„Ich misstraute von Anfang an einer Kunst, die sich nicht selbst ernähren kann.“
Helge Timmerberg in: „Die rote Olivetti“, S. 56
„Ich misstraute von Anfang an einer Kunst, die sich nicht selbst ernähren kann.“
Helge Timmerberg in: „Die rote Olivetti“, S. 56
The Jooles sind eine junge Band aus Berlin und bestehen aus der Sängerin Daria Wabnitz, den Geschwistern Alexander und Katharina Dommisch an Gitarre bzw. Bass und dem Drummer Richard Schaeffer. Sie bezeichnen ihre Musik selbst als „Vintage Pop“ und tatsächlich handelt es sich dabei um eine Art rückwärtsgewandten Zitatpop, allerdings im besten Sinne. Die eigenen Songs werden als ein Retrostilmix mit deutlich hörbaren Einflüssen von Beat, Surf, Motown, Disco, Punk, New Wave und Neo Soul präsentiert. Insgesamt klingt die ausgefeilte Albumproduktion sehr solide und stilecht, immerhin ist die Band extra nach Hamburg gefahren und hat dort in einem Studio mit analoger Technik aufgenommen. Und dabei ist doch bekannt wie schwer es den deutschen Hauptstädtlern fällt ihren vertrauten Kiez zu verlassen. Der Ausflug hat sich allerdings gelohnt: Es wurde kreativ und ideenreich komponiert, instrumentiert und produziert, besonders gelungen, zum Teil wirklich herausragend sind die feinfühligen 60s-Arrangements für Querflöte/Saxophone, aber auch die Backingchöre klingen ganz wunderbar. Getragen wird alles von den auf ganzer Linie überzeugenden Leadvocals der sehr präsentablen und einnehmenden Frontfrau Wabnitz und einem rundum abgestimmten Look, der sich in Bandfotos, Hairstyle, Klamotten bis hin zur Instrumentenwahl niederschlägt. Dicke Empfehlung für Popnostalgiker, die stil- und niveauvoll unterhalten werden wollen. Hier ein Video zum Titel „The Flavour“.
Das Album (13 Tracks, 44 Min.) erscheint Ende Mai als CD, LP, Download und Stream. Aktuelle Tourtermine, (leider keiner davon in Süddeutschland):
03.05.16 Berlin Privatclub
05.05.16 Köln Lichtung
06.05.16 Herne Flottmannkneipe
07.05.16 Dortmund FZW Club
14.05.16 Frankfurt Circus
16.05.16 London The Finsbury
18.05.16 London Paper Dress Vintage
20.05.16 Ryde Blacksheep
21.05.16 Shrewsbury Old Post Office
22.05.16 Bishops Castle Underground
23.05.16 Liverpool Cavern Club
Björn Kern ist Schriftsteller und Familienvater, hat in den vergangenen Jahren eine handvoll Bücher veröffentlicht und dafür eine erstaunliche Anzahl von Preisen und Stipendien bekommen. Nun hat wurde bei Fischer eine besondere Schrift veröffentlicht, die vom Verlag als „Memoir und Manifest zugleich, Anleitung und Aufruf“ angekündigt wird. Sie trägt den provokanten Titel „Das Beste, was wir tun können, ist nichts“ und der Ich-Erzähler meint das wörtlich. Weiterlesen
Vor der Musikepoche der Wiener Klassik, die rückblickend vor allem von Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig von Beethoven geprägt ist, gab es eine Übergangsphase vom Spätbarock, die von Musikhistorikern als Vor- oder Frühklassik (ca. 1730/40-80) bezeichnet wird. Während bedeutende Komponisten des Spätbarocks wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel und Georg Philipp Telemann auch musikalischen Laien noch geläufig sein dürften und die Kompositionen von Haydn, Mozart und Beethoven bis heute immer noch zum meistgespielten Konzertrepertoire gehören, tut sich bei Protagonisten der Frühklassik eine Lücke auf. Allenfalls hat man etwas von den Bachsöhnen oder dem zu Lebzeiten hochgeschätzten und sehr erfolgreichen Italiener Antonio Salieri gehört. Aber wer kennt bitte Georg Christoph Wagenseil, Georg Matthias Monn, Johann Friedrich Agricola, Johann Gottlieb, Carl Heinrich Graun, Reinhard Keiser, Johann Joachim Quantz oder gar deren Werk? Weiterlesen
Das neue Album des Singer/Songwriters Terry Lee Hale trägt den Titel „Bound, Chained, Fettered“, das heißt übersetzt so viel wie „gebunden, angekettet, gefesselt“ und beschreibt die emotionale Grundstimmung der Song- bzw. Lyriksammlung. TLH ist ein Weltenwanderer und Geschichtensammler. Geboren und aufgewachsen in verschiedenen Regionen der USA, dort aber nie angekommen, stattdessen immer unterwegs, lebt und arbeitet er bereits seit mehreren Jahrzehnten in Frankreich, veröffentlicht seine Alben auf dem deutschen Label Glitterhouse und tourt durch halb Europa. Sein Songwriting ist reif, sehr eigenständig und stark von US-amerikanischen Rootsmusikern wie Jimmie Rodgers, Hank Williams, Muddy Waters, Bob Dylan und Tom Waits geprägt. Er ist ein sehr emotionaler und intuitiver Künstler und mindestens so sehr Poet und Dichter wie Sänger, Gitarrist und Performer.
Das straffe Album (9 Tracks, 37 Min. Laufzeit) startet mit dem Titelsong „Bound, chained, fettered“, einem dramatischen Rezitativ, einer Art Spoken-Word-Narration im allerbesten Sinne. Es folgen sieben weitere Songs und dazwischen ein kurzes Instrumentalstück, allesamt in verschiedenen klanglichen Schattierungen. Die Grundstimmung ist melancholisch, düster, geheimnisvoll, klanglich wird TLH unterstützt von den kongenialen italienischen Produzenten und Mitmusikern Antonio Gramentieri (egit, lapsteel), Franco Neddei (synth) und Christian Ravaglioli (piano). Die Lyrics sind hochpoetisch, sanft und sehr einfühlsam, haben jedoch auch eine assoziative, abstrakte und manchmal kryptische Qualität. Wie immer ist TLH der beste Interpret seiner eigenen Songs, er öffnet sich, ist persönlich, geht an die Schmerzgrenze, alles kommt direkt von Herzen. Gleichzeitig gleitet er nie in blanken Narzissmus ab, es wird nie (selbst-)therapeutisch, er bewahrt ein gesunde, erzählerische Distanz. Weiterlesen
Die Olivetti Valentino ist eine kompakte, mechanische Reiseschreibmaschine und wurde zwischen 1969 und 1975 hergestellt. Sie gilt als Meilenstein des Industriedesigns, wurde von zahlreichen Intellektuellen, vorwiegend des linken Spektrums, benutzt und wurde so zum Zeichen einer Antikultur. Der deutsche Journalist und Reisereporter Helge Timmerberg ist jahrelang mit einer roten Olivetti (und einer Gitarre) um die Welt gereist und hat seine Reportagen und Artikel darauf getippt. Nun hat er bei Piper so etwas wie den ersten Teil einer selektiven Autobiographie vorgelegt. Das Buch beschreibt seine berufliche und persönliche Entwicklung von Bielefeld, über Hamburg, Wien, München, Köln bis nach Havanna und endet im Himalaja. Dabei erzählt er von seiner journalistischen Arbeit für die deutschen Magazine stern, Playboy, Wiener, Tempo, Bunte und Geo. Weiterlesen
Die Musikstudenten spielen bei einer privaten Feierlichkeit in der Würzburger Residenz: Dominik Raab, Friedrich Betz, Dennis Schütze, Eduard Prost (l-r), Foto: Birgit Dörr, Foto-Linse
„Irgendein Fluch hat die Qualität der Arbeit mit der Quantität des Drucks verheiratet. Verdient eure Sätze im Schweiße eures Angesichts. Gebärt eure Geschichten unter Schmerzen. Wer es sich zu leicht macht, verliert auch leicht. Die Idee ist die Mutter des Erfolgs, und sein Vater ist der Druck. Darum ist alles gut, was den Druck fördert. Perfektionismus, Unsicherheit, Größenwahn, Eitelkeit sowie der hundsnormale Überlebensdruck. Der Druck der Not, die erfinderisch macht und wie eine Ratte Schlupflöcher sucht. Diese Ratte nennt man Kreativität. Erst wenn die Arbeit kreativ wird, schmeckt sie süß. Das ist das Zuckerbrot, der Druck ist die Peitsche. Und wenn sie niemand für dich schwingen will, dann musst du es selbst tun.“
Helge Timmerberg in: „Die rote Olivetti“, S. 88
Nach ihrer Extremfahrradtour Berlin – Shanghai (2012) sind die deutschen Zwillingsbrüder Hansen und Paul Hoepner im Sommer 2015 zu einer neuen, längeren Reise aufgebrochen. Sie sollte – frei nach dem Jules Verne Roman – in 80 Tagen einmal um die Welt von Berlin nach Berlin führen. Selbstgesetzte Bedingung war diesmal ganz ohne Geld auszukommen, alle erforderlichen Finanzmittel für Essen, Unterkunft und Transporte mussten unterwegs durch Tauschgeschäfte organisiert werden, betteln und einseitige Geschenke waren nicht erlaubt, Arbeit allerdings sehr wohl. Für den absoluten Notfall lag eine Kreditkarte bereit, die aber nicht zum Einsatz kam. Die Gebrüder waren wie immer bestens vorbereitet, reisten mit verhältnismäßig leichtem Gepäck, zwei selbstgebauten, multifunktionalen Rollwagen. Schlafsäcke, Zelt, Klamotten, Werkzeuge, etc. hatten sie dabei und medien- und verwertungserfahren wie sie nun einmal sind , spielte natürlich auch die Dokumentation eine wichtige Rolle, deswegen waren auch Kameras, Mikrophone, iPads und iPhones mit dabei, Tagebuch wurde nebenbei auch noch geführt. Weiterlesen
„Level 4 – Die Stadt der Kinder“ ist ungefähr das langweiligste Buch, das ich in meinem Leben kennengelernt habe. Habe es zusammen mit meiner Tochter gelesen, für sie war das Taschenbuch die Schullektüre in der 5. Klasse eines bayerischen Gymnasiums. Weil es Thema der nachfolgenden Schulaufgabe war, mussten wir uns bis zum Ende durchquälen, es war ein hartes Stück Arbeit. Ich hatte schon nach 10 Seiten komplett die Lust verloren. Weiterlesen