Buch: „Schritt für Schritt“ von Manuel Andrack

SchrittFürSchrittManuel Andrack ist Redakteur, Moderator und Autor. Von 1995 an arbeitete er als verantwortlicher Redakteur für die Harald-Schmidt-Show, ab 2000 war er als sog. Sidekick Ansprechpartner und sichtbarer Teil der Show. Die Zusammenarbeit mit Harald Schmidt endete 2008. Da hatte Andrack bereits mehrere erfolgreiche Bücher zum Thema Wandern veröffentlicht („Du musst wandern“, 2005; „Wandern“, 2006) und es sollten noch weitere folgen. Heute bezeichnet er sich als „Deutschlands Wanderexperte Nummer eins“. Im Frühjahr erschien mit „Schritt für Schritt“ ein neues Wanderbuch, diesmal mit einem besonderen Konzept: Andrack hat sich dafür 16 klassische Wanderungen aus der Weltgeschichte zusammengestellt, alle (zum Teil mit Orts- bzw. Sachkundigen) abgewandert und beschreibt die Umstände und Eindrücke in seiner ihm eigenen Art. Weiterlesen

Noten: „Bärenreiter Piano Kaleidoscope“

KaleidoscopeIm Frühjahr erschien unter dem Titel „Piano Kaleidoscope“ eine abwechslungsreiche Zusammenstellung von klassischen Solopianokompositionen. Das Notenalbum bietet zum kleinen Preis einen Querschnitt durch das Klavierprogramm des renommierten Bärenreiter-Verlages. Die ausgewählten Stücke spannen einen Bogen vom Beginn des 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert. Die 15 in diesem Band vertreten Komponisten haben die klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments durch ihre Werke in ganz besonderer Weise geprägt. In der Sammlung befinden sich Kompositionen aus Barock, Klassik, Romantik und früher Moderne, Werke unterschiedlicher nationalen Stile und in einer Bandbreite von geringem bis mittlerem technischen Niveau. Hier eine detaillierte Inhaltsübersicht: Weiterlesen

Rudolstadt Festival 2016 (Fr)

Am vergangenen Wochenende von Do-So fand in Rudolstadt in Thüringen das deutschlandweit größte Roots-Folk-Weltmusik-Festival statt. Aufgrund eigener musikalischer Verpflichtungen konnte ich nur an einen Tag dabei sein und so ging es am Freitagnachmittag mit dem Auto los. Ich hatte die Anfahrt nach einem flüchtigen Blick auf eine Karte als gar nicht so weit eingestuft. Erst nach der Abfahrt merkte ich mittels Navigationsgerät, dass sich die Strecke trotz relativ neuer Autobahn von Würzburg aus doch etwas zog. Ging aber gut durch, ziemlich genau um 18.00 waren wir mitten in der Stadt und fanden auch schnell einen guten Parkplatz. Von dort aus zu Fuß in die Stadt, Tageskarte (32 Euro) gekauft und über die Fußgängerbrücke über die Saale direkt hinein zum Heinepark.

Nach einem flottem und freundlichem Securitycheck ging’s gleich zum Tanzzelt, dem Herzen des feinen Festivals. Es besteht ja in seinen Grundfesten bereits seit den 1950 Jahren, wurde zu Zeiten der DDR mit vorwiegend osteuropäischer Tanz und Musikfolklore abgehalten, nach der Wende im Jahr 1991 inhaltlich neu ausgerichtet und zum weltmusikalischen Tanz- und Folk-Festival (TFF). Seit neuestem heißt es nur noch Rudolstadt-Festival, Tanz- und Tanzworkshops zu Livemusik spielen aber immer noch eine zentrale Rolle. Im Tanzzelt fand auch gerade einer dieser Workshops statt, es gab einen Vortänzer/Moderator, es tanzten viele Paare, dazu spielte die belgische Band EmBRUN, ein sehr schöner und friedlicher Empfang. Weiter ging’s über das Parkgelände zur großen Bühne am anderen Ende, dort spielte die Französin Keren Anne in schlanker Triobesetzung zur eigenen E-Gitarrenbegleitung und sang eigene Lieder und ausgewählte Fremdkompositionen. Sehr angenehmer, nicht zu lauter Sound, Videoprojektionen für die hinteren Reihen, der deutsch-französische Fernsehsender Arte war vor Ort, filmte und streamte live ins Netz (ausgewählte Konzerte sind noch für einige Zeit aus der Webseite abrufbar). IMG_4179Nebenan in der Weinschänke bei den Bauernhäusern gerieten wir eher zufällig in eine Darbietung der Sängerin und Liedermacherin Erna Rot und ihren musikalischen Begleitern. Wirkte alles sehr locker und studentisch, aber musikalisch auf hohem Niveau, anspruchsvolle Lieder, kluge Texte, intelligente Ansagen, eine Entdeckung.
Am unteren Ende des Parks wieder über die Saale zurück Richtung Innenstadt. Wir kämpften uns zum Hauptmarkt, kurzer Snack und von da aus weiter zum Neumarkt. Dort starteten gerade Wildbirds & Peacedrums (SWE), ein Duo aus einer Sängerin und einem Schlagzeuger. Die schwarzgewandete Dame predigte ihre Lieder. Mantraähnliche Textschnipsel und lautmalerische Shouts und Groans gingen fließend ineinander über, dazu tranceartige Drumsgrooves mit manualgesteuerten Samplesounds. Sehr ungewöhnlich, einnehmend und ganz großartig.

Danach zurück zur Grossen Bühne am Markt, dort gab es gerade eine Showeinlage der Grupo de Baile Otrova Boyacá (COL), traditionelle Musik und Tanz aus dem südamerikanischen Land Kolumbien, das in diesem Jahr Themenschwerpunkt ist. Auch immer wieder schön, authentische Folklore von jungen Menschen dargebracht zu bekommen. Musik, Tanz und Gesang gehört außerhalb Mitteleuropas ganz selbstverständlich zur Alltagskultur. Feine Sache, beneidenswert.IMG_4198Dann der Aufstieg zur Heidecksburg, Blick über die im Abendlicht erleuchtete Stadt und kurzer Zwischenstopp auf der Burgterrasse. Dort performten gerade Retrovisor (COL), gegenüber eine Tribüne mit Sitzplätzen, kurz mal hinsetzen und ausruhen mit gutem Blick auf die Bühne. Die Formation besteht aus zwei E-Gitarren, Schlagzeug, DJ und VJane. Livemusik, Liveeinspielungen und Livevideoprojektionen. Interessante Mischung, aber auf die Dauer etwas anstrengend, weil undynamisch, ein Frontalangriff auf alles Sinne, aber das Publikum tanzte, also passte es allemal.IMG_4207Weiter die Treppen hinauf zur großen Bühne auf dem gepflasterten Burgplatz. Als wir kamen, nahmen die Orchestermusiker gerade ihre Plätze auf der Bühne ein. Angekündigt war die Schwedin Lena Willemark und ihr kleines Ensemble bestehend aus Bandoneon und Cello, sie selbst spielt Geige, Bratsche und singt. An diesem Abend wurden sie unterstützt von den Thüringer Symphonikern, dem regionalen Orchester aus Rudolstadt-Saalfeld, einem bescheidenen, aber nichtsdestotrotz engagierten und beeindruckenden Klangkörper.IMG_4214Geboten wurde schwedische Folklore, vorwiegend Hirtenlieder, zum großen Teil mit Gesang und unterlegt mit orchestralen Arrangements. Willemark ist ausgewiesene Expertin für diese ausgetüftelte Mischung aus Volks- und Hochkultur. Sie wuchs auf mit schwedischer Folklore, absolvierte ein Jazzmusikstudium und widmete sich dann voll und umfänglich der Erforschung ihrer musikkulturellen Herkunft. Sie beherrscht seltene schwedische Dialekte und kennt sich aus mit den Feinheiten des Hirtengesangs. Immer wieder überrascht sie Zuhörer und Mitmusiker mit Intonationsfeinheiten, changiert innerhalb einer Melodie scheinbar zwischen Dur- und Moll, singt absichtlich abseits der wohltemperierten Stimmung, jauchzt und schluchzt, springt von Bruststimme ins Falsett und wieder zurück, eine phantastische musikalische Reise, ausdrucksstarke Rhythmik, sehr tanzbar, viele Dreier- und Sechsertakte, es scheinen klanglich immer wieder in Musik gesetzte skandinavische Naturphänomene hindurch. Strenge Winter, heiße Sommer, Licht und Schatten, Mittsommer, ländliches Idyll, Abgeschiedenheit und Melancholie, alles dabei. Insgesamt sehr beeindruckend und hervorragend besetzt mit den Thüringer Symphonikern, die sehr sensibel und ausdrucksstark begleitet haben, sicherlich eine Herausforderung bei einer musikalisch so expressiven und agilen Frontfrau wie es Willemark nun einmal ist.IMG_4223 Angefüllt mit diesen exquisiten Klangeindrücken ging es danach bergab, zurück zur Großen Bühne am Markt, von wo wir bereits von Weitem mit urwüchsigen Klängen gelockt wurden. Es sang, musizierte und tanzte die junge Horde Kesaj Tchave aus der Slowakei, sie brüllten mit krächzigen Stimmen und drehten sich in bunten, wallenden Gewändern. Geballte Lebensfreude und zügelloses Abfeiern vor entfesseltem Publikum. Vielleicht sollte erwähnt werden, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits nach Mitternacht war, der offizielle Teil des Kulturprogramms auf der Bühne bereits vorüber war und die zigste Zugabe lief. Folkloristische Ekstase, warum nicht? Es war schön anzusehen, wie die jungen Menschen ihre lebensfrohe Volkskunst auf so großer Bühne ausleben und zelebrieren durften.
Für uns ging es zurück zum Heinepark, dort spielte nach Mitternacht noch Mono & Nikitaman, deutsche Animationspartymucke zum Abtanzen mit leichten Ballermanntendenzen, nicht so ganz unser Fall, aber gerade noch akzeptabel. Wir waren geschafft, ein paar Lieder haben wir angehört, dann haben wir unser Schlafstätte aufgesucht, uns hingelegt und sind schnell eingeschlafen.IMG_4234 Am nächsten Tag ein schnelles Frühstück in Rudolstadt, dann Fahrt zur Talsperre Hohenwarte. Die angedachte Fahrradtour musste entfallen, zu bergig und auch landschaftlich irgendwie zu uninteressant. Ein Blick von der Staumauer über den See reichte schon um das morgendliche Outdoor-Bedürfnis zu befrieden. Fahrt durch den Thüringer Wald, der hier sehr waldig und menschenleer wirkt, fast wie evakuiert, über Sonneberg nach Coburg zurück ins Bayerische. Dort war gerade Samba-Festival, also keine guten Bedingungen um die Eindrücke von Rudolstadt ruhig ausklingen zu lassen. Deswegen Wanderung auf die Veste, Mittagessen ließen wir ausfallen, als in der Gaststätte oben ebenfalls (wenn auch sanfte) Gitarrensambatöne erklangen. Am späten Samstagnachmittag waren wir wieder daheim. Es war ein wunderschöner Ausflug, so wie es war. Bin mir nicht sicher, ob wir einen zweiten oder dritten Tag mit so vielen Eindrücken verkraften hätten können. Nächstes Jahr vielleicht wieder, mal sehen. Im Laufe der Woche evtl. noch ein paar Konzerte auf der Arte-Mediathek nachholen, das reicht dann.

Buch: „Gehaltsästhetik. Eine Kunstphilosophie“ von Harry Lehmann

GehaltsästhetikHarry Lehmann ist Kunstphilosoph und Autor von Büchern, Aufsätzen und Essays. Er studierte nacheinander Physik und Philosophie in Sankt Petersburg (RU), Berlin (BRD) und Leeds (GB). In den vergangenen Jahren erschienen „Die flüchtige Wahrheit der Kunst“ (2006), „Autonome Kunstkritik“ (Hg., 2012) und „Die digitale Revolution der Musik. Eine Musikphilosophie“ (2013). Nun hat er mit „Gehaltsästhetik“ einen eigenen Entwurf einer breit angelegten Kunstphilosophie vorgelegt, die neben Musik auch bildende Kunst, Literatur, Architektur etc. umfasst. Weiterlesen

Buch: „Sid Schlebrowskis kurzer Sommer der Anarchie und seine Suche nach dem Glück“ von Klaus Bittermann

SidSchlebrowskiKlaus Bittermann ist deutscher Autor und Verleger u.a. im eigenen Tiamat-Verlag in Berlin. Hier agiert er auch als Herausgeber der Reihe Critica Diabolis in der bereits weit über 200 Bücher unterschiedlichster Couleur, aber immer mit deutlich erkennbarem Indie-Touch erschienen sind. Diesmal hat sich Bittermann nach langer Zeit mal wieder die literarische Großform des Romans vorgenommen. Ausgangspunkt dazu war eine uralte Zeitungsnotiz über ein 16-jähriges Mädchen und einen 17-jährigen Jungen, die von zu Hause ausreißen und sich monatelang in Süddeutschland, Österreich und Norditalien als Betrüger und Hoteldiebe durchschlagen. Weiterlesen

Frizz über „So klingt Würzburg 2016!“

Von Christian Neubert

„ (…) ‚So klingt Würzburg 2016!’ erhebt nicht den Anspruch, eine Art Würzburg-Konzentrat in den Liedzeilen seiner neun Songs zu vermitteln. Vielmehr ist es ein musikalisches Hallo – ein gutgelaunter, eklektischer Gruß aus der Heimat. Dennis Schütze produzierte diese soundtechnisch divergierende, stets angenehm reduzierte Werkschau. Sie stellt eine Handvoll Sänger und Songwriter vor, die allesamt aus Würzburg stammen: Simon-Philipp Vogel, Mandy Stöhr, Zacq & Mari, Sandra Buchner und Christian Streckel. Zwei Musikvideos zum Album gibt’s ebenfalls schon. (…)“ (Frizz 7.2016, S. 38)

Album: Urban Chic & Country Cool (2)

Während das Kompilationsalbum „So klingt Würzburg 2016!“ fertig gestellt und mit Musikvideos und im Rahmen eines Living Rooms Events präsentiert wurde, liefen schon längst die Aufnahmen für das folgende Album mit dem Titel „Urban Chic & Country Cool“.

Es ist eine Art Fortsetzung von „Electric Country Soul“ mit eigenständigen Interpretationen amerikanischer C&W-Klassiker. Verbindendes Thema der dafür ausgewählten Songs ist der Gegensatz Stadt – Land, Big City – Country Side, daher der Albumtitel. Die Songs stammen u.a. von Alan Toussaint, Lee Hazlewood, Jim Croce, Arlo Guthrie, Rick Huckaby, Barbara Keith, Doug Kershaw, Richard Leigh, Keith Urban, Chris Whitley und The Band.
Produziert wurde diesmal nicht mit Liveband im Tonstudio, sondern als Produzentenduo (Camilo Goitia & Dennis Schütze) im eigenen Projektstudio. Goitia programmierte die Beats und spielte den Kontrabass, Dennis Schütze agierte als Sänger, spielte alle A- & E-Gitarren, Lap Steel, Piano und Orgel. Die Würzburger Sängerin Mandy Stöhr hat den überwiegenden Teil der opulenten Backingchöre beigesteuert (klingt wie Emmylou Harris auf „Harvest“ von Neil Young) und ein düsteres Duett mit Sandra Buchner ist auch noch dabei. Jetzt müssen lediglich noch ein paar Solos eingespielt werden, dann geht’s über den Sommer ab in den Mix zu Jan Hees.

Es darf jetzt schon vorausgeschickt werden, dass das Album durch den Ansatz Take-your-time-do-it-yourself-and-let-yourself-go einen sehr individuellen Sound bekommen hat und mit einigen musikalischen Überraschungen aufwartet, die selbst die Macher nicht haben kommen sehen. Hilfreich war dafür sicherlich, dass erstmals ein Großteil von Schützes instrumentalem Vintage-Fuhrpark zum Einsatz kam und nicht nur feine Gitarren, sondern auch edelste Mikros und Röhrenamps in der Signalkette eingeschleift waren. Erfahrung und Teamgeist diverser Albumproduktionen der letzten Jahre flossen zusätzlich mit ein.

Das Album wird voraussichtlich im Herbst erscheinen. Steady like a train & sharp like a razor! Stay tuned!

Album: „24 Hours to Nowhere“ von Hugo Race Fatalists

RACE_FATALIST_DIGIPACK_PRINT.inddHugo Race ist australischer Rockmusiker und Musikproduzent. In den frühen 1980er Jahren war er für einige Zeit Mitmusiker seines Landsmanns Nick Cave, als der seine Bad Seeds formierte. Man hat bis heute den Eindruck, dass die beiden viel voneinander gelernt und/oder übernommen haben. Songwriting, Instrumentarium, Arrangement und musikalische Weltanschauung weisen unüberhörbare Parallelen zueinander auf und für Hörer, die nicht in das jeweilige Werk eingearbeitet sind, können die beiden Musikerpersönlichkeiten zum Verwechseln ähnlich klingen. Race stieg allerdings schon bald wieder bei den Bad Seeds aus, verweilte noch ein Weilchen im Mutterland, bevor er 1989 erst nach Berlin abwanderte und danach in weiteren europäischen Ländern Station machte. Sein Werkkatalog ist beeindruckend: Seit Mitte der 1980er hat Race nahezu jedes Jahr mindestens ein eigenes Album veröffentlicht, diese auf verschiedenen Kontinenten mit Konzerttourneen promotet und nebenbei für andere produziert. Die kontinuierlichsten Bandformationen waren Hugo Race and the True Spirit, Hugo Race Fatalists und Dirtmusic. Weiterlesen