Das Album „One Man Band“ erscheint weltweit am 15. Dezember 2019 auf allen gängigen Download- und Streamingportalen. Weil es keine gepresste CD und demzufolge auch kein Booklet gibt, hier Einzelheiten zu Besetzung und ein persönlicher Kommentar zur Songauswahl.
01. One Man Band (Leo Sayer)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitar, harmonica, drums
Diesen Song habe ich schon seit fast zwei Jahrzehnten in meinem persönlichen Repertoire, aber er hat es nie auf eine Setlist oder ein Album geschafft. Kennengelernt habe ich ihn auf der LP „Very-Best of Leo Sayer“ (1979). Der Song wurde von Leo Sayer zusammen mit David Courtney im Jahr 1972 geschrieben und erstmals von Roger Daltrey (The Who) auf seinem Solo-Debutalbum „Daltrey“ (1973) veröffentlicht. Ein Jahr später erschien Sayers eigene Version auf seinem Album „Just a boy“ (1974). Mir hat der Song, aber auch der Text immer schon gut gefallen. Den sollte eigentlich jeder Straßenmusiker und Folksänger auf Zuruf spielen können. Falls niemand zuhört oder Geld in den Gitarrenkoffer wirft, kann man ihn sich auch selbst zum Trost vorsingen. Für mich ist dieser alte Lieblingssong Ausgangspunkt, Klangkonzept und Titelgeber für das gleichnamige Album geworden. Viel mehr kann man von einer Fremdkomposition nun wirklich nicht verlangen.
02. Brand New Key (Melanie Safka)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitar, drums & percussion
Meine Schwester heißt Melanie. Deswegen liefen bei uns zuhause in den 1970ern immer mal wieder die Hits der gleichnamigen amerikanischen Folksängerin Melanie (Safka). Ich kann mich erinnern, dass die Singles in einem der unzähligen Single-Sammelalben meines Vaters einsortiert war, unter M, nicht unter S, weil der Nachname damals keinem geläufig war. „Brand New Key“ ist ein naives Kinderlied. Sexuelle Anspielungen, die dem Song nach der Veröffentlichung zugeschrieben wurden, hat die Singer/Songwriterin mehrfach zurückgewiesen, trotzdem wurde er auf manchen Radiostationen in den 1970er Jahre deswegen boykottiert. Heutzutage würde man über derartige Anschuldigungen nur müde lachen.
03. The Hard Way Every Time (Jim Croce)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitars, harmonica, drums
Ein Jim-Croce-Song muss auf jedem meiner Alben dabei sein. Hier der Song „The Hard Way Every Time“, weil ich in vielen (nicht allen) Situationen meines Lebens entsprechende Erfahrungen gemacht habe. Es war der letzte Song der B-Seite auf seinem letzten Studioalbum „I got a name“ (1973) und erschien posthum. Dem Song könnte daher eine besondere Bedeutung zufallen. Weit überstrahlt wurde er aber von „Time in a bottle“ von seinem Debutalbum „You don’t mess around with Jim“ (1972). Es gibt so viel wunderbare Songs von ihm. Ich will irgendwann jeden von ihnen gesungen und aufgenommen haben.
04. Daydream (John Sebastian)
Dennis Schütze: vocals & voices, acoustic guitars, drums
In den 1960er Jahren überschattete die Popularität von britischen Bands wie The Beatles, The Rolling Stones, Kinks, Animals etliche interessante Veröffentlichungen aus den bis dahin in der Popmusik so dominanten USA. So auch „The Lovin‘ Spoonful“ mit Sänger und Songschreiber John Sebastian. Auf ihrem zweiten Album „Daydream“ (1966) erschien selbiger Song und erreichte Platz 2 der US-amerikanischen Top 40. Dieser und einige andere Dream-Songs der Ära (z.B. „Dream a little dream“, „California Dreamin‘“, „Dreams are ten a Penny“) wurden danach zu modernen Klassikern. Man kennt Melodie, Text und Titel aber fast nie die Interpreten oder gar Songschreiber. Für mich ein wunderschöner Song über das Tagträumen. Es ist mindestens so gesund wie Yoga! Probier mal!
05. Freight Train (Elizabeth Cotton)
Dennis Schütze: acoustic guitar, harmonica, drums
Mit 13 Jahren beschäftigte ich zum ersten Mal ernsthaft mit der Gitarre, die bei uns ungespielt in der Wohnung rumstand. Nachdem ich mir mühsam ein paar Akkorde zusammengefingert und ein paar Tabulaturen durchgestochert hatte, kam mir durch irgendeinen Zufall das Gitarrenheft „Folk Picking für Finger-Style Guitar“ des Münchner Gitarristen Siegfried (Sigi) Schwab in die Hände. In den folgenden Monaten und Jahren spielte ich Band 1 bis 3 und weitere Bücher von ihm und Peter Horton im Selbststudium durch. Im ersten Band steht bald am Anfang der legendäre Pickingtune “Freight Train“ von Elizabeth Cotton in einem einfachen Arrangement. Das habe ich gespielt bis meine Familie um Gnade gewinselt hat. Ich kann das heute noch zu jeder Tageszeit und in jedem Bewusstseinszustand spielen. Irgendwann musste ich ihn auch mal aufnehmen und habe festgestellt: ich spiele die Melodie immer noch gerne.
06. I don’t know where I’m going but I’m going nowhere in a hurry to (Steve Goodman)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitar, drums
Einer der irrsten und längsten Songs des US-Folkrevivals der 1960er Jahre ist mit ziemlicher Sicherheit „Alice’s Restaurant“ von Arlo Guthrie, dem Hippiesohn des legendären US-amerikanischen Folksängers Woody Guthrie. Der Song ist eine kilometerlange, sehr unterhaltsame und lustige Geschichte über eine Musterung für den Militärdienst während des Vietnamkriegs. Guthrie interpretierte jedoch auch das monumentale „City of New Orleans“. Seine Version machte mich aufmerksam auf das Werk des leider viel zu jung verstorbenen Singer/Songwriters Steve Goodman. „City“ habe ich bereits auf „Electric Country Soul“ (2013) interpretiert. Auch gut gefallen tut mir das legendäre „A dying Cup Fans Last Request“, aber der Song über eine erfolglose Baseballmannschaft aus Chicago wäre außerhalb der USA wohl schwer vermittelbar. Auffällig in seinem Werk ist aber auch ein Song mit dem extra-langen Titel „I don’t know where I’m going but I’m going nowhere in a hurry to“ von seinem selbstbetitelten Debutalbum (1971). Es geht darin um Menschen und Tiere, die sich auch in brenzligen Situationen nicht aus der Ruhe bringen lassen und ganz langsam weiter machen. Geht nicht immer gut aus.
07. Take this letter (Rab Noakes)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitar, drums
Mitte der 1980er Jahre lief ich bei einem Besuch bei meiner Großmutter in Berlin alleine in den Schallplattenladen im Europcenter in der Nähe der Gedächtniskirche am Ku’damm. Im Laden lief Musik, die mich sofort elektrisierte. Ich fragte den Verkäufer und er zeigt wortlos auf ein Plattencover auf einem Regal, gerade vom Vertrieb eingetroffen und gleich auf den Plattenteller gelegt. Zum ersten Mal hörte ich (evtl. als einer der ersten in Berlin/Deutschland/Kontinentaleuropa) das Album „Under the Rain“ (1984) des schottischen Singer/Songwriters Rab Noakes, der Verkäufer wollte sich wohl gerade selbst mal ein Bild davon machen. Ich kaufte das Album sofort, machte mir daheim eine Kassette und die hörte ich jahrelang, immer wieder. Mir ist sie geläufiger als viele Hits der 80er, ich kennen sie in- und auswendig. Noakes ist ein großartiger Sänger, tolle Phrasierung, er sang schon Background für u.a. Gerry Rafferty. Er hat eine hohe Tenorlage, ich dagegen kann weder hoch, noch richtig tief singen, bei einem der Albumsongs funktionierte es aber: „Take this letter“. Noch dazu hat der Song eine schöne Pickingbegleitung in Drop D. Das Album erschien nie auf CD und ist bis heute auch nicht als Download oder Stream erhältlich. Mein Vinylalbum von damals ist dagegen noch wie neu, habe es nur einmal abgespielt um die Kassette zu ziehen, danach nie wieder aus der Hülle genommen. Hat alle Umzüge überlebt und steht unversehrt in meinem Wohnzimmerschrank.
08. Walk right in (Rooftop Singers)
Dennis Schütze: vocals, acoustic guitar, drums
Die Rooftop Singers waren ein US-amerikanische Folk-Gesangs-Trio. Im Dezember 1962 veröffentlichten sie ihre Version des einstrophigen Folksongs „Walk right in“ mit dreistimmigem Gesang in einem starken Arrangement, begleitet von einer zwölfsaitigen Gitarre. Die Vorlage für den einfachen, aber auf den Punkt arrangierten Song war ein Country Blues aus dem Jahr 1929 und stammte von Gus Cannon. Mit der Zeile „Walk right in, sit right down, Daddy, let you mind roll on“ ist der Song ein stimmungsvolles Plädoyer für den leider vollkommen aus der Mode gekommenen Müßiggang. Daran muss ich mich auch selbst in unregelmäßigen Abständen erinnern. Die Gitarrenbegleitung ist noch dazu eine wohlklingende Strummingstudie im Carter-Stil.
09. Is it okay if I call you mine? (Paul McCrane)
Dennis Schütze: vocals, ukulele, drums
Der Song ist Teil des Soundtracks des Musicalfilms „Fame“ (1980). Es geht um fiktive Studenten der High School of Performing Arts in New York, die es damals tatsächlich gab und die unter einem anderen Namen heute noch existiert. Die Schüler/Studenten dort sind junge Sänger, Musiker, Schauspieler und Tänzer am Anfang ihrer Ausbildung/Karriere. Verschiedenste Kunstsparten, Klassik und Pop, Tradition und Moderne prallen ungebremst aufeinander und es entsteht ein neues Gemisch. Die Geschichte hat aber auch tragische Momente u.a. verliebt sich ein Junge in ein Mädchen, stellt aber fest, dass er selbst eigentlich schwul ist. In einer Szene singt der Darsteller Paul McCrane selbst den von ihm selbst verfassten Song „Is it okay if I call you mine?“ Es ist ein wunderbares Liebeslied, viel besser geht’s nicht mehr.