech, mutig, verwirrend, psychologisch, narzisstisch, temporeich, drastisch, brutal, energisch und genau deswegen sehr empfehlenswert, für Kenner, Komponisten und Musiker Neuer Musik vermutlich besonders mitreißend bzw. amüsant.

„Alles ist gut“ erscheint im Berlin Verlag, hat 240 Seiten und kostet gebunden 20 €.

Buch: „Das grosse Orchester der Tiere“ von Bernie Krause

OrchesterTiereBernie Krause ist ein US-amerikanischer Musiker und Naturforscher. Er studierte Violine und klassische Komposition, war als Gitarrist in Folk- und Popkreisen unterwegs (Weavers, Doors, Steve Wonder, George Harrison) und wendete sich im Anschluss daran elektronischer Musikerzeugung und der Mitarbeit an diversen Soundtrack (z.B. „Apocalypse now“) zu. Mitte der 1970er Jahre ging Krause an die Universität zurück und promovierte über Bioakustik. Auf seinen Weltreisen hat er in den letzten Jahrzehnten bei Feldaufnahmen mehr als 15.000 Arten und 4000 Stunden Soundscapes verschiedener Habitate aufgenommen, von denen die Hälfte heute nicht mehr existiert. „Das große Orchester der Tiere“ trägt den Untertitel „Vom Ursprung der Musik in der Natur“ und erschien im englischen Original 2012 unter dem Titel „The Great Animal Orchestra“. Die gebunden Ausgabe erschien ein Jahr später bei Antje Kunstmann, im April 2015 ist das Buch nun als günstige Taschenbuchausgabe unter Lizenz von National Geographic bei Malik erschienen. Weiterlesen

Projekt: „Star Wars“ für kammermusikalische Besetzung

Die erste Audio-CD, die ich mir im zarten Alter von etwa 13 Jahren mit eigenem, ersparten Geld gekauft habe war Michael Tilson Thomas‚ Einspielung von Beethovens fünfter Symphonie. Kurz vorher hatte ich mir bereits meine erste Vinyl-LP gekauft und zwar den Soundtrack zum Film „Star Wars“. Man kann also durchaus behaupten, dass ich mich damals in einer klassisch-symphonischen Phase befand und die hielt auch noch ein wenig an (Soundtrack von „Amadeus“ etc.), bevor ich mich erst in Richtung Hip-Hop und etwas später in Richtung Folkblues umorientierte. In meinem Umfeld und in meinem Alter war das zu dem Zeitpunkt auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Musikgeschmack und ich kann heute sagen, dass es mir zumindest damals ziemlich unangenehm war solche Musik gerne zu hören. Die coolen Typen hörten auf jeden Fall etwas anderes (Tina Turner, Joe Cocker, George Michael, Michael Jackson ec.). Weiterlesen

Kochbuch: „Die besten Indischen Currys“ von Anjum Anand

IndischeCurrysAnjum Anand ist eine in London geborene, indischstämmige Fernsehköchin (BBC Two) und Kochbuchautorin. Seit Mitte der 1990e Jahre publizierte sie bereits sechs Kochbücher zum Thema indische Küche. Im März 2015 erschien nun „Die besten indischen Curry“ bei Fackelträger in deutsche Übersetzung. Das englischsprachige Original stammt aus dem Jahr 2010 und wurde unter dem Titel „I Love Curry“ veröffentlicht. Currys sind wohl das typische Nationalgericht auf dem indischen Subkontinent. Doch so vielfältig und variantenreich wie das Land selbst ist, so unterschiedlich sind auch die Speisen, die unter diesem sehr allgemeinen Oberbegriff zusammengefasst werden. In ihrem Buch stellt die Autorin ca. 80 authentische Gerichte und deren Zubereitung vor. Nach einer knappen Einleitung folgen das Kapitel „Snacks“, darauf die eigentlichen „Currys“ und im Anschluss „Beilagen“ (Gemüse, Brote und Reis, Salate und Raitas). Die Currys sind noch einmal unterteilt in Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte, Geflügel und Fleisch. Das Buch endet mit einem Einmaleins der Gewürze, einem übersichtlichen Register und einer Danksagung. Weiterlesen

Autorenlesung von & mit Ralf Schuster

Der Ex-Unterfranke und Wahl-Cottbuser Ralf Schuster war am Wochenende in seiner alten Heimat und gab am So-Abend anlässlich einer Lesung Kostproben aus seinem im Entstehen befindlichen Roman „Medialismus“, einer Mischung aus fiktiver Autobiographie und Filmmediengeschichte. Seit Mai 2015 erscheint immer samstags in fortlaufender Folge jeweils ein Kapitel auf dem Blog „Weltsicht aus der Nische“ von Stefan Hetzel.IMG_3562

Nach dem Meet, Greet und Shake Hands kamen Snacks und alkoholische Getränke auf den Tisch und schon ging es schonungslos los. Musikalisch umrahmt wurde die Lesung von freien Improvisationen des Eibelstädter Musikers (und Ralf-Schuster-Intimus) Stefan Hetzel (Noten standen nur zufällig auf dem Klavier, Hetzel improvisierte frei). IMG_3564Gelesen wurden Ausschnitte einiger noch nicht veröffentlichter Kapitel des Romans, die in den kommenden Wochen auch sukzessiv auf dem erwähnten Blog erscheinen werden. Dazwischen gab es via Beamer noch einige Fotos aus dem Medienleben des Autors und einen satirischen Kurzfilm.

Nach der Lesung gab es noch Gelegenheit dem gut gelaunten Autor einige Fragen zu stellen. Er nahm sich ausgiebig Zeit für die Antworten, gab bereitwillig Auskunft zu „Fiktion & Wirklichkeit“, beschrieb den Entstehungsprozess von der Grundidee („Wollte einen Roman schreiben, hatte aber keine richtige Lust“), über das Konzept (Fortsetzungsroman im Web), über den eigentlichen Schreibprozess („immer wenn ich Zeit hab’“), die Auswirkungen von Leserkommentaren und einen vorsichtigen Blick in die Zukunft (Roman endet wohl ca. im März 2016, anschließende Verlagsveröffentlichung nicht ausgeschlossen). Im Anschluss entwickelte sich ein anregendes Gespräch in kleiner Runde inkl. einiger nostalgischer Rückblicke in die Vergangenheit, aber auch aktuelle Geschehnisse wurden besprochen (Ausstellung „Geniale Dilletanten“ im Münchner Haus der Kunst, wertende Fokusierungen der deutschen Kulturgeschichte, Situation des politischen Kabaretts im Allgemeinen, etc.)

Zu später Stunde waren dann alle Themen abgearbeitet und die Beteiligten entsprechend bettschwer. Das Zusammentreffen wurde für beendet erklärt, alle klopften sich gegenseitig auf die Schultern, wünschten sich eine gute Nacht und gingen zufrieden nach Hause. Wunderbare Sache, gerne mal wieder!