2014 erschien bei UTB „Musikgeschichte im Überblick“ in der zweiten überarbeiteten Auflage. Der Text basiert auf einer zweisemestrigen Vorlesung zur Musikgeschichte und entstand mit „umfassender Hilfe“ von Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften am Musikwissenschaftlichen Seminar Detmold/Paderborn, wo der als Autor angegebene Werner Keil eine Professur für Musikwissenschaft bekleidet. Das Buch beginnt mit einem knappen Vorwort des Autors, das auch gleich die Danksagung umfasst. Werner Keil macht einige Anmerkungen zur Aufbereitung und verweist ohne nähere Angaben auf Musikbeispiele, die z.B. bei Youtube oder in CD-Sammlungen von Musikbibliotheken zu finden seien. Es folgt ein fünfseitiges Inhaltsverzeichnis und eine Einleitung. Hier werden Aufbau und Struktur der folgenden Kapitel begründet, es ist die Rede von Studium, Seminaren und Übungen und es wird klar, dass sich das Buch in erster Linie an Studierende der Musikwissenschaft und verwandten Fachrichtungen richtet. Die folgenden 27 Kapitel sind chronologisch angeordnet und in die zwei, umfänglich etwa gleich großen Hälften „Ältere Musikgeschichte bis 1800“ und „Neuere Musikgeschichte“ unterteilt. Über das Buch verteilt sind Notenbeispiele und historische s/w-Abbildungen, es endet mit Anmerkungen, einem Glossar der Abkürzungen und einem Personenregister. Weiterlesen
Music-on-net über „NDW – Neue Deutsche Welle Wiederbesucht“
Von Gerald Langer
Dennis Schütze scheint in diesem Jahr nicht zu bremsen. Alles muss raus! Nach zwei EP’s mit den Musikstudenten in der Kategorie der gepflegten Cocktail- und Tanzmusik – „Take Five“ und „Pop Studies“ (beide erschienen 2015) – nun eine Auseinandersetzung mit der „Neuen Deutschen Welle“, die sich ab 1977 langsam aufbaute und im Kontext mit der Punk- und New-Wave-Bewegung in Großbritannien zu sehen ist. Die anfängliche Rotzigkeit und der begeisternde Minimalismus wichen schon bald einem kommerziellen Kalkül, so dass die Welle als musikalische Kunstform zu Beginn der 1980er Jahre bereits wieder abebbte. Aber: der mich schon damals nervende Deutsche Schlager schien wenigstens für einen gewissen Zeitraum weggespült. Der Weg war somit frei für Bands wie die Ärzte und die Toten Hosen. Nach über dreißig Jahren Bühnenpräsenz hat sich bei den beiden deutschen Bands allerdings die „Punk-Attitüde“ der frühen Jahre auch längst verflüchtigt. Aber das ist eine andere Geschichte. Weiterlesen
Ein kakophonisches Inferno
So stelle ich mir den Vorhof zur Muggerhölle vor. Von links krächzen mir zwei fusselbärtige Pennäler „Arschloch!“ aus dem Refrain des Ärztesongs „Schrei nach Liebe“ ins Ohr. Ich weiche instinktiv aus und gerate in den Aktionsradius eines drittklassigen Zauberers mit angeklebten Bart, gekleidet in durchgeschwitzte Second Hand Klamotten. Er wirkt leicht angetrunken und fordert mit weit aufgerissenem Headset das sensationslüsterne Publikum auf näher zu kommen, doch sie treten zur Seite, weichen ihm aus und ich mit ihnen. Bloß schnell weiter, ich schlüpfe durch eine enge Gasse, die sich in der Masse zwischen den menschlichen Leibern plötzlich auftut, nur raus aus diesem Wahnsinn. Rechts bläst eine verlotterte Mittelalterformation in quäkige Dudelsäcke mit unreinen Bordunquinten und in verstimmte Plastikflöten. Ein kleines Stück weiter ein uneingespieltes, rhythmisch untightes Bläserensemble, die Spieler ignorieren den Dirigenten und swingen kein bisschen, danach eine ins akustische Format gezwungene Hinterwäldlerpunkband mit chinesischen Akustikgitarren, viel zu laut verstärkt über eine schrottige Billiganlage von Thomann mit neon-grellen Höhen und verzerrt-komprimierten Subbässen, die blinkenden Maschinen liefern einen minderwertigen Digitalhall und unbeabsichtigte Flangereffekte. Dazwischen eine Gruppe junger Damen, die in Strapsen und kurzen Röcken zu einem Midi-Playback abgeschmackte Lagerfeuerlieder auf ihren Instrumenten schrammeln. Die schrillen Versatzstücke der Alleinunterhalter, Marktschreier, Schülerbands und Gelegenheitsmusiker vermischen sich zu einer schmutzigen Collage aus brackigem Missklang. Noch während man bei einer Darbietung festsitzt, hört man von links und rechts, von vorn und hinten, ja, eigentlich aus allen Himmelsrichtungen weitere, unästhetische Tonvergewaltigungen. Die Stimmung überträgt sich, Menschen brüllen sich an, versuchen den Lärm mit ihrem Stimmen noch zu übertönen. Die Bands fühlen sich missachtet, drehen die Anlage noch ein bisschen mehr auf, werden in ihrem Darbietungston noch etwas aggressiver. Es ist eine einzige, brutale Beleidigung für die Ohren. Klangerzeugung als Form körperlicher Gewalt, abgestandene Gassenhauer als Sperrfeuer, Schlagzeuge als Granatenbatterien, aufgerüstete Verstärkeranlagen als gnadenlose Kriegsmaschinerie. Kampf der Retortenarmeen. Schlacht der Unkulturen. Städtisch geförderter Musikterrorismus. Es ist unterirdisch, ekelhaft, apokalyptisch, zum davonrennen, verzweifeln und zum heulen. Ein kakophonisches Inferno. Straßenmusikfestival in Würzburg. Und nächstes Wochenende ist Stadtfest.
Bela Bartok: Ein ganz eigener Mikrokosmos
Letztens habe ich ein umfangreiches Buch zur europäischen Musikgeschichte gelesen, besonders interessant fand ich den Abschnitt über den ungarischen Komponisten Bela Bartok. In einem Nebensatz wurde erwähnt, dass er in den 1930er Jahren für seinen Sohn eine didaktisch geordnete Sammlung von Klavierstücken komponiert hat. „Mikrokosmos“ umfasst 153 Stücke und erschien in sechs Bänden. Es ist ein instrumental-pädagogisches Werk, präsentiert aber ebenso in verdaulichen Happen die Bartok’sche Klangsprache. Heutzutage kann man die Bände für teures Geld kaufen (ca. 15 Euro pro Band) oder in der Originalausgabe als PDF und MP3 kostenlos im Netz finden. Ich habe mir also alle Bände besorgt, heute habe ich mal reingeblättert, mich ans Klavier gesetzt und einige der Stücke des ersten Bandes angespielt. Weiterlesen
Musikdoku: „The Wrecking Crew“
„Behind their success was a group of studio musicians called The ‚Wrecking Crew’.“ Mit diesen Worten beginnt der Trailer zur Filmdokumentation „The Wrecking Crew“ von Denny Tedesco, Sohn des legendären Studio Musikers Tommy Tedesco. Die portraitierte Gruppe von Studiomusikern aus Los Angeles musizierte in den 1960 Jahren bei erfolg- und einflussreichen Aufnahmen von Bands und Sängern wie The Beach Boys, The Mamas and the Papas, Sonny & Cher, Dean Martin, Nat King Cole, Frank Sinatra, Glen Campbell, Tijuana Brass und Elvis Presley.
„What the Funk Brothers did for Motown „The Wrecking Crew“ did, only bigger, for the West Coast Sound. Six years in a row in the 1960s and early 1970s, the Grammy for “Record of the Year” went to Wrecking Crew recordings. […] The film tells the story of the unsung musicians that provided the backbeat, the bottom and the swinging melody that drove many of the number one hits of the 1960’s.“ (aus dem Pressetext)
Die Originalmaterialien und Interviews wurden in einem mühevollen, langjährigen Prozess zusammengesammelt und zu einer spannenden und aufschlussreichen Dokumentation geschnitten. Den Kern bildet eine Zusammenkunft der Musiker Tommy Tedesco, Carol Kaye, Plas Johnson und Hal Blaine. Immer wieder kommen diese Veteranen einzeln oder als Gruppe zu Wort. In diversen Einzelportraits spielen die Musiker auch charakteristische Hooks oder Riffs, die sie zu herausragenden Einspielungen beigesteuert haben und erklären die Umstände ihrer Entstehung. Außerdem dabei: Brian Wilson, Dick Clark, Glen Campbell, Cher, Herb Alpert, Nancy Sinatra, Jimmy Webb, Al Casey, Earl Palmer u.a. Man erhält so einen einzigartigen Einblick in die damals üblichen Produktionsweisen in den Studios der amerikanischen Westcoast. Die Sänger wechselten von Produktion zu Produktion, aber wie in New York, Nashville oder Detroit wurde ein Großteil der Instrumentalparts von einer übersichtlichen Gruppe von hochprofessionellen Studiomusikern erstellt. Die Musiker, Produzenten und Songschreiber erzählen von ihrer anspruchsvollen Arbeitsroutine, die neben unzähligen, namenlosen Einspielungen immer wieder auch monumentale Musikproduktionen zu Ergebnis hatte. Erst nach ihrem Zerfall wurde dem losen Kollektiv von Musikhistorikern der Name „Wrecking Crew“ gegeben.
Denny Tedesco gelingt als Filmemacher das Kunststück immer wieder auch persönliche Eindrücke und Erinnerung in Bezug auf seinem verstorbenen Vater einfließen zu lassen ohne sentimental oder gefühlduselig zu werden. Er hat lange an diesem Film gearbeitet und es ist viel Arbeit hineingeflossen. Herausgekommen ist eine hochinteressante und mit Insiderinformationen gespickte Dokumentation einer außergewöhnlichen Ära der internationalen Popmusikgeschichte.
Hier noch zwei Zitate erfahrener Studiomusiker:
„My father would say there are four reasons to take a gig: For the money, for the connections, for the experience, or just for fun.“ (Denny Tedesco)
„If you wanna be successful in this business, you never say ‚No’ until you’re to busy saying ‚Yes’“ (Bones Howe)
Die komplizierte Rechtslage bzgl. diverser Lizenzierungen hätte den Film beinahe unmöglich gemacht. Mithilfe einer groß angelegten Crowdfunding Kampagne und vielen Unterstützern hat es dann doch geklappt. Seit Anfang des Jahres laufen bereits Vorführungen bei ausgewählten, amerikanischen Filmfestivals und Programmkinos. Seit Ende August steht der Film nun als DVD und Download auch in Europa zur Verfügung (2 DVD).
Spätsommerlicher Spaziergang im Weinberg (Würzburger Stein, 2015)
Spiritual Journey: American South, Part 2 (2015)
Hier der zweite Teil der Video/Slideshow meines Roadtrips durch den US-amerikanischen Süden. Natchez Trace Parkway – Collinwood – Nashville – Memphis – Opelousas – Lafayette – New Iberia – New Orleans
Spiritual Journey: American South, Part 1 (2015)
Von Ende März bis Mitte April 2015 war ich auf kultureller Entdeckungsreise in den Südstaaten der USA. Meine Erlebnisse habe ich damals in 16 ausführlichen und bebilderten Blog-Beiträgen dokumentiert. Die Reise führte mich von New Orleans, über Baton Rouge, Natchez, Ferriday entlang des Natchez Trace Parkway über Tupelo bis nach Nashville und von dort aus über Memphis auf den Highway 61, zurück nach Natchez und über Lafayette und New Ibera zurück nach New Orleans. Ich habe in den zwei Wochen ca. 1800 Meilen mit dem Mietwagen abgefahren, vier US-Bundesstaaten (LA, MS, AL, TN) durchquert, habe 660 Fotos gemacht und mehrere Kurzfilme gedreht, war einmal für 150 $ beim Arzt, habe ein Reh angefahren und einen Nissan Compact SUV geschrottet.
Kurz nach meiner Rückkehr habe ich unter dem Motto „Pictures, Stories, Sounds“ einen Diaabend für Freunde, Bekannte und Blogkommentatoren veranstaltet. Die dafür zusammengestellten Fotos habe ich jetzt zu einer Video/Slideshow zusammengestellt und mit der Instrumentaleinspielung von „Spiritual Journey (Reprise)“ unterlegt. So können auch andere Leute diese für mich besondere Reise in Bildern nachvollziehen. Ich habe die Fotoserie in zwei Filme aufgeteilt, Teil 1 heute, Teil zwei kommt morgen.
Wer gerne die Blogeinträge nachlesen will, die während der Reise entstanden sind, klickt hier und blättert von da aus weiter („nächste“). Freue mich wie immer über Feedback und Kommentare.
Buch: „Fabelhafte Eigenschaften“ von Adam Soboczynski
Adam Soboczynski stammt aus Polen und kam 1981 mit seiner Familie nach Deutschland. Er studierte Literaturwissenschaften und leitet als Redakteur das Feuilleton der Wochenzeitung „Die Zeit“. Mitte August erschien sein Debutroman „Fabelhafte Eigenschaften“ bei Klett-Cotta. Es handelt sich dabei um einen Gesellschafts- und Beziehungsroman. Auf dem Buchrücken wird er als „geistreiche und humorvolle Liebeskomödie“ beschrieben. Der Autor erzählt episodenhafte Geschichten aus dem Leben verschiedener Protagonisten. Im Mittelpunkt steht dabei die Dreiecksbeziehung zwischen dem erfolgreichen Künstler Hans Weinling, dem erfolgreichen Architekten Sebastian Warncke und Julia, der verwöhnten Tochter eines erfolgreichen Unternehmers. Die verschiedenen Episoden spielen in den europäischen Metropolen Berlin, Paris, London und Madrid und überschneiden sich hie und da. Die Figuren sind alle vermögend, beruflich erfolgreich, gebildet, lebenserfahren, weltläufig, haben gute Umgangsformen und herausragend guten Geschmack, fabelhafte Eigenschaften eben. Sie beschäftigen sich mit Kunst, Literatur, Architektur und Journalismus, sind Weinkenner, essen nur Speisen mit französischen, italienischen oder spanischen Namen, vermutlich verwenden sie auch nur bestes Bio-Olivenöl, machen Bildungsurlaub in der Toskana und haben dabei „Die Zeit“ unterm Arm klemmen. Weiterlesen
Krise? Wir stellen ein!
In den ersten beiden Quartalen des laufenden Jahres hat sich DS & His Electric Combo spielerisch etwas zurückgehalten. Das lag zum Teil daran, dass bewährte Spielstätten zugemacht haben, hatte aber auch damit zu tun, dass bei den Mitgliedern andere Projekte im Vordergrund standen (Bei Jochen Volpert diverse Recording Session unter eigener Flagge, bei mir der Blog, das NDW-Album und mehrere Auftragsproduktionen). Jetzt soll es aber wieder losgehen und im Herbst stehen auch schon einige spannenden Termine an, z.B. der Opener für die wirklich herausragenden Delta Saints aus Nashville in der Kofferfabrik in Fürth, aber auch ein abendfüllendes Konzert vor heimischen Publikum im Blauen Adler (und nicht „Blaue Radler“ wie ich einige Zeit dachte, weil ich nur die Homepage kannte!). Weiterlesen