Ab sofort ist die Doppelsingle „And So It Goes / Michelle“ der Würzburger Sängerin Sandra Buchner auf allen gängigen Download- & Streamingportalen erhältlich (Amazon, Apple Music, Spotify, Youtube).
„And So It Goes“ stammt aus der Feder von Billy Joel und erschien erstmals als leter Tracks des Album „Stormfront“ (1989). „Michelle“ von Paul McCartney erschien erstmals auf dem „Rubber Soul“ der Beatles (1965). Beide Songs hier nun als andächtige Choräle für Stimme, Pumporgel & tiefes Becken. Rec, Mix, Master: Dennis Schütze (2021).
Irgendwann Mitte der 90er, es könnte ’94 gewesen sein, hörte ich durch einen Zufall ein Solo-Konzert des US-amerikanischen Singer/Songwriters Terry Lee Hale. Es war im Freien auf einer klitzekleinen Bühne vor dem Gebäude der Neuen Welt, einem kleinen, aber traditionsreichen Folkklub in Ingolstadt und ich war ein junger, total abgerannter Student mit ziemlich ungewisser Zukunft. Eigentlich war ich gar nicht wegen ihm gekommen, aber seine knochigen Songs, seine reduzierte Performance und nicht zuletzt sein Outfit (Anzug, dazu Cowboystiefel & Deckhaar nach hinten zum Zopf gebunden) beeindruckten mich zutiefst und ich konnte einfach nicht weitergehen, hörte mir als einer von sehr wenigen Zuschauern das Konzert bis zum Schluss an. Als er sein Set beendet hatte, ging ich zu ihm, unterhielt mich mit ihm und wollte eine CD kaufen, hatte aber nicht genug Geld in der Tasche. Hale erkannte die Situation, nahm, was ich hatte und erließ mir den Rest. Sein Album „Tornado Alley“ wurde dann zu einem entscheidenden Wendpunkt für mein musikalisches Leben. Ich liebte das Album, hörte es wochenlang, Tag und Nacht, rauf und runter, spielte und sang die Songs nach, lernte die Texte, schrieb letztlich meine Diplomarbeit über seinen Spielstil und verfolge seine weitere Karriere bis heute. Was aber mindestens genauso entscheidend war: „Tornado Alley“ (und weitere Alben) erschienen auf einem deutschen (!) Label und wurde durch einen deutschen (!) Albumversand vertrieben. Ich wurde sofort Kunde bei Glitterhouse, bekam monatlich das pergamentdünne Heftchen geschickt und bestellte viele, viele weitere Alben. Anfangs gerne diverse Labelkompilationen „Out of the Blue 1-12“ oder „Luxury Liner 1-4“. Hier kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Musikern und Bands wie Hazeldine, The Walkabouts, Chris & Carla, Richard Buckner, Whiskeytown, Chris Burroughs, Lambchop u.v.a. mehr. Allerdings stach ein Musiker von allen für mich heraus: Auf „Luxury Liner 1“ war der allerletzte Track von einem Neal Casal und allein dieser eine Song haute mich echt um. Ich bestellte mir sein Debutalbum „Fade Away Diamond Time“, das erst bei Zoo, später dann bei Glitterhouse direkt erschien und dieses eine Album wurde zu Vorbild, Maßstab und Blaupause für alles, was ich unter eigenem Namen veröffentlichte, insbesondere für mein Debutalbum „2174“ (2004).
Damals war Casal aufgrund unglücklicher Umstände längst vom ursprünglichen US-Label fallen lassen geworden, musste sich als Independent Artist, zum Teil ohne feste Band durchschlagen. Mit seinem sensationellen Debut hatte er bewiesen, wozu er fähig war, wurde aber trotzdem um eine entsprechende Karriere und Anerkennung betrogen. Trotz dieses ungeheuerlichen Tiefschlags machte er weiter und weiter, schrieb Songs, machte Demos, produzierte Alben mit niedrigsten oder gar keinen Budgets, erspielte sich Publikum und Fans in Mittel und Nordeuropa, fernab seiner Heimat. Neben seinen Solo- und Ensembleprojekten (Hazy Malaze) spielte er in kommenden Jahren bei Lucinda Williams, Ryan Adams, Chris Robinson Brotherhood (CBR) und Circles Around the Sun, war quasi dauerhaft auf Tournee, wirkte mit bei unzähligen Aufnahmen, produzierte Alben anderer Künstler, nicht zuletzt überzeugte er als geschmackvoller Analogfotograf (s/w). Insgesamt veröffentlichte Neal Casal 12 Alben unter eigenem Namen, drei unter Hazy Malaze, vier unter Hard Working Americans, drei unter Circles around the sun u.v.a. mehr. Ich besitze und kenne sie alle.
Während meiner Afrika-Film-Reise im August 2019 erreichte mich die Kunde von einem Freund, dass Neal Casal Suizid begangen hat. Die Nachricht haute mich komplett aus den Latschen. Ich saß alleine mit einem Gecko in einem deprimierenden Resort irgendwo in Tansania in einer Rundhütte, war erschüttert und konnte nicht glauben, dass er einfach gegangen war. Zum Trost hörte ich in der folgenden Nacht mehrmals das komplette Album „Fade Away Diamond Time“ durch und es entschlüsselten sich mir etliche Textpassagen, die für mich zuvor keinen rechten Sinn ergeben wollten. Z.B. aus „Free to go“: „It must have something to do with letting go”, aus: „Maybe California”: “He spent his time like a dollar, lived is fast and lived free”, “Maybe Someday I‘ll see you“, “So may these pages bring your words to life”, aus “One Last Time”: “Let me kiss you one last time”, aus “These Days”: “Long may you run,… may you never go before your time has come”. Es klingt als hätte er diese Zeilen zu sich selbst gesungen. Über die näheren Umstände seines Todes wurde nichts bekannt. Es hatte zu dem Zeitpunkt aber den Anschein, als sei sein Energiereservoir für den unfassbar anstrengenden Lebenswandel verbraucht gewesen, als hätte er alle Hoffnungen aufgegeben. Für mich blieb der Eindruck als sei mit seinem freiwilligen Tod auch seine inspirierende Musik in irgendeinem tiefen Canyon verklungen.
Dann geschahen ein paar wunderschöne Dinge:
Am 12.10.2020 fand unter dem Titel „There’s a Reward: A Celebration of the Life & Music of Neal Casal” im Capitol Theatre, Port Chester, New York ein fast 6-stündiges Tribut- und Gedenkkonzert statt, initiiert und moderiert von Gary Waldman, mit musikalischen Gästen wie Chris Robinson, Steve Earle, Hazeldine und sehr vielen anderen.
Ab Mitte September 2021 erschien in wöchentlichem Abstand jeweils eine Episode des umfangreichen Podcast: „Highway Butterfly: The Stories of Neal Casal“, in den bisher 13 ca. ein-stündigen Episoden kommen musikalische Weggefährten wie der Organist John Ginty, der Musikmanager Gary Waldman, die Bluesgitarrenlegende Warren Haynes und der Studioingenieur Jim Scott zu Wort und erzählen ausführlich, unterhaltend und pointenreich von gemeinsam Erlebnissen um und mit Neal Casal.
Mitte November erschien die 41-Tracks umfassende Tribut-Kompilation „Butterfly Highway: The Songs of Neal Casal“ mit Musikern und Bands wie: Marcus King, Billy Strings, Susan Tedeschi, Kenny Roby, Warren Haynes, Puss N Boots, The Allman Betts Band, und vielen anderen mehr. Sehr, sehr hörenswert.
Zusätzlich wurde die Neal Casal Music Foundation gegründet: “A Foundation created to inspire future musicians und bring mental health support to musicians already on the path.” Man kann das Projekt mit Spenden und Käufen unterstützen. Im Onlineshop ist das Kompilationsalbum „Butterfly Highway“ in hochwertiger Pressung als 5-LP-Edition mit Zusatzmaterialien erhältlich, dazu Mützen, T-Shirts etc.
Trotz der unermesslichen Tragik seines Ablebens ist es durch dieses ungewöhnliche, kollektive Engagement gelungen die Musik und das Leben des großen Songschreibers, Sängers und Gitarristen Neal Casal gemeinsam und für andere zu würdigen, zu feiern und zu zelebrieren. Es kommt spät, aber es findet statt, seine Musik wird gehört, interpretiert, seine Lieder gespielt und gesungen. Seine wunderschönen Songs leben auf diese Weise weiter, in Setlisten, Konzerten, Aufnahmen, Videos, Produktionen, Podcasts, LPs, Texten, Webseiten, Blogs und den Herzen seiner Bewunderer. Ich denke, das hätte ihm gefallen. Danke, Neal Casal.
In den 1980er Jahren führte für deutsche Nachwuchsgitarristen kein Weg vorbei an Sigi Schwab. Der deutsche Gitarrist und Komponist, geb. 1940 in Ludwigshafen, war Gitarrist der RIAS Big Band in Berlin, arbeitete als Studiomusiker in ganz Deutschland, komponierte Fernseh-, Film- und Bühnenmusik. Ab 1980 spielte er mit dem Diabelli-Trio (Wiener Klassik), im Duo Guitarissimo mit dem österreichischen Gitarristen Peter Horton und mit der Percussion Academia. Bereits in den späten 1970er Jahren veröffentlichte er die dreibändige Heftreihe „Folkpicking für Fingerstyle Guitar“, die für viele deutschsprachige Gitarristen einen detailliert ausgearbeiteten Einstieg in seine persönliche, vom nordamerikanischen Fingerpicking geprägte Spielweise bot. Nach einem ereignisreichen und einflussreichen Berufsleben als Musiker und Gitarrist hat Schwab nun im Alter von 80 Jahren den großformatigen Band „Guitar Book“ mit 30 Solo-Arrangements von Klassik bis Jazz mit Fotos und erklärenden Texten vorgelegt. Es ist sein notiertes und kommentiertes gitarristisches Vermächtnis. Weiterlesen →
“One day, some little fat girl in Ohio is gonna be the new Mozart and make a beautiful film with her little father’s camcorder, and for once the so-called professionalism about movies will be destroyed for ever and it will become an art form.”
Francis Ford Coppola in „Hearts of Darkness“ (1991).
Mit dem epischen Schlagzeugeinstieg der Aufnahme „Smells like Teen Spirit“ der US-amerikanischen Band Nirvana hat sich Dave Grohl als junger Mann quasi über Nacht in die erste Kategorie aller Punkrockdrummer katapultiert, einen Welthit mitgestaltet und zusammen mit seinen Kollegen einen neuen Musikstil, nämlich Grunge, erfunden. Das reicht vermutlich für einen der vordersten Ränge in der fortlaufenden Geschichte der Rockmusik. Nach dem Ende von Nirvana (1994) startete er unter dem Namen Foo Fighters seine eigene Band mit wechselnder Besetzung. Neben etlichen Alben, Videos und weltweiten Tourneen betätigt sich Grohl auch als Filmemacher. Nun hat er seine Erlebnisse in einem raumgreifenden, biographischen Rückblick zusammengefasst. Weiterlesen →